Südostasien

Reisezeit: Oktober 2015 - März 2016  |  von Melissa Brehm

70km in 3 Tagen

Nachdem wir Mandalay hinter uns gelassen haben, ging es für einige Tage nach Hsipaw - ein kleiner Ort in den Bergen, direkt am Duthawady Fluss.
Auch hier war die Suche nach einer guten Unterkunft kein Problem. Schon von Mandalay aus konnten wir das Hotel buchen. Abends am Busbahnhof stand dann eine kleine Burmesin mit einem Zettel in der Hand, auf dem unsere Namen abgedruckt waren ... unser persönlicher Pick up Service
Nach einem reichhaltigen Frühstück am nächsten Morgen radelten wir dann zunächst durch den Ort und entdeckten einen Buddha aus Bambus sowie ein altes Kloster. Anschließend ging es flussaufwärts entlang der Bahnschienen raus aus Hsipaw und in die Natur. Wiedermal bot sich uns eine ganz andere Landschaft, mit neuen Pflanzen, Bäumen und vor allem mit knallbunten Vögeln, die am Himmel blau, rot und gelb strahlten. Wir kamen an vielen sogenannten Shan-Dörfern vorbei, wo die Menschen noch sehr ursprünglich und traditionell wohnen und leben. Eigentlich wollten wir irgendwann den Fluss überqueren und auf der anderen Seite wieder zurück fahren, allerdings gab es keine Brücke. Nur eine recht alte Zugbrücke, die aber auch nur über einen Seitenarm des Flusses und nicht über den Hauptstrom führte. Wie auch immer, wir mussten sie trotzdem überqueren um weiter zu kommen. Das gestaltete sich allerdings nicht so einfach, da zwischen den einzelnen Bahnschwellen nichts außer ein paar morscher Bretter zu finden war ... langsam tasteten wir uns dann samt der Fahrräder von einem Ende zum anderen und waren wirklich erleichtert, als wir auf der anderen Seite ankamen. Doch zu früh gefreut, auch hier ging es nicht wirklich weiter und wir mussten wieder zurück. Und während Vincent noch mein Rad über die Brücke chauffierte, lief ich schon zum Ufer, wo sich ein kleines Boot befand. Darin saßen ein burmesisches Ehepaar aus Mandalay sowie ihre drei Töchter. Auch sie machten Urlaub in den Bergen und wurden begleitet von einer jungen Reiseleiterin. Glücklicherweise durften wir mit Ihnen zurück fahren. In Nullkommanichts waren unsere Drahtesel im hinteren Bootsabteil verstaut und es ging los. Allerdings nicht auf direktem Wege. Unterwegs hielten wir an, weil die Familie in einem der Dörfer ein Mittagessen geplant hatte. Das kam uns ganz gelegen. Gemeinsam schlenderten wir dann noch ein Weilchen durch den Ort und schließlich ging es mit dem Boot zurück nach Hsipaw. Während der Fahrt konnten wir dann noch am Ufer die Büffel bei ihrem Mittagsbad besuchen. Außerdem nutzte die burmesische Mutter gleich die Gelegenheit, eine Ausländerin vom traditionellen Sonnenschutz zu begeistern. Das ganze Gesicht wurde mir eingecremt, wobei besonderes Augenmerk auf die Wangen gelegt wurde Wir waren wirklich dankbar für diese Mitfahrgelegenheit und, dass wir dabei auf freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen sind.

Um in den darauffolgenden Tagen dann noch intensiver in die Kultur und die Landschaft einzutauchen, arrangierten wir am Abend zusammen mit einem jungen Mann aus Malaysia und einer Chinesin eine 3-tägige Trekkingtour durch die Berge. Vor uns lagen circa 70km und das nicht auf ebener Strecke, sondern die Hügel rauf und runter durch die Natur. Um 8 Uhr früh trafen wir uns alle und fuhren mit dem Tuk Tuk zum Startpunkt. Eine Spanier stieß spontan noch zu unserer Truppe dazu, allerdings nicht für die ganze Wanderung, sondern nur im Rahmen eines Tagesausfluges. Im ruhigen Schritt ging es dann endlich los und die ersten Kilometer verflogen wie im Nichts. Gegen 12 Uhr hatten wir dann das erste Bergdorf erreicht und kehrten zum Mittagessen ein: Reis mit Nüssen und Gemüse. Jedoch handelte es sich dabei nicht um ein herkömmliches Restaurant. Unsere Mahlzeiten fanden stets in den Wohnhäusern der einheimischen Bergfamilien statt. Anschließend ging es weiter und der Weg wurde zunehmend steiler und steiler. Unser Guide war ein 21-jähriger Mann, der ebenfalls aus einem Shandorf stammt. Selbiger hatte das Glück, dass sein Vater ihn statt auf das Feld in die Schule schickte und er so Englisch lernen konnte. Dadurch hat er nun die Möglichkeit als Touristenführer zu arbeiten und 500€ im Monat zu verdienen. Vergleichsweise werden Lehrerinnen mit 100€ und Hotelangestellte mit 50€ entlohnt. Er berichtete viel über Land und Leute und erzählte unter anderem auch, dass es in Myanmar über 120 verschiedene Sprachen gibt. Dementsprechend mussten auch wir in jedem Dorf einen anderen Ausdruck zur Begrüßung verwenden (Mingelabar, Shamsa, ...). Durch die interessanten Gespräche war unsere Tagesstrecke schnell geschafft. Zum Sonnenuntergang kletterten wir dann extra nochmal auf einen Berg hinauf, um das Spektakel von einer kleinen Aussichtsplattform genießen zu können. Der Spanier machte sich derweil wieder auf den Heimweg und der Mann aus Malaysia lief bereits zu unserer ersten Unterkunft (Homestay bei einer burmesischen Familie), da er den Aufstieg nicht mehr bewältigen konnte. Später stießen dann auch wir dazu. Unser "Bett" bestand aus mehreren Decken auf dem Boden, die "Dusche" war eine Schüssel Wasser unter freiem Himmel und das Abendbrot bestand aus Reis mit Ei und Gemüse Nachts war es dann richtig kalt und wir mussten die Decken bis unter die Nase ziehen, um nicht zu frieren. Was uns aber wirklich erschütterte, waren nicht die Gegebenheiten unserer Unterkunft, sondern die traurigen Gesichter, in die wir blickten, als wir am Abend das Haus betraten. Leider gibt es in Myanmar noch immer viele Unruhen. Vor allem in den Bergen kämpfen 21 verschiedene Armeen sowohl gegeneinander, als auch jeweils gegen die Soldaten der Regierung. Dabei geht es zum Einen um Territorium, zum Anderen aber auch um Freiheit und Unabhängigkeit. Die traurigen Gestalten, die dort am Hauseingang saßen, waren also keinesfalls die Bewohner dieses Ortes, sondern Flüchtlinge aus einem Nachbardorf, in dem momentan gekämpft wird. Doch davon sollten wir am nächsten Tag noch mehr mitbekommen. Nach dem Frühstück (Reis mit Ei und Gemüse) ging es wieder auf den Trail und es dauerte nicht lange, bis uns die Soldaten samt Maschinengewehren und sonstigen Waffen entgegen kamen. Mir war das erste Mal richtig mulmig zu Mute - ein Gefühl, dass sich verstärkte als wir das besetzte Dorf durchquerten. Später erreichten wir dann ein weiteres Shandorf. Nach der Besichtigung einer Grundschule, gab es wieder Mittagessen und man wird es nicht erraten, aber es gab zur Abwechslung mal Reis mit Gemüse Frisch gestärkt bezwangen wir dann zu viert (der Typ aus Malaysia fuhr wie geplant nach einer Nacht zurück zum Hotel) den anstrengendsten Part unserer Tour. Wir wanderten nun straff bergauf und uns lief der Schweiß über den ganzen Körper. Auf sandigen Pfaden ging es über Bäche und Flüsse, durch Bambuswälder und vorbei an Teeplantagen und terrassenartig angelegten Reis- und Gemüsefeldern. Wieder lernten wir viel über die unterschiedlichen Pflanzen, über ihren Anbau und ihre Nutzung. Dann auf einmal gab es eine wuchtige Erschütterung und ich glaube zu diesem Zeitpunkt hatte dann auch unser Guide ein ungutes Gefühl. Er blieb stehen, horchte auf und es gab noch ein weiteren Knall ... dann noch einen ... und dann noch einen. Schätzungsweise 10km von uns entfernt kam es also wieder zu heftigen Kämpfen unter dem Einsatz von Bomben und Ähnlichem. Vor lauter Angst rutschte mir nun endgültig das Herz in die Hose. Doch unser Guide verstand es, uns auf andere Gedanken zu bringen und so lenkten wir uns unterwegs mit ein paar Spielen ab. Am Abend erreichten wir dann unsere nächste Unterkunft. Die Dusche fand diesmal unter einem Stelzenhaus mit einem Kanister Wasser statt. Und zum Abendbrot, welch Überraschung, gab es Reis mit Ei und Gemüse. An meinen Füßen machten sich die ersten Blasen bemerkbar und Vincent fing ein bisschen an zu kränkeln. Da sich dieses Dorf jedoch nur auf 1.100m Höhe befand, war diese Nacht aber wenigstens wärmer und erholsamer als die vorige ... und trotzdem viel zu kurz. Um 6 Uhr klingelte der Wecker und alle krabbelten aus ihren Betten. Diesmal hatten wir kein eigenes Zimmer, sondern schliefen alle zusammen in einem riesengroßen Raum. Auch die Familie, denen das Haus gehörte, und ein weiteres Pärchen, sowie ihr und unser Guide machten es sich in den Abendstunden dort bequem. Nach einem reislastigem Frühstück traten wir dann unsere letzte Strecke an: vor uns standen 5 Stunden in der prallen Sonne. Wiedermal machte es sich bezahlt, dass wir unser Gepäck wirklich auf das Nötigste beschränkt hatten, da uns mittlerweile eh schon alles schwer genug fiel. Schniefend (Vincent) und humpelnd (ich) schleppten wir uns dann die letzten Kilometer bis zum Ziel. Dort wurden wir von einem Tuk Tuk abgeholt und in die Stadt zum Essen gebracht: ... NUDELSUPPE

Dann trennte uns nur noch eine einstündige Busfahrt von unserem langersehnten Bett im Hotel. Fix und fertig und trotzdem glücklich und stolz fielen wir hinein und schliefen sofort ein.

Ausblick von der Dachterasse

Ausblick von der Dachterasse

am Ufer des Duthawadys

am Ufer des Duthawadys

Sonnencreme auf burmesisch

Sonnencreme auf burmesisch

... von unserer Trekkingtour können wir leider noch keine Bilder hochladen, da wir unser IPad nicht mit dabei hatten ...

© Melissa Brehm, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
ein halbes Jahr Auszeit ohne Stress, Arbeit und Lernerei und voll von Eindrücken und Erlebnissen
Details:
Aufbruch: 08.10.2015
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 19.03.2016
Reiseziele: Vietnam
Kambodscha
Laos
Thailand
Myanmar
Malaysia
Der Autor
 
Melissa Brehm berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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