USA - Kanada 2015 - Teil 1 + Teil 2

Reisezeit: Mai - Juli 2015  |  von Uschi Agboka

Teil 2 - Streckenverlauf - Historic Route 66: 06.06.2015-Phillipsburg - Devils Elbow - St. Clair

06.06.2015 - Phillipsburg - Devils Elbow - St. Louis, Missouri

06.06.2015 – Springfield – Old HW 66 - Strafford – Marshfield – Phillipsburg – Lebanon – Waynesville – Pulaski Coun-ty Courthouse Museum - Devils Elbow – Arlington – Doolittle – Rolla – St. James – Rosati – Fanning 66 Outpost / Route 66 Rocker - Cuba – Viva Cuba Organization’s Mural Projekt - Old Carr Phillips 66 Service Station – Bourbon – Sulli-van - St. Clair – St. Louis (Missouri)
9 Std. – 250 Meilen (402 km)

Wir sind früh auf, 6 Uhr und schon um 7 Uhr beim Frühstück. Ich habe mir gestern harte Eier gekauft, da mir die süße Marme-lade am Morgen nicht schmeckt.

Wir sind gespannt, was uns heute Tolles erwartet. Ohne unser Buch hätten wir wohl so einiges übersehen. Im Fernsehen zeigen sie die Schäden, die diverse Tornados in Colorado angerichtet haben. Schlimm zu sehen. Mich hat auch die beiden letzten Tage sehr traurig gemacht, die vielen toten Wildtiere unterwegs zu sehen – Gürteltiere, Waschbären, Stinktiere, Rehe, Schildkrö-ten,Coyoten und viele andere. Da lob ich mir die Highways in Idaho, dort ist oft die Geschwindigkeit gedrosselt, um die Tiere zu schützen.

Gegen 7.30 Uhr starten wir über die historische Route 66, die hier in Missouri sehr gut zu fahren ist und auch sehr gute Be-schilderungen aufweist. Die Fahrt führt uns durch eine richtige Wildnis, nur hin und wieder ist mal ein schönes Haus zu sehen. Mir fallen einige Werbetafeln von Anwälten auf: Scheidung 100 Dollar, Scheidung mit Kindern 250 Dollar, Einäscherung 595 Dollar. Zudem gibt es sehr viel Reklame von Anwälten, die einen bei Bankraub verteidigen wollen. Irre.

Weiter über Strafford, Marshfield. Halt in Phillipsburg, am World Biggest Gift Store, der leider geschlossen hat. Rolf freut sich, wir haben wieder mal etwas gespart. Obwohl – ich besuche zwar diese Läden, kaufe aber äußerst selten. Die Candy Facto-ry hat geöffnet und die Familien kommen mit dicken Tüten heraus. Nichts für uns, aber lustig anzusehen.

Heute sind kaum Motorradfahrer unterwegs, seltsam.Die Route 66 führt hier durch kleine Weiler, die heute wie Geisterstädte wirken, dennoch von einige wenigen Menschen bewohnt werden. Weiter über Lebanon, Hazelgreen bis Waynesville, 9.50 Uhr.

Hier halten wir direkt vor dem Pulaski County Courthouse Museum, welches wir uns natürlich ansehen, denn es macht gera-de auf. Das alte Bezirksverwaltungshaus am zentralen Platz wurde 1903 erbaut und 1989 außer Dienst gestellt. Danach zog das örtliche Museum hier ein. Zwei ältere Damen betreuen das Museum. Eine läuft mit uns durch alle Räume und erzählt die pas-senden Geschichten dazu, sehr interessant. Man findet im Museum Exponate über den Bürgerkrieg, den 1. und 2. Weltkrieg sowie Desert Storm. Ursprünglich erhalten ist der Gerichtssaal mit einer hölzernen Geschworenenbank. Mit einer kleinen Spende bedanken wir uns. Wir mögen diese privaten Museen sehr.

Von außen ist das 2-stöckige Backstein-Gebäude sehr ungewöhnlich, erbaut im neuromanischen Stil, mit einem ital. Campanile mit Bogenfenstern.

Waynesville, ca. 4.800 Einwohner, liegt im Herzen der Missouri Ozarks. 1831 sah die Gegend die ersten Siedler einfallen. 1835 wurde der erste Laden eröffnet, der auch gleichzeitig als Gerichtssaal diente. 1839 wurde die Stadt offiziell gegründet und nach "Mad Anthony" Wayne benannt, einem Rebellen während der Indianerkriege. Bis die Route 66 eingerichtet wurde, lebte die Stadt vornehmlich von der Holz- und Agrarwirtschaft, danach zunehmend im touristischen Sektor.

