30.000km - 4 Monate - 1 Paar Schuhe
Xiahe - Langmusi - Songpan
In Songpan habe ich lediglich eine Nacht verbracht, weil ich meinen Anschlussbus verpasst habe. Songpan ist unter Touristen beliebt, um hier im Sommer Pferdetrekking in die Umgebung zu unternehmen. Daher findet man hier viele Hotels und einige Hostels, die aber groesstenteils im Winter geschlossen sind. Ich war der einzige Gast im Schlafsaal eines Hostels. Ich habe mich mit der Besitzerin unterhalten und erfahren, dass die Region, aus der ich mit dem Bus gekommen bin, seit November fuer auslaendische Touristen gesperrt ist. Aus irgendeinem Grund bin ich dort geduldet worden, denn unentdeckt bin ich naemlich nicht gewesen. In beiden von mir besuchten Orten, in Xiahe und in Langmusi, starrten mich Polizisten aus ihren Autos heraus an. Zivile Streifenwagen habe ich auch entdeckt, anders kann ich mir sonst nicht erklaeren, wieso jemand den ganzen Tag in seinem parkenden Auto sitzen bleibt. Weniger auffaellig waren dagegen die schwer bewaffneten Soldaten, dich sich am Ortseingang hinter einer Wand aus Sandsaecken verschanzten.
Jetzt fragt man sich bestimmt, was das zu bedeuten hat. Im Jahr 2008 kam es in Lhasa zu Demonstrationen im Zuge des Jahrestages des Aufstandes von 1959 gegen die chinesische Besetzung Tibets. In den Kloestern von Xiahe und Langmusi solidarisierten sich die Moenche mit den Demonstranten. Die Folge waren Ausschreitungen mit der chinesischen Polizei und der dem Militaer.
In und um diesen Kloestern habe ich vier Tage verbracht und das erste Mal buddhistische Moenche und tibetische Pilger gesehen. Ich habe mich den Pilgern angeschlossen und bin ihnen den 3km langen Pilgerpfad um das Kloster Labrang gefolgt. Sie umrunden dieses Kloster den ganzen Tag im Uhrzeigersinn und drehen dabei hunderte von quietschenden Gebetsmuehlen, waehrend sie Mantras aufsagen. Ich war jedenfalls sehr begeistert von diesen Menschen und ihrem Glauben. Im Gegensatz zu den Chinesen, starren sie mich nicht entgeistert an, sondern schauen mich mit einem ehrlichen Laecheln an und gruessen mich dabei.
In beiden Orten war ich wiedereinmal der einzige auslaendische Tourist, der sich auf den staubigen Strassen bewegt hat, und war daher recht schnell unter den wenigen Einwohnern bekannt. Es war auch nicht einfach ein Hotel zu finden, dass im Winter geoeffnet hat. Letztendlich hab ich ein einigermassen sauberes Doppelzimmer in einem seltsamen Hotel gefunden. Das Hotel war recht gross, ungefaehr 50 Zimmer auf drei Etagen. Ich war zwar der einzige Gast dort, allein war ich aber nicht. Es hatte sich eine ganze Kompanie der chinesischen Armee dort einquartiert. Im Innenhof haben sie ein Zelt aufgebaut und ich konnte sie aus meinem Zimmer beim exerzieren beobachten. Im Treppenhaus hatten sie einen staendigen Wachposten eingerichtet. Es gab also nur diese Soldaten und mich in diesem Hotel. Hotelpersonal habe ich die ganzen zwei Tage dort nie sehen koennen, nur zum Einchecken kam ein kleines Maedchen, sie war vielleicht 12 Jahre alt, und hat mir den Schluessel zu meinem Zimmer gegeben. Insgesamt fand ich diese Situation sehr unangenehm, besser gesagt, ich war kurz davor meine Zimmertuer mit einem Schrank zu verbarrikadieren, um nicht am naechsten Morgen in diesem seltsamen Zelt im Innenhof, gefesselt an einem Feldbett, aufzuwachen. Ich war dann ziemlich erleichtert, als ich dieses Hotel am dritten Tag, frueh morgens mit einem Sprung aus dem Fenster verlassen konnte. Ich musste das Fenster nehmen, weil alle Tueren mit Stahlketten und Vorhaengeschloessern verriegelt waren.
vom 28.12.2012
Aufbruch: | 14.11.2012 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | März 2013 |
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