Südostasien
Oh my Buddha
Unsere drei letzten drei Stopps in Myanmar standen wieder unter dem Zeichen des Buddhismus. Zuerst fuhren wir vom Inle See aus mit dem Nachtbus nach Bago. In den ersten Stunden waren wir nicht wirklich beeindruckt von der Stadt, doch als wir uns später auf den Weg zum zweitgrößten liegenden Buddha der Welt machten, war unsere Faszination kaum zu bremsen. Mit gigantischen Ausmaßen ruhte der Buddha mitten in der Stadt, umgeben von hupenden Mopeds und quirligen Straßen. Wir liefen einmal im Uhrzeigersinn um ihn herum (der Uhrzeigersinn steht für das Leben) und setzten uns anschließend in ein kleines Straßenrestaurant um ein kaltes Getränk zu uns zu nehmen. Auf dem Rückweg hörten wir dann auf einmal den buddhistischen Sprechgesang in der Ferne. Wir beschlossen die Pagode aufzusuchen und den schönen Klängen zu lauschen. Ganz versteckt am Ortsrand hinter einer kleinen Kautschukplantage sahen wir dann, dass es sich nicht um eine Pagode sondern um ein Kloster handelte, und zwar eins mit 25 weiblichen Mönchen. Diese tragen statt der roten Tücher schlichte lange rosafarbene Gewänder mit einer orangenen Scherpe. Am Eingang wurden wir direkt von der Leiterin des Klosters in Empfang genommen und durch das Gelände geführt. Schnell war dann noch eine weitere Frau heran geholt, die ein wenig englisch sprechen konnte und zwischen uns und den Mönchen übersetzte. Zusammen liefen wir dann zunächst wieder im Uhrzeigersinn um eine kleine goldene Stupa und gingen dann zu einem Brunnen. Dort mussten wir dann die Buddhastatue, die sich unter einer weiteren Figur (die heilige Schlange Naga) befand, mit Wasser bespritzen. Dabei durften wir uns etwas wünschen Als nächstes wurden wir dann in das Zentrum des Klosters geleitet. Dort fand gerade eine dreitägige Lesung der buddhistischen Bücher (insgesamt 5 Stück) statt. Das Besondere dabei ist, dass Tag und Nacht in einem Stück vorgelesen wird - ohne Unterbrechung. Dabei wechseln sich die Frauen alle halbe Stunde ab und zwar so, dass der Hörer manchmal gar keinen Wechsel bemerkt. Ganz dicht rücken sie dann vor dem Mikrofon zusammen und wenn die Eine den Satz gerade beendet hat, nimmt sie ihren Kopf schnell zur Seite und die Nächste liest direkt flüssig weiter. Im Flüsterton unterhielten wir uns dann eine Weile mit der Leiterin und fanden viele Antworten auf unsere Fragen. Zusammen saßen wir an einem kleinen Tischchen und es dauerte nicht lange bis drei weitere Frauen mit großen Tablets auf uns zu kamen. Neben Wasser und Energydrinks gab es reichlich zu essen: Reis, Mais, Melone, Bananen und eine Art Pudding. Wir waren total überwältigt von der Offenheit und Freundlichkeit der weiblichen Mönche und konnten unseren Dank gar nicht genug ausdrücken. Mit den beruhigenden Stimmen im Ohr wollten wir uns schließlich nach knapp zwei Stunden wieder auf den Weg machen, doch die Leiterin bat uns, noch ein wenig zu bleiben. Die Männer würden gerade das Essen für den nächsten Tag vorbereiten ... eine Prozedur, die nur zu diesem Fest statt findet und die wir uns auf keinen Fall entgehen lassen sollten. Wir blieben also doch noch ein bisschen und beobachteten, wie die Männer unter körperlicher Schwerstarbeit den Reis zunächst in großen Feuerschalen kochten, dann anbrieten und schließlich mit riesengroßen ruderartigen Holzlöffeln quetschten. Mitunter hingen dann bis zu 8 Mann über dem Kochtopf und quetschten und quetschten und quetschten Auch hier gab es natürlich eine kleine Kostprobe und nachdem sich die Leiterin dann noch mit uns fotografieren ließ (mit dem Smartphone ihrer Schwester ), liefen wir dann wirklich wieder zu unserem Hotel. Es war eine wirklich tolle Erfahrung, so nah an der Religion und den gläubigen Menschen zu sein und mitzuerleben, wie sie ihren Alltag und ihr ganzes Leben gestalten. und wir sind nach wie vor tief von der Großzügigkeit und Freundlichkeit der weiblichen Mönche beeindruckt.
