Auszeit für eine lange Reise - Teil2: Amerika
27.05.2022: Amazonas
Ich stehe schon wieder um 5 Uhr auf, länger kann ich auf dem harten Boden nicht liegen. Tatsächlich bin ich die Erste heute. Amanda steht kurz danach auf. Das Schwein liegt noch auf dem Feuer—es wurde die ganze Nacht geräuchert.
Da räuchert es vor sich hin—den Fächer hat Amanda übrigens selbst gemacht und der hat schon gute Dienste geleistet
Zum Frühstück gibt es Reis mit Fleisch und Collada—die Jungs machen sich wieder mit Freude über die große Mahlzeit her
Um 8 Uhr ist alles gepackt und wir sind abreisefertig! Amanda hat schon wieder etwas zum basteln gefunden.Sie flechtet uns aus irgendwelchen Zweigen Stirnbänder
Es geht zurück zur Community —wieder mal alles auspacken, denn Schlammberg hochschleppen und dann gehts los—zum Muttertagsfest.
Alle haben sich fein gemacht —Gummistiefel geputzt und freuen sich aufs Fest—die Fahrt zur Schule dauert ca 20 Minuten
Wir sind wohl die letzten und man hat augenscheinlich auf uns gewartet. Alle gehen reihum und begrüßen jeden mit Handschlag—wir tun es ihnen nach
Jedes Kind darf sich einen Stapel nehmen. Ich habe versucht, möglichst alle Stapel gleich zu machen. Manche Kinder tun sich schwer—ich helfe etwas, da ich ja weiß, ob es eher für Mädchen oder Jungen ist
Wir haben schon beobachtet, dass „unsere“ Frauen einen großen Eimer mitgenommen haben. In dem Eimer ist Chicha.—wir beobachten dass jede Frau so einen Eimer mitgebracht hat
Nun füllen die Frauen die Schalen mit der Chicha und reichen sie den Männern—auch uns, aber wir lehnen ab.
Delfin sagt, man darf nicht ablehnen das würde die Frauen beleidigen. Aber er hat im Vorfeld schon erklärt, dass wir bitte die Ausnahme sind, wegen unserer empfindlichen, europäischen Mägen.
Chciha ist ein Bier, welches schon von den Inkas getrunken wurde und welches aus der Yucca hergestellt wird. Die Yucca wird von den Frauen gekaut. Durch den Speichel entsteht Alkohol und es gärt. Das Ganze wird mit Wasser aufgefüllt und es gärt nun vor sich hin.
Nach 3 Tagen ist es trinkfertig, nimmt aber Tag für Tag mehr an Alkohol zu.
Nach 20 Tagen hat es 6 % Alkohol.
In der Küche von Amanda steht immer so ein gefüllter Eimer, aus dem die Frauen ständig schöpfen und den Männern reichen.
So auch heute
Ich sollte ja mitspielen, kam aber drumherum , weil es eine ungerade Zahl war. So bin ich flugs abgehauen
Den ganzen langen lieben Tag laufen die Frauen herum und schöpfen und reichen den Männer, Frauen und auch Kindern die Chicha
Jede Frau hat so einen Eimer voll in der Hand—ich weiß nicht warum es sich Muttertag nennt, wenn die Frauen dauernd die Männer bedienen
Darauf kommt dann wieder die dröge Planta—die Kochbanane—wir mögen sie nicht, aber es gibt auch Yucca—das schmeckt besser—iwie mehr nach Kartoffel
Alle setzen sich und hauen rein! Es gibt Schweinefleisch—Ein paar Männer haben einige Schweine erlegt
Kleine Kinder—selber grad 4 oder 5 aber schleppen ihre Geschwister in Tüchern oder einfach so auf dem Arm herum
Flugs werden Hängematten gebastelt und die ganz Kleinen hineingelegt—kurz geschaukelt und dann schlafen sie
Ein Mädel zeigt stolz die Buntstifte, die sie von uns bekommen hat. Mutter und Vater schauen sie an, als hätten sie noch nie welche gesehen—kann das sein??
Dann holt Emard ein riesiges Blasrohr raus und zeigt uns wie sie es zur Jagd mit Pfeilen benutzen—wir sollen auch probieren
Thomas unterhält sich mit dem älteren Herren und erfährt dass der 62 Jahre alt ist, 12 Kinder hat und dies hier alles seine Familie ist. Also- alle Kinder hier seine Enkelkinder.
Es sind 32 Stück- und das jüngste ist 1 Woche alt
Thomas unterhält sich viel mit dem Dorfältesten—allerdings wiederholt er mit zunehmenden Chicha-Genuß alle Fragen, weil er wohl die Antworten vergessen hat…
Es wird Volleyball und Fußball gespielt—mal die Männer und mal die Frauen.
Eimer um Eimer der Chicha leert sich und uns wird langweilig. Wir möchten zurück und ins Bett, schließlich fahren wir zurück- Allerdings bringt man uns nur—unsere Gastgeber möchten weiterfeiern.
Wir haben nichts dagegen.
Amanda kocht uns was zum Essen: Spaghetti mit Thunfisch—leider finde ich trotz der Dunkelheit einen großen Käfer in meinem Essen.
Obwohl ich nicht pingelig bin, ekle ich mich und mag nix mehr essen.
Ich lehne weiteres Essen ab und möchte nur ins Bett gehen. Ich freue mich, dass ich bald wieder in einem weichen Bett und mit sauberer Bettwäsche schlafen kann
Die Kleine hängt an uns—ihre Mutter—eine der beiden Töchter von Amanda lebt in Puyo und besucht sie nur selten—der Vater befindet sich auf Kuba.
Anscheinend hat die Mutter einen neuen Lebensgefährten, die Kleine sagt sie habe 2 Papa……nach einer Weile: ..und 2 Mamas…
Alle wundern sich und fragen: 2 Mamas? Mama in Puyo…und…??
Die Kleine zeigt auf mich….da Mama!!
Ich bin verlegen, freue mich aber!!
Aufbruch: | 04.05.2022 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 28.06.2022 |
Ecuador