Das Ozark Plateau (Ozark Mountains) ist eine einheitliche Hochlandregion. Es nimmt die südliche Hälfte von Missouri und einen großen Teil von Arkansas ein, erstreckt sich ebenso nach Oklahoma und Kansas. Aus geologischer Sicht ist das Plateau eine ausgedehnte Aufwölbung um die Saint Francois Mountains. Es nimmt eine Fläche von 122.000 km² ein und ist die größte Bergregion zwischen den Appalachen und den Rocky Mountains.

Wir verlassen den interessanten Ort. Die Fahrt ist überhaupt nicht langweilig. Es gibt so viel zu sehen. Manche Hausbesitzer haben witzige Route 66 Schilder in ihren Gärten oder auf der Straße stehen.

Kurz nach Waynesville ist ein großer künstlicher Frosch mit dem Namen WH (Waynesville Hill) an einem Berg platziert. Aus diesem Grund hält die Stadt jedes Jahr im Oktober das aufwendig zelebrierte „Frog Fest“ ab. Leider sehe ich den Frosch zu spät und kann ihn nicht fotografieren.

Unsere Tour führt uns nun zur Devils Elbow Bridge.
Diese Stück Straße ist auch bekannt unter den Namen "Hooker Cut". Beim Ausbau der Route 66 wurden hier links und rechts die Felsen gesprengt, um die Steigung der Straße zu verringern. Es ist ein gut erhaltenes 4-spuriges Stück Route 66, das kaum befahren wird und das das ursprüngliche Route 66-Feeling vermittelt. Die Devils Elbow Bridge ist eine Stahlfachwerkbrücke aus den Anfängen der Route 66, erbaut 1923. Der Blick von der Brücke auf die unberührte Natur mit ihren bizarren Felsformen hat dazu beitragen, dass man Devils Elbow als eines der „7 Weltwunder von Missouri“ bezeichnet.

Der Name Devil's Elbow kommt von der starken Krümmung des Big Piney River an dieser Stelle. 1870 kamen ersten Holzha-cker in die Gegend. Die Stämme wurden zum Abtransport einfach in den Big Piney River geworfen. Ein großer Felsen im Flusslauf, der diesen zu einer engen Kurve zwang, verursachte immer wieder Blockaden. Man sagt, der Teufel höchstpersönlich würde hier seinen Ellbogen in den Fluss halten, um den Arbeitern das Leben schwer zu machen.

Unsere Fahrt geht weiter, über Arlington, Doolittle, Rolla, St. James, Rosati. Hier gibt es viele Weinberge.

Die um 1845 entstandene Siedlung hörte zuerst auf den Namen Knobview. 1860 wurde die Pacific Railroad fertig gestellt und der Bahnhof bekam den Namen Kinsey's Station nach Thomas Kinsey, dem Betreiber des örtlichen Gemischtwarenladens und des Postamts. Zur Jahrhundertwende kamen verstärkt italienische Immigranten in den Ort und begannen, italienische Weinre-ben anzubauen, jedoch ohne großen Erfolg. Man wich auf Weintrauben aus, aus denen man Fruchtsaft herstellte. 1934 wurde der Ort umbenannt zu Ehren des ersten Bischof der Erzdiözese von St. Louis, dem gebürtigen Italiener Joseph Rosati.
In den 1970er Jahren ließ ein großer amerikanischer Safthersteller die Traubensaftproduktion drosseln und kündigte Anfang der 1990er Jahre die Verträge schließlich ganz. Dank neuerer Anbautechniken versuchte man es daraufhin erneut mit dem Weinan-bau, diesmal mit erheblich mehr Erfolg.

Weiter zu Fanning 66 Outpost – Route 66 Rocker. Hier an dem ehemaligen Handelsposten befindet sich eine relativ neue (2008 errichtet) Attraktion, der „größte Schaukelstuhl der Welt“. Der Stuhl ist ca. 13 m hoch und 6 m breit. Unter dem Namen „The Route 66 Rocker“ steht er im Guiness Buch der Rekorde. Ist ja klar, dass wir halten und Bilder machen. Vor dem kleinen Geschenke-Laden hängt ein Schild, dass dazu auffordert, seinen Colt abzunehmen und draußen hinzuhängen.

Und weiter geht es nach Cuba, 3.356 Einwohner.
1857 wurde Cuba gegründet. Zur Zeit der Gründung verfügte die Stadt über keinen Bahnanschluss, allerdings wählte man die Stelle sorgfältig, da man den südlichen Ast der Union Pacific Railroad erwartete, 1860 war es soweit.

Das Land Kuba war seinerzeit wegen der tyrannischen Unterdrückungen häufig in den Medien und so bekam der Ort in Mis-souri seinen Namen aus Mitgefühl zur kubanischen Bevölkerung. 1895 bis in die 1920er Jahren war Cuba bekannt für seinen Apfelanbau und die Produktion von Fässern. Danach setzte man vermehrt auf den touristischen Wert der neu angelegten Route 66.

