Ein neuer Traum, eine neue Reise. Asien ruft!

Reisezeit: Juni - November 2015  |  von Dienice Denise

Chiang Mai - nicht unerwartet: eine neue Liebe: Strongwomen im Nördlichen Nirgendwo: Trekking

Früh am nächsten Morgen wurden wir von Mr. Chans Bruder eingesammelt, der uns wiederum zu Mr. Chans Haus brachte. Diejenigen unter uns (ich!), die keinen trekkingrucksack besaßen, bekamen einen, die Backpacker unserer Teamkollegen ali und Manu wurden untergestellt und wir lernten Goo kennen, der unser Führer sein sollte in den nächsten Tagen. Aus verschiedensten Foren hatten wir gehört, dass gerade diese Trekkingtouren mit Mr. Chan zu den Besten in Nordthailand gehören sollen und waren gespannt.

Erster Stop war ein Wasserfall zu dem wir ganz entspannt zu Fuß schlendern könnten. Da wir recht früh da waren, waren wir die ersten Minuten alleine. Die Jungs sprangen direkt in die Fluten. Ich steckte einen Fuß ins Wasser... Brrrrr.... Sehr kalt! Naja. Nur die harten kommen in den Garten. Also aus den Klamotten und rein da. Bis zum Knöchel. Bis zum.... Ne! Das ist eiskalt! Es war wirklich wunderschön anzuschauen, aber einfach zu kalt für mich.
Bevor wir die nächste Etappe angingen, gab es ersteinmal ein leckeres Mittagessen

Mit dem Fahrzeug ging es dann weiter in ein winzig kleines Dorf scheinbar im nirgendwo. Goo drückte uns dicke Spazierstöcke in die Hand. Ich hatte den Sinn von Spazier- und Walkingstöcken noch nie begriffen. Sei es drum... War ja lustig.
Selbsterklärend für den gesamten kommenden Trip war der nächste Dialog. Goo "WE start. This way". Die Antwort "which way?". Da war kein Weg. Und genau das war der Punkt. Goo stapfte voran über etwas das wie eine Wiese beschrieben werden kann, die abschüssig war und durch den Regen der letzten Tage in dieser Region am Boden völlig durchweicht und lehmig war. Schon jetzt machten sich die Stöcke bezahlt. Die nicht vorhandene Profil meiner Schuhe hatte hier keinen gripp und ich wäre wohl mehrmals den Hügel rittlings wieder runtergerutscht wenn ich nicht den Stock gehabt hätte um ihn in den Boden zu rammen und mich daran festzuhalten.
Nach den ersten 50 Metern tropfte mir der Schweiß vom Kinn. Ich versuchte den Gedanken zu verdrängen, dass die Rede von vierstündigem Trekking am ersten Tag war. Und ich nur 1,5 Liter Wasser dabei hatte. Ich dachte, das hier wird eine Spassveranstaltung. Spaß?!
Ich war die letzte die oben ankam... Da hatten die anderen Ihre Trinkpause schon fast beendet und sahen aus wie das blühende Leben. Könnte ich noch umkehren? Jaja... Zähne zusammenbeißen und weiter.

Immerhin waren wir jetzt auf einem Hügelchen. Also erstmal nur geradeaus. Und dann ging es wieder bergab. Verdammt! Runter war es bei diesen Bodenverhältnissen fast noch anstrengender. Ich wollte nicht schon wieder zurückfallen, musste aber bei jedem Schritt aufpassen, dass es mich nicht hinhaut. Wer will sich schon im Nationalpark in Nordthailand den Knöchel brechen? Gibt es hier flying doctors?
Unverhofft rannte etwas bellend an mir vorbei und ich zuckte zusammen. Hunde! Diese Tiere gab es hier auch wirklich überall! Goo stoppte immer mal wieder um uns Pflanzen oder Bäume zu erklären und "essbar" wurde ein geflügelter Begriff, denn scheinbar war hier alles essbar. Woher Goo die Energie nahm, war mir schleierhaft, aber er sammelte sogarn nebenher Pilze fürs Abendessen. Und bot sie uns als Regenschirm an, als es anfing zu nieseln.

Regen?!? Oh, bitte nicht! Dann würde es ja noch schlimmer mit dem Untergrund. Vom Anspruchslevel mal ganz abgesehen.
Goo hatte auch für dieses Problem eine vorübergehende Lösung und bastelte uns aus dem was der Regenwald hergab chice Robin-Hood-Hüte.

Unten angekommen, stiegen wir über Holzabperrungen, die Wiesen voneinander trennten und gingen Wege entlang bei denen man fast knöcheltief im Schlamm versank - zumindest wenn man nur Sneaker anhatte :-/

unfassbar... Dieses Schuhmodell hatte mich vier Monate durch Australien begleitet und es sollte sich erstmals in der Regenzeit im norddthailändischen Dschungel als unzureichend herausstellen. Nachdem wir also diese Wiese und diverse Reisfelder überquert hatten, gingen wir wieder auf einen Berg zu. Ich war erschüttert. Goo!!! Noch ein Berg? "Zwei noch hihihi" war die Antwort. Mir war nicht zum Lachen zumute. Aber das schöne ist ja dann irgendwie auch, dass nicht weitermachen eben auch keine Option ist...
Also ging es auf den nächsten Hügel wo wir dann auch sahen, welche Tiere für die teils sehr ausgetrampelten Pfade verantwortlich waren. Trekker schienen sie zu kennen und als überhaupt nicht beängstigend zu empfinden.

