Ein neuer Traum, eine neue Reise. Asien ruft!

Reisezeit: Juni - November 2015  |  von Dienice Denise

Ko Phi Phi... Auf den Spuren von Leonardo

Der Tag startet früh morgens mit der Abholung meines Fährtickets, so dass ich mittags in meiner Unterkunft eingesammelt werde. Die liebe Dame gibt mir sogar Tabletten gegen Seekrankheit mit. Überpünktlich komme ich 10 Minuten vor Öffnung in meinem Café an. Bevor ich die Besitzerin fragen kann, ob ich mich schon auf die Terrasse setzen kann, schmettert sie mir ein "we Are closed" entgegen. Wie nett. Ich nehme trotzdem Platz um die paar Minuten zu warten - der Fruchtjoghurt ist einfach zu gut. Und das wifi. Das wifi... Gerade noch da, dann weg. Ich bin fassungslos, als ich merke dass es absichtlich ausgestellt wurde. Entsetzt über dieses Verhalten (immerhin bin ich derweil fast Stammkundin), suche ich mir ein anderes Café. Ist ja nicht so als gäbe es keine Auswahl....
Pünktlich werde ich mittags vom Minibus abgeholt der mich zur Fähre bringt. Mein Gepäck wird auf einem riesigen Haufen mit Hunderten anderer Taschen verzurrt und ich schmeiß noch eine Tablette. Die zerklüftete Landschaft von Krabi zieht an mir vorbei und ich bin froh dass das Schiff so groß ist.

Ob es daran lag, dass das Meer gar nicht so unruhig war, wie befürchtet oder der Tablette weiß ich nicht. Schlecht wurde mir nicht, denn ich habe nahezu die ganze Überfahrt geschlafen. Am Ende wurde ich durch den Besuch der Schiffstoiletten erneut positiv überrascht: das war fast besser als die Hotels die ich in Malaysia und Thailand gesehen habe (leider ohne Foto).
Diesmal habe ich vorab kein Hotel gebucht. Ich möchte eh im Zentrum bleiben, es ist keine Hauptreisezeit und so kann ich mir vor Ort ein Bild verschaffen. Bald ist ein süßes Guesthouse gefunden.
Ich lade ab, komme an und wie so häufig an neuen Orten gehe ich erstmal drauflos.
Bin noch unentschlossen wie ich die Insel bzw das Zentrum finde...

Ausschließlich auf Touristen ausgelegt. In den Gassen der Stadt reihen sich Pub/Bar/Restaurant An Frisör/Nagelstudio/MassageTudio, dazwischen Essstände mit frischen Früchten, Pizza und Crêpes sowie Stände die Flipflops oder Strandsachen verkaufen sowie Supermärkte.
Hauptsächlich fallen mir Engländer und Australier auf, die barfuß in bauchfreien Häkeltops und Batikröcken geschilllt durch die Stadt wandern. Und warum haben die alle Verbände? Haben die sich bei irgendwelchen Saufgelagen verletzt? Später verstehe ich.

Der Strand ist übersichtlich und auch wenn es so ist, wie ich es mir irgendwie gedacht habe mit den Beachbars und Cafés, hat es irgendwie malle-Style. Außerdem frage ich mich, wo der Körpercheck stattgefunden hat: außer mir gibt es nur Personen mit Modellmassen. Die sich übrigens an jeder Ecke auf offener Strasse tätowieren lassen (daher die Verbände). Bin sehr Zwiegespalten...

Aber ohnehin war mein Hauptbeweggrundl hier auf der Insel nachzuholen was ich bei meinem letzten Thailandbesuch verpasst hatte: die Schwesterinsel zu besuchen, die Berühmtheit erlangt hat, da Leonardo di caprio hier the Beach gedreht hat. Nachdem ich mir Strand, Innenstadt und Pier angeschaut habe,

