Badeinsel ohne Baden – oder die letzte Kanareninsel

Auf unserer Runde ist uns an den Jameos del Aqua zu viel los. Da wir bereits auf Fuerteventura in einer Meereshöhle waren, fahren wir direkt weiter zum Jardin de Cactus, wo Ulrike in Jubel ausbricht. Auch hier ist viel los, aber wir können uns ja nicht immer vom Tourismus abschrecken lassen, denn schließlich sind wir selbst Touristen.
Am Eingang begrüßt uns ein künstlicher Riesenkaktus,

Der Kakteengarten wurde 1990 eröffnet und ist Manriques letztes größeres Projekt gewesen, wenn man vom Umbau des Taro de Tahiche zur Ausstellungsfläche der Fundación César Manrique einmal absieht.
In einem kesselartigen Gelände eines stillgelegten Steinbruchs sind die Pflanzen des Gartens vor den ständig blasenden Winden geschützt

Im Jardín de Cactus sind 1420 Kakteenarten zu sehen. Manrique hat die Gartenanlage mit vielen Treppen, kleinen Gewässern, einer Ungeheuerskulptur, einem schönen Café-Restaurant und einem Souvenirladen ausgestattet.

Über allem steht ein »molino«, eine Mühle aus dem 18. Jh., die zu den wenigen noch gut erhaltenen Mühlen auf Lanzarote gehört. Hier wird zu Demonstrationszwecken geröstetes Korn gemahlen.

Die Region von Guatiza und Mala, in der der Jardin de Cactus sinnigerweise angelegt wurde, ist das Zentrum des einst wirtschaftlich wichtigen Opuntienanbaus.

In Teguise haben wir neben der Verarbeitung der Aloe Vera auch eine Einführung in die arbeitsaufwändige Cochinellezucht erhalten, die heute nur noch ganz selten auf Lanzarote unterhalten wird, da der rote Farbstoff der nur 6mm großen Cochinelle-Laus weitgehend durch synthetische Farbstoffe ersetzt wurde.

Die mit dem karminroten Saft gefüllten kleinen Leiber werden mit Spateln von der Pflanze abgekratzt und in Holz- oder Blechbehälter gesammelt. Anschließend werden Unreinheiten ausgesiebt, die Larven in kochendem Wasser getötet und mehrere Tage in der Sonne getrocknet. Es entsteht ein hartes Produkt, das direkt zu Pulver gemahlen wird, aber auch über Jahre gelagert werden kann. Interessant, dass auch Campari früher mit diesem Farbstoff seine rote Farbe erhielt.