Ich kann und will nicht jeden Schritt diese überaus anstrengenden Trekkings wiedergeben. Aber es war für mich definitiv grenzwertig und ich war froh dass der Körper irgendwann wie automatisch weitermacht.
Mein Bruder sagte im Nachhinein dass sein gps eine Strecke von 10 Kilometern aufgezeichnet habe und er das Trekking ähnlich anstrengend empfunden habe wie seine letzte Teilnahme am Strongmanlauf. Sagt ein trainierter 26jähriger junger Mann.
Stolz waren wir wohl alle, als wir über eine Brücke gingen und hinter der nächsten Ecke das Dorf sahen, das in der nächsten Nacht unser Zuhause sein sollte.

Nachdem wir uns alle erstmal hingesetzt und ausgeruht hatten, wurden die Räumlichkeiten inspiziert und wir fingen mit duschen an.
Goo hatte als erster geduscht und für ihn ging es direkt weiter... Er bereitete unser Abendessen vor. Nach und nach kam unsere Truppe dazu und half beim schnippeln und dekorieren. Ohne naschen ging es nicht - wir waren halb verhungert und hatten uns das Essen auch wirklich verdient!
Und Goo unser unermüdliches multitalent zauberte ein Mahl vom allerfeinsten. Neben frittierten hähnchenkeulen gab es Reis, Gemüse süß-sauer, eine Pilzmischpfanne sowie...
Es war unfassbar lecker. Wir konnten kaum aufhören zu essen.

Bereits auf dem Weg waren wir über die ein oder andere Trekkingruppe gestolpert. Zu einer gesellten wir uns, nachdem Goo uns in der dunklen Nacht 10 Meter die Straße hinabführte um uns zu zeigen welche Tiere sich in den kreisrunden Löchern auf Hüfthöhe befanden, die wir auch Tags schon bemerkt hatten: tarantula! Wie im Film. Riesengroß, haarig und... Essbar. Hahaha. Wir gingen wieder zu der zusammengewürfelten Truppe die gemeinsam Gitarre spielte und sang. Zwar war der Tourguide der anderen Gruppe der Gitarrenspieler aber unser Goo hatte definitiv Entertainerqualitäten - auch ohne die Runden Bier, die mein Bruder für die guides schmiss
Als Manu und ali sich Richtung Bett aufmachten, schloss ich mich an. Schließlich würde es am nächsten Morgen taff und vor allem früh weitergehen. Um 7 Uhr gab es Frühstück. Wie immer in der ersten Nacht in einer Holzhütte am Meer oder in diesem NationalpPark... Die Geräusche sind neu und ungewohnt. Es kribbeltkrabbelt und mein Schlaf ist alles andere als erholsam. Als es mitten in der Nacht heftigst anfängt zu regnen, denke ich an Goos warnende Worte bzgl des Trekkings am nächsten Morgen... Eine halbe Stunde. Wenn es regnet eineinhalb. Und dann ist die Strecke anspruchsvoller als heute. Und wie es regnet!
Der nächste Morgen kommt und unser Goo lässt sich nicht Lumpen. Zum Frühstück gibt es unter anderem göttliche pancakes.
Auch nach dem Frühstück regnet es weiter so, dass wir irgendwann im Regen aufbrechen. Das wird lustig. Ich ziehe meine kapuze auf und wundere mich was mich am Kopf kitzelt... Als ein ekliger Riesenkäfer aus meiner Kaputze fällt bekomme ich einen Schreikrampf. Sorry! Bah!!! Alle wach???

Dann geht es los. Vorbei an den Tarantulalöchern, die Sebi jetzt schon so gut mit einem Stock befühlen kann, dass eine Spinne aufgeregt zur Verteidigung angerannt kommt. Ich bin froh, dass ich den Stock von gestern noch habe. Bei jedem Schritt denke ich, dass es mich hinhaut. Die Steigung ist immens und es gibt fast nur ausgetretene Stellen durch die das Wasser den Berg hinabläuft. Wo soll man da halbwegs trittsicher seinen Fuß hinsetzen? Zwischendurch wird mir eine helfende Hand von anderen guides entgegen gestreckt. Mal wieder kommt mir der Gedanke... Was ist wenn ich einfach nicht weitergehe? Oder jemand besteche der mich mit dem Motorrad heimbringt? Goo ist mein Retter in der Not. Circa die letzte Hälfte des Weges nimmt er mich an die Hand und rettet mich so mindestens 6 mal davor mich der Länge nach hinzulegen und auf dem Bauch den Berg herunterzurutschen. Außerdem zeigt er mir wo genau ich meinen Fuß hinsetzen soll - im Zweifel neben seinen, der mir Halt gibt. Ich komme mir vor wie eine 90jährige Oma die über die Straße geleitet wird. Es ist unklar ob das Regen- oder Schweißtropfen sind, die von meiner Nase Tropfen. Wie ein kleines Kind frage ich alle 30 Meter: wie weit noch?. Irgendwann als ich es gar nicht mehr für möglich halte, sagt Goo, dass wir jetzt den Berg geschafft hätten und am Fluss seien.
Ich wollte tanzen vor Glück. Stattdessen setzte ich mich und trank einen Liter Wasser. Hier warteten auch die Elefanten auf Manu und meinen Bruder.