buche ich meine Halbtagestour für den nächsten Tag bei einem unfassbar unfreundlichen Ladyboy, der/die mich während des gesamten Buchungsvorgangs nicht eines Blickes würdigt.
Ich bin noch immer Zwiegespalten...
Am nächsten Morgen breche ich pünktlich zum Reisebüro auf. Dort angekommen wird gewartet bis vier weitere Personen angekommen sind und ein kleiner Asiate bringt uns durch die Gassen zu etwas, das nachts eine Bar ist und wo wir Platz nehmen. Immer mehr Leute trudeln ein. Es fängt an zu regnen und ich sende Stoßgebete zum Himmel. Von anderen habe ich mir von dem Trip zu der Insel berichten lassen. Außerhalb der Regenzeit kann man sogar mit diesen schönen Longtailbooten übersetzen. Jetzt ist Regenzeit und das unmöglich, das Meer ist zu unruhig. Wo sind meine Tabletten gegen Seekrankheit? Als wir vom Käpt'n abgeholt werden, hat es aufgehört zu regnen und wir werden zu einem doch recht großen Schiff gebracht. Beruhigend. Doch sobald wir die Hafeneinfahrt verlassen, hüpft das Schiff durch die Wellen und ich sage mein Mantra während ich den Horizont fixiere: einatmen. Ausatmen.
Hilft nur bedingt. Einatmen ausatmen. Die Insel ist doch in Sichtweite! Das kann doch nicht so lange dauern! Einatmen... Ach so... Wir sind da. Warum hüpft das immer noch so? Erster Stopp ist ein Schnorchelspot. Dreimal überlege ich, ob ich in diesen Wellen Spaß haben werde beim Schnorcheln. Das Wissen, dass Seekrankheit im Wasser bei mir aber abnimmt, lässt die Entscheidung fallen. Ich springe in die Fluten. Zwischen den Schnorchlern von meinem Boot fahren Bootsleute auf Kanus umher. Sammeln diejenigen ein, die außer Puste sind und fragen regelmäßig, ob alles ok ist. Worauf habe ich mich hier eingelassen? Unter mir sehe ich ein Riff mit unfassbar mannigfaltigen bunten Fischarten. Und Blasen von Tauchern. Vielleicht wäre ich auch besser tauchen gegangen dachte ich mir, als die nächste Welle alle Schnorchler um ein paar Meter verschob und man sich erstmal wieder orientieren muste, um keine Füße von anderen ins Gesicht zu bekommen.
Anstrengend war es. Deshalb schwamm ich bald zurück. Kostete ein wenig Kraft zum Schiff zurück (und aufs Schiff!) zu kommen. Als alle wieder da waren schipperten wir weiter. Ziel: the Beach. Während meine Seekrankheit im Wasser vergessen war, traf sie mich jetzt wieder mit Paukenschlag. Ich schleppte mich zum hinteren Ende des Bootes (wo das Boot angeblich am tiefsten und stabilsten im Wasser liegt) und setzte mich neben die Dusche. Und teilte mein Frühstück mit dem Ozean. Und nochmal. Bis nix mehr da war. Würgte noch ein paar mal. Fixierte den Ozean. Neues Mantra: du kannst nicht mehr kotzen weil leer. Du kannst nicht mehr...
Das kalte Duschwasser half. Ich hörte auf zu zittern und machte mich frisch. Ein Bootsmann kam und fragte ob ich ok sei. Sprach meine Gesichtsfarbe nicht für sich?

Pünktlich bei Erreichen des nächsten Stopps fing es wieder an zu regnen. Wir sollten Rettungswesten anlegen. Und weil Thailand Thailand ist und viele Touris nach Koh Phiphi fahren , um den Beach zu sehen, haben sie die Insel zum Nationalpark ausgerufen und kassieren 10€ von jedem, der einen Fuß auf die Insel setzen will. Zum Erhalt der Natur. Räusper. Das war in etwa, was mich der Halbtagestrip gekostet hatte, aber sei es drum. Die Gebühr könnten wir an Bord Zahlen. In die Bucht des Beach können sie wegen des Wetters nicht fahren. Wir befanden uns an der Rückseite der Insel.

Ein Seil war gespannt von unserem Boot bis zu etwas, das aussah wie ein Kletternetz und wo ich gefühlt das letzte Mal vor 26 Jahren drinhing. Nun ja. Ich wollte the Beach sehen. Also los. Man konnte sich mit einem kanu zu dem Ca 30 Meter entfernten Netz fahren lassen. Why not. Hieß aber auch, vor dem Netz in das Wasser springen in dem sich ca einen Meter unter der Wasseroberfläche spitze, scharfkantige Felsen befanden und unverletzt zum Netz zu kommen, während unablässig Wellen hereindonnerten. Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?!?

