Südostasien

Reisezeit: Oktober 2015 - März 2016  |  von Melissa Brehm

Balloons over Bagan

Da der Fahrer unseres Nachtbuses wie ein Wahnsinniger durch die Gegend gedonnert ist, kamen wir zwei Stunden eher als gedacht in Baganan. Es war 5 Uhr früh, stockdunkel und eiskalt. Wir nahmen uns ein Taxi und wollten damit eigentlich nach Nyaung U fahren, ein kleiner Nachbarort von Bagan, in dem man relativ günstig wohnen kann. Auf der Fahrt dorthin kam unserem Taxifahrer allerdings die tolle Idee, uns an eine Pagode zu bringen, von der aus wir den Sonnenaufgang bestaunen könnten. Natürlich mussten wir nicht lange überlegen und willigten sofort ein. Mitten in der Landschaft setzte er uns dann 10 Minuten später ab. Da standen wir nun: allein irgendwo im nirgendwo und es war immer noch stockdunkel und eiskalt. Wir setzten unser Gepäck ab, zogen die Schuhe aus und kletterten die steile Treppe hinauf. Binnen weniger Minuten füllte sich das Areal rings um und auf der Pagode. Dann mussten wir noch ein wenig warten und irgendwann begann es dann endlich heller zu werden. Mit den ersten Sonnenstrahlen am Horizont tauchten dann auch die legendären Heißluftballone auf. Sie schwebten über die 2000 Tempel, Stupas und Pagoden, deren Spitzen auf einmal überall in der Landschaft zu sehen waren. Wo man auch seinen Blick hinwandte, man entdeckte eine religiöse Stätte neben der anderen. Ein wirklich grandioser Start in den Tag. Als es langsam wärmer wurde, schnallten wir uns unsere Rucksäcke wieder auf und liehen zu Fuß die restlichen 2 km in den kleinen Ort. Nach längerem Suchen fanden wir auch ein Hostel, welches sich am Rande von Nyaung U befand. Wir liegen uns 2 Drahtesel aus und radelten los. Schnell bemerkten wir dann auch, dass es sich wahrhaftig um richtige DrahtESEL handelte ... die Pedale klapperten, der Sattel war steinhart und die Bremsen waren mehr Zierde als Hilfsmittel ... ganz zu schweigen von den Lenkern. Im Nachhinein fragen wir uns sowieso, warum wir uns nach einer so kurzen Nacht im Sitzbus einer so sportlichen Tortur unterzogen haben. Naja, zuerst besuchten wir Alt Bagan, schauten uns ein wenig das Tummeln und Treiben in den Straßen an und strampelten dann weiter nach Neu Bagan. Dort genehmigten wir uns dann ein Mittagessen, um mit neuer Energie den Heimweg anzutreten. Während der Fahrt machte uns allerdings nicht nur die Wärme zu schaffen, sondern auch die staubige Luft. Da Bagan in einer Trockenzone liegt, gestaltet sich die Umgebung sehr sandig und savannenähnlich, was das Fahrradfahrern vor allem auf den kleinen Seitenwegen ziemlich erschwert. Völlig ausgepowert kamen wir am späten Nachmittag wieder im Hostel an. Als Belohnung gönnten wir uns aber ein Abendessen in einem richtig schönen Restaurant

