USA - Kanada 2015 - Teil 1 + Teil 2
Teil 2 - Streckenverlauf - Historic Route 66: 02.06.2015 - Historic Route 66 - Amarillo, Texas
02.06.2016 - Albuquerque - Historic Route 66 - Amarillo, Texas
02.06.2015 Albuquerque – Old HW 66 – Moriarty – Whiting Brothers Tankstelle - Sunset Motel - Clines Corners – Santa Rosa - Tucumcari – Motel Safari – Adrian - Midpoint Route 66 - Sunflower Station - Cadillac Ranch – Amarillo (Texas) - Big Texan Steak Ranch
8 Std. – 300 Meilen (482 km)
Heute Morgen ist das Wetter wieder herrlich. Der Regen hat sich verzogen.
In den Fernsehnachrichten sehen wir wieder schlimme Dinge: Eine Frau hat in einem Safari-Park das Autofenster geöffnet und wurde von einem Löwen getötet. Ein Junge bringt seine Mutter um, weil sie über seine schlechten Noten geschimpft hat. In was für einer Welt leben wir nur.
Um 7.30 Uhr gehen wir zum Frühstück. Dort treffen wir auf ein freundliches amerikanisches Ehepaar. Sie leben im Winter in Tucson und im Sommer in Golden, Colorado. Heute sind sie auf dem Weg dorthin. Auch sie sind von dem Hotel begeistert und übernachten immer hier, wenn sie von einem Wohnsitz zum anderen fahren. Andere Gäste – Österreicher – sind ausgesprochen unfreundlich. Ob sie wohl Vorurteile gegenüber Motorradfahrern haben? Leider erleben wir das immer wieder, ist uns aber egal.
Wir verlassen Albuquerque, die Stadt mit ihren schönen Häusern und Gärten hat uns sehr gefallen. Wir fahren nun den Old HW 66, HW 333, East. Auf der Straße befinden sich Warnstreifen, die, wenn man sie mit den Reifen berührt, eine wunderschöne Melodie spielen. Rolf muss das gleich mehrfach testen.
In Moriarty schauen wir uns die alte Whiting Brothers Tankstelle und das Sunset Motel an.
In Clines Corners machen wir um 9.30 Uhr Halt. Wir müssen etwas trinken und zur Toilette muss man auch mal. Hier gibt es eine vorbildliche Behindertentoilette, was ich immer als sehr angenehm empfinde. Der gesamte Sanitärbereich ist sehr schön gestaltet und piccobello sauber. Da können unsere deutschen Raststätten von lernen. Natürlich ist der Raststätte auch ein Laden angeschlossen, in dem nicht nur Ramsch verkauft wird, sondern auch Kunstgegenstände und praktische Dinge. Ist ja klar, dass ich da fündig werde – Topflappen und Handtücher für Zuhause.
Und draußen vor dem Eingang entdecken wir einen Biker, der hinten 2 Fahrräder auf seiner Maschine geladen hat. So etwas habe ich ja noch nie gesehen, also Foto machen als Erinnerung. Während ich noch im Laden stöbere, hat Rolf eine nette Unterhaltung mit zwei Motorradfahrern aus Tucson. Das ist das Schöne auf diesen Reisen, man kommt immer sofort in Kontakt mit anderen Menschen und manchmal entstehen daraus Freundschaften.
Weiter geht die Fahrt durch eine herrliche Landschaft, blühende Wiesen, Kakteenfelder und am Horizont schneebedeckte Berge.
Nächste Pause in Santa Rosa am Park Lake. Hier ruhen wir uns ein bisschen im Schatten aus. Bei der Weiterfahrt durch den Ort sehen wir schöne gepflegte Häuser mit Blumengärten. Auch eine Kirche erregt meine Aufmerksamkeit, aber Rolf will nicht schon wieder halten.
Santa Rosa ist eine Stadt im Guadalupe County mit ca. 2.800 Einwohner. Sie liegt am Pecos River, wo die Rocky Mountains in die Great Plains übergehen, am Westrand des Llando Estacado. Aqua Negra Chiquita“ (kleines schwarzes Wasser) war 1865 die erste europäische Siedlung in der Gegend.
