30.000km - 4 Monate - 1 Paar Schuhe
Insel Natuna & Insel Senoa (Teil 1)
Vom Hafen musste ich irgendwie nach Ranai, der größten Stadt auf Natuna, kommen. Ich blieb erstmal im Hafen, um zu beobachten, wie die anderen Passagiere von hier wegkommen und wieviel sie dafür bezahlen. Dabei wurde ich von einem Typen namens Riczjal angesprochen. Er redete ununterbrochen und wirkte dabei sehr nervös. Er wollte mich mit seinem Auto nach Ranai fahren - für umsonst. Eigentlich hat alles dagegen gesprochen, mit ihm zu fahren, aber irgendwie bin ich dann doch drauf eingegangen, weil ich nicht der einzige Mitfahrer war (drei Frauen und ein Kind). Er hat mich dann tatsächlich ohne eine Gegenleistung zu erwarten nach Ranai gebracht und mir geholfen ein Hotel zu finden. Wir haben vorher einen Zwischenstopp bei seinem Haus eingelegt. Ich bin aus dem Auto gestiegen und die Nachbarskinder, gerade noch am spielen auf der Straße, laufen in ihr Haus und rufen: "Mama, Onkel Riczjal hat einen Geist mitgebracht!". Das war ein Vorgeschmack auf die kommenden drei Tage. Denn diese Insel ist bisher vom Massentourismus verschont geblieben. Ein Europäer, mit blonden Haaren und weißer Haut, wurde hier noch nicht so oft gesichtet.
Ich gehe die Straße entlang und jeder, der an mir vorbeifährt dreht sich nach mir um. Das ist besonders lustig, wenn sich Vater, Mutter und die beiden Kinder auf einem Motorroller sitzend nach mir den Kopf verdrehen. Die Nachricht von meiner Anwesenheit hat sich rasend schnell verbreitet und als ich zurück zum Hotel kam, warteten dort schon eine Handvoll junger Insulanerinnen mit ihren Mopeds, halten ihre Handykameras bereit und grüßen mich mit einem "Hello Mister!". Nach der ersten Nacht in Ranai, in der regelmäßig der Strom ausfiel und kleine Geckos in meinem Hotelzimmer herum huschten (die Biester sind bestimmt auch ein paar Mal über mich drüber gelaufen, während ich schlief), warte ich am folgenden Vormittag auf jemanden, der mir zugesagt hat, mich zu einem nahe gelegenen Hafen zu bringen. Nach einer halben Stunde war er immer noch nicht aufgetaucht und so nehme ich das Angebot eines hilfsbereiten Menschen wahr, der mich zum besagten Hafen bringen kann. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass hier niemand versucht mich abzuzocken. Er bringt mich dann aber doch nicht zum Hafen, sondern zur Marinestation der Insel. Wie sich dann herausstellt, eine glückliche Schicksalsfügung.
Ich lerne dort Prama kennen, einer der vier Soldaten, die hier stationiert sind und den diensthabenden Offizier. Ich erzähle von meinem Vorhaben, einen Fischer anzuheuern, mich mit einem Boot auf die unbewohnte Insel Senoa zu bringen, wo ich eine Nacht am Strand schlafen und mich am nächsten Tag wieder abholen lassen möchte. Ich bin überrascht, dass sie nicht versuchen, mir meinen Plan auszureden, sondern ganz im Gegenteil, mir dabei noch helfen wollen. Doch zunächst führt mich der Offizier durch die Station, zeigt mir den Kontrollraum zur Wetterbeobachtung und die Radars zur Überwachung des Schiffsverkehrs. Währenddessen hat Prama eine Plane organisiert, aus der ich mir einen Wetterschutz bauen werde. Der Offizier fragt mich noch, ob ich an alles gedacht habe: Proviant? Ja. Trinkwasser? Ja. Taschenmesser? Ja. Regenponcho? Ja. Er wünscht mir viel Erfolg und ich setze mich zu Prama auf den Motorroller, der mich zum Hafen bringen möchte und zwischen mir und den Fischern übersetzen wird. Die anderen Soldaten folgen uns.
Im Hafen finden wir dann zwei Fischer, die bereit wären mich noch am selben Tag nach Senoa zu bringen. Doch es wird nicht so einfach, wie ich es mir gewünscht hatte. Sie sagen, dass der Wind zu stark ist. Wegen der hohen Wellen können sie sich der Insel nur bis auf 10m nähern. Dann müsste ich ins Wasser springen und den Rest schwimmen. Das Schwimmen ist nicht das Problem, nur mein Rucksack, der 10kg wiegt. Was das ganze Unterfangen jedoch vielmehr gefährdet, ist das Wetter der kommenden Tage. Die Fischer sagen, dass morgen das Wetter zu schlecht sein könnte, um mich abzuholen und ich müsste wahrscheinlich einen weiteren Tag dort warten. Aber selbst dann können sie mir nichts Versprechen. Notfalls müsste ich bis zu einer Woche dort auf der Insel warten! Das Risiko ist mir zu groß. Zwei Tage wären okay, ich habe ausreichend Trinkwasser und Essen, dann bräuchte ich aber die Garantie, dass sie mich spätestens danach abholen. Außerdem habe ich nur ein sieben Tage Visum und den Rückflug, sowie den Flug von Kuala Lumpur nach Kathmandu, bereits gebucht. Wir einigen uns auf folgende Lösung: Ich schlafe eine Nacht bei ihnen in ihrer Fischerhütte und wenn das Wetter am folgenden Tag beständig ist, bringen sie mich zur Insel und holen mich ein paar Stunden später wieder ab.
Aufbruch: | 14.11.2012 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | März 2013 |
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