Auszeit für eine lange Reise - Teil2: Amerika
09.06.2022: Guayaquil
So gemütlich wie es im „Hotel Serena“ auch ist—es ist furchtbar laut!
Schon um 6Uhr gehts los mit Türen knallen—alle Türen sind ja hier aus Metall-
Hunde bellen, lautes Palaver—
So stehe ich früh auf—Serena fragt mich, wann ich in Krankenhaus wolle—ich sage ihr gegen 10 Uhr, und sie will mir wohl ihren Neffen als Begleitschutz mitgeben—
Naja, da kann ich schlecht „nein“ sagen, obwohl ich es überflüssig finde.
Dann bringt sie mir noch Rührei vorbei.
Thomas meldet sich, angeblich kommt er um 6.30 Uhr mit der „Herzkathederuntersuchung“ dran.
Ich bin um 10 Uhr bereit—und wer nicht erscheint, ist mein „Body-guard“—natürlich bin ich nicht böse und schleiche mich vom Hof.
Es sind wirklich nur 400m bis zum Krankenhaus—Die Straße vom „Serena“ ist etwas dubios und die beiden Nebenstraßen durch die ich muß—dann bin ich schon an der großen Mal—da muß ich über die Brücke, über die 4-spurige Fahrbahn—hier sitzen immer Frauen mit ihren kleinen Kindern, die betteln und Kleinkram verkaufen—aber überall auch Sicherheitsleute—
Nach der Brücke bin ich schon am „Sheraton“ Hotel und daneben ist gleich das Krankenhaus. Hier kennen mich schon die ganzen Sicherheitsleute und reißen die Türen auf, sobald sie mich sehen.
Ich „fege“ auch immer über die Flure—immer etwas Eile anzeigen-die Ecuadorianer sind ja sehr träge…
Ich bin um 10.30 Uhr im Krankenhaus—habe den Weg tatsächlich überlebt!
Thomas liegt immer noch in Wartestellung.
Ich bekomme eine Nachricht, dass wir noch mal Geld bereitstellen sollen.
Da ich—verunsichert durch die Leute—von wegen Gefährlichkeit —alle Wertsachen im Serena gelassen habe—muss ich noch mal losflitzen um die Kreditkarte zu holen.
Auf dem Rückweg grüßen mich schon die Straßenhändler und Bauarbeiter.
Die bettelnden Frauen haben es inzwischen auch aufgegeben, mir die Hände entgegenzustrecken…
Ich fühle mich keinesfalls unsicher hier.
Also, noch mal zur Zahlstelle -Inzwischen haben die schon einen Kleinwagen von uns einkassiert.
Gegen 14 Uhr geht es endlich los. Thomas wir abgeholt zum Eingriff.
Ich warte solange im Zimmer und buche mir einen Flug für morgen nach Quito.
Dort steht ja noch unser Koffer und den muß ich holen—
Ich beschließe früh hinzufliegen, den Koffer zu holen und mit einem Bus zurück zu fahren. Das wird ein sehr langer Tag!
Dann storniere ich noch das Hotel und die Touren für Panama.
Die Flüge nach Panama und L.A. müssen wir wohl in den Wind schreiben—die kann man nicht mehr kostenlos stornieren.
Nach etwa einer Stunde kommt ein junger Krankenhelfer und bittet mich nach unten. Er erklärt mir etwas, was ich nicht verstehe—also-folge ich ihm.
Ich werde in der OP-Vorraum geführt und der Chefarzt möchte mir etwas erklären. Auf Englisch—da ich wohl etwas bedropst dreinschaue, und er wohl keine große Lust hat sich Mühe zu geben, schickt er mich kurzerhand in den OP, wo Thomas schon liegt. Ich bekomme Plastiküberzieher für die Schuhe und er zeigt mir, wo ich mich hinstellen soll.
Abstand haltennnn!!! Alles steril!!
Thomas liegt da schon abgedeckt und er erklärt mir, dass sie schon eine Stelle gesehen haben, wo ein Stent gesetzt werden muss—nun wollen sie unsere Genehmigung, dass sie weitere setzen dürfen, falls nötig.
Thomas möchte das auf jeden Fall und ich sehe das auch so.
Ich gehe wieder raus und verkünde unsere Entscheidung. Der Arzt ist erleichtert, meint aber, wir müßten dann noch mal zur Kasse.
Okay—eine Dame nimmt mich gleich unter ihre Fittiche und aus dem Kleinwagen wird ein Mittelklassewagen.
Puh—-aber Hauptsache Thomas wird wieder fit!
Und man hat hier wirklich ein gutes Gefühl bei den Ärzten und der Klinik!
Nach einer weiteren Stunde ist Thomas wieder auf dem Zimmer. Man schiebt ihn im Rollstuhl und er sieht sehr mobil und regelrecht fröhlich aus.
Aber das soll Thomas selber berichten:
Das Warten seit 5 Uhr in der Früh ist nervend, zumal ich nichts essen und trinken darf. Als es dann in Richtung Kardiologische Klinik geht, bin ich erleichtert, dass es losgeht. Zunächst geht es aber in der Kardiologie im Erdgeschoss erstmal in Parkposition. 5 weitere Patienten/innen sind bereits dort und warten. Neben mir liegt ein Einheimischer, der das Gespräch sucht. Meine Spanischkenntnisse sind rudimentär, seine Englischkenntnisse gleich Null. Aber wir haben uns verstanden und uns gegenseitig Glück gewünscht.
