Südostasien
Fernab der Tourismuspfade
Die nächste Region, die wir in Thailand erkunden wollten, ist der Osten. Wir haben vorher gelesen, dass es sich dabei um die freundlichste Region des Landes handeln soll ... und es stimmt. Egal wen man auf der Straße anlächelt, es kommt immer ein freundliches Lächeln. Leider erkunden nur wenig Reisende den Osten Thailands und verpassen somit die wunderschönen Nationalparks, die kleinen authentischen und traditionellen Dörfer und vor allem den Mekong.
Unser erstes Ziel hieß Chanthaburi. Doch bevor wir dort ankamen, standen zunächst ein paar andere Dinge auf dem Programm: das Speed Boot, mit dem wir von Koh Wai losgefahren sind, hat uns in Laem Ngop abgesetzt. Dort sind wir dann ins Immigration Office und haben unser Visum für weitere 4 Wochen verlängern lassen. Uns wurde mal wieder erzählt, dass dies nicht so einfach möglich sein, entweder man müsste nochmal nach Kambodscha und neu einreisen oder die Verlängerung gilt nur für eine Woche. Naja, wir kamen jedenfalls dort an, haben ein Passfoto abgegeben und standen schon nach 15 Minuten mit neuem Stempel im Pass wieder vor der Tür mit einem Tuk Tuk fuhren wir nach Trat und von dort aus ging es dann mit dem Bus weiter. Während der Fahrt fand die kleine Thailänderin neben mir meinen Hüftspeck wahrscheinlich allzu kuschelig, sodass sie sich mit vollem Gewicht an meiner linken Seite anlehnte. Aber wie ich ja erfahrungsgemäß weiß, gibt es deutlich unangenehmere Sitznachbarn
Chanthaburi ist eine Stadt mit 140.000 Einwohnern und gefühlt mit mindestens genauso vielen leerstehenden Wohnungen. Wenn man durch die Straßen läuft, wird diese links und rechts von dicht an dicht aneinander gereihten Wohnhäusern gesäumt, allerdings wohnt dort keiner mehr. Einzig die unterste Etage beherbergt manchmal ein Geschäft. Ansonsten wachsen in den restlichen Stockwerken die Bäume und Sträucher auf den Balkons und aus den zerbrochenen Fenstern heraus. Wir fragen uns wirklich, wo all diese Einwohner die Nacht verbringen? Spätestens um acht werden dann die Bürgersteige hochgeklappt und das laute Treiben der Stadt verstummt und es wird mucksmäuschenstill. Fast niemand befindet sich dann noch auf der Straße.
Trotzdem hat uns Chanthaburi irgendwie gefallen. Wir hatten ein schönes Hostel direkt im Zentrum und am Fluss gelegen. Dort konnten wir abends wahlweise auf unserem Balkon oder unten auf der Terrasse sitzen, Billiard spielen und die angenehme Abendluft genießen. Tagsüber statteten wir zunächst dem Thaksin Park einen Besuch ab. Dort stehen etliche Sportgeräte, auf denen sich die Thais am Morgen und am Abend die Kalorien abtrainieren. Außerdem besichtigten wir die größte Kathedrale Thailands, was dann doch auch ein bisschen ein heimisches Gefühl hervorrief. Schließlich entdeckten wir eine kleine Bäckerei mit lauter Köstlichkeiten. Unter anderem gab es einen Matcha Green Tea Latte und einen sogenannten Black Forest Cake (Schwarzwälder Kirschkuchen ). Des Weiteren haben wir unseren weiteren Verlauf der Reise geplant und sind noch ein bisschen durch die Gassen gestreunert. Vincent entschied sich dann für einen neuen Haarschnitt und ging zum Barbier ... Wieder mussten ein paar Zentimeter weichen und es war mit Abstand der preiswerteste aber nicht der billigste Haarschnitt.
Nach zwei Nächten und drei Tagen hatten wir das wichtigste von Chanthaburi gesehen und machten uns weiter auf die Reise. Wir besichtigten den Kitchakut Nationalpark. Dort mieteten wir uns ein schönes geräumiges Bungalow mitten im Grünen und nur wenige Meter von einem kleinen See entfernt. Gleich nach unserer Ankunft machten wir uns auf zum Wasserfall. Dabei plätschert das Wasser über 13 verschiedene Stufen, bis es sich unten in einem kleinen Becken sammelt und weiter fließt. Bei den einzelnen Abstufungen kann man auch teilweise ins kühle Nass hüpfen - sofern man keine Angst vor den kontaktfreudigen Fischen hat. Eigentlich sollte man auch nur bis zur 7. Stufe klettern, da sich ab dort der "Weg" als sehr rutschig und gefährlich erweist. Als ich das Heft aus dem diese Information stammte in der Hand hielt, befänden wir uns bereits auf der achten Station. Beim Blick nach oben stand für mich an dieser Stelle fest: bis hierhin und nicht weiter. Vincent ist da ja eher von einem anderen Schlag und Wörter wie "kritisch" und "gefährlich" reizen mehr, als dass sie ihn abhalten. Auch meine Bitte half nicht und er machte sich los ... eine Stunde später stand er endlich wieder vor mir - und zwar kreidebleich. War wohl doch nicht so ohne. Mit Gummiknien und zittrigen Händen machten wir uns schließlich wieder an den Abstieg ...
An der Information bekamen wir später noch einen Lageplan, auf dem unter anderem 2 verschiedene Trails eingezeichnet waren. Wir freuten uns, endlich mal wieder durch die Natur zu wandern und starteten am nächsten Tag gleich nach dem Frühstück ... immerhin wussten wir ja nicht genau, was uns erwartet und wie lange der Ausflug dauern würde. Nach einer knappen Stunde standen wir wieder vor unserer Tür. Der Trail entpuppte sich dann doch nur als ein kleiner und ebener Weg durch die Landschaft, eher ein Spaziergang als eine Wanderung über Stock und Stein. Dementsprechend erwartungslos begaben wir uns am nächsten Tag auf den zweiten Trail. Doch diesmal sollten wir eines besseren belehrt werden ... Zunächst einmal war der Beginn des "Weges" schon ziemlich zugewachsen, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was uns später noch erwartete. Auf den ersten Metern könnten wir auch noch fröhlich ein paar Bilder knipsen, doch spätestens nach 20 Minuten war der Spaß vorbei. Das Gestrüpp wurde immer mehr, die Äste und Zweige hingen immer tiefer und irgendwann wussten wir nicht mehr so richtig wo wir sind. Wahrscheinlich hat sich schon seit Jahren keiner mehr auf einem Trail befanden, denn eine Route war nicht mehr wirklich zu erkennen. Wir schlugen uns irgendwie durch und versuchten uns zu orientieren. Unterwegs kamen uns dann auch noch diverse Spinnen und ein weißer Frosch über den Weg. Als es dann nur noch steil bergab ging und wir uns an einem Seil runterhandeln mussten, stand ich kurz vorm Nervenzusammenbruch. Die Tatsache, dass wir nur in unseren Sandalen unterwegs waren, machte es auch nicht gerade einfacher. 90 Minuten und 35 Mückenstiche (nur an meinen Beinen) später waren wir wieder am Wasser und setzten uns erleichtert und vor allem völlig erschöpft hinein. Ich weiß nicht, wann ich das letzte mal so Angst hatte ...
Trotzdem waren die Tage im Nationalpark sehr schön. Alles um uns herum war grün und die gesamte Anlage war extrem gut gepflegt. Wir waren die einzigen Besucher, die über Nacht blieben und konnten abends bei offenem Fenster einzig und allein der Natur lauschen: die Vögel haben ununterbrochen gezwitschert, die Blätter in den Bäumen haben geraschelt und der Nachtregen fiel leise auf das warme Pflaster.
Aufbruch: | 08.10.2015 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 19.03.2016 |
Kambodscha
Laos
Thailand
Myanmar
Malaysia