Südostasien
Koh Wai - Begegnungen
Nachdem wir unseren Besuch am 3.1. verabschiedeten, reisten wir weiter auf die kleine einsame Insel Koh Wai. Wir informierten uns im Vorfeld etwas über die Insel und waren der Meinung, dies sei genau das richtige nach den zwei Wochen doch sehr aktivem Reisen und den Partys auf Koh Chang, was ja an sich nicht so unser Anliegen war. Jetzt sehnten wir uns wieder nach der puren Erholung und absoluter Ruhe. Und genau das erfüllte Koh Wai. Nach ca. einer Stunde Boot fahren kamen wir an und machten uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Auf dieser Seite der 3 x 5 km kleinen Insel gibt es drei Bungalow-Resorts. Wir gingen also los und traten ein ins "Koh Wai Paradise". An der Rezeption fragten wir etwas unsicher und hoffend ob denn noch etwas frei sei. Der Bootsmann auf der Fähre sagte uns nämlich, Koh Wai sei komplett ausgebucht. Daher wollte er uns auf eine viel weiter entfernte Insel bringen. Doch Nummer 23 und 29 waren noch frei. Wir bekamen beide Schlüssel und sollten sie uns ansehen. Direkt am Strand entlang führte der Weg vorbei an verschiedenen Bungalows und den gemeinschaftlichen Sanitäranlagen erst zur 23 dann zur 29. Wir entschieden uns sofort für die 29, denn sie war ganz am Ende der Anlage, hatte eine höhere Lage mit schönerer Aussicht auf's Meer und war mit unschlagbaren 7€ pro Nacht auch noch günstiger als die 23. Wir buchten erst einmal für eine Nacht. Die Rezeptionistin "Bird" sagte uns, wir sollen ihr einfach einen Tag vor unserer Abreise bescheid geben, sie bucht uns dann ein Boot für den Rückweg und wir können zum Schluss alle Übernachtungen und all unseren Verzehr zusammen bezahlen. Anschließend machten wir uns auf den Weg den begehbaren Teil dieser Inselseite zu erkunden. Nach einer guten Stunde hatte wir alles gesehen. Fünf Strände, drei Restaurants und die zwei anderen Resorts. In einem davon gab es die einzige Option auf der Insel um mal kurz ins Internet zu gehen.
Die nachfolgenden Tage verbrachten wir mit langem schlafen, essen, baden, sonnen, schnorcheln, lesen und einfach mal richtig runter kommen.
Letzteres war wohl der Hauptgrund warum Leute auf dieser Insel länger bleiben als nur für einen Tagesausflug zum Schnorcheln und zum Schießen von zum schießen aussehender Profilierungsbilder (wie es die täglich kommenden russischen Reisegruppen praktizierten). Aber auch diese konnten unsere Ruhe nicht stören, denn "unser" Strand war ausschließlich nur für Bungalowbewohner, worauf stets streng geachtet wurde. Ein sehr dekadentes Gefühl.
Wir verbrachten viel Zeit auf der Terrasse unseres Bungalows. Melissa las mir ein Buch über Herbert, die mollige Hilde, deren Goldfisch Georg und ihr Tankstellenleben vor. Einmal ertappte ich mich dabei wie ich geschätzte zwei Stunden damit verbrachte, die Bauweise des Bungalows bis ins kleinste Detail zu bestaunen und zu analysieren. Die Bude bestand aus 6 einfachen Betonpfeilern als Füße, Palmenholzbretter für die Wände und den Boden und verflochtene Palmenblätter als Dach. Eine so einfache Bauweise mit einer sehr stabilen Statik und dabei mit einer so ausgewogenen Ästhetik. Genau mein Ding!
Morgens gab es immer ein leckeres Müsli am Strand. Abends verspeisten wir die verschiedensten Gerichte in Kombination mit Cashewnuts und Tofu. Das Essen in den letzten Monaten war ja wirklich immer gut aber hier war es nochmal etwas ganz Besonderes. Bestellen und abräumen musste jeder selbst. Bedient wurden wir von zwei Ladyboys, wobei man ganz klar zwischen der und die Ladyboy unterscheiden konnte. Neben uns saßen einige Österreicher und Franzosen, manchmal auch ein paar Deutsche. Vier davon erweckten mit ihrer lauten, hochtrabenden Redseligkeit den Eindruck, dies sei die Generalprobe für ihr nächstes Theaterstück "Oh es gibt noch Brownies. .. HEEERZ SCHWEIG STILL" .
Ab dem 4. Tag nahmen wir uns dann vor mal schnorcheln zu gehen, wozu wir aber erst am 8. Tag kamen.
