Mit dem Roller nach Irland
05.08.2023 Von Belfast nach Londonderry
Ich kann nicht behaupten, dass ich heute Nacht besonders gut geschlafen habe. Ich gehe Frühstücken, sage ich der Dame an der Rezeption, dass ich möglicherweise erst später auschecken kann. Ich muss jetzt erst einmal einen größeren Koffer, dann zum Bahnhof und schauen wann ich fahren kann, dann packen und los. Sie frägt mich was ich meine, wie lange es dauert und ich schätze, dass ich bis 13 / 14:00 weg bin. Das geht in Anbetracht der Umstände in Ordnung.
Ich frage wo ich einen günstigen Koffer kaufen kann und sie meint die Straße runter, dann rechts müsste ein Laden sein. Ich komme aber schon vorher in der Castle Street an einem Poundstretcher vorbei. Das ist eine Kette ähnlich der Euro Shops bei uns. Ich habe Glück. Sie haben einen Koffer mit 4 Rädern in verschiedenen Größen. Ich wähle die mittlere Größe für 40 Pfund und frage ob ich ihn umtauschen kann, wenn er zu klein ist. Das geht.
Im Hotel stelle ich den Koffer erst mal aufs Zimmer. Dann frage ich an der Rezeption wo denn der Bahnhof ist. Den Busbahnhof habe ich zufällig vorgestern Abend schon entdeckt. Ganz einfach meint sie, geht mit mir aus dem Hotel und deutet in die Richtung Busbahnhof. Ganz recht, der Bahnhof grenzt unmittelbar an den Busbahnhof und der ist rund 2-300 Meter vom Hotel entfernt. Da hatte ich im Nachhinein ein glückliches Händchen mit der Auswahl des Hotels.
Also hingelaufen und eine Fahrkarte gekauft. Der Zug fährt jeweils alle Stunde. Die Fahrkarte gilt theoretisch für den jeweils nächsten Zug. Ich frage, ob ich auch den nächsten oder Übernächsten nehmen kann, weil ich ja erst noch packen und dann wieder hermuss. Naja, das geht dann gerade auch noch.
Also zurück zum Hotel alles eingepackt und kurz vor 12:00, also sogar noch ganz regulär ausgecheckt. Kurz nach 12:00 war ich am Bahnhof und habe dort ebenfalls den regulären nächsten Zug erwischt. Erfreulicherweise hatte ich eine vierer Sitzgruppe für mich so, dass ich meine Beine ausstrecken konnte. Erst sind wir fast eine dreiviertel Stunde in Belfast einmal im Kreis herumgefahren und haben S-Bahn mäßig an diversen Haltestellen angehalten. Kurz vor Londonderry führte die Strecke eine kurze Zeit direkt am Meer entlang. Das war sehr schön und ich war ganz überrascht was für schöne Strände es hier gibt. Jetzt müsste sich nur noch das Wetter auch zum Baden eignen.
Gegen 15:00 waren wir in Londonderry. Der Bahnhof befindet sich auf der östlichen Seite des River Foyle während sich die Altstadt um meine Unterkunft auf der westlichen Seite befinden. Sehr erfreulich daher, dass es einen Bus gibt, der passend zum Zug einmal die Stunde vom Bahnhof zum zentralen Busbahnhof pendelt und nichts kostet. Damit bin ich meiner Unterkunft schon weitgehend nähergekommen. Laut Google Maps kann ich von hier aus laufen. Meine Handyapp weißt mir den weg. Danach sind es etwa 650 Meter. Allerdings geht es erste einmal steil bergauf. Alles ringsum ist flach, nur der Stadtkern mit dem zentralen Platz liegt auf einer Hügelkuppe. Vorbei geht es am sehr schönen Gildenhaus, durch die Stadtmauer Richtung War Memorial. Irgendwann biege ich rechts ab und denke mir, dass ich so eventuell ein Stück Steigung spare. Das ist auch so.
Meine Unterkunft, das Abbey Bed and Breakfast kostet 100 € pro Nacht. Das Zimmer ist ganz nett, aber ziemlich kalt. Ich klingle und mein Vermieter meint durch die Gegensprechanlage, dass er in ein paar Minuten da ist, aber die Seitentür offen ist und ich dort warten kann. Nachdem ausnahmsweise schönes Wetter ist, warte ich in der Sitzgruppe in dem kleinen Vorgarten. Es taucht noch ein Pärchen auf, dass ebenfalls hier übernachten möchte, aber wohl noch nichts reserviert hat. Ich finde es sowieso schwierig, hier in Irland Übernachtungen auf Verdacht zu suchen. Anders als ich es aus Deutschland kenne, wo dann außen ein Schild hängt „Zimmer frei“ steht hier in Irland höchstens ab und zu „En Suite“ dran, was bedeutet, dass die Zimmer eigene Bad und Toilette haben. Ob noch etwas frei ist erfährt man erst, wenn man konkret angefragt hat. In Zeiten wie jetzt im August kann das bedeuten, dass man mehrere B&B anfährt bis dann endlich bei einem ein Zimmer frei ist - das einem dann unter Umständen nicht gefällt.
