Rundreise durch China im Zug mit Kind
Shanghai
Am nächsten Morgen ging es mit dem Taxi wieder zum Bahnhof und von dort mit dem Hochgeschwindigkeitszug in knapp 4 Stunden nach Shanghai. Dort am Bahnhof angekommen, haben wir uns entschieden, mit der U-Bahn zu unserem Hotel, was in der Nähe der Yuyuan Garten Sation gelegen war, zu fahren. Dafür mussten wir auch nicht umsteigen, also sehr bequem. Als wir aus dem U-Bahn-Schacht herauskamen, regnete es in Strömen. Zum Glück war der Weg ins Hotel in der Fuyou Straße nicht weit und unsere Schirme verhinderten das Schlimmste. Unser Zimmer war in der 17. Etage. Von dort hatten wir aus dem Badezimmer einen "schönen" Blick auf die Skyline in Richtung Bund.
People's Square, Tianzifang, Französische Konzession, Bund, "Altstadt", Pudong
Nun lagen 3 1/2 Tage Shanghai vor uns. Nach kurzem Ankommen im Hotel ging es direkt los. Stefan wollte als erstes zum nahegelegenen "People's Square". Dies ist ein wahnsinnig großer Platz, der viele bedeutende kulturelle Einrichtungen Shanghais vereint, so z.B. die Konzerthalle, das Shanghai Theater und das Shanghai Museum. Direkt angrenzend ist auch ein schöner Park, den wir uns aber für schöneres Wetter aufheben wollten. Danach sind wir direkt in die französische Konzession spaziert. Wir haben dabei wieder als Grundlage einen Spaziergang aus unserem Reiseführer gewählt, der uns unter anderem durch den Fuxing Park und zu Tianzifang führte. Im Fuxing Park haben wir einen kleinen Stopp eingelegt und eine Gruppe bei einem Tanzkurs beobachtet, eines der Lieblingshobbies der Chinesen. In Tianzifang fing es leider an zu regnen, aber da die Straßenzüge dort sehr eng sind, sich ein Laden neben den anderen reiht, kann man ganz schnell von einem Haus ins andere huschen.
Außerdem war der Regen in Shanghai aufgrund der Temperaturen noch sehr warm und angenehm. Wettermäßig hatten wir bis dahin ja auch großes Glück, da darf es auch mal wieder regnen. Tianzifang ist ein richtiges kleines Gassengewirr. Wirklich lohnenswert. Für unsere Tochter haben wir dort ein kleines traditionelles chinesisches Kleid gekauft, nicht kitschig, sondern schlicht schön. Danach sind wir weiter durch die Straßen der französischen Konzession gebummelt. Man hat das Gefühl, gar nicht wirklich in China zu sein. Die Häuser und Straßenzüge wirken schon sehr europäisch, was durch die Platanen, die die Straßen säumen, noch verstärkt wird. Abends haben wir ein Restaurant mit empfohlener Küche aus Sichuan aus unserem Reiseführer in der französischen Konzession aufgesucht. Zurück mussten wir etwas laufen, um zur nächsten U-Bahn-Station in der französischen Konzession zu gelangen, da auch hier, wie in den anderen Großstädten, die Stationen recht weit auseinander liegen. Als Alternative bleibt aber immer noch das günstige Taxi.
Am nächsten Tag sind wir vormittags erst einmal zum "Bund", der fußläufig vom Hotel erreichbar war. Dies ist die bekannte Uferpromenade am Huangpu mit ihren prächtigen Kolonialbauten und direktem Blick auf die Wolkenkratzer von Pudong. Da es das Wetter an dem Tag wieder sehr gut mit uns meinte, nutzten wir die Gelegenheit für ein paar Skyline Fotos.
Den Bund kann man auch prima an der Uferpromenade entlang bummeln, egal ob am Tag oder Abend, jede Tageszeit hat unserer Meinung nach ihren Charme.
Anschließend ging es in die "Altstadt" Shanghais, die direkt dahinterliegt. Die Altstadt besteht aus einem Ensemble aus renovierten Häusern im traditionellen Stil, die durch ihre Anordnung ein eigenes in sich stimmiges Viertel bilden. In der Mitte des Viertels befindet sich die Jiuqu Brücke mit ihren neun Biegungen, die ein sehr beliebtes Fotomotiv ist.
Besonders interessant fand ich die Perspektive auf die Brücke und das Viertel, von wo aus man im Hintergrund die modernen Wolkenkratzer sieht.
Direkt neben der Brücke befindet sich auch ein altes traditionelles Teehaus. Eigentlich wollten wir in den wunderschönen Yu Yuan Garten, doch dieser war leider zu der Zeit, als wir in Shanghai waren, gerade geschlossen. Dies war umso bedauerlicher, als dass Stefan mir diesen so angepriesen hat, dass ich richtig enttäuscht war. Aber nun, da konnte man nichts machen und so entschieden wir uns kurzerhand, einen teuren Tee in dem traditionellen Teehaus zu trinken. Im unteren Bereich kann man verschiedene Teesorten und dazugehörige Souvenirs kaufen. Wir saßen in der ersten Etage und hatten von dort einen schönen Blick auf die Brücke. Der Tee war gut, aber teuer. Dann sind wir noch ein bisschen durch die Straßen in diesem Viertel geschlendert und haben Schaufensterbummel gemacht. Die Läden sind hier überwiegend sehr hochwertig. Ich denke, man kann dort gute Souvenirs kaufen. Das einzige, was wir jedoch gefunden haben, war ein Terrakotta-Krieger an einem Stand. Auch wenn dies vielleicht etwas kitschig war, wollte ich doch ein kleines Andenken davon.
Anschließend sind wir Richtung Nanjing Dong Lu gelaufen, die als Fußgängerzone sehr beliebt ist. Hier sind viele große Geschäfte und Kaufhäuser, vielleicht nicht wirklich sehenswert, aber die Straße an sich sollte man, vor allem wenn es dunkel ist, mal entlang laufen, um die ganzen Leuchtreklamen zu sehen. Aber Achtung, die Fußgängerzone queren an manchen Stellen Straßen, die man lediglich durch Ampeln wahrnimmt. Weder eine Markierung noch ein Bordstein lassen sonst auf die Straße schließen. Das heißt, dass immer mal ein Auto quer braust und man wirklich stehen bleiben sollte.
Anschließend sind wir nach Pudong gefahren. Ziel war hier direkt das Shanghai World Financial Center mit der Bar des Park Hyatt Hotels in der 85. Etage. Wir hatten uns vorgenommen, von dort aus den Sonnenuntergang über dem Teil jenseits des Flusses anzusehen. Tatsächlich ging es auch ganz einfach. Wir sind mit der Fähre über den Fluss gefahren und von dort zum SWFC gelaufen. Es ging ohne Warteschlange direkt in den Aufzug hoch ins Restaurant und an der Fensterfront bekamen wir einen Platz. Wir haben uns einen Negroni bestellt und einfach den Moment genossen - so wie es mit unserer Tochter möglich war.
Sie fand zu dem Zeitpunkt die Sessel ganz toll und hat sie die meiste Zeit von A nach B getragen. Aber die wenigen Gäste, die zu der Zeit in der Bar waren, sahen zumindest nicht allzu gestresst davon aus. Es war ein wirklich schöner Moment, einfach mal innehalten, den "Reisestress" der letzten Wochen/Tage vergessen und aus dieser Perspektive die sich vom Tag in den Abend wandelnde Stadt zu betrachten.
Nach einer knappen Stunde ging es wieder herunter und mit der U-Bahn zum People's Square. Dort sind wir dann zu einem kleinen Jiaozi Imbiss gegangen, der, wie schon bekannt, in unserem Reiseführer empfohlen wurde.
