Römer und wir im Saarland
T5 Schloßberghöhlen Homburg: Blieskastel
Es regnet immer noch - mit Regenschirm versuchen wir uns an einer Besichtigung.
Der Paradeplatz ist der Mittelpunkt und Hauptplatz von Blieskastel, auf dem schon zur Zeit der Grafen von der Leyen Märkte stattgefunden haben. Zudem diente er auch der 16 Mann starken Leyenschen Garde zu Aufmärschen. Seiner repräsentativen Aufgabe entsprechend wurde er sorgfältig architektonisch gestaltet. Die ihn umgebenden Häuser waren ursprünglich paarweise aufeinander bezogen. Auf das 1774/75 entstandene „Waisenhaus" im Osten des Platzes (heute Rathaus) bezog sich die gegenüberliegende Bebauung. 1964 wurde der Paradeplatz gepflastert, 1994 saniert und in seinen Maßen etwas vergrößert. Regelmäßig findet dort der Wochenmarkt statt. Über das Jahr verteilt locken eine Vielzahl attraktiver Veranstaltungen wie Altstadtfest, Mondscheinmärkte, Christkindmark Blumenmarkt etc. auf diesen Platz.
Der zweigeschossige rote Sandsteinbau wurde im Jahre 1904 als „Königlich Bayerisches Rentamt" erbaut. 1978 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Als „Rentamt" bezeichnete man eine Behörde zur Verwaltung der grundherrschaftlichen Einnahmen. Das gleiche Ziel verfolgte auch das bis 1995 in diesen Räumen untergebrachte Finanzamt Blieskastel. Nach seiner Schließung wurden dort Teile der Stadtverwaltung untergebracht. Heute beherbergt das Gebäude den Fachbereich Umwelt, Planung & Bauen.
Wir geben auf und fahren mit dem Wagen zum Wahrzeichen von Blieskastel auf das etwas ausserhalb liegende Hochplateau.
Der Gollenstein
Hoch über der lebendigen Barockstadt Blieskastel erhebt sich ein fast sieben Meter hoher Sandsteinkoloss - der Gollenstein - das Wahrzeichen Blieskastels.
Seit etwa 5000 Jahren steht dieser schmucklose Riesenstein hier auf dem Hochplateau. Er ist eines der ältesten Kultur- und Baudenkmäler Deutschlands und gilt mit einer Höhe von 6,60 Metern als der größte „Menhir" Mitteleuropas, was ihm sogar einen Eintrag in „Guiness-Buch der Rekorde" brachte. Gