Ein neuer Traum, eine neue Reise. Asien ruft!

Reisezeit: Juni - November 2015  |  von Dienice Denise

Perhentian Island: Inselleben

Türkises Meer! So Türkis wie ich es lange nicht gesehen habe. Es gibt frische Fruchtsäfte für keine 2€, niedrige Sonnenschirme die den Strand säumen, Hippies die selbstgemachten Schmuck verkaufen. Man kann sich Schnorchel ausleihen. Malayische Babys schlafen in Hängematten. Chinesische Kinder graben ihren Vater im Sand ein. Hier ist es so wie ich es mir auf Bali immer vorgestellt habe. Hinzu kommt ein Kulturenmix, der friedlicher nicht sein könnte. Verschleierte Muslime sitzen mit ihren Badeburkas im Wasser und grooven auf die westliche Musik, die ab nachmittags aus einem Lautsprecher trällert.
Hier kann man es aushalten...
Ein kurzer Schreckmoment als uns das Backpackerpaar aus dem Bus über den Weg lief.

Und dann wieder... Tiefenentspannung.

Am Abend haben wir die Dusche eingeweiht, die natürlich nicht beheizt ist. Man kann kann also abends kalt oder mittags (wenn die Wassertanks aufgeheizt sind) brennende heiß duschen. Diese Optionen gibt es beim Strom nicht: den gibt es nur von 19.30 bis 6.30. Da es keine Klimaanlage gibt, heißt das, dass man zumindest in der Zeit mit Ventilator schlafen kann. Da über dem Bett bereits ein Moskitonetz hing, haben wir meins für entspannte Abende mit Blick auf die Bucht und den Sternenhimmel auf der Terrasse gespannt. So sah unsere Bleibe übrigens aus:

Wie künftig jeden Abend haben wir am Strand, mit den Füßen im Sand, fangfrischen Fisch gegessen. Inkl. Vorspeise (Bananenkuchen), Beilage ( nach Wahl), Nachtisch (Obst) und Getränk für den Preis von 5€.

Willkommen im Paradies!

Alles andere als paradiesisch war die erste Nacht. Ich erwähnte ja vielleicht das ein oder andere mal wie heiß es ist. Zwar brennt nachts keine Sonne mehr vom Himmel, aber dennoch macht der Ventilator ja nichts anderes als heiße Luft durchzupusten.
Hinzu kamen die Geräusche, die so ein Urwald macht. Effektiv war unsere Unterkunft nur 90 Sekunden Fußweg vom Strand entfernt, lag jedoch an einem kleinen Berg und unsere Bungalows waren die letzte Bebauung vor dem Dschungel. Also ja, da hört man dann schonmal was anderes als nächtliche Polizei oder Feuerwehsirenen, vorbeifahrende Straßenbahnen oder singende Vögel wie in Düsseldorf.
Wie sich Gekkos anhören und wie verdammt laut sie sind, wussten Verena und ich spätestens seit einem sehr abenteuerlichen Trip nach Indien. Hinzu gesellt sich fremdartiges Surren, dauerhaftes Fiepen, staccatoartiges Brummmen der Generatoren, allgemein eine Geräuschkulisse die man in einer Yogastunde in der Zivilisation als entspannend betrachten würde. Wenn man aber weiß dass man inmitten dieser Tiere (u.a.) gerade versucht zu schlafen, muss man sich erstmal daran gewöhnen.

Hinzu kam, dass sich außerdem entweder bereits vor unserer Anreise Mücken in dem Mückennetz über unserem Bett befanden oder sie mit uns hineingelangt sind.
Klar ist, dass die Biester mich leergesaugt haben. Und es juckte und kribbelte. Es fiepte und surrte. Und quietschte und sang. Und juckte. Und stach. Eine von wenigen Nächten in meinem Leben in denen ich sehnlichst den Morgen erwartete...
Am nächsten Tag sollten wir außerdem bemerken, dass es große Löcher im Moskitonetz gab, die Mücken also freien Flug hatten...

Sobald die Nacht aber vorbei war, überzeugte die Insel wieder mit ihrer traumhaften Schönheit und wir starteten mit preisgünstigem und leckeren Frühstück in den Tag.

Am Strand schläft es sich ja auch gut.

Da ich es trotz Sonnencreme mit LSF 50+ dennoch geschafft habe mir die Fersen, Kniekehlen und den Allerwertesten zu verbrennen, war ab dem zweiten Tag am Strand nahezu Vollbekleidung angesagt.
Unterm Schirm mit Leinenhose und Shirt. Im Wasser hab ich das Top auch anbehalten.

An zwei Tagen während unseres Aufenthaltes entschlossen wir uns, unsere Tauchkenntnisse mal wieder einzusetzen.
Einmal war mehr um wieder "rein" zu kommen, denn schließlich waren wir beide ein bzw zwei Jahre nicht mehr mit Geräten unter Wasser. Entsprechend soft war auch die dive Site. Gääääähn. Da hatte ich in diesem abgelegenen Paradies mehr erwartet.

An einem anderen Tag sind wir allerdings bei einem Wrack getaucht, das mal Zucker geladen hatte und zwischen Perhentian und dem Festland untergegangen ist. Das war großes Kino. Bis auf den Zwischenfall mit Verena, die plötzlich Probleme mit ihrer Maske hatte... Nicht ganz lustig und ich war froh, dass wir eine hochkompetente Dive Masterin dabei hatten, die die Situation auch 13 Meter unter Wasser lösen konnte...

Ansonsten bestand unser Inselleben aus ganz viel Entspannung und in den Tag hineinleben: lesen, schlafen, schwimmen, trinken, essen, schlafen, lesen usw.

Viele Bereiche sind hier übrigens schuhfrei... Damit der ganze Sand draußen bleibt?!?

Das eklige Molloch über das wir jeden Tag mit angehaltenem Atem zum Strand liefen (auch an diesem Müllhaufen vorbei...)

wurde schnell Normalität. Ebenso die Tatsache, dass wir feststellten, dass das Kranwasser, mit dem wir duschten und die Zähne putzen, ganz ähnlich roch.
Auch sehr schnell hatten wir uns angewöhnt uns ab Sonnenuntergang in unserer Unterkunft nur noch mit einer kleinen Lampe fortzubewegen, um ja nicht noch mehr Tiere anzulocken als irgend nötig.
Das abendliche Einsprühen mit Mückenspray.
Das tägliche Sichten von kleineren und mittelgroßen erschrocken flüchtenden Leguanen bzw. Waranen ( gibt's nen Unterschied?) gehörte auch zur Normalität. Nicht allerdings, was ich einmal kurz vor dem Molloch gesehen habe. Das war kein Waran! Wie groß werden Warane?! Und die umso schlimmere Frage : gibt es auf der Insel Krokodile?!?

Am Molloch übrigens

Am Molloch übrigens

Die Frage beschäftigte mich eine Zeit, bis ich jemand aus unserer Unterkunft fragte, der mir (erheitert ob der Frage) bestätigte, dass es hier nur Warane gäbe und die durchaus sehr groß sein können. Und ja von der Größe gäbe es auch mehrere. Herrje... Das einzig beruhigende war, dass die sehr schreckhaft scheinen und immer als erstes das Weite suchen.

An einem der ersten Tage auf der Insel habe ich übrigens meine erste Urlaubslektüre (Tantchen und Onkelchen: danke nochmal) ausgelesen die ich hiermit gerne allen ans Herz legen möchte: denen, die gerne Reisen genauso wie denen, die gar nicht nachvollziehen können, was uns Fernwehende umtreibt. Die Frau hat es in Worte gepackt, die es besser nicht beschreiben können, was in uns Weltenbummlern vorgeht. Die Bibel wenn es darum geht Fernweh begreifbar zu machen. Sie spricht mir aus dem Herzen.

An einem Morgen kam ich mal wieder auf die wahnwitzige Idee, joggen zu gehen...
Es ist durchaus schön morgens um 6.45 an einem fast menschenleeren Strand entlangzujoggen. Zu beobachten wie die Insel langsam erwacht.

Festzustellen, dass es tatsächlich ein deutsches Paar gibt (Yogis- er bietet allabendlich Yoga an), die am Strand schlafen und den Sonnenaufgang mit Sonnengruss empfangen. Viele Bötchen die im Wasser liegen. Bzw am Strand verankert sind. Und wenn man abends, wenn es dunkel ist, oder morgens beim Joggen nicht richtig aufpasst, kann man sich an einem, der zu den Ankern verlaufenden Seile schön lang legen... Ist mir natürlich nicht passiert.
Was im Urwald passiert, bleibt auch im Urwald.

Unsere herrliche Eintönigkeit haben wir außer fürs Tauchen nur an einem Tag aufgegeben, um zu den "Windmills" den Berg hochzusteigen.
Die "Windmills" konnte man vom Strand aus sehen und laut unsere Tauchlehrer war es ein absolut lohnender Ausblick, wenn man oben war.
War es. Aber bis es soweit war, mussten mal wieder einige Strapazen erfolgen. So oder so ähnlich muss sich Indiana Jones gefühlt haben. Wir sprangen über ausgetrocknete Regenrillen, balancierten über Stock und Stein, brachten uns vor Flugviechern in Sicherheit, bei denen sich hummelähnlich (aber mehrfach so groß) die Frage stellte, wie so kleine Flügel diese Masse hochfliegen lassen können. Vielleicht machten sie deshalb so einen Krach.

Schon die ganze Woche wollten wir uns außerdem mal motivieren, auf die gegenüberliegende Seite der Insel zu gehen, um von dort abends einmal den Sonnenuntergang anzuschauen und dort auch zu speisen. Aber sobald es abends war, war uns dann doch der Weg zu weit und es blieb nur der letzte Abend.
Durch den Urwald ging es einen breiteren Trampelpfad entlang, bis wir auf den Strand trafen, von dem Coral Bay wohl seinen Namen hat: Korallensand.

Durch ein schickes Hotel kamen wir zu dem Strandteil, wo ein langer Bootsanlegesteg ins Meer führte und wir keinen Sonnenuntergang erwarten konnten. Denn heute war der einzige bewölkte Tag auf der Insel.
Und irgendwie zog es sich auch gerade zu. Als wir unser Restaurant ausgesucht hatten, waren wir schon geistesgegenwärtig genug uns an einen überdachten Tisch zu setzen denn nur kurze Zeit später - ebenfalls das 1. Mal auf der Insel - öffnete der Himmel seine Schleusen. Und ließ sie offen.

Wäre ja ganz schön gewesen wenn wir halbwegs vorbereitet gewesen wären, aber wer kann sowas denn ahnen. Da saßen wir also, mit Gänsehaut überzogen und wollten statt unseren kalten Fruchtsäften am liebsten heißen Tee trinken. Da wir ja außerdem mit dem Taxiboot zurückfahren wollten, hatten wir keine Lampe dabei. Würden bei diesem Wetter aber keine Boote fahren ... Wie würden wir durch den Urwald ohne Lampe finden? Der Weg hin zu Coral Bay war abenteuerlich genug. Und so schwebten viele Fragezeichen über unserem Tisch, während wir außerdem feststellten, dass das Barbecue hier nicht so grandios war, wie in unserer Bucht. Hatten wir eigentlich das Seitenfenster in unserer Hütte zu gemacht? Könnte es da reinregnen? Würde es überhaupt irgendwo reinregnen? Wenn unsere Sachen nass würden... Wie bekämen wir sie bis zur morgigen Abreise trocken? Es gibt doch immer nur kurze Schauer. Warum regnet das jetzt schon eine Stunde und wird nicht weniger?
Wie immer waren (fast) alle Sorgen, die wir hatten unbegründet und überflüssig. Kurz nachdem wir mit dem Essen fertig waren, hörte es zu regnen auf. Unsicher, ob es nur eine kurze Pause oder das Ende war, ergriffen wir die Chance und verließen das Restaurant. Boote fuhren natürlich keine. Aber man zeigte uns einen gepflasterten Weg auf die andere Seite. Mit Hilfe der iPhone Taschenlampe konnten wir auch sicherstellen, keinen der plötzlich überall quakenden und hüpfenden Frösche zu zertreten.