Am nächsten Tag haben wir uns überlegt, die französische Konzession noch einmal etwas ausführlicher zu erkunden. Wir haben, um so viel Leben wie möglich von der Stadt mitzubekommen, wieder darauf verzichtet, mit den Öffentlichen hinzufahren. Auch wenn der Weg so natürlich länger war, haben wir doch wieder neue Ecken entdeckt. Wir sind zunächst ins Viertel Xiantandi geschlendert. Dies wirkt sehr geschäftig, modern und nobel und hat einen internationalen Charme mit vielen kleinen Boutiquen, Restaurants und sogar dem Paulaner Brauhaus. Dann ging es weiter Richtung Westen. Wir haben uns überlegt, an diesem Tag mal eines der zahlreichen Massage Center auszuprobieren. Wir entschieden uns für Dragon Fly in der Xinle Straße. Also sind wir erst einmal dorthin gelaufen, um die Termine zu vereinbaren, dies ging natürlich nur abwechselnd, aber war auch kein Problem. Nach den vereinbarten Terminen nutzten wir die Zeit und sind mit einem Kaffee to go durch die umliegenden Straßen gebummelt. In diesen gibt es zahlreiche Läden mit Vintage Kleidung und Boutiquen verschiedener nationaler und internationaler Designer. Da die Straßen nicht sehr breit sind, laden sie zu einem gemütlichen Einkaufsbummel ein. Am Nachmittag gings dann für jeden von uns eine Stunde auf die Massageliege. Dies tat nach dem Rumreisen der letzten zwei Wochen richtig gut. Also wir können es sehr empfehlen, vor allem, wenn sich der Urlaub langsam dem Ende neigt. Für den Abend haben wir uns in der französischen Konzession wieder ein Restaurant aus unserem Reiseführer ausgesucht. Diesmal wieder nicht ganz chinesisch gings zum Japaner (Kagen Teppanyaki), wo wir uns für ein All you can eat entschieden haben. Auch wenn etwas teuer, man sollte reservieren, hat es unseren Geschmack getroffen und wir waren von der angebotenen Auswahl und Zubereitung sehr angetan. Also wer mal etwas Abwechslung braucht, da wäre sie. Da wir gegen 19.30 Uhr schon fertig waren, sind wir diesmal mit der U-Bahn direkt zum Bund gefahren, um uns das Ufer im Dunkeln und beleuchtet anzusehen.
Eine kleine Anekdote dazu, die uns etwas seltsam vorkam, war, dass wir diesmal von einem Chinesen, der ganz in unserer Nähe stand, als Familie "heimlich" fotografiert wurden. Aber Stefan nutzte schnell die Gelegenheit, sprach ihn an und ließ sich die Fotos direkt auf sein Smartphone weiterleiten.
Der folgende Tag war örtlich gesehen etwas zerpflückt. Vormittags sind wir erst einmal zum People's Square, um diesmal ein bisschen durch den Park zu bummeln. Eigentlich wollten wir den Chinesen beim morgendlichen Sport zusehen, doch dafür waren wir gegen 10 Uhr zu spät. Somit konnten wir aber andere Chinesen bei kleinen Versammlungen oder Gesellschaftsspielen beobachten und ein bisschen auf einer Parkbank innehalten und die kurze Ruhe genießen. Direkt an den Park grenzt an der Ostseite ein Einkaufszentrum, was laut Reiseführer einen der besten Bubble Tea Läden der Stadt beherbergen sollte. Wir haben beide noch nie Bubble Tea getrunken und, ehrlich gesagt, auch gedacht, dass es diesen Trend nicht mehr gibt, aber die Chinesen scheinen immer noch verrückt danach zu sein. Zumindest zeigte uns dies die Wartezeit für zwei verschiedene Sorten Bubble Tea. Zugegeben, war dies auch kein einfacher, sondern mit verschiedenen Geschmackskreationen selbst eigenhändig hergestellter Bubble Tea. Aber die Wartezeit übertraf alles: 2 1/2 Stunden!!!!! Daher haben wir den Tee bestellt, bevor wir auf den People's Square gegangen sind und abgeholt, nachdem wir bereits Mittag gegessen hatten.
