Mit dem Zug nach Südostasien

Reisezeit: August 2017 - Juni 2018  |  von Helmut V.

Laos - Muang Khuao, der Norden

Da geht schon noch was rein!

Da geht schon noch was rein!

Die Fahrt führt uns durch eine wunderschöne Berglandschaft.

Die Fahrt führt uns durch eine wunderschöne Berglandschaft.

Am Ufer des Nam Ou im Norden von Laos! Vor einigen Jahren hat uns bei einer Wanderung in der Türkei jemand von diesem Fluss erzählt und nun stehen wir tatsächlich an seinem Ufer.
Doch zuerst die spannende Geschichte des Herkommen: Die Geschichte mit dem Busticket hat uns nicht behagt und so gehen wir am Abend noch einmal zum Busbahnhof und erfahren, dass unser Ticket ein Fake ist und wir ein neues kaufen müssen. Mit "Rachegedanken" streifen wir durch die Stadt, um den Verkäufer wiederzufinden - vergeblich. Am nächsten Morgen sind wir rechtzeitig am Busbahnhof und unser Bus hat schon reichlich Gepäck auf dem Dach. Nach und nach werden immer mehr Sitze ausgebaut und der Inhalt von gut 2 Kleinlastern verschwindet im Bus: Weisskraut, Tomaten, Reissäcke, Chinakohl, Äpfel, Weintrauben und Styroporkisten unbekannten Inhalts. Schließlich bleiben ausser dem Fahrersitz nur noch 3 Sitze im Bus. Da taucht der Ticketverkäufer auf, grüßt uns freundlich, wechselt ein paar Worte mit dem Busfahrer und deutet uns dann, dass das Ticket in Ordnung sei. Gut eine Stunde nach der regulären Abfahrtszeit deutet uns der Fahrer einzusteigen- wir sind tatsächlich die einzigen Fahrgäste und unsere Zuladung ist selbst für hiesige Verhältnisse beachtlich, das merken wir an den skeptischen Blicken vom Strassenrand. Muehsam quält sich der Bus jede Steigung hinauf und im Schritttempo über jede Bodenwelle. So haben wir Zeit, die herrliche Berglandschaft zu genießen, durch die wir heute, im Sonnenschein, fahren. Unterwegs nehmen wir immer einmal wieder für kürzere oder längere Zeit Fahrgäste auf, die dann auf dem Motorblock sitzen. Gegen 6 wird es hier schon dunkel, da sehen wir im letzten Licht noch ein Schild: 150 km bis zu unserem Zielort! Und Pause hat der Fahrer auch noch keine gemacht. Nun beginnt auch schon die Zustellung der Waren. Wir doesen vor uns hin; das Quietschen der Styroporkisten und der Zellophanverpackung klingt fast wie das Summen der Zikaden hier. Aufgeschreckt werden wir nur, wenn der Bus wegen auf der Strasse schlafender Kühe oder Wasserbüffel bremst. Um 11h nachts erreichen wir Nien Bien, von wo um 5.30h der Bus nach Laos weiter gehen soll. Der Busfahrer vermittelt uns netterweise noch ein Hotel; so kommen wir noch in den Genuss einer nächtlichen Mopedfahrt. Essen gibt es natürlich keines mehr um die Zeit und so trösten wir uns mit einem Bier. Vorher erfahren wir noch, dass der Laos Bus erst um 7.30h fährt und uns beim Hotel abholen kommt. Wir stellen uns den Wecker auf 6.00h um noch gut irgendwo zu frühstücken. Um 5.30h donnert jemand an die Tür: der Bus nach Laos sei jetzt da! Wir stolpern aus dem Bett, packen in Nullzeit und stehen dann vor dem Hotel - kein Bus da und kein Mensch - Morgengrauen! Wir bilden viele Theorien, was nun passiert sei, darüber wird es hell. Die Hotelbesitzerin erscheint und bereitet das Frühstück für ihre Kinder ( Schule beginnt hier so um 7 Uhr), dank Google - translater können wir unsere Situation erklären. Sie verstaut uns kurzerhand in ein Taxi, dass uns zum Busbahnhof bringt, gleich um die Ecke. Dort steht glücklicherweise ein Bus nach Laos, der schon bald losgeht, noch schnell ein trockenes Brot und ein gekochtes Ei. Der Busfahrer fragt nach dem Namen unseres Hotels, er hätte uns dort um 7.30 h abholen sollen!