Die Aussicht unter dem Wasserspiegel war ohnehin schon erstaunlich aber dies mit Schnorchel und Brille zu erkunden, war wie Eintauchen in eine andere Welt. Wir waren Teil von Fischschwärmen, sahen bis zu 80 cm große bunt leuchtende Fische, sahen den Seeigeln in die Augen und metertiefe Schluchten, die mit Korallen und Muscheln die auf und zu gingen versehen waren. Nur Arielle hat noch gefehlt. Als ich nachmittags noch eine Runde drehen wollte, war durch die Ebbe auf einmal alles noch näher und dann machte es pieks ... und ich hatte ein Stück Seeigelstachel im Bein. Ich fragte die Bird ob das gefährlich sei, sie gab mir eine halbe Limette zum drauf drücken und sagte, wenn es morgen nicht besser ist, schneidet sie mir das Bein ab und lachte laut. Am nächsten Tag war natürlich alles wieder gut und wir verbrachten unseren letzten Tag auf Koh Wai am Strand. Gerade waren wir auf dem Weg zu unserem Bungalow, als er auf einmal wie eine Erscheinung hinter uns stand, Steve. Wir unterhielten uns eine Weile über das Reisen. "Ich reise wegen der Begegnungen!" Dann fragte er uns: "Habt ihr denn schonmal den Sonnenuntergang gesehen?" Wir wussten, dass man den auf der anderen Seite der Insel sehen konnte und dass auch ein Weg dorthin führte. Auch diesen Ausflug hatten wir uns ein paar mal vorgenommen, hätten ihn aber ohne Steve sicher vergessen. "20 nach 5 an der zweiten Toilette und dann zeig ich euch den Weg?" "Ok", erwiderten wir neugierig. Also gingen wir wie verabredet zum Treffpunkt und da sahen wir ihn, wie er mit Tai Chi ähnlichen Bewegungen über den Strand schwebte. Dann ging er vor. Wir mussten über einen hohen Berg durch den Dschungel und nach 10 Minuten war es, als ob wir aus einer Matrix ausstiegen und eine ganz andere Galaxie betraten. Eine sehr schroffe, steinige Küste wie man sie in Nordeuropa finden kann, mit karger Vegetation aus vereinzelten Gräsern und krüppeligen Sträuchern, die durch den rauen Wind wie streng gebürstet wirkten. Auf dem Weg erzählte Steve uns, dass er schon viele Jahre für ein paar Wochen auf diese Insel reist und dass er jeden Tag diesen Sonnenuntergang bestaunt. Später wussten wir auch warum. Noch nie habe ich solch einen abstrakten Sonnenuntergang gesehen. Wir setzen uns auf eine Felsabtreppung und er sagte nur: "Jetzt haben wir genau eine Stunde". Nach einer Weile sah ich ihn mir an. Ich schätzte ihn auf irgendwas zwischen 40 und 70 Jahre. Er kam mir vor wie ein Fabelwesen was auf Urlaub von der anderen Seite der Sonne war. Das war eine sehr mystische Stunde und eine Begegnung, die ich nicht vergessen werde.
Abends kamen wir dann mit 4 benachbarten Kölnern ins Gespräch, die uns gleich sehr sympathisch waren. Und so saßen wir bis 2 Uhr auf deren Terrasse und schlürften ein paar Bier. Nach einigen Stunden fragten wir uns: "waRUM ist denn die Flasche schon leer?" Ben und Alex waren sehr neugierig, weil ich von dem Plankton im Wasser schwärmte. Also gingen wir los zum Mitternachtsbad. Jochen war zu betrunken. Melissa beobachtete uns zusammen mit Jasmin vom Strand aus. Diese konnte wegen einer Wunde am Bein von einem Rollerunfall leider nicht mit rein. Eine Stunde freuten wir uns wie kleine Kinder, die das erste mal eine Wunderkerze in der Hand halten dürfen. Ich muss aber auch sagen, dass ich das so intensiv noch nie gesehen hab. Bei jeder Bewegung fingen hunderte, leuchtende Perlen um uns herum an, wild durch das Meer zu irren. Und immer wieder kam die Frage: "Seht ihr das auch?" Es war ein richtig schöner Abend.
5 Stunden später begann leider schon der nächste Tag. Ein letztes Frühstück am Strand. Dabei erzählte uns ein Schweizer, dass er 8 Monate im Jahr arbeitet und 4 in Asien verbringt. "Ist schöner und günstiger als in der Schweiz." Er erzählte uns, wie er in Sri-Lanka mit Schildkröten und Haien tauchen ging und erklärte dann, wie man von Thailand auf dem Landweg nach Myanmar reisen kann, schwärmte noch eine Weile davon und zack stand Myanmar für uns wieder auf dem Programm.
Rucksack auf und ruck zuck waren wir wieder auf dem Speed Boot und machten uns auf den Weg in den untouristischen Osten Thailands.
Tschüss, Koh Wai ... Mit all deinen schönen Begegnungen.
Aufbruch: | 08.10.2015 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 19.03.2016 |
Kambodscha
Laos
Thailand
Myanmar
Malaysia