Auf nach Kalifornien - GO WEST - Bernhard + Sylvia auf Tour
05.10.11 über Route 66 zum Joshua Tree NP
Heute morgen ist das Wetter wieder etwas besser, zumindest ist der schwarze Himmel weg, aber es ist kalt - so um die 10 Grad nur.
Wir laden schlotternd unsere Siebensachen ins Auto und sagen dem Grand Canyon und unserem Best Western Hotel Goodbye.
Das Frühstück im Hotel war sehr lecker und vielfältig.
Aber nun wollen wir endlich los um heute viel Zeit an der Route 66 zu verbringen.
Es wird ein langer Fahrtag - Google Maps hat uns 593 km ausgerechnet und in Amerika darf man nur fahren wie eine Schnecke.
Nach 1 1/2 Stunden ist es soweit - wir biegen von der langweiligen Interstate endlich auf die Route 66.
Mir stehen jetzt schon Tränen in den Augen, weil ich totaler Fan bin und schon Jahre davon träumen hier zu fahren.
Ich springe auf meinem Sitz herum vor Ungeduld.
Denn heute möchte ich mein Idol treffen - Angel Delgadillo - dieser heute 84 Jahre alte Herr ist dafür verantwortlich dass es die Route 66 überhaupt noch gibt und befahrbar ist.
Er lebt sein Leben lang schon in Seligman, einem typischen Route66-Dorf, sein Vater hatte dort schon seinen Friseur und Barber-Laden, er übernahm dann das Geschäft in jungen Jahren.
Manchmal rasiert er noch in guter alter Manier wie man in den alten amerikanischen Filmen manchmal noch sieht.
In seinem Laden scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, es ist heute Museum, Andenkenladen und Barber-Shop zugleich.
Er sammelt Autokennzeichen aus aller Welt, wir haben ihm extra ein ganz besonderes mitgebracht über den großen Teich.
Denn unser Kennzeichen AZ ist gleichzeitig das Kürzel des US-Staates Arizona, in der Angel ja lebt.
Wir sind gespannt was er sagt und ob er sich freuen wird.
Kaum in Seligman angekommen, springe ich aus dem Auto und fange an zu fotografieren, so arbeiten wir uns langsam an den Shop von Angel Delgadillo heran.
So viele interessante Fotomotive hatte ich noch nie auf einem Haufen.
So viele Autos aus alter Zeit stehen hier einfach so rostend herum.
Zuhause würden sich viele Sammler alle zehn Finger danach lecken.
Wir sind beide komplett entzückt und knipsen wie verrückt, begleitet von erfreuten Ausrufen.
Das selbst gebaute Witzauto von Juan Delgadillo (leider vor 2 Jahren verstorben).
Es steht vor dem Burgerladen von Juan, das wird heute von seinen Söhnen weiter betrieben.
Der Laden ist extrem skurril und lustig, wir haben dort Burger und Hot Dogs gegessen.
Endlich sind wir zu Angel Delgadillos Shop vorgedrungen - wir sind beide total aufgeregt - besonders ich.
Angels Route66-Auto steht vor der Tür.
Hoffentlich ist Angel da - Bernhard sitzt mit dem mitgebrachten Autokennzeichen links vorne auf der Bank und wartet dass ich mit dem fotografieren aufhöre und wir zusammen reingehen können.
Wir gehen in den Shop, leider ist Angel nicht da.
Seine beiden Töchter sind an der Kasse, wir fragen nach ihm und sie rufen ihn extra zuhause an als sie sehen dass wir ein Geschenk dabeihaben.
Nach kurzer Zeit kommt Angel mit dem Fahrrad vorgefahren und alle Leute (Fans) aus dem prallvollen Laden stürzen auf ihn ein.
Er kommt jedoch herein und direkt zu uns.
Ich gehe mit dem Schild auf ihn zu und begrüße ihn, da ist es soweit - mir laufen vor Freude die Tränen - Angel ist sehr gerührt und nimmt mich in den Arm.
Bernhard macht ein Foto von uns und da ich eigentlich vor Glück heule und für das Bild lachen will mache ich ein völlig idiotisches Gesicht - wie peinlich
Er ist ganz begeistert und das Schild wird einen Ehrenplatz am Eingang seines berühmten Route 66-Shops erhalten, wir sollen es extra beide signieren dafür.
Wir unterhalten uns eine Weile mit ihm, er ist so freundlich und nett - es gibt einfach keinen netteren Menschen als Angel.
Ich frage ihn ob er heute rasiert und ob er Bernhard rasieren würde, er bejaht sofort und begibt sich in den kleinen Nebenraum der sein Barber-Shop ist.
Einige Männer fragen ihn ob er sie rasieren würde, er antwortet aber jedem dass jetzt zuerst Bernhard dran ist - ich platze vor Stolz.
Dann bittet er uns herein und Bernhard legt sich auf den alten, schon zerschlissenen 50ziger Jahre Rasierstuhl, Angel setzt sich seine berühmte obligatorische Mütze auf die er immer beim rasieren trägt und los geht es.
Es sieht aus wie in einem alten Film weil die Umgebung perfekt ist.
Wir unterhalten uns mit ihm und dauernd kommen mal wieder Fans herein und fragen ob sie ein Foto machen dürfen.