Auch dieser Bus ist gut gefüllt, diesmal aber mit Menschen; wir fühlen uns wohl, sind aber ganz schön hungrig. Die Fahrt verläuft ruhig und wie üblich, einladen, ausladen, einsteigen, aussteigen. Der Grenzübergang bei Tay Trang ist unproblematisch, es wird sogar mit einem "Fieberthermometer" ein Gesundheitscheck gemacht; für 2 Dollar pro Person, so kommt man auch an Devisen! Auf laotischer Seite bleibt die dichte, grüne Berglandschaft erst einmal gleich. Im nächsten größeren Ort Muang Khuao steigen wir als einzige Gäste aus, die anderen Reisenden fahren nach Luang Prabang weiter.
Für Nachmacher: Die Fahrt mit dem Bus von Lao Cai nach Laos mit dem öffentlichen Bus ist gut möglich, aber: Ticket immer direkt im Bus kaufen Lao Cai - Dien Bien Phu ( 200000 Dong p.P), Dien Bien Phu - Muang Khuao ( 115000).

Die Nacht in Muang Khuao war nicht besonders lang, anfangs gab es laute Karaoke Konzerte in der Nachbarschaft ; an das eifrige Krähen der Haehne ab ca. drei Uhr morgens haben wir uns auch noch nicht gewöhnt, dann laute Musik ab 4:45 Uhr von unserem Hausherrn. Um 7:00 Uhr standen wir mit gepackten Rucksäcken vor der Tür. Hier bleiben wir keine Nacht länger! Um 8:00 Uhr treffen wir uns mit einem Guide, das Gepäck könnten wir deponieren, und starten zu einer geführten Tageswanderung in die hiesige Bergwelt. Ein Auto bringt uns ein Stück den Nam Pak Fluss entlang aufwärts. Von der Straße haben wir immer wieder schöne Ausblicke auf den Fluss, es gibt sogar Goldschuerfer-Boote zu sehen. Unsere Wanderung beginnt bei einem kleinen Dorf und führt uns gleich bergauf, vorbei an einzelnen Bambushütten in den dichten Bergwald. Immer wieder stossen wir am Wegrand auf Spuren animistischer Geisterbe-schwörungen. Keo, unser Guide zeigt uns unterwegs am Boden und in den Sträuchern aus Bambus und Schnüren hergestellte Fällen für Vögel, Eichhörnchen und andere Tiere. Leider ist die Bevölkerung dieser Bergdörfer so arm, das sie wirklich alles essen was sie fangen. Und sie fangen alles was sich bewegt! Zwischendurch entdecken wir an in in die Bäume gehackten Schneisen aufgestellte Fangnetze für Vögel. Leider bekommen wir auf unserer Wanderung durch den Dschungel ausser wunderschöner Schmetterlinge, Ameisen, Moskitos und Heuschrecken keine Wildtiere zu sehen. Der Weg ist sehr abwechslungsreich und führt uns an bis zu 20 m hohen Bambusstöcken, gewaltigen Bäumen, Farmpflanzen, unter denen wir uns wie Zwerge vorkommen, und vielen uns unbekannten Pflanzen, vorbei . Das Ganze wird von, zum Teil stacheligen, Schlingpflanzen überwuchert. Kein einladenden Ort. Ab und zu leuchtet das Rot eines bis zu drei Meter hohen Weihnachtssterns heraus.Teilweise ist der rutschige Pfad bereits so zugewachsen, dass Keo ihn mit seinem Buschmesser freihacken muss. Eine mühsame Angelegenheit. Irgendwann kommen wir auf eine Lichtung und sind im Bereich einer Akha-Ethnie. Wir erreichen ein Dorf mit ca.20 Häusern und etwa 250 Menschen . Mühsam haben sie dem Urwald durch Brandrodung einige Felder abgerungen. Hier wachsen jetzt trockener Reis, (wird nicht im Wasser angebaut) Kürbisse, Gurken, Auberginen, Bohnen, Mais, Tomaten, Paprika und einige uns unbekannte Gemüse. Die Menschen hier sind weitgehend Selbstversorger. Hanf wird zum Weben und zum Rauchen angebaut. Ein hartes Leben,. trotzdem erleben wir viel Lachen im Dorf und es scheint einen starken Zusammenhalt der Menschen zu geben.

Im Dorf leben außer den Menschen noch Wasserbüffel, Schweine, Enten, Hühner, Hunde und Katzen. Und das alles auf sehr engen Raum. Über eine unbefestigte Lehmstrasse laufen wir , durch riesige Heuschreckenschwärme , den Berg hinunter zur Strasse wo wir wieder vom Auto abgeholt werden. Wir sind froh, einmal eine solch geführte Tour gemacht zu haben, denn zum einen kann man solche Wege alleine nicht finden und zum anderen stellt der Guide ein Bindeglied zu den Menschen dar, dass uns eine andere Art der Kommunikation ermöglicht und wir erfahren durch ihnen einfach viel über das Land und die Gebräuche.

