30.000km - 4 Monate - 1 Paar Schuhe
Kathmandu - Varanasi
Ich bin nun wieder alleine unterwegs. In Kathmandu habe ich bisher mehr Tage verbracht, als in jeder anderen Stadt und so langsam hat's gekribbelt in den Fuessen - Zeit weiter zu ziehen, also habe ich mich von Jens verabschiedet, meinen Rucksack geschultert und bin in den Bus Richtung Indien gestiegen.
In Kathmandu hatte sich erstmals auf meiner Reise so etwas wie Alltag eingestellt. Frueh zum Baecker gehen, auf dem Weg noch den Drogendealern Guten Morgen gesagt, die im Touristenviertel Thamel an jeder Ecke stehen: "Good morning Sir, want some hash?", und anschliessend auf der Dachterrasse unseres Hotels gefruehstueckt. Den Tag dann mit Souvenirkaeufen verbracht und eventuell noch den ein oder anderen Tempel besucht. Dabei braucht man ein ziemlich dickes Nervenkostuem, denn sich von A nach B zu bewegen, heisst, sich in ein laermendes Meer von hupenden Motorrad- und Taxifahrern zu begeben und einen Bus nach den anderen anzuhalten, um zu fragen, ob er das gewuenschte Ziel anfaehrt. In der richtigen Motorrikscha Platz genommen, haelt der Fahrer erst wieder, wenn man an das Blech seiner Rikscha klopft, um damit seinen Haltewunsch zu signalisieren. Die Orientierung zu behalten gehoert in Kathmandu ebenfalls zur Koenigsdisziplin. Strassennamen zu lesen ist nicht moeglich; man merkt sich halt, dass man zwei Fluesse ueberqueren muss und nach dem zweiten Fluss noch ca. 500m weiterfaehrt bevor man aussteigen muss. Dann schaut man, wo die Sonne steht und laeuft ungefaehr in die gewuenschte Himmelsrichtung, fragt auf dem Weg die Leute auf der Strasse und kommt dann tatsaechlich dort an, wo man hin wollte.
Auf diese Weise haben Jens und ich Pashupatinath gefunden. Ein heiliger Ort der Hindus in Kathmandu, an dem sie ihre Verstorbenen verbrennen. Wir haben uns dieses Ritual eine Weile angeschaut. Die Leichen wurden in ein oranges Tuch gewickelt und auf einen Stapel Holzscheite gelegt, die Angehoerigen gehen um den Leichnam herum und verbeugen sich an seinem Kopf und den Fuessen. Anschliessend wird der Tote komplett entkleidet und im Mund zuerst entzuendet. Ein paar Stunden spaeter wird die Asche des Verstorbenen von seinen Nachkommen in den Fluss gespuelt.
Abends sind wir dann durch die Strassen von Thamel und haben die bewaehrten Restaurants aufgesucht, was in diesem Fall "billig - lecker - kein Durchfall" bedeutet. Auf dem Weg musste man den immergleichen Gestalten, die aus jeder Ecke auf einem zugeschossen kommen, ausweichen: "Hello my friend, Rikscha? Want some hash? Cocaine? I have good girls!" Nach Sonnenuntergang ist es uebrigens stockfinster in der Stadt, weil Kathmandu ueber keine funktionsfaehige Strassenbeleuchtung verfuegt und auch der Strom aus der Steckdose ist nur wenige Stunden am Tag verfuegbar, gerade solange, dass man seine Kameraakkus aufladen kann.
Vor fuenf Tagen habe ich also Kathmandu verlassen und bin nun in der heiligen Stadt am Ganges - Varanasi. Zwei Tage habe ich im Bus verbracht, um hierher zu kommen. Einen Tag zur indischen Grenze und dort am naechsten Tag in einen Bus gestiegen, der nur von Draehten zusammengehalten wurde und mich 12 Stunden lang durchgeschuettelt hat. 12 Stunden auf indischen Strassen, die so gnadenlos durchloechert sind, dass es keinen Unterschied macht, ob man auf oder neben der Strasse faehrt. Und alles was ich gerade ueber Kathmandu geschrieben habe, trifft auch auf Indien zu. Indien ist nur noch einen Tick lauter und schmutziger; der Muell stapelt sich noch hoeher auf den Strassen, der Orientierungssinn ist hier hoffnungslos ueberfordert und die Dealer scheinen mir auch hierher gefolgt zu sein.
vom 10.02.2013
Aufbruch: | 14.11.2012 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | März 2013 |
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