30.000km - 4 Monate - 1 Paar Schuhe

Reisezeit: November 2012 - März 2013  |  von Marcus W.

Irkutsk und Insel Olchon

Irkutsk

Am Passagierbahnhof von Irkutsk steige ich nach einer 88 stuendigen Fahrt aus dem Zug. Was ich jetzt brauche sind ein richtiges Bett, eine Dusche und Internet. Am Bahnhof wartet schon Irina, die mich eingeladen hat, ein paar Tage bei ihr zuhause zu verbringen. Wir nehmen die Tram und es erwarten mich ihre Mutter und Grossmutter, mit denen sie zusammen wohnt. Ihre Grossmutter kocht eine traditionelle Borsch fuer mich; tischt mir Pfannkuchen, verschiedenes Gebäck und Gruetze auf. Im Gegenzug zeige ich ihr Fotos aus Deutschland und lese ihr, zu ihrer Belustigung, russische Maerchen vor. Irina stellte mich am ersten Abend ihren Freundinnen vor, sie studieren alle "American language studies".

Am folgenden Tag zeigte sie mir die Stadt. Was ich sehr amüsant fand, sind die Autos dort. Das Steuer befindet sich in einigen Autos links, in anderen auf der rechten Seite. Irina erzählte mir, dass sich ein russischer Autokäufer fuer Marke und Modell entscheidet und sich dann ueberraschen lässt, auf welcher Seite sich das Lenkrad befindet. Eine andere Version ist: man kauft sein Auto entweder in Japan (rechts) oder Europa (links).

Bei Abenddämmerung gingen wir in eine russisch-orthodoxe Kirche. Ich erwartete, ganz nach meiner atheistischen Tradition, hineinzugehen, ein paar Fotos zu schiessen und die Kirche wieder zu verlassen. Fotografieren war diesmal jedoch tabu, meine Muetze musste ich auch abnehmen. Aber es kam noch besser. Ich stehe eine Weile in der mit Weihrauch vernebelten Kirche und schaue einer Messe zu. Ein Priester mit goldenem Gewand und einem langen Bart steht mit dem Rücken zu mir. Er zitiert im Sprechgesang irgendwelche Verse, bekreuzigt sich mehrmals dabei; alle in der Kirche machen es ihm nach. Wenn er gerade nicht spricht, setzt ein Chor ein. Ich beobachte das eine Weile. Auf einmal sollen alle Anwesenden einem Ritual folgen. Ich komme nicht drumherum und schaue den anderen ab, was zu tun ist. Man geht nacheinander zum Altar. Vorm Altar bekreuzigt man sich und senkt seinen Kopf. Ich verharre eine Weile so, ohne zu wissen warum eigentlich. Anschliessend geht man zum Priester. Er schaut mir in die Augen, spricht ein paar Worte und streicht mir mit geweihtem Wasser und einem Pinsel ein Kreuz auf die Stirn. Ich gehe weiter und bekomme noch ein in Wein getränktes Stück Kuchen gereicht. Irina und ich verlassen kurz daruaf die Kirche und ich frage sie, was man vor dem Altar stehend eigentlich machen sollte. Sie sagt: beten.

vom 02.12.2012

Holzhaus in Irkutsk (1)

Holzhaus in Irkutsk (1)

Holzhaus in Irkutsk (2)

Holzhaus in Irkutsk (2)

Am Ufer des Angara

Am Ufer des Angara

russisch-orthodoxe Kirche

russisch-orthodoxe Kirche

Insel Olchon

Von Irkutsk aus habe ich einen zwei Tage Ausflug nach Chuschir auf der Insel Olchon im Baikalsee unternommen. Man fährt ca. sechs Stunden mit einem Minibus und erreicht Olchon mit einer Fähre. In meinem Hotel bin ich dann das erste mal seit Reisebeginn auf deutsche Touristen gestossen. Ich unterhalte mich beim Abendbrot mit Benjamin aus Berlin. Er ist seit einigen Monaten unterwegs, auf dem Weg von Singapur nach Berlin mit dem Zug. Ich reise in die entgegengesetzte Richtung und unsere Wege kreuzten sich hier auf dieser Insel im Baikalsee.

Am nächsten Tag gehe ich alleine wandern. Von zwei Hügeln verschaffe ich mir dabei einen Überblick über die Insel. Dort oben war ich dem kalten sibirischen Wind schutzlos ausgesetzt. Ich kroch auf dem Boden, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, dabei fliegt mir meine Karte weg und mein Stativ wird umgeweht. Ein Stativbein ist nun gebrochen, die Kamera zum Glück unversehrt. Zurück zum Hotel hab ich mich in einem Jeep mitnehmen lassen und genoss am Abend ein Bad in einer russischen Banja.

vom 02.12.2012

Eisschollen im Baikal

Eisschollen im Baikal

Haus in Chuschir

Haus in Chuschir

Chuschir am Abend

Chuschir am Abend

Haus bei Chuschir

Haus bei Chuschir

Blick auf den Baikal

Blick auf den Baikal

Mein Wanderweg

Mein Wanderweg

Auf windigem Hügel

Auf windigem Hügel

Blick von der Fähre. Rückfahrt

Blick von der Fähre. Rückfahrt

© Marcus W., 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Vier Monate lang werde ich den asiatischen Kontinent bereisen. Am 14. November starte ich mit dem Zug von Berlin aus Richtung Osteuropa. Die genaue Route lasse ich mir offen, fest steht nur, dass ich spätestens Mitte März wieder hier ankommen möchte. Dazwischen liegen Russland, China, Südostasien, Indien und Nepal, die ich bereisen werde. Zurück gehts über den Iran, wenn die politische Lage es zulässt. Insgesamt liegen geschätzte 30.000 km vor mir.
Details:
Aufbruch: 14.11.2012
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: März 2013
Reiseziele: Russland / Russische Föderation
China
Singapur
Indonesien
Nepal
Indien
Vereinigte Arabische Emirate
Iran
Deutschland
Der Autor
 
Marcus W. berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.