Der Name der Stadt wurde 1890, in Anspielung an eine vom Stadtgründer Don Celso Baca gebaute und nach seiner Mutter der Heiligen Rosa von Lima benannten Kapelle, in „Santa Rosa“ (die heilige Rose) geändert. Santa Rosa hat viele natürliche Seen, eine Anomalie im trockenen Wüstenklima.
Ursprung der Seen sind Karsttrichter im Kalkstein, die sich mit Wasser füllen. Viele sind durch ein unterirdisches natürliches Wassertunnelsystem miteinander verbunden. Der bekannteste See ist das Blue Hole – Blaues Loch, ein 25 Meter tiefes, 16 Grad C kühles Wasser.
Aufgrund der großen Hitze, die mir zusetzt, machen wir eine weitere Pause an Rest Area Llano Estacado. Die Rest-Areas sind immer sehr schön angelegt, mit viel Grün und schattigen Picknicktischen.
Weiter bis Tucumari. Tucumcari hat über die Jahre seinen Charme der 1940er Jahre nicht verloren. In kaum einer anderen Stadt finden sich so viele leuchtende Neonschilder der zahlreichen Restaurants und Motels, die sich wie auf einer Perlenschnur entlang der Route 66 aufreihen.
Besonders schön das Motel Safari. Dieses herrliche Retro-Design Motel wurde 1959 als Best Western eröffnet. 1962 wurde die typische Krone des Best Western vom Reklameschild entfernt und das Kamel hinzugefügt. Angeblich soll es in der Region um Tucumcari einmal wilde Kamele gegeben haben, die von ersten Erkundungstrupps in die Region im 18. Jh. zurückgelassen wurden.
Bevor wir New Mexico verlassen, sehen wir nochmals eine sehr schön gestaltete Brücke. Die Brücken sind einfach ein Hingucker.
14.15 Uhr passieren wir die Grenze nach Texas.
Informationen über Texas siehe sep. Kapitel.
Wir können die Uhr eine Stunde vorstellen. 14.30 Uhr Pause in einer Picknick-Area. Leider sind die Rest-Areas hier in Texas nicht schön, kaum Schatten, keine Toiletten vorhanden.
Nun führt uns der Weg durch die Plains, flach, grün, kleine Seen, stinkende Rinderansammlungen. Furchtbar. Hin und wieder sieht man Windräder. Wind gibt es ja in den Staaten mehr als genug.
Kurzer Halt am Midpoint der Route 66 in Adrian. Von hier sind es noch 1.139 Meilen = 1.834 km bis Chicago. Tröstlich zu wissen. Schön ist dort die alte Tankstelle – Sunflower Station. Heute ein Cafe und Andenken-Geschäft.
Unser nächster Halt ist an der Cadillac-Farm. Die bunten Autos lagen eigentlich nicht an der Route 66, sie wurden erst 1997 hierher verbracht. Cadillac Ranch ist der Name einer Kunstinstallation. 1974 wurden von Mitgliedern der Künstlergruppe Ant Farm aus San Francisco zehn Cadillacs in einer Linie und im gleichen Winkel mit der vorderen Hälfte im Boden eines Maisfeldes eingegraben. Sie stammen aus den Baujahren 1948 bis 1963 und repräsentieren den Beginn und den Niedergang der Heck-flossen-Modelle der 1950er Jahre. Der Winkel, in dem die Fahrzeuge eingegraben sind, soll mit dem Steigungswinkel der Py-ramiden von Gizeh korrespondieren.
