Ein neuer Traum, eine neue Reise. Asien ruft!

Reisezeit: Juni - November 2015  |  von Dienice Denise

Hoch hinaus ins Grüne: Cameron Highlands

Während der Anfahrt habe ich viel geschlafen und somit nicht so viel mitbekommen. Jedenfalls war es nicht annähernd so beängstigend wie angekündigt. Eher entspannt. Vorbei an riesigen Feldern, wo Erdbeeren angebaut wurden. Erdbeeren! Das hätte ich nicht gedacht! Habe es eher mit Augenzwinkern gesehen wenn in KL oder im Umland bei frischen Säften auch die Option " Erdbeeren" aufgelistet war.

Guesthouse... Ein gruseliger dunkler Riese dessen eines Auge in eine völlig andere Richtung schielte, während er mich anschaute und dessen Mund zwei Nummern zu klein für den Kiefer zu sein scheint, begrüßt mich und zeigt mir in knappen, nahezu unverständlich genuschelten Worten mein Viererzimmer. Eine weitere Frau, zwei Männer ( Indien und Frankreich). Da der letze Bewohner den vierten Schlüssel mitgenommen und nie abgegeben habe, gäbe es für mich keinen Schlüssel mehr. Schulterzuckend zeigt er auf das Mädel und sagt, wir sollen ihren Schlüssel halt teilen. Oder es sei ja immer wer da. Also die Tür offen lassen.
Urgh. Klar.
Wären die Leute auf meinem Zimmer nicht so vertrauenserweckend gewesen, wäre ich wohl abgereist. Gruseliges Hostel. Vielleicht war der Typ auch eigentlich ganz nett, aber den ersten Eindruck macht man nicht ungeschehen und ich war wenig begeistert. Natürlich hatte ich nicht erwartet, dass ich überall für 6€ die Nacht so nahezu königlich und klinisch rein leben würde, wie in Georgetown, aber hier hatte ich ja sogar 7€ gezahlt hihihi.
Naja ehrlicherweise habe ich online keine Budgetunterkunft in den Highlands gefunden, die wirklich gut bewertet war. Und 30€ für eine Nacht in einem Hotel, dass auch nicht wirklich toll bewertet ist, war es mir ebensowenig wert. Also Augen zu und durch.

Ein erneutes Mal war ich jedenfalls froh über meinen Baumwollschlafsack, der verhinderte, das ich direkt unter der schmuddeligen Wolldecke schlafen musste. Beste Anschaffung!

Nach einem kurzen Austausch mit dem indischen Zimmernachbarn beeilte ich mich loszukommen, denn ich wollte heute noch meine Tour für morgen bezahlen und sicherstellen, dass ich übermorgen diesen Ort verlasse.
Vorab hatte ich mich reichlich erkundigt und mich für einen Tagesausflug bei einem Anbieter entschieden, der neben sehr guten Ratings auch damit warb, eigene Wanderwege zu haben und für Nachhaltigkeit und Wiederaufbau der Wälder zu sorgen.
Die Buchung lief über ein Hostel in der Nähe und ein äußerst adretter Ladyboy mit giftgrünen Kontaktlinsen und maskuliner Armbehaarung bemühte sich, meine Fragen zu beantworten. Hier konnte ich auch gleich mein Busticket zur Weiterreise kaufen.

Beruhigt, dass die Abreise gesichert war, steuerte Ich das empfohlene Restaurants an. Ich weiß nicht ob es meine Grundstimmung zu den Highlands war, das graue Wetter oder etwas anderes war ,das auslöste, dass ich alles hier irgendwie trostlos fand.
Das wundervolle Luxushotel in Ipoh zu verlassen, die Hochfahrt in die Highlands, die gesäumt waren von Erdbeer- und Gemüsefarmen, gerodeten vormals sicher üppigen Stücken Dschungel, Gebirgsflüsse, die Abfallreste führten... Mein Hostelmolloch...
Den geruhsamen Charme eines Urlaubsortes den der Reiseführer für Tanah Rata ankündigte, konnte ich hier nicht finden.
Naja ... Irgendwo musste ich ja essen und idealerweise das sogenannte Steamboat, ein brodelnder Wok mit Wasser, in dem verschiedene Zutaten gleich am Tisch zubereitet und gemixt wurden. Im Restaurant angekommen orderte ich das Steamboot und wurde doch glatt als Alleinreisende diskriminiert! Unverschämt! Also ungläubige Blicke wenn ich Eintritts- oder Bustickets kaufe und die Frage "two?" Mit " no only me" beantworte, bin ich derweil gewöhnt.

Aber, dass ein Steamboat nur ab zwei Personen serviert wird... Frech. Püh! Dann schau ich es mir halt auf den Nachbartischen an. Ach so... Wie Fondue. Nur mit Gemüse. Pfh! Will ich eh nicht. Ja dann bitte nur Nudeln im wok. Für mich alleine. Hmpf.

