30.000km - 4 Monate - 1 Paar Schuhe
Peking - Shanghai
Am Tag nach meinem missglückten Ausflug zur Großen Mauer bin ich nochmal früh aufgestanden, um den Bus nach Huairou, eine Stunde nördlich von Peking, zu erwischen. Dort angekommen bin ich in einen Minibus umgestiegen, der mich die letzten 20km bis nach Mutianyu gefahren hat. Es war kurz vor 9 Uhr und ich hatte die nächsten zwei Stunden - dann kamen die ersten Touristenbusse - den 3km langen Abschnitt der Großen Mauer beinahe für mich allein. Ein absoluter Höhepunkt meiner Reise bisher.
Zurück in Peking hatte ich noch Zeit für eine Dusche, ein kurzes Schläfchen, meinen Rucksack zu packen und mich von meinem Gastgeber Tao zu verabschieden. Die Betten im billigen T Zug nach Shanghai waren für diesen Tag ausgebucht, also habe ich einen Sitzplatz in einem Hochgeschwindigkeits-Expresszug der Klasse D gekauft (schneller ist nur noch der Super-Hochgeschwindigkeits-Express Klasse C). Am Bahnsteig wartete dann ein Raumschiff auf mich, dass neben Shanghai, wahrscheinlich auch den Mond anfliegt. In meinem Abteil befanden sich auch keine Sitzplaetze, sondern vier Liegeplätze, die für sechs Personen gedacht sind. Wenn nur vier Leute mitfahren, hat man Glück, und kann sich schlafen legen. Das Glück war auf meiner Seite, wir waren nur zu dritt. Ich hatte eine nette Unterhaltung mit Lyla - sie ist Chinesin, aber viele junge Chinesen übersetzen ihre Namen ins Englische - und konnte dann noch sieben Stunden schlafen, bevor wir am nächsten Morgen Shanghai erreichten. Der Zug hat übrigens auf der 1500km langen Strecke zwischen Peking und Shanghai nur zweimal gehalten.
In Shanghai hat mir Lyla noch geholfen, das Apartment meiner Gastgeberin Justine (wieder der englische Name einer Chinesin) zu finden. Justine ist Immobilienmaklerin und hat mich über couchsurfing.org eingeladen, in ihrem Wohnzimmer zu übernachten. Wahrscheinlich weil sie vorhat nach Deutschland zu reisen und sich somit bei mir einige Infos holen konnte. Die kommenden zwei Tage (10. und 11. Dezember) habe ich dann Shanghai mit meinen Wanderschuhen erkundet. China sucht man hier allerdings vergeblich. Es gibt zwar ein paar alte Tempel, aber viel beeindruckender sind die riesigen Wolkenkratzer dahinter, in dessen Glasfassaden ein Tempel lediglich ein winziges Spiegelbild ist. Auch Shanghais Hauptattraktion, der Bund, präsentiert eher das kolonialisierte, als das traditionelle China. Der Bund ist eine Promenade am Westufer des Huangpu, von der man ein beeindruckender Blick auf die Skyline vom Ostufer, Pudong, hat. Außerdem wurde mir von Einheimischen noch ein Abstecher in die Nanjing Road empfohlen - einer Shoppingstrasse. Hier konnte ich nach den 16.000km, die ich schon zurück gelegt habe, westlich gekleidete Chinesinnen sehen, die auf ihren hohen Absätzen von Prada zu Gucci stolzieren.
Bei Tag und bei Nacht am Bund entlang zu spazieren, hat mir von allen Sehenswürdigkeiten in Shanghai am besten gefallen. Aber auch hier muss man auf der Hut vor Trickbetrügern sein. Dreimal haben sie es bei mir mit der gleichen Masche versucht. Man wird gefragt, ob man ein Foto von ihnen machen kann und anschließend in ein Gespräch verwickelt. Dann erzählen sie, dass sie irgendwo hingehen wollen und fragen einen, ob man mitkommen möchte. So wurde ich von einem Pärchen zu einer "Tea Ceremony" eingeladen und eine Mutter und ihre Tochter wollten mit mir zu einem Bierfest, das nur alle drei Jahre stattfindet. Wenn man ablehnt, versuchen sie es noch mit einem "come and join us, more people more fun!". Keine Ahnung was passiert, wenn man mitgeht, ich kann mir nur vorstellen, dass es teuer und lästig wird.
vom 14.12.2012
Aufbruch: | 14.11.2012 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | März 2013 |
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