Und innerhalb kürzester Zeit waren wir in unserer Bucht. Es hatte nirgendwo reingeregnet und alles war gut. Sogar die letzte Nacht. Denn es war deutlich abgekühlt in der Nacht umd entweder ich hatte mich an die Mücken schon gewöhnt oder sie hatten sich vor dem Regen verkrochen.

Am nächsten Morgen sind wir recht früh aufgestanden um den Morgen noch am Strand zu genießen, bevor wir frückstücken und auschecken mussten. Vorher wollten wir natürlich nochmal duschen. Verena sollte mit dem Boot um 12 Uhr übersetzen, ich um 15 Uhr.
Was wir vorher auch nicht geschafft haben: uns einfach mal Schnorchel zu leihen und in unserer Bucht zu tauchen. Das habe ich an diesem Morgen noch nachgeholt und war restlos begeistert. Wir hätten gar nicht tauchen fahren müssen - was sich da in der Bucht zwischen unseren Füßen und nicht weit entfernt an Unterwasserwelt abspielte, war gigantisch. Bedauerlich, dass ich das erst am letzten Morgen bemerkt habe, aber vorher war es rein zeitlich gar nicht möglich
Als Verena abfuhr fühlte es sich komisch an, denn nun würde meine Reise erstmal alleine weitergehen. Durch ein Land das ich noch gar nicht so gut kannte. Abschiede mag ich einfach nicht. Ich wollte ungerne die Mittagshitze frisch geduscht unter dem Sonnenschirm verbringen und so gönnte ich mir noch den ein oder anderen Smoothie und entfachte meine Vorfreude auf Georgetown...

Georgetown...
Um 15 Uhr lief ich das letzte Mal den Berg hoch, packte die Sachen ein, die noch auf der Leine getrocknet waren und schleppte meinen Trolley den Berg runter. Erfreulicherweise ging es nicht zum Anlegesteg, sondern gleich ab der Strandmitte los. Also keine Notwendigkeit meinen Backpack zu reaktivieren. Entsetzen packte mich als ich in ein kleines Boot ohne Dach gebeten wurde. Große Augen. Wenn ich damit die ganze Strecke übersetzte, hätte ich bei Ankunft schwerste Verbrennungen. Zum Glück schipperte man mich und meine Tasche und meine Tüte aber nur 20 Meter ins Meer wo ich auf offener See in ein anderes Boot - mit Dach! - umgestiegen bin. In Kuala Besut war ich schnell, holte mein Busticket ab und wartete. Denn mein Bus nach Penang würde erst um 20 Uhr losfahren. Ich war mit guter Lektüre ausgestattet und so verging die Zeit recht fix, bis der Bus ankam. Der Bus übertraf alle meine Erwartungen an einen Nachtbus: es gab kostenfreies funktionierendes WLAN, Liegesitze fast wie in der First class und Platz ohne Ende. An irgendeinem Stopp wurde ich unsanft darauf hingewiesen dass ich den Bus wechseln sollte. Na... Wenn die meinen.
Nachts an irgendeinem Baustopp zwischen zwei Bussen zu stehen, die völlig gleich aussahen, von einem Busfahrer angewiesen, der nur einmal einen Blick auf mein Ticket geworfen hatte... Da muss man einfach mal Vertrauen, dass die wissen, was sie tun. Auf Fragen wird ja ohnehin selten geantwortet. Und wenn, dann nur ein angedeutetes Nicken und ein Kopfzeig irgendwohin.
Ich hievte mein Gepäck von a nach b und auch wenn in dem zweiten Bus kein wlan verfügbar war, war der Sitzkomfort doch ähnlich.
Natürlich war es wieder eiskalt im Bus aber der klassische Schalwickel um Kopf und Schultern half.

© Dienice Denise, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mal wieder hat mich das Reisefieber gepackt. Der Job ist gekündigt, die Wohnung aufgelöst, mein Backpack auf Rollen reisefertig...
Details:
Aufbruch: 01.06.2015
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: November 2015
Reiseziele: Malaysia
Laos
Der Autor
 
Dienice Denise berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.