Als mein Vermieter dann auftaucht, zeigt er mir das Zimmer mit dem größten Bett das er hat. Das ist doch immerhin erfreulich. Er gibt mir auch gleich noch Tipps zum Essen gehen und für eine gute Adresse zum Musik hören. Ich frage ihn, ob es möglich ist, dass ich meinen Aufenthalt hier eine Nacht verlängere. Er meint, das geht, aber dann hätte er dafür gerne 70 Pfund in bar. Gut, dass ich noch 100 € einstecken habe. Dann muss ich mal schauen wo ich die wechseln lassen kann. Frühstück gibt es bis 10:00 morgens. Das machen seine Frau und eine Angestellte Kraft. Bei drei Tagen lohnt es sich wieder und ich packe erst einmal meine Sachen aus.
Dann mache ich mich auf den Weg zur Touristeninfo. Also ich meine Unterkunft verlasse, traue ich meinen Augen nicht. Da kommen doch tatsächlich zwei Vespa Fahrer an und stellen ihre Roller in den kleinen Innenhof vom B&B. Die Touristeninfo ist recht groß uns sehr zentral am Rand der Altstadt gelegen. Als erstes frage ich, ob es eine Möglichkeit gibt, Glenveagh Castle mit einem Ausflug zu besuchen. Leider gibt es hier keine Sightseeing-Touren zu buchen, sondern nur zwei verschiedene Stadtführungen. Die eine behandelt die Geschichte der Stadt und die Stadtmauer. Die Zweiter konzentriert sich ganz auf den blutigen Sonntag und das Viertel Bogside. Sehr schade. Die Burg und die Landschaft Drumherum war mein Hauptziel für Londonderry mit dem Roller. Das fällt somit weg. Dann frage ich noch, wo ich Geld wechseln kann. Das geht im Foyleside Shopping-Center. Hier gibt es eine kleine Wechselstube unter einer Treppe.
Wieder in meiner Unterkunft ist meiner Vermieter nicht mehr anwesend. Also muss ich bis morgen warten, um das erledigen zu können. Bei dem ersten Tipp zum Essen gehen, dem Spaghetti Junction muss ich immer vorbei, wenn ich irgendwo in die Stadt will. Auf den ersten Blick sieht es nicht so besonders aus. Aber ich kann es mir ja mal vormerken. Was mich mehr interessiert, ist das „Browns in Town“. Das hat er als zweites empfohlen, es wird in meinem Lonely Planet empfohlen und es hat zwei Aufkleber außen, mit Michelin, also keinen Stern, aber dass es bei den Michelin Testern unter Beobachtung steht, was ja meisten ein Zeichen für einen herannahenden Stern ist. Dafür ist das dreigängige Menü mit 36 Pfund überraschend günstig. Es gibt zwar bei bestimmten Gerichten einen Aufschlag, aber der ist der Speisekarte zu entnehmen und ebenfalls human. Leider ist das Lokal für heute ausgebucht, aber für morgen kann ich noch einen Platz reservieren. Da freue ich mich schon.
Also gehe ich jetzt doch in die Spaghetti Junction. Hier habe ich gerade noch Glück, ein kleines Tischchen für mich zu bekommen. Der Laden entpuppt sich dann als überraschend teuer. Pasta beginnt hier bei 15 Pfund für vegetarischen Varianten und geht dann bis deutlich über 20 Pfund. Ich bestelle eine Quatro Stationi für 15 Pfund. Die ist zumindest recht gut. Während ich esse erfahre ich dann auch, warum es hier trotz der gehobenen Preise so voll ist. Was die Iren können kann ein Italiener schon lange hat sich der Eigentümer wohl gedacht und einen Sänger engagiert, der eine wirklich ausgezeichnete Stimme hat. Das würde man ihm so gar nicht ansehen. Auch das Repertoire ist überraschend breit gefächert und insbesondere die etwas ältere Damenwelt ist hin und weg. Ganz offensichtlich sind die meisten Stammgäste, die schon wissen, welche Lieder kommen und wann mitgemacht werden soll. Die Stimmung ist super. Insofern lohnt sich auch die etwas teurere Rechnung heute Abend wieder einmal.
Aufbruch: | 17.07.2023 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 13.08.2023 |