30.000km - 4 Monate - 1 Paar Schuhe
Moskau - Irkutsk
Im Internet kann man das "Abenteuer Transsibirische Eisenbahn" von Deutschland aus buchen. Fuer ca. 2000 EUR bekommt man neben Hotelübernachtungen entlang der Strecke ein Ticket fuer die 2. Klasse (kupe). Fuer gerademal 90 EUR faehrt man mit dem gleichen Zug in der 3. Klasse (Platzkart). 90 EUR fuer die 5200 km von Moskau nach Irkutsk, viel Komfort hat man nicht zu erwarten, dafuer aber mehr Abenteuer. Einen Wagon teilt man sich mit ca. 50 Russen (auslaendische Touristen trifft man eher selten). Es gibt keine Abteile, lediglich sechs Betten sind jeweils zusammen gefasst. Die Betten sind ganz in Ordnung, nur etwas zu kurz fuer mich. Meine Fuesse hingen ca. 20 cm in den Flur und so manch einer hat sich im vorbeigehen an ihnen den Kopf gestossen. Auf den unteren Betten wird sich tagsueber zusammen hingesetzt, um mit den anderen Reisenden gemeinsam zu essen. Es gibt Wurst, Huehnchenschenkel, Fisch, Brot, Rogen und Wodka aber auch etwas gesundes wie z.B. eine Tomate. Es ist ueblich, dass jeder etwas von seinem Essen hinzu gibt. Meine Aepfel und die Milka Schokolade wurden freundlich zurueckgewiesen und mir stattdessen Fischeier mit Mayonnaise auf "Butterbrot" serviert. Ging einem das Essen aus, konnte man bei jedem laengeren Stop bei den Babuschkas am Bahnsteig etwas nach kaufen.
An den grossen Stationen, wie Jekaterinburg, Novosibirsk, Krasnoyarsk hat man die Moeglichkeit im Bahnhof eine Dusche zu benutzen. Ich glaube aber nicht, dass dies irgendjemand aus meinem Wagon in Anspruch genommen hat; mich eingeschlossen. Stattdessen hab ich mir mit einer Flasche Mineralwasser die Haare gewaschen. Wenn man sparsam mit den 1,5 Litern umgeht, bleibt noch ausreichend Wasser fuer den Rest vom Körper (fuer das notwendigste).
An den zahlreichen Haltestellen steigen immer wieder neue Leute hinzu, während man sich von anderen verabschieden muss. Gesprochen wird russisch. Diejenigen, die begriffen haben, dass man mit mir wie mit einem Kleinkind sprechen muss, also einfache Wörter und sich haeufig wiederholen, haben sich auch gerne mit mir unterhalten. So habe ich z.B. den Bauarbeiter Maxim, Vladimir, der in Shanghai lebte, den russisch-orthodoxen Missionar Nikolai und Armen aus Armenien kennengelernt. Armen war der einzige, der mich die ganze Strecke begleitet hat. Trotzdem hab ich nie erfahren, was Armen aus Armenien eigentlich so macht, ich weiss nur, dass er neben seinem Gepäck drei grosse, schwere, blaue Saecke von Moskau nach Irkutsk gebracht hat.
Am letzten Tag vor Ankunft in Irkutsk sind vier Mädchen aus Krasnoyarsk zugestiegen. Sie waren auf dem Weg zu einem englisch Sprachkurs in Irkutsk. Einige Zeit später liessen sie mir ueber einen anderen Fahrgast ausrichten, dass sie gerne mit mir reden moechten, auf englisch. Dazu war ich natuerlich gerne bereit. Sie haben mich dann nach anfaenglicher Zurueckhaltung ueber alles mögliche ausgefragt und mir ebensoviel von sich erzählt. Das dauerte die ganze Nacht an. So ungefähr um Mitternacht, im Wagon war das Licht schon aus und die meisten Leute schliefen bereits, begann sich dann noch Nikolai, der orthodoxe Missionar, fuer mich zu interessieren. Er und seine Begleiterin sassen auf seinem Bett; den beiden gegenueber nahm ich mit meiner Dolmetscherin Jenny, aus der Englischgruppe, platz. Zwischen uns meine Kopflampe auf dem Tisch. Jenny durfte z.B. folgende Fragen übersetzen: "Was ist der Sinn deines Lebens?", "Glaubst du an die Evolutionstheorie?" und "Warum hast du noch nicht geheiratet?" Irgendwann war ich dafür zu müde, er gab mir noch seinen Segen und ich hab mich schlafen gelegt. Wenige Stunden später hat schon mein Wecker geklingelt. Sein Bett und das seiner Begleiterin waren aufgeraeumt; beide hatten waehrend ich schlief ihre Sachen gepackt und den Zug verlassen.
02.12.2012
Aufbruch: | 14.11.2012 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | März 2013 |
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