Mit dem Zug nach Südostasien
Indien - Jaisalmer und Khuri
Jaisalmer und Khuri, 16.1.- 21.1.
Bis hierher nach Jaisalmer im äußersten Nordwesten Indiens fährt die indische Eisenbahn; setzt aber auf dieser Strecke ihre schon etwas " angegrauten" Züge ein. Wir werden jedenfalls tüchtig durchgerüttelt und die Räder krachen bei einer bestimmten Umdrehung furchterregend. Netterweise kommt uns Rahul vom "Jaisalmer Homestay" kurz nach Mitternacht am Bahnhof abholen. Nur drei Zimmer hat sein Hostel, in unserem Zimmer ist ein Erker mit Polstern und einem schönen Blick auf das Jaisalmer Fort. Anders als die beiden Forts in Jaipur und Jodhpur ist dieses neben einem Maharadscha Palast auch ein ganz großes lebendiges Dorf, mit vielen kleinen Läden, Hostels und Restaurants, die meistens auf dem Dach sind und einen herrlichen Blick auf die Häuser ausserhalb und die umgebende Wüste bieten. Auf unserem ersten Streifzug durch die Stadt werden wir in ein Haveli gebeten; dass sind meist sehr aufwendig gearbeitete Wohnhäuser von Händlern. Jaisalmer ist nämlich eine Seidenstraßenstadt und besteht schon seit dem 11. Jhdt. Der Besitzer macht uns eine ausführliche Führung und wieder können wir nur staunen über soviel grandiose Handwerkskunst. So gibt es für die Fensterumrandungen Blumen aus Sandstein, die zu bestimmten Festen wie eine Glühbirne eingeschraubt werden können. Überhaupt macht die Baukunst wett, was die Natur hier an Farbe nicht bieten kann, buntes Fensterglas aus China, Öllampen, die florale Muster an die Wände zaubern, Delfter Fliesen aus den Niederlanden, Spiegel aus Belgien. Das trockene Klima, " ein Kind kann hier 7 Jahre werden, ohne je Regen gesehen zu haben" , lässt die feinen Sandsteinverzierungen aussehen, als seien sie gerade erst fertig gestellt. Im Fort selbst gibt es neben dem Maharadscha Palast noch einige "Jain Tempel", diese gehören zu einer Religionsgemeinschaft, die kurz vor dem Buddhismus im heutigen Pakistan entstanden ist. Da das bewusste oder unbewusste Töten von Lebewesen und ein Besitz, der über das Lebensnotwendige hinaus geht, für sie verboten ist, so sind viele von Ihnen Händler und stecken ihren Gewinn in die Gestaltung schöner Tempel.
Eine besonders hier gepflegte Kunst ist die Herstellung von Patchwork. Dazu werden die schadhaften Kleidungsstücke der muslimischen Frauen hergenommen, die sich durch ihren Farbenreichtum auszeichnen und überdies noch mit Gold-Edition und Silberfäden bestickt und mit kleinen Spiegeln verziert sind. Daraus werden Wandbehänge, Decken und kleine Tischläufer genäht. Man muss schon sehr gut sein, um hier nicht etwas zu kaufen.
Noch 45 km weiter westlich liegt Khuri, ein kleiner Ort nun schon ganz nahe an der pakistanischen Grenze. Auf dem Weg sehen wir trotz des Wüstenklimas Gemüseanbau: Zwiebeln, Karotten und kleine Kürbisse. Jedes Pflaenzchen wird sorgsam gepflegt. Obwohl telefonisch vorher angefragt, ist unsere Camel Safari nicht organisiert, als wir gegen Mittag ankommen. Doch am späten Nachmittag stehen dann auf einmal zwei Kamele mit ihrem Besitzer Sarup Singh vor unserem Quartier und zaubern neben Vorfreude auch eine gehörige Portion Respekt in meinen Bauch. Drei kräftige Ruckler vor und zurück, dann steht das Kamel und man sitzt ziemlich weit oben. Sarup führt uns durch das Dorf zum Brunnen, wo die Frauen und jungen Mädchen am frühen Abend Trinkwasser holen. Wie in alten Geschichten wird gelacht und erzählt, aber nebenbei auch mit dem Handy telefoniert. Wir stellen uns langsam auf das Schaukeln der Wüstenschiffe ein, die übrigens Michael Jackson und Bob Marley heissen. Sarup, der gut Englisch spricht, erzählt uns seine Geschichte: wie er als kleiner Junge von 8 Jahren hierher in die Schule geschickt wurde, aber nach einer Woche als Helfer bei Camel Safaris angefangen habe. Als er 13 war, hat jemand ein Kamel für einen langen Treck gekauft und es ihm anschließend geschenkt. Nun ist er 20 Jahre alt, hat zwei eigene Kamele und träumt von einem kleinen Hotel mit 3 Zimmern. Seit 7 Jahren lernt er energisch Englisch, obwohl er weder lesen noch schreiben kann. Doch der Umgang mit westlichen Touristen hat ihm ein wenig den Blick auf die Welt eröffnet und ihm Mut begeben, seine Zukunft in die Hand zu nehmen.
Gegen Abend finden wir einen Lagerplatz, sammeln Brennholz und dann kocht Sarup uns ein feines Essen. Anschließend liegen wir am Feuer und lassen uns Geschichten aus der Radjastan Vergangenheit erzählen. Eine lächelnde Mondsichel steht für kurze Zeit am Himmel, dann ist da nur noch ein überwältigender Sternenhimmel. Zum ersten Mal sehen wir den Bogen des Orion in seiner ganzen Größe und den Fluss zu seinen Füßen und viele andere, für uns namenlose Sterne. In der Nacht wird es empfindlich kalt, wir wickeln uns einen Pullover um den Kopf, der Rest ist unter dicken Decken gut verpackt.
Mitten in der Nacht gibt es einen wilden Hunde-Fight ums Lager, der Sieger darf anschließend an Helmuts Seite schlafen, so beschließt er es jedenfalls. Die Morgendämmerung zaubert noch einmal einen intensiven Kontrast der Bäume vor dem Horizont, dann beginnt der Tag. Die Kamele müssen gesucht werden - sie lassen sich wohl nicht so zu Haustieren machen wie Pferde, ihr Zusammensein mit uns ist ein Erzwungenes und für sie Notgedrungenes - dann gibt es Frühstück und wir machen uns wieder camelgemütlich auf den Weg zurück.
Für Nachmacher: Auf jeden Fall eine längere Tour planen, um weiter in die Wüste zu kommen und das Camelfeeling intensiver erleben zu können. Wir empfehlen euch Sarup Singh, den ihr dann gleich buchen könnten, so bekommt er das Geld und nicht die Unterkunft, die dann nur einen kleinen Teil an ihn abgibt. Tel.:00919001166492.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem öffentlichen Bus zurück nach Jaisalmer. Da Sonntag ist, ist der Bus rappelvoll. Ich als " Lady" bekomme einen Sitzplatz auf der Rückbank, den ich nach gymnastischen Verrenkungen auch erreiche. Dann habe ich eine nette Stunde Hindi Unterricht mit lauter " 7- Klaesslern" die zum Shoppen in die Stadt fahren während der arme Helmut mit eingezogenem Kopf stehen muss.
Aufbruch: | 24.08.2017 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | Juni 2018 |
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