Es dauert eine Weile und dann tauchen 3 Personen auf (mindestens 2 sind Ärzte) und diskutieren, wer als nächstes dran kommt. Dann kommen zwei weitere weibliche Personen hinzu (administratives Personal), es wird mit den Männern geturtelt und dann wird weiter diskutiert.
Dann kommt (stellt sich später heraus) der Chefkardiologe auf mich zu und fragt, ob ich ein Problem damit hätte, noch etwas zu warten. Man würde eine kleine Untersuchung an einem Patienten durchführen und dann sei ich dran.
Überrascht, dass ich schon dran bin, stimme ich zu.
Die Untersuchung des anderen Patienten dauert nicht lange und dann geht in den OP.
Da ich beruflich viel mit Krankenhäusern und auch OP´s zu tun habe bin ich nur wenig nervös. Ich schaue mich um, erachte die Medizintechnik als sehr modern und gut, bin beruhigt und vertraue den Ärzten.
Der Chef des Ganzen erinnert mich an Pep Guardiola - Trainer von Manchester City - sie könnten Zwillingsbrüder sein.
Während die Kollegen die weiteren Vorbereitungen treffen und mich auf dem Tisch positionieren und ebenfalls vorbereiten, kommen wir ins Gespräch. „Pep“ kommt eigentlich aus Kuba, arbeitet aber seit 5 Jahren hier in Guayaquil. Die Ausstattung der Kliniken sei besser als auf Kuba. Und man verdiene auch gutes Geld (können wir bestätigen). Er fragt mich, wo ich in Deutschland wohne. Er erzählt, dass er schon mal in Deutschland war: Bremen, Düsseldorf und Frankfurt. Bremen sei am schönsten gewesen. Aber er habe zu viel gutes Bier getrunken und sei sehr betrunken gewesen. Aber schön sei es trotzdem gewesen.
Ich werde gefragt, ob ich zuschauen möchte, was ich bejahe. Also werden die Bildschirme so gedreht, dass ich auch etwas sehe.
Die Untersuchung beginnt. Als der Katheder im Handgelenk gesetzt wird, schmerzt es etwas und die ersten 20 cm war es schmerzhaft und ich konnte spüren, wie weit der Katheder ist. Danach habe ich nichts mehr verspürt.
Im Rahmen der Untersuchung wird festgestellt, dass mindestens ein Stent gesetzt werden muss.
Der Doktor unterbricht die Untersuchung, zeigt mir die verschiedenen Aufnahmen, die während der Untersuchung gemacht wurden und deutet an, dass ein Stent ggf. nicht ausreiche, Ich sage, „okay, tun Sie was notwendig ist. Und das am Besten jetzt direkt“. Er lächelt mich an und sagt, keine Sorge, ich bring das alles in Ordnung, aber er hat nur das Okay für einen Stent. Für weitere müssten wir erst ein Okay geben und eine aKonto Zahlung leisten.
Ich sage ihm „meine Partnerin ist auf Zimmer 512 - sie hat meine Kreditkarte. Ziehen Sie sie durch das Terminal und legen los.“
Er verschwindet. Nach ca. 10 Minuten höre ich Christines Stimme. Der Doc kommt und sagt mir, ich möge ihr sagen, worum es geht.
Christine steht dann ein paar Minuten später neben mir. Ich erläutere ihr kurz die Situation und sie düst direkt ab, um das Finanzielle zu regeln.
Weitere 10 Minuten später geht es los. Die Ärzte kleiden sich neu ein, Stents werden herbeigeholt, Musik wird angemacht und drei Mann schauen sich noch mal die Aufnahmen im Detail an.
Das eigentliche Setzen der Stents habe ich gesehen. Und zwischendurch kamen immer Kommentare „perfect!! Exzellent!!!“ Sie waren sehr zufrieden.
Als alles erledigt war, wurden mir noch „Vorher-Nachher-Bilder“ gezeigt und mit der Ghetto-Faust gab es noch den Kommentar „a new Heart“.
Ich empfand das Ganze etwas skurril hinsichtlich des Payments während des Eingriffs. Aber die Ärzte haben meines Erachtens sehr professionell und sorgsam gearbeitet.
Der Doc fragte mich dann noch ironisch, ob ich zurück auf´s Zimmer laufen möchte oder einen Rollstuhl wünsche. Habe mich dann für den Rollstuhl entschieden
Die Gute-Nacht-Prozedur; Medikamente, Spritze und noch mal die Überprüfung der Vitalwerte. Die Betreuung durch Ärzte und Nursen war einwandfrei.
Christine bekommt hier noch ein lauwarmes Abendessen und macht sich gegen 20 Uhr ALLEIN! -auf den Weg zum „Serena“
Morgen muß sie sehr früh raus.
Aufbruch: | 04.05.2022 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 28.06.2022 |
Ecuador