Danach sind wir über die Nanjing Dong Lu wieder zum Bund gegangen, da wir im Reiseführer gelesen hatten, dass auf dem Fluss auch Bootsfahrten angeboten werden. Wir sind die Uferpromenade auf und ab gelaufen und haben vergeblich einen aussagekräftigen Hinweis darauf gesucht. Irgendwann haben wir auf einem Schild den Terminal dafür identifiziert. Aber wo soll der Zugang sein? Aaaah, nach erneutem Hin und Her, fanden wir ihn von der Straße aus, die hinter der Promenade entlangführte. Dort sagte man uns schließlich, dass wir die Tickets oben auf der Promenade an einem Stand kaufen müssten. Na gut, wieder zurück und tatsächlich nach ganz genauem Hinsehen fanden wir ein unscheinbares Fahrrad mit einem kombinierten Verkaufsstand, wo wir unsere Tickets kaufen konnten. Eigentlich wollten wir direkt am Nachmittag die Bootsfahrt machen. Die nächste würden wir nicht mehr schaffen, dann die übernächste. Aber uns wurde vorgeschlagen, die Fahrt doch vielleicht im Dunkeln zu machen, wenn alle Gebäude am Bund und in Pudong beleuchtet sind. So haben wir es dann auch gemacht. Also hatten wir kurzerhand wieder Zeit verfügbar. Eigentlich fanden wir es als überflüssig, aber so haben wir uns spontan entschieden, doch die Aussichtsplattform des Shanghai Towers zu besuchen. Also ging es wieder mit der Fähre hinüber auf die andere Seite nach Pudong und in ein paar Minuten weiter zu Fuß direkt dorthin. Es gab keine Warteschlange, sodass wir direkt nach dem Ticketkauf mit dem schnellsten Aufzug der Welt in 20,5 m pro Sekunde im Handumdrehen nach oben rasten. Die Sicht war, obwohl ein bisschen dunstig, atemberaubend. Andere Hochhäuser erschienen von dort oben als Miniatur und wir konnten von Pudong den Huangpu weit auf und ab sehen.
Unsere kleine Tochter fand weniger Gefallen an der Aussicht als vielmehr am Geländer, was sie zusammen mit einem anderen chinesischen Kind nutzte, um sich daran lang zu hangeln. Wir waren einfach nur fasziniert, wenn auch schon etwas gesättigt von den ganzen Eindrücken unserer Reise.
Nachdem wir wieder unten waren, sind wir schnell in ein Einkaufszentrum, um uns als Abendbrot wieder Jiaozi zu holen, bevor wir dann mit der U-Bahn zurück auf die andere Seite fuhren, um zu unserem Ausflugsboot zu kommen. Um auf das Boot zu gelangen, muss man schon ordentlich seine Ellenbogen einsetzen, denn die Chinesen, wie schon mehrmals beschrieben, drängeln auch hier ohne Rücksicht auf Verluste. Egal ob man mit einem kleinen Kind und Buggy kommt, die Chinesen kennen nichts. Also taten wir es Ihnen gleich und haben uns ein kleines Plätzchen auf dem Deck direkt an der Reling erkämpft. Zunächst ging es flussaufwärts mit Blick in Fahrtrichtung rechts auf Pudong und über die Biegung des Flusses etwas hinaus, dann wieder flussabwärts zurück. Die Fahrt dauert ca. 1 Stunde und hat sich für uns mehr als gelohnt. Sowohl alle angestrahlten Gebäude in Pudong als auch am Bund vom Wasser aus zu sehen, auch zwischen Xinjian und Dalian Road Tunnel, was uns bisher unbekannt war, war nochmal ein Erlebnis.
Es war zwar etwas windig, also wir waren froh ein Jäckchen dabei zu haben, aber man hätte sich dafür auch ins Innere des Schiffes zurückziehen können. Was vielleicht noch ganz wissenswert ist: Bis auf wenige Sitzplätze gibt es nur Stehplätze auf dem Schiff.
Zurück sind wir durch die Altstadt wieder zu unserem Hotel gebummelt, das von der Anlegestelle fußläufig (in ca. 20 Minuten) erreichbar war.
Aufbruch: | 06.09.2019 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 28.09.2019 |