Der nächste Tag war dann Vincents Geburtstag. Nach dem Frühstück mieteten wir uns einen Roller ... diesmal allerdings einen E-Roller, da die Vermietung von Motorrollern an Touristen dort nicht erlaubt war. Sehr angenehm, dachten wir zunächst, da man mit einem E-Roller so gut wie lautlos unterwegs ist. Zwar kommt man maximal auf 60 km/h (und das auch nur bergab ), aber wir haben ja genügend Zeit. Wir vergewisserten uns vorab, wie viele Stunden das Gerät ohne Aufladung fahren kann und natürlich kann man den ganzen Tag damit on Tour sein ... zumindest hat man uns das gesagt. Wir brausten also so durch die Gegend, erst ein bisschen am Vormittag und dann nach einer kleinen Mittagspause, auch noch am Nachmittag. Abends wollten wir uns dann auch einer Pagode nieder lassen und den Sonnenuntergang bestaunen. Leider kamen wir ein wenig zu spät und die Sonne war schon weg. Grund: unser Roller wurde auf einmal immer langsamer. Und das obwohl ich zwischenzeitlich schon immer mal abgesprungen bin und angeschoben habe
Wobei das wahrscheinlich eh nichts gebracht hat, da ich vor lauter Lachen gar keine Kraft aufbringen konnte. Auf dem Weg zurück nach Nyaung U nahm das ganze dann noch ein größeres Ausmaß an. Nachdem wir noch geradeso über einen total verrückten Markt gerollt sind, kamen wir zumindest wieder auf eine größere Straße. Doch der Roller wurde immer langsamer und langsamer, bis dann fast gar nichts mehr ging. Mittlerweile war es wieder dunkel und an eine Straßenbeleuchtung war natürlich nicht zu denken. Glücklicherweise hielten 2 Männer mit einem weißen Van neben uns und boten ihre Hilfe an. So schnell konnten wir gar nicht gucken, da hatte einer von ihnen das Handy gezückt und auch schon jemanden in der Leitung. Erst sollten wir an der nächsten Pagode warten, doch als sie bemerkten, dass es wieder bergab ging und der Roller noch über letzte Reserven zu verfügen schien, forderten sie mich auf, ins Auto zu steigen. Ich sollte dann mit ihnen bis zum Hostel fahren und Vincent würde vor uns im Lichtkegel die Straße runter rollen. Allerdings verließ sie wohl die Geduld, denn nur nach ein paar Metern überholten wir Vinni und fuhren zu dritt Richtung Nyaung U. Im ersten Moment war mir schon ein bisschen komisch, dass ich alleine mit den beiden Männern unterwegs bin und Vincent irgendwo im Dunkeln ohne Licht die Straße runter rollt. Es dauerte allerdings nicht lange und der Van erreichte unser Hostel und kurz darauf auch Vincent. Trotz der Schwierigkeiten war die ganze Aktion irgendwie auch irrsinnig lustig, wie wir im Schritttempo durch die Landschaft schleichen, von allen überholt und angehupt werden und wie ich mehrmals abspringe und den riesengroßen Kerl auf dem viel zu kleinen Roller schieben muss

Am Abend kehrten wir wieder in unser Lieblingsrestaurant ein und feierten noch ein bisschen Vincents Gebutstag. Dann ging es relativ zeitig ins Bett, denn am nächsten Morgen stand uns ein weiteres absolutes Highlight unserer Reise bevor. Zwei Tage zuvor hatte wir die Heißluftballone ja bereits von der Pagode aus beobachtet. Am Freitag sollte es dann andersherum sein: wir blickten vom Heißluftballon aus auf die Pagoden. Ganz zeitig wurden wir mit einem Oldtimerbus abgeholt und zum Startpunkt gebracht. Nach Kaffee und Keksen sowie einer kurzen Sicherheitseinweisung ging es dann endlich los. Zunächst lagen der Korb und der Ballon natürlich noch am Boden, doch dann wurde ein großer Motorventilator angeschmissen. Stück für Stück füllte sich der Ballon dann mit Luft, bis er schließlich voll war und sich aufrichtete. Wir waren beide total aufgeregt und gespannt. Dann konnten wir in den Korb einsteigen und nur wenige Sekunden später hoben wir (passend zum Sonnenaufgang) ab. Die Gefühle die wir in den nächsten 60 Minuten verspürten, sind nur schwer zu beschreiben. Es war wirklich ein tolles Erlebnis und wir sind immer noch total überwältigt von der Aussicht und auch von unserer Pilotin Elly, die uns mit viel Humor und Kompetenz über die Kulturlandschaft navigierte. Solch eine Ballonfahrt ist an sich schon der reinste Knaller, doch wenn man sie dann auch noch über den Tempeln von Bagan erlebt ... unbeschreiblich, unvergesslich und unbedingt zu empfehlen! Nach der Landung gab es dann noch Früchte, Kaffee und Champagner
Unseren letzten Tag verbrachten wir wieder mal mit dem E-Roller. Diesmal gönnten wir uns allerdings jeder einen eigenen. Noch einmal erkundeten wir intensiv die Umgebung, kletterten auf die verschiedensten Pagoden und Tempel und shoppten ein paar Mitbringsel für unsere Liebsten
Insgesamt waren die vier Tage wunderschön und es bleibst festzuhalten, dass Bagan ein Muss für jeden Myanmarreisenden ist.

Sonnenaufgang von der Shwesandaw Pagode aus

Sonnenaufgang von der Shwesandaw Pagode aus

Geburtstagsnascherei

Geburtstagsnascherei

© Melissa Brehm, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
ein halbes Jahr Auszeit ohne Stress, Arbeit und Lernerei und voll von Eindrücken und Erlebnissen
Details:
Aufbruch: 08.10.2015
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 19.03.2016
Reiseziele: Vietnam
Kambodscha
Laos
Thailand
Myanmar
Malaysia
Der Autor
 
Melissa Brehm berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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