Ali und ich hatten uns gegen den Elefantenritt ausgesprochen denn man hörte einfach zu viele Horrorstories über die nicht artgerechte Haltung und die Erziehungsmethoden die angewandt wurden um Elefanten für Touristen gefügig zu machen. Das wollten wir nicht unterstützen sondern nachdem die Jungs mit den Elefanten zum Baden geritten waren, die Fütterung übernehmen.

Goo immer in Action nutze die Zeit um unser Bambusfloss vorzubereiten. Ich könnte mir kaum vorstellen, dass wir mit diesem Ding mehrere Kilometer den Fluss hinabtreiben sollten ohne zu kentern. Geschweige denn einen Fuß darauf zu setzen ohne sofort abzusinken noch bevor man den zweiten Fuß dazgeholt hatte.

Tatsächlich war es auch eine etwas wackelige Angelegenheit, insbesondere bei den Stromschnellen aber es war eine absolut einmalige Sache. Sowas habe ich noch nie gemacht und auf so einem Bambusfloss durch den Urwald zu gleiten ist wirklich toll. Der Regen hatte sich derweil auch verzogen und die Sonne brannte. Mein verkaterter Bruder versuchte sich auch einmal mit paddeln und schaffte es innerhalb 60 Sekunden das Paddel an die Fluten zu verlieren. Ansonsten war er aber der einzige der das Floß auf und ab balancierte ohne im Wasser zu landen. Wir anderen saßen auf unseren Bambusstämmen und erhoben nur unsere Hinterteile wenn in einer Stromschnelle Gefahr bestand nass zu werden.
Am Ziel angekommen, gab es noch ein gemeinsames Mittagessen bevor unser Fahrer uns wieder motorisiert bzw zivilisiert Richtung chiang Mai fuhr. Auf dem Weg legten wir einen unspektakulären Stopp an einer Schmetterlingsfarm und einen umso spektakuläreren, da unterhaltsam und interessanten Stopp an einer elephant poo poo Paperfarm ein, wo aus Elefanten-Aa Papier gewonnen wird.

Wir durften uns sogar selbst an der Produktion probieren. Eine tolle Initiative um etwas zu verwerten wovon dieses Land sicher wahrlich genug hat..
Gegen Abend trudelten wir wieder in chiang Mai ein und so glücklich ich über ein klimatisiertes Zimmer eine heiß Dusche und frische, nicht- klamme Kleidung war umso stolzer war ich, diese Grenzerfahrung gemeistert zu haben.
Ach Zivilisation! Schön mit dir!
Auch unser Guesthousevater Allan schien nicht unglücklich über unsere Rückkehr und gemeinsam plünderten wir seine Wein-/ biervorräte. Günstigen Wein gab es aus dem Tetrapak und scherzhaft handelten Sebi und ich uns die Miete der Peter vella suite ein

Die wir auch nutzten, denn am nächsten Tag sollte vor 12 Uhr keiner von uns das Bett verlassen.
Da der Tag nun halb um war, gab es nich viel zu tun außer einem Katerfrühstück. Darauf folgte ein erneuter Ausflug mit unseren neuen Kiwi- Freunden Allan und Wayne mit denen wir ein Match gegen Australien verfolgten. Wir... Heißt: alle außer mir. Denn nach dem Anstoß (oder wie das dann heißt), habe ich mir meine Lieblingstempelmassage gegönnt. Diesmal nicht an den Füßen, sondern ganz dekadent Ganzkörper. Ich weiß nicht ob es an meinem Muskelkater oder der Massagetechnik lag, dass ich teils vor Schmerzen schreien wollte. Danach gab es ein fixes Dinner auf einem völlig überlaufenen Nachtmarkt, an dem ich mir vorkam wie in der ersten Reihe bei einem Robbie Williams Konzert.

Heute ging es früh ins Bett denn bevor ich am nächsten Mittag mit meinem Bruder noch einen Roller leihen würde, standen (natürlich) noch ein paar Tempelbesichtigungen auf dem Plan. Ich kann mir nicht helfen. Die chiang Mai Tempel haben es mir angetan und jeder ist auf seine Art besonders.
Mit Sebi und dem Roller ging es dann

© Dienice Denise, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mal wieder hat mich das Reisefieber gepackt. Der Job ist gekündigt, die Wohnung aufgelöst, mein Backpack auf Rollen reisefertig...
Details:
Aufbruch: 01.06.2015
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: November 2015
Reiseziele: Malaysia
Laos
Der Autor
 
Dienice Denise berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.