Bernhard ist jetzt wahrscheinlich in Dutzenden Urlaubs-Fotoalben in der ganzen Welt zu sehen - auch in Japan
So - Angel ist fertig - und wir zufrieden mit dem Ergebnis.
Für mich ging ein Traum in Erfüllung, ich habe mir so sehr gewünscht einmal Angel Delgadillo persönlich zu treffen und alles ist genauso passiert wie ich es mir geträumt habe.
Nochmal ein Abschlussfoto von uns allen Drei.
Sein Shop hängt voll mit Visitenkarten aus aller Welt die Fans hierlassen. Auch wir lassen eine hier und Angel möchte sie nicht an die Wand hängen, sondern die kommt in ein Album wo nur solche sind die ihm am Herzen liegen.
Er lässt noch Platz für die Fotos die wir ihm schicken möchten.
Wir kommen wieder Angel und dann bist du hoffentlich noch gesund und munter.
Direkt nach dem rasieren setzt er sich wieder auf sein Fahrrad und radelt heim zu seiner Frau Vilma, er hat uns erzählt dass sie gerade frische Bagels backt und er sich jetzt darauf freut die zu essen.
Er ist noch so rüstig und fit, man merkt ihm seine 84 Jahre nicht an.
Wir machen anschließend noch in seinem Laden einen riesigen Einkauf und gönnen uns mehrere Route 66-Shirts, Tassen, Schlüsselanhänger, Aufkleber, Blechschilder und zwei Fahnen.
Draußen noch das letzte Foto und wir fahren weiter.
Unterwegs gibt es immer wieder tolle Fotomotive mit wunderschönen Autokarossen die hier einfach vor sich hinrosten.
Drinnen hängt ein Originalplakat auf dem Little Richard zusammen mit den noch jungen und unbekannten Beatles als Konzert angekündigt werden - da waren wir noch nicht mal auf der Welt.
Viele, viele Briefkästen in Reih und Glied an der Straße - wo wohl die Häuser dazu sind?
Es ist weit und breit nichts zu sehen.
Manches ist direkt noch gut erhalten, die alten Zapfsäulen sind immer sehr sehenswert.
Warum sind die neuen heute eigentlich heute so langweilig gestaltet?
Irgendwann kommen wir über die steilen Hügel der Black Hills nach Oatman, einem alten Goldgräberstädtchen.
Hier ist die Zeit sowas von stehengeblieben!
Hier hat Clark Gable seine Hochzeitsnacht und die Flitterwochen verbracht - dann muss es bestimmt mal ein feiner Schuppen gewesen sein, heute kann man es nur noch erahnen.
In der Stadt laufen jede Menge wilder Esel herum.
Das kommt daher dass die Goldgräber früher diese Esel als Lasttiere zu den schwer zugänglichen Minen benutzt haben.
Nach der Goldgräberzeit, als die Minen geschlossen wurden, ließen sie die Esel einfach frei.
Diese vermehrten sich natürlich und die Nachfahren davon streunen immer noch durch Oatman und betteln nach Futter.
Hier schaut einer zwischen angebotenen Hosenträger neugierig ins Geschäft hinein.
Ob hier wohl jemand was Essbares für mich hat????
Die wilden Bergesel - die Burros - eine heute nur noch seltene mexikanische Tierart bekommt einen Aufkleber auf die Stirn dass man die nicht füttern soll.
Mir ist das jetzt wurscht - die sind so goldig.
Ich gehe in einen Laden und kaufe für einen Dollar Eselfutter.
Einer der Esel ist so begeistert und kann es nicht abwarten, er kommt einfach in den Laden gelaufen.
Die Besitzerin ist aber verständlicherweise nicht so begeistert davon und kommt hinter der Kasse mit einer Sprühflasche voll Wasser hervor.
Der Esel ist nicht sehr erbaut über die nasse Dusche im Gesicht und flieht beleidigt nach draußen.
Wir können uns kaum noch halten vor Lachen - die Situation ist genial witzig.
Draußen fange ich an zu füttern, die Esel kommen zahlreich herbei und sind richtig stürmisch.
Als das Futter alle ist werden sie auch ein bisschen rabiat und ich muss schnell flüchten.
Bernhard und alle Leute drumherum müssen lachen wie ich da so vor den Eseln wegrennen muss.
Langsam wird es schon dunkel und wir haben noch einige Kilometer durch die sandige Mojave Wüste vor uns.
Aber dieses Bild muss einfach noch sein.
Endlich kommen wir an im Fairfield Mariott in Twentynine Palms.
Es ist schon fast 8 Uhr abends, aber der Tag war superschön und hat total Spass gemacht.
Einzig unser Navi hat uns wieder geärgert und uns bei der Hotelsuche mitten in die Wüste dirigiert und an einer Sandpiste die gar keine Straße war steif und fest behauptet dass wir hier abbiegen müssen. Ja nee - iss klar - haben wir natürlich nicht gemacht, wir wollen ja nicht stecken bleiben.
Eine hilfsbereite Tankstelle und eine nette Mitarbeiterin von Burger King weisen uns den richtigen Weg.
Unser Zimmer ist einfach der Wahnsinn, das Hotel ist erst ein Jahr alt und alles ist ganz neu und fein.
So, jetzt war es aber genug für heute, morgen ist auch noch ein Tag.
Licht aus und ins Bett.
Aufbruch: | 21.09.2011 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 14.10.2011 |