Wir machen in einem schönen mexikanischen Restaurant Mittagspause, denn wie immer ist es sehr warm. Manche würden die Einrichtung vielleicht als kitschig empfinden, aber mir, die ich Farben liebe, gefällt es sehr. Vorbildlich sind auch die Toiletten, alles sehr sauber und gepflegt. Unser Essen – Rolf Suppe, Uschi Avocado-Salat – ist sehr lecker und nicht zu teuer.

Nach dem Essen machen wir uns auf zur Stadtrundfahrt.

Viva Cuba Organization’s Mural Projekt (Wandzeichnungen) - In vielen Orten entlang der Route 66 wurden auf alten Fas-saden kleine Kunstwerke angebracht, welche die Geschichte der Stadt illustrieren oder einfach nur Touristen anlocken sollen. Cuba sticht da aus der Masse hervor. Nicht umsonst trägt die Stadt den offiziellen Spitznamen "Mural City" (Wandgemälde-stadt).
Durch Fran Eickhoffs Initiative wurden im Zuge des Viva Cuba's Outdoor Mural Project 12 herrliche Wandzeichnungen zur Stadtverschönerung angebracht. Die meisten befinden sich entlang der Route 66 zwischen Smith St. und Fillmore sowie entlang der Buchanan St. zur Eisenbahn hin.

Wir machen eine extra Fahrt durch die Straßen, um uns das anzusehen.

Schön ist auch die Old Carr Phillips 66 Service Station. 1932 eröffnete Paul T. Carr hier eine Phillips 66 Station und erwei-terte sie bald um einen Pontiac-Autohandel. 1968 zogen Bill und Lynn Wallis in das kleine Cottage ein, die Gründer der Wallis Oil Vertriebsgesellschaft, die hier ihre erste Mobil Station eröffneten. Noch heute haben sie ihre Büros in Cuba gegenüber der alten Tankstelle, die Lynn Wallis ungern verkaufen wollte, weil sie befürchtete, sie würde abgerissen werden. Aus heutiger Sicht fast ein Wunder, wo sonst jeder nur auf Profit aus ist. Sie wurde im Rahmen des Viva Cuba Projekts restauriert und in den Zustand der 1930er Jahre zurückversetzt. Die Garagentore zieren Zeichnungen in Erinnerung an Bill Wallis und die Geschichte des Ortes.

Um 13.30 Uhr fahren wir weiter, Bourbon, Sullivan, um schon bald danach erneut Pause in einer Rest-Area bei St. Clair zu machen. Es ist unangenehm warm und schwül.

Eigentlich ist es nicht nötig, ein Auto-Museum auf der Route 66 zu besuchen, denn viele Hauseigentümer haben schöne Oldti-mer in ihren Gärten stehen. Wir haben noch 55 Meilen = 86 km bis St. Louis. Heute, bei der Hitze, kommt mir das endlos vor.

Doch irgendwann ist St. Louis in Sicht. Schon von weitem ist der Gateway Arch zu sehen. Es herrscht ein Wahnsinnsverkehr. Wir müssen uns durch eine riesige Baustelle quälen. So dauert es fast eine Stunde bis wir an unserem Hotel, dem Days Inn, in St. Louis Downtown sind. Wir haben kein Navi, kein Garmin – doch Rolf findet das Hotel mal wieder auf Anhieb. Ich weiß nicht, wie er das immer macht. Für mich mehr als bewundernswert. Heute waren es 250 Meilen = 402 km.

Das Hotel ist teuer, 140 Dollar, doch wir haben eine Nacht Dank unserer Punkte frei. Der Empfang ist sehr freundlich und der freundliche ältere Herr an der Rezeption erlaubt Rolf, sein Motorrad direkt am Empfang stehen zu lassen. Das ist hier nicht das beste Viertel von St. Louis. Schon an der Tankstelle haben wir Security gesehen, es gibt viel Kriminalität in der Stadt wie man uns sagte.

Unser Abendessen: Salami, Fisch, Bananen, Äpfel, Klätschbrot, Bier und Weißwein. Wir sind beide müde und geschafft.

St. Louis ist eine Stadt mit ca. 320.000 Einwohnern am westlichen Ufer des Mississippi. Die Einwohnerzahl geht zurück, da immer mehr Menschen in die Vorstädte ziehen.

Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.USA.Canada

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reise durch folgende Staaten (USA und Kanada): Colorado / New Mexico / Arizona / Nevada / Arizona / New Mexico / Texas / Oklahoma / Kansas / Missouri / Illinois / Wisconsin / Michigan / CANADA – Ontario / Minnesota / North Dakota / Montana / Idaho / Utah / Wyoming / Utah / Colorado Motorrad-Tour-Verlauf – 10.250 Meilen = 16.503 km
Details:
Aufbruch: 13.05.2015
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 08.07.2015
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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