Am nächsten Tag ging es dann mit dem Bus nach Kinpun, denn dort in der Nähe befindet sich auf einem Berg der sogenannte Golden Rock. Selbiger gehört zusammen mit der Shwedagon Pagode in Yangon und der Mahamuni Pagode in Mandalay zu den wichtigsten Heiligtümern des Landes. Der goldene Stein, der auf der Kante eines Felsens liegt, wird ebenfalls von vielen männlichen Gläubigen tagtäglich mit Blattgold geschmückt. Um auf die Bergspitze zu gelangen, kann man sich entweder einer vierstündigen Trekkingtour unterziehen oder mit dem LKW hinauf fahren. Unser Plan war es eigentlich oben auf dem Berg in der Pagode zusammen mit den ganzen Einheimischen zu übernächtigten, so dass wir unser ganzes Gepäck mitnahmen und uns gegen die Wanderung entschieden. Mit circa 45 anderen Leuten saßen wir also hinten auf dem LKW und bretterten über die Piste. Zunächst verlief die Fahrt relativ ruhig, doch so wie wir den Ort hinter uns gelassen hatten, verwandelte sich anscheinend der Fuß unseres Fahrers (der im übrigen aussah wie 16) in Zement und ganz nach dem Motto "Zeit ist Geld" ging es durch die Berglandschaft ... Vielleicht hat aber auch einfach seine Betelnuss in dem Moment ihre volle Wirkung entfaltet und er war plötzlich putzmunter und arbeitsbereit Nach 45 Minuten kamen wir dann oben an, schnallten uns die Rucksäcke auf und liefen noch weitere 40 Minuten bis zum legendären Golden Rock. Als wir diesen erreichten, machte sich dann aber doch eher die Enttäuschung breit, denn der Golden Rock war zum Einen gar nicht so groß, wie erhofft und zum Anderen eingehüllt in ein Baugerüst aus Bambus. Naja, wir liefen weiter zur Pagode um erstmal unsere Rucksäcke los zu werden und hier wartete bereits die zweite Enttäuschung auf uns: das Nächtigen in der Pagode ist lediglich der burmesischen Bevölkerung vorbehalten. Ausländer können sich entweder in total überteuerte Hotels einmieten, was für uns natürlich nicht in Frage kam, oder halt wieder runter zum Basiscamp fahren und dort in einem der Gästehäuser schlafen. Nach dem Mittagessen, einem kleinen Rundgang und ein paar runden "Dame" gegen 4 burmesische Männer saßen wir also schon wieder hinten auf dem LKW und rasten genauso schnell wieder bergab. Vincent konnte leider beide Male nicht neben mir sitzen, da seine Beine für die aufgestellten Bänke einfach zu lang waren. So musste er bei ersten Fahrt stehen und bei der zweiten hinten auf der Bordwand sitzen. Zurück in Kinpun suchten wir dann nach einem Hostel und fanden schließlich den Platz 2 der schlimmsten Unterkünfte unserer Reise Glücklicherweise war es nur für eine Nacht und der schöne Abend mit den zwei Deutschen, die wir in unserer Unterkunft kennen gelernt hatten, entschädigte ein wenig das klitzekleine Zimmer.
Tagsdarauf ging es dann innerhalb von 2 Stunden mit dem Bus nach Mawlamyaing. Während der Fahrt traf uns dann erneut der Schlag, als einer unserer beiden typisch vietnamesischen Hüte auf einmal aus der Ablage fiel und direkt durch den Gang des Busses und schließlich zur stets offenen Tür hinaus flog. Das Ganze ging so schnell, dass man gar nicht die Möglichkeit hatte, nach ihm zu greifen oder die Tür noch zu schließen. Ein äußerst seltsames Erlebnis was uns wirklich traurig machte, da wir die Hüte bereits seit Beginn der Reise bei uns haben Doch wie es auch in der buddhistischen Lehre heißt: Hänge dein Herz nicht an materielle Dinge!
Auch in Mawlamyaing war das Glück zunächst nicht auf unserer Seite. Das erste Hostel war zwar schön, aber viel zu teuer, das Zweite sah aus wie ein Gefängnis. Dann trafen wir allerdings wieder ein deutsches Pärchen, die ebenfalls auf der Suche nach einer Unterkunft waren. Wir schlossen uns zusammen und teilten uns schließlich ein Zimmer in einem schönen Hotel. Nach einem lustigen Abendessen und einer entspannenden Nacht, verabschiedeten sich die beiden wieder. Da wir noch eine weitere Nacht bleiben wollten, uns das Zimmer aber zu zweit nicht leisten wollten, ging es wieder auf die Suche. Wir bekamen allerdings einen Tipp und fanden schnell eine andere Bleibe. Anschließend machten wir uns mit dem Roller auf den Weg zur nächsten Sehenswürdigkeit. Diesmal wollten wir den größten liegenden Buddha der Welt besichtigen und den konnten wir nicht nur von außen, sondern auch von innen bestaunen: auf mehreren Etagen ist hier die Geschichte des Buddhismus dargestellt. An manchen Stellen kann man auch aus des großen Figur heraustreten oder hinausschauen, sodass man dann zum Beispiel vor einem 5 Meter großen Ohr steht oder man durch ein kleines Loch im Kinn oder der Schulter herausblickt. Schon seit 25 Jahren wird an dem ruhenden Buddha gebaut, doch es ist noch kein Ende in Sicht. Vor allem auf den 3 Etagen sind noch etliche Baustellen zu finden. Das störte uns allerdings gar nicht; wir widmeten unsere Aufmerksamkeit ganz den einzelnen Statuen, Reliefs und Gemälden.
Das war Myanmar - das glücklichste Land der Welt.
Aufbruch: | 08.10.2015 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 19.03.2016 |
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