Tatsächlich half die Rettungsweste, sich mühelos über Wasser zu halten, zwei Bootsleute waren ebenfalls mit helfenden Händen zur Seite. Die könnten sich aber auch kaum auf den Beinen halten. Am Netz angekommen machte ich drei Kreuze... Ohne zu wissen, was mir noch bevorstand. Das Netz selbst verlief Vlt 8 Meter in die Höhe zu einer Plattform. Was man als Kind mit links meistert, hat mir alles abverlangt. Und: als Kind macht man sowas nicht barfuß. Oder? Wie weh das tut, wenn man mit dem Fuß in den untersten Punkt dieser Seile rutscht und mit dem ganzen Gewicht dadrauf steht. Genug geheult. Ich habe es geschafft. Oben angekommen ging es entspannt eine Treppe runter, durch kieselig- steinigen Untergrund (Au Au Au Au) durch ein ausgestorbenes Touridorf , wo man sich sonst sicher vor Verkäufern nicht retten kann, einen kleinen Weg zum Strand. DEM Strand.

The Beach!! Da war er. Und ich muss sagen... Verdammt ist der schön! Ein absoluter Traum. Der Sand fühlt sich an, als würde man seinen Fuß in Puderzucker drücken und entgegen aller Bilder die ich gesehen hatte, ist niemand außer den Leuten von meinem Boot hier. Im Normalfall ist die Bucht gefüllt mit Menschen und Longtailbooten. Ich gehe die Bucht auf und ab und genieße den Anblick.

Und bin ein bisschen stolz dass ich es hierhin geschafft habe. Und verdränge, dass ich auch wieder zurück muss. Meine wasserdichte Tasche hat sich bezahlt gemacht. Testobjekt war allerdings meine Digitalkamera, weshalb ich euch nur die vom Kameradisplay abfotografierten Bilder zur Verfügung stellen kann.
Es war toll. Es war den Trip wert.
Danach... Das gleiche Spiel zurück: durch den Wald und das ausgestorbene Dorf zu der Treppe auf die Plattform. Und erstmal das Spektakel beobachten, wie die anderen es meistern das Netz nach unten zu klettern, in die Fluten über die Steine.... Puh! Nicht ungefährlich.

Zwischendurch beobachte ich wie ein Kanufahrer eines anderen Bootes zwei Gäste bringt. Eine Welle schleudert ihn bzw sein Kanu mit Wucht gegen das Netz, wo gerade andere von oben ankamen... Da hat sich der ein oder andere weh getan! Also nicht nur auf mich selbst aufpassen. Alle Kräfte gebündelt , unten angekommen, entscheide ich mich diesmal gegen den Kanutransport zurück. Bevor ich mich da hochquäle und riskiere, auf die Steine zu fallen, schwimme ich lieber. Bzw Hangel mich an dem gespannten Seil zum Boot zurück. Geschafft.
Das war wohl das abenteuerlichste, was ich bisher gemacht habe. Aber ich bin froh, dass es vorbei ist. Und auch froh, dass ich mich für den Halbtagestrip entschieden hab und nach einer weiteren halbstündigen Fahrt wieder dem Boden von koh Phiphi don unter den Füßen habe.
Eine Erfrischungspause im Hotel später habe ich nicht mehr viel vor.

Nur den viewpoint mit bester Sicht über die Zwillingsbuchten von kohphiphi möchte ich noch sehen. Ich weiß nicht, ob ich diesen Plan verfolgt hätte wenn ich gewusst hätte, dass da wieder Treppenstufen im Spiel waren. Viele Treppenstufen... Und ich hatte noch Muskelkater von Krabi!

Diese hier waren nicht abgezählt und so wusste ich unten nicht, was mich erwartet. Wenig war es nicht, aber der Ausblick hat entschädigt. Ebenso das Naturspektakel. Denn kaum war ich zehn Minuten oben, um die Aussicht zu genießen, fingen die Thais hektisch an, Fenster zu verschließen und Dinge an ihren Ständen zu befestigen. Ein kühler Wind kam auf und es zog wieder eine Regenwolke über uns hinweg. Innerhalb von Minuten stand ich in eine Wolke, der Wind fegte und der Regen peitschte. Von der Aussicht war nicht mehr zu sehen. Die Leute die jetzt erst oben ankamen waren völlig durchnässt. Hier verzog sich der Regen scheinbar aber wirklich so schnell wie er kam... Und so machte ich mich bald an den Abstieg.
Meine Zeit in kohphiphi war schon um - Morgen war meine Fähre zum Festland gebucht.

© Dienice Denise, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mal wieder hat mich das Reisefieber gepackt. Der Job ist gekündigt, die Wohnung aufgelöst, mein Backpack auf Rollen reisefertig...
Details:
Aufbruch: 01.06.2015
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: November 2015
Reiseziele: Malaysia
Laos
Der Autor
 
Dienice Denise berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.