Sie symbolisieren die Freiheit, die das Automobil mit sich brachte, und zugleich die Faszination und Anziehungskraft, die von den „roadside attractions“ (Attraktionen am Straßenrand) entlang der amerikanischen Fernstraßen ausgeht. Gesponsert wurde die Cadillac Ranch von dem Helim-Millionär und Mäzen Stanley Marsh III., der der Künstlergruppe das Grundstück zur Verfügung stellte. Stanley Marsh meint, die Cadillac Ranch symbolisiere „die große Flucht, die Freiheit der Wahl, die Möglichkeit, einfach abzuhauen.“
Die Autos sind über und über mit Graffiti bemalt und ändern ständig ihr Aussehen. Besucher werden ausdrücklich ermuntert, ihre eigenen farblichen Spuren zu hinterlassen. Hier ist Vandalismus zum Kult geworden. Ich schaue mir das nur von weitem an, ich bin einfach zu fertig. Doch Rolf läuft hin und macht einige Fotos. Er regt sich auf, dass die Leute, die die Autos weiter besprühen, die leeren Dosen einfach in die Gegend werfen. Es sieht aus wie auf einer Müllhalde. Nicht sehr ansprechend.
Gegen 17.30 Uhr sind wir im Hotel, Travelodge, nach 300 Meilen = 483 km und viel Hitze auf der Tour. Einchecken, abladen, Eis holen und dann erst einmal relaxen. Bis heute haben wir 3.600 Meilen = 5.796 km hinter uns gebracht.
Informationen über Amarillo siehe sep. Kapitel.
Später fahren wir zur Big Texan Steak Ranch. Auf Wunsch wird man kostenlos mit einer Longhorn-Limousine von seinem Hotel abgeholt. Auf dem Parkplatz, der ziemlich voll ist, sieht man div. Autos, geschmückt mit den Hörnern der Longhorn-Rinder. Sieht witzig aus. Wir müssen uns erst einmal einen Piepser holen, der uns mitteilt, wenn ein Tisch freigeworden ist. Also sitzen wir draußen auf einer Bank und beobachten die Leute.
Im Restaurant gibt es das berühmte 72 Unzen (2,04 kg) Steak. Wer es schafft, das Steak, ein Brötchen mit Butter, eine Ofenkartoffel, einen Krabbencocktail und einen Salat innerhalb einer Stunde zu verputzen, bekommt es gratis. Diese Mahlzeit kostet 72 Dollar und muss im Voraus bezahlt werden. Schafft man es, alle diese Dinge innerhalb einer Stunde zu essen, bekommt man das Geld zurück. Die Herausforderer – max. 6 Personen – sitzen an einem Tisch, der auf einer Empore im Restaurant steht, so dass alle Gäste einen guten Überblick haben. Mehr als 50.000 Menschen haben sich bisher auf diese Wette eingelassen.
8.500 Gäste haben es dann auch tatsächlich geschafft, die Wette zu gewinnen. Die Gewinner erhalten als Andenken ein Winner-T-Shirt und eine Urkunde.
Zu den “Gewinnern“ zählt ein 11jähriger Junge genauso wie eine 69jährige Oma. Den Schnellesserre-kord hält der 21jährige Joey Chstnut, der das Riesensteak in 8 Minuten und 52 Sekunden vertilgt hat. Nur ein bengalischer Tiger war mit 90 Sekunden noch schneller!
In Deutschland ist ja mittlerweile auch Mode geworden, Riesenportionen anzubieten. Leider essen die meisten Gäste immer nur einen Bruchteil der Riesenportion, so dass der Rest weggeschmissen wird. Das finde ich persönlich dekadent und nicht mehr zeitgemäß.
Heute haben 3 Leute an dem Tisch mit der Stoppuhr Platz genommen. Ich kann gar nicht hinsehen, ich empfinde das nicht als Essen, sondern fressen. Es stösst mich ab.
Rolf und ich bestellen uns jeder ein normales Steak, mit Beilage, Cola für Rolf wegen Fahren und 1 Glas Wein für mich, Kosten 53 Dollar. Wir haben beide das Essen nicht besonders gefunden, die Preise halten wir für völlig überzogen. Wir treffen in dem Restaurant das nette Biker-Paar wieder, das wir schon in Clines getroffen haben. Adressen und Facebook Adressen werden ausgetauscht. Wir wollen in Kontakt bleiben. Die beiden bauen ein Haus in Tucson.
Nach 21 Uhr sind wir zurück im Hotel. Es war ein langer heißer Tag.
Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.USA.Canada
Aufbruch: | 13.05.2015 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 08.07.2015 |