Durchs wilde Grün

Durchs wilde Grün

Den Nam Ou abwärts

Heute , den 3.11. , besteigen wir gegen 9:15 Uhr ein merkwürdiges Boot um den Nam Ou abwärts zu fahren. Das Boot ist etwa 1,50 m breit, ca 16 m lang und hat vorne am Bug ein kleines Häuschen in dem der Bootsfahrer sitzt, Gas gibt und lenkt. Ausser uns sind noch 11 weitere Passagiere mit ihrem Gepäck sowie diverse Kisten und Säcke mit an Bord. Mit lautem knattern dreht das Boot in die Strömung und schon bald haben wir die letzten Häuser hinter uns gelassen. Nebelschwaden ziehen über den Fluss und wir freuen uns dass die Jacken griffbereit sind. Die Augen wechseln von einem Ufer zum Anderen. Hier gibt es Sandbänke mit Wasserbüffeln, dort dichten, scheinbar undurchdringlichen Urwald. Nur ein hier und da am Ufer liegendes Boot zeigt uns das hinter diesem grünen Vorhang irgendwo Menschen leben. Felsformationen ziehen sich wie große Rippen durch den Wald hinunter in den Fluss und verlangen von dem Bootsfahrer einiges an Geschick sie zu umfahren. Über die so entstehenden Stromschnellen überwinden wir zum Teil bis zu 5 m Höhendifferenz. Es ist fast ein Wunder das unsere überdimensionale Bohnenschalensicht umkippt. Aber spätestens wenn das Boot im regelrechten Zickzack zwischen grossen Felsen hindurchmanoveriert wird erklärt sich die Bootsform von selbst. Das lange, schlanke Boot durchschneidet mühelos jedes Kehrwasser, ein breiteres, kürzeres würde sich permanent im Kreis drehen. Auf den zum Teil langen, ruhigen Zwischenpassagen kann man trotz Motorengebrumme leicht in eine meditative Haltung verfallen. Trotz der vielen Formen, der unglaublich vielen Grüntöne, der schier alles verschlingen den Schlingpflanzen und der steilen, hohen über und über begrünten Berghänge hat das Ganze etwas beruhigendes. Einfach im Boot sitzen und schauen, wirken lassen, den Gedanken freien Lauf lassen. Hier und da tauchen aus dem Nichts ein paar Bambushütten auf und verschwinden wieder. Ein Ungetüm von Boot ist am Ufer festgemacht , mit Baggerschaufeln und diversen Sieben - Goldschuerfer auf der Suche nach ihrem Glück. Kinder spielen auf einer Sandbank, kein Haus ist zu sehen, Fischer werfen vom Ufer oder von ihrem Boot Netze aus, und immer wieder die Wasserbüffel die ihrem Namen alle Ehre machen. Inzwischen hat die Sonne den Nebel vertrieben und Gischt am Bootsbug schimmert silbern über dem milchkaffeebraunen braunen Wasser des Nam Ou. Die Landschaft ändert sich, aus Sandsteinfelsen wird Karst, die Ufer werden noch steiler und die Berge noch höher. Viele spitze Kalkstein Hügel drängen den Fluss in ein enges Tal und die Fahrt geht unruhig und zügig dahin. Dann wird es wieder breiter und wie eine große Wunde klafft ein Steinbruch im Wald. Einer der hohen Hügel ist zu Hälfte verschwunden. An den Flussufern werden gewaltige Betonbefestigungen, zum Teil über 30 m hoch angebracht. Das Energie-und Rohstoffhungrige China baut hier im Nachbarland im Nam Ou Tal 5 Staudämme hintereinander. Die Chinesen bekommen den Strom, die Laoten ein paar Kilometer Strasse und 5 Brücken, dem für den Staudammbau sowieso benötigt werden. Ob die Menschen in Laos so viele Brücken auf so kurze Distanz benötigen wage ich zu bezweifeln. Die Stecke von Phongsali nach Muang Khuao ist bereits nicht mehr durchgängig mit Booten befahrbar, für uns ist in Nong Lukas schluss. Die Strecke bis Luang Prabang ist wegen der Baustellen auch schon nicht mehr befahrbar. Wenn jemand eine Bootsfahrt aufdem Nam Ou plant, dann muss er sie in den nächsten Wochen unternehmen. Bald gehört dieses Abenteuer der Vergangenheit an.

Der Urwald wächst bis in den Fluss hinein.

Der Urwald wächst bis in den Fluss hinein.

Undurchdringliches Grün.

Undurchdringliches Grün.

Steile Karstens zwingen den Fluss in eine enge Schlucht.

Steile Karstens zwingen den Fluss in eine enge Schlucht.

Ein Goldschuerfer-Boot

Ein Goldschuerfer-Boot

"Niemand will eine Mauer bauen"

"Niemand will eine Mauer bauen"

Abendstimmung am Nam Ou

Abendstimmung am Nam Ou

© Helmut V., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Meine Frau Martina und ich fahren mit der Transsib nach Peking und von dort weiter nach Vietnam,Laos und Kamboscha. Wie es dann weiter geht wird sich zeigen.
Details:
Aufbruch: 24.08.2017
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: Juni 2018
Reiseziele: Ungarn
Russland / Russische Föderation
Mongolei
China
Vietnam
Laos
Kambodscha
Thailand
Indien
Nepal
Der Autor
 
Helmut V. berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.
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