Abends im Hostel führte dann beim besten Willen kein Weg daran vorbei, die Duschen zu benutzen. Meine erste Hostelerfahrung auf dieser Reise in Georgetown war ja durchweg positiv. Und da gabs auch Gemeinschaftsduschen. Was hier herausfordernd hinzu kam, dass ich nicht in einem female dorm war. Mich also nicht unbedingt im Zimmer umziehen konnte. Und, dass man hier seine eigene Rolle Toilettenpapier zugewiesen bekam, an das man sich erstmal erinnern muss, wenn man mit frische Klamotten, Handtuch und Kulturbeutel beladen im Bad ankommt und dann feststellt, dass man noch immer etwas vergessen hat.
Aber so eine Reise hat ja auch immer etwas damit zu tun, seine eigenen Grenzen kennenzulernen. Und allzu schlimm war es gar nicht. Es gab sogar warmes Wasser.

Und mich hat ja keiner gezwungen herzukommen. Das ist ja meine eigene Neugier. Bevor meine Tour am nächsten Morgen vermeintlich um 8.45 losgehen sollte, war ich hochmotiviert, in der frischen und deutlich kühleren Luft des Hochgebirges joggen zu gehen. Die Luft war auch schön. Die Straßen bzw teils sogar Gehwege auch besser geeignet als KL bzw der Strand der Perhentians. Die Steigungen von (diesmal verifiziert!) teils 12% allerdings nicht. Auch nicht, dass es in viele Richtungen irgendwie nicht weiter ging, weil ich dann auf der grünen Wiese stand. Vielleicht suche ich auch einfach Ausreden um regelmäßig Gehpausen einzulegen.

Die Flora und Fauna war jedenfalls hübsch anzusehen... In den Gehpausen

Auch als ich vom Joggen kam, schlief mein gesamtes Zimmer noch. Die beschriebene Badezimmersituation für Fortgeschrittene ist dann, wenn man sich seine Sachen im Dunkeln zusammensuchen Muss und möglichst leise versucht, die anderen nicht zu wecken. Und wieder zurückkommt wegen des Toilettenpapiers.

Der Ladyboy hatte mich deutlichst auf ein reichliches Frühstück hinweisen und so organisierte ich mir auf dem Weg noch:

Was hier wegen der Höhenmeter auffällt, ist der Druck auf den Verpackungen. Habe ich selbst allerdings nicht begriffen, sollte mir aber von einem netten Berlinerpaar später erklärt werden. Die Käsestange war übrigens widerlich und landete nach einem Bissen im Müll. Und das war schon die beste Auswahl die der Supermarkts ( so called) zu bieten hatte.

Mit Ca 15 anderen Touristen wartetet ich auf die Abholung zu meiner Tour. Auch noch als alle anderen bereits abgeholt waren. Eine anderer Tourguide war so nett, sich meiner anzunehmen und klingelte mal durch. Meiner sei gleich da. War er nach einem weiteren Anruf und mit über halbstündiger Verspätung auch. Toller Start. Immerhin -oder erschreckenderweise- war ich die Erste, die eingesammelt wurde, so dass ich mir den Beifahrersitz sicherte. Weitere Wartende wurden eingesammelt (wie sich herausstellte drei deutsche Paare und ein Pakistani ?).
begrüßt hat mich unser Guide mit der Erklärung, dass er gestern gut Party gemacht und verschlafen hätte. Eeeeeehm ja. Danke für die Info...Gutes Personal ist schwer zu finden. Ich versuchte mir einzureden, dass er ein sehr alkoholintensives Aftershave benutzte und das keine Folgen seines Alkoholkonsums waren....
Ist ja nicht so, als wäre heute eine ganze Fahrtruppe auf seine Fahrsicherheit angewiesen.
Erst einmal gibt es also eine halbwegs abenteuerlustige Strecke hoch zum Gipfel, dem Gunung Brinchang auf 2000 Höhenmetern. Eine enge gewundene Straße an der an jeder Straßenecke gehupt wird, um Gegenverkehr zu sensibilisieren, Schlaglöcher und traumhafte Ausblicke auf Teeplantagen säumten den Weg.
Oben angekommen sollten wir eine tollen Ausblick über die Berge der Highlands genießen. Sollten. Hätte. Wäre. Konjunktiv. Wir standen in einer einzigen Wolke und auf der ersten Etage des Aussichtsturms gab ich auf, weil ich sicher war, dass die Wolke auch zwei Etagen höher nicht anders aussah.
Schade.
Danach ging es in den Mossy Forest. Der überraschend so heißt, weil er voller Moos ist

Unser Guide nahm sich viel Zeit, um uns über die Wichtigkeit und das Funktionieren des Ökosystems bzw. auch und besonders des Mooses zu informieren. Und warum die Highlands gerade so im Umbruch seien. Dass man mittlerweile im Großteil der über 100 Flüsse, die sich hier speisten und in denen er als Kind geplanscht habe, mittlerweile viele Chemikalien finde und eine Touristin die sich mal in einem der klaren Flüsse die Hände gewaschen habe, in Kl ihren Ausschlag hat untersuchen lassen der darauf zurückgeführt wurde. Dass viele Tier- und Pflanzenarten aussterben. Dass sich das Wetter ändert. Dass die Regierung zwar keine weitere Rodung zugunsten von Farmland wolle Dies jedoch nicht reglementiert und durchsetzt.
Traurig!

Vorfahren vieler Pflanzen sind übrigens maritimer Natur und plötzlich fiel mir auch die Ähnlichkeit mit der Unterwasserwelt auf.

Im Mossy Forest ging es dann wie zu erwarten über Stock Stein durch den ein oder anderen Matschpfad, durch eine Landschaft die von unserem Guide als Set von Avatar, Sleepy Hollow oder Hobbit angekündigt wurde. Was zumindest die ersten beiden anging, sollte er recht behalten und tatsächlich kann ich sagen, dass sich der Trip in die Highlands alleine deswegen gelohnt hat. Auf moosigem trampolinähmlichen Untergrund zu gehen, der fast unter den Füßen schmatzt, unter tiefhängenden Lianen die mit Moos bewachsen sind, alles Kreuz und quer wuchernd mit fleischfressenden Pflanzen in allen Größen - das war ein tolles Erlebnis, was die Bilder wirklich nicht annähernd einfangen könnten.

Auf dem Weg zum Gipfel wurden uns wieder viele interessante Infos zuteil und oben angekommen hatte sich auch die Wolke verflüchtigt und man konnte die Aussicht genießen - bis zum nächsten Gewächshaus :-/

Ich glaube, auch hier zeigt sich wieder mein Fitnesslevel. Denn nach meinem Erlebnis auf Penang/Taman Negara Nationalpark, hatte ich mich natürlich vorab erkundigt wie demanding der Walk sei. Gar nicht, war die Antwort die ich bekam.. Kann ich so aber nicht 100%ig bestätigen. Ein Klacks war es nun auch nicht.
In jedem Fall war ich froh, dass der nächste Stopp nach den Anbaufeldern...

Hübsch zur einen Seite

Hübsch zur einen Seite

Subhübsch zur anderen

Subhübsch zur anderen

die in Malaysia bekannte Teehersteller BOH war, wo wir uns den Produktionsprozess anschauen konnten und natürlich auch Tee probieren dürften. Ein Stückchen Kuchen ( Karotte Banane- köstlich), durfte natürlich nicht fehlen.

Und auch wenn ich ja bekanntlich nicht reise, um Deutsche zu treffen, habe ich mich sehr gefreu, dass Franzi und Lars aus der Reisegruppe sich zu mir gesellten . Schnell bemerkten wir unsere gemeinsame Leidenschaft fürs Reisen und fütterten uns gegenseitig mit spannenden Geschichten (und Ideen für die nächste Reise) Ihr beiden solltet auch bloggen- ich lese gerne mit und meldet euch mal!
Gewehr bei Fuß stand unsere Truppe natürlich schon Minuten vor der angegeben Zeit wieder am Jeep um weiterzufahren. Ich weiß nicht, ob unser Guide ein ausgedehntes Hangoverschläfchen gemacht hat, aber er ließ uns eine weitere halbe Stunde warten, bevor es weiterging.
Der nächste Stopp war mal wieder megatouristisch und noch jetzt stehe ich dem Besuch der Schmetterlingsfarm zwiegespalten gegenüber.
Sowohl den Bird ( und auch Schmetterlings-?) Park in Kl habe ich ausgelassen, trotz Tipp meines Papas den auf Penang nicht besucht ( der ist bis 2016 wg Renovierung ohnehin geschlossen) und so war ich - auch wegen der viele tollen bereits in freier Wildbahn gesehenen Schmetterlinge- nicht unglücklich jetzt mal so eine Farm von innen zu sehen.

Zudem gab es Spinnen, diese Blatt- und stockähnlichen Insekte und tolle Pflanzen zu sehen. Auf der anderen Seite weiß ich leider nicht, wie Schmetterlinge artgerecht gehalten werden und ob es normal ist, dass die teils bewegungslos irgendwo sitzen. Dass auch Schmetterlinge mal sterben müssen, weiß ich auch, aber ob das hier auf evtl nicht artgerechte Haltung zurückzuführen war?! Ebenso, dass sie in Massen am Gitter hingen, das Richtung Himmel (oder Freiheit) ging. Ich weiß es nicht. Zwiegespalten.

Danach ging es zu einer Erdbeerfarm. Nicht uninteressant zu erfahren, dass Erdbeeren hier nicht am Boden, sondern pflückfreundlich und mit Bewässerungssystem angebaut werden. Wir durften selbst pflücken und probieren. Eigentlich sollte man diese Farmen boykottieren, damit nicht noch mehr angelegt werden und dafür der Dschungel weichen muss... Dachte sie und bestellte eine Erdbeermilch. Und ich glaube die war nicht mal aus echten Erdbeeren sondern aus Sirup... Der dort vielleicht sogar hergestellt wurde... Sei es drum. Ein weiteres naja- Moment in den Highlands.

Danach folgte weiterer Tourikram, auf den ich persönlich hätte verzichten können...
Wir wurden an einem Markt abgeladen, wo wir uns umschauen konnten. Immerhin Gab´s Süsskartoffelbällchen, die ich probieren musste. wo wir halt schonmal da waren. Naja..

Der letzte Stopp war ein chinesischer Tempel... Ja.. Tempel halt. Wobei wir hier ein gutes Timing hatten und eine Zeremonie beobachten konnten.

Am Nachmittag war die Tour vorbei und wohl alle um einige Eindrücke reicher.

Eine Dusche und eine Drogeriemarktausflug (was ganz besonderes hier,franzi hatte ihn entdeckt und empfohlen) später, war ich mit Franzi und Lars verabredet, um den vom Guide angepriesenen Inder zum Dinner auszuprobieren.
Der war tatsächlich top. Ebenso die Unterhaltung. Leider hatte ich die kühlen Abende in den Highlands unterschätzt und so war ich froh, dass wir beim locationwechsel ins nahegelegene Pub unter meiner Unterkunft gingen, so dass ich mich mit Pulli und Schal eindecken konnte.

Nach Mitternacht war meine Tasche gepackt und ich frierend im Bett ( die vorige Nacht kam mir gar nicht so kalt vor, jetzt zog mir die Kälte in alle Glieder und hielt mich wach).

Und jetzt sitze ich müde im Bus nach Kuala Lumpur, um von dort weiter nach Melaka zu fahren.
Ein weitere schöner Exkurs, den ich gerade beobachten darf: Ein (russisches) Pärchen sitzt im Bus neben mir (Einzelsitz auf meiner Seite, auf der anderen Gangseite sind Zweiersitze) und bereits vor Abfahrt hat sie gequietscht und geschrien, weil sich wohl ein Viech auf ihrem Platz befand. GlücklicherweiSe reist sie mit Retter an ihrer Seite, der nicht nur ihren Fensterplatz einnahm sondern auch ritterlich das Vieh tötete. Sie zog ihren Kapuzenpulli enger um sich und jammerte "They Are everywhere", als sich scheinbar ein weiteres Vieh näherte. Ich schaute mich alarmiert an meinem Platz um sah jedoch nur Miniinsekten:

Find ich jetzt auch Nicht toll. Aber erstens sind wir in Malaysia und da gibt es nicht nur Insekten, sondern zweitens normalerweise alles nochmal größer als Zuhause (in warmen Ländern wachsen ja übrigens auch Haare und Fingernägel schneller, um noch einen Exkurs vom Exkurs zu machen). Aber wäre so ein Vieh bei mir gewesen hätte ich mich zusammenreißen müssen - ich hatte keinen Ritter mit Insektenspray dabei.

Mittlerweile sind wir seit 1,5 Stunden unterwegs. Es gab noch die ein, oder andere Quitschattacke, die Fensterseite des Mannes ist mit Taschentüchern mit käferkadavern geschmückt und ich frage mich ob sie es aushält, vier weitere Stunden nach Kl stocksteif in ihrem Sitz zu verharren, sich mir ihren Händen um sich selbst festkrallend...
Einige Reihen weiter vorne gab es wohl auch schon eine Attacke. Eben habe ich gesehen was sie mit " big" meinte: ohrenpitschergross... Naja. Leben geht weiter wie mein ehemaliger Kollege sagen würde.
Ich werde derweil weiter an meinem Reisebericht tippern und beten, dass in Kl alles unproblematisch läuft und ich dort heute noch einen Anschlussbus nach Melaka bekomme...

© Dienice Denise, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mal wieder hat mich das Reisefieber gepackt. Der Job ist gekündigt, die Wohnung aufgelöst, mein Backpack auf Rollen reisefertig...
Details:
Aufbruch: 01.06.2015
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: November 2015
Reiseziele: Malaysia
Laos
Der Autor
 
Dienice Denise berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.