Südostasien
Einbeinruderer und schwimmende Gärten
Im Anschluss an unsere anstrengende und aufregende Trekkingtour durch die Berge gönnten wir uns noch 2 Tage Ruhe und reisten dann wieder in den Süden Myanmars nach Njaung Shwe. Die Busfahrt über Nacht war diesmal leider nicht wirklich erträglich, da unser Fahrer die kalte Luft bevorzugte und die Klimaanlage deswegen mal wieder auf Hochtouren lief. Neben uns saß eine Frau, die während der kompletten Fahrt ihr neugeborenes Baby auf dem Arm hatte - 13 ganze Stunden. Wenn wir also nicht von der Kälte geweckt wurden, dann vom Weinen und Schreien. Nach der Ankunft verbrachten wir dann erstmal den halben Tag im Hotel und holten unseren Schlaf nach. Später schlenderten wir dann durch das kleine Örtchen, was nur 5 km vom bekannten Inle See entfernt ist. Unterwegs wurden wir dann im Minutentakt von den zahlreichen Bootsbesitzern angesprochen, die uns ihre Touren schmackhaft machen wollten. Unbeirrt liefen wir zunächst weiter auf der Suche nach einem guten Restaurant, bis eine zierliche Frau das Schlagwort "sunset" herausbrachte, was bei Vincent IMMER zieht. Ganz egal, wie der Ausflug beschrieben und angepriesen wird, fällt der Begriff "Sonnenuntergang", ist Vinni auf jeden Fall dabei Wir vereinbarten also ein paar Details und verabredeten uns für den nächsten Vormittag. Pünktlich 10:30 Uhr ging es dann tagsdarauf los. Die ersten Kilometer legten wir auf einem Kanal zurück. Hier war das Wasser noch sehr dreckig und braun gefärbt. Doch dann eröffnete sich vor uns der zweitgrößte See des Landes und das Wasser wurde zunehmend klarer. Das erste Highlight, was wir dann gleich entdecken konnten, waren die sogenannten Einbeinruderer. Mit einem äußerst ausgeprägtem Gleichgewichtssinn stehen sie an einem Ende ihres schmalen Bootes und paddeln sich über das Gewässer. Da sie jedoch beide Hände für den Fischfang frei haben müssen, halten sie das Ruder mit einem Bein fest. Haben sie dann einen günstigen Standort erreicht, schnappen sie sich ihren großen Korb und stellen ihn in das Wasser. Dabei geschieht alles mit einer wahnsinnigen Leichtigkeit ... wirklich bemerkenswert!
Vorbei an einem riesengroßen schwimmenden Bagger, der vor allem Vincent faszinierte, ging es weiter zu den verschiedenen Dörfern, dessen Häuser auf Stelzen gebaut sind. Wir besuchten eine Silberschmiede und eine Weberei. Dort konnten wir dabei zuschauen, wie aus den Stängeln der Lotuspflanze eine Art Seide gewonnen wird. Ein sehr aufwendiger und lang andauernder Prozess, der den Preis von 120$ pro Schal rechtfertigt. Solch ein kostenintensives Mitbringsel haben wir uns zwar nicht zugelegt, aber trotzdem konnten wir wieder andere richtig schöne Souvenirs erstehen
Anschließend fuhren wir zu den Langhalsfrauen. Selbige tragen schwere, goldene Ringe um ihren Hals (auch nachts), wobei die Anzahl der Ringe immer vom Alter der Frau abhängig ist. So lasten bei einem 9-jährigen Mädchen beispielsweise 13 Ringe mit insgesamt 4 Kilogramm auf den Schultern. Mit 17 Jahren tragen sie dann 14 Ringe (6kg) und mit 20 Jahren 24 Ringe. Durch die Schwere der Reifen werden im Laufe der Jahre die Schlüsselbeine so nach unten gedrückt, dass sich der Hals immer mehr verlängert. Diese Tradition wird neben Myanmar auch in Nordthailand sowie in Afrika gelebt, wobei wir wirklich überhaupt nicht nachvollziehen können, welche Gründe solch eine körperliche Tortur rechtfertigen sollen. Glückliche Gesichter sehen anders aus und es kommt hinzu, dass einige der Frauen diese schweren Reifen nicht nur an ihrem Hals, sondern auch an ihren Armen und Waden tragen. Mitunter wirkt das Ganze dann wie eine Art Gefängnis, aus dem man sein ganzes Leben lang nicht ausbrechen kann ... Denn würde man die Ringe nach jahrelangem Tragen entfernen, so wären die Frauen einem Genickbruch nahe, da sich so gut wie keine Muskulatur am Hals ausgebildet hat
Nach dem Mittagessen in einem Stelzenrestaurant fuhren wir dann in eine Zigarrenfabrik. Hier konnten wir eine süß schmeckende Anis-Honig-Zigarre probieren und die Frauen bei der Herstellung beobachten. Es folgte ein weiterer Stopp an einem Kloster und schließlich bei den schwimmenden Gärten. Dabei häufen die Einheimischen unter Anwendung einer speziellen Technik Schlamm und Schlick auf dem Wasser an, wodurch sich nach mehreren Jahren ein kleiner Landstreifen entwickelt, der auf dem Wasser treibt. Dieser kann dann bewirtschaftet werden, sodass die Menschen auf dem Inle See ihre eigene Nahrung anbauen können. Wirklich beeindruckend ist es dann, wenn ein leichter Wellengang geht und sich das ganze Beet bewegt, wie es einfach schwimmt.
Am Abend trieben wir mit unserem Boot mitten auf dem See und sahen dabei zu, wie die rote Sonne langsam hinter den Bergen verschwand. Nach einer weiteren halben Stunde waren wir dann wieder auf dem Festland zurück und genehmigten uns in einem kleinen niedlichen Restaurant ein leckeres Abendessen.
Am dritten Tag in Nyaung Shwe liehen wir uns Fahrräder aus und strampelten uns rauf und runter bis hin zu den 8 km entfernten heißen Quellen. Da mein Kreislauf in den letzten Tagen aber eh nicht der stabilste war, verzichtete ich auf dieses kochende Erlebnis und machte es mir in einem kleinen Imbiss bequem. Vincent allerdings bevorzugte das warme Bad und tauchte für 2 Stunden ab. Danach radelten wir wieder zurück zu unserem Hotel, aßen noch ein wenig und warteten auf unseren nächsten Nachtbus.
Aufbruch: | 08.10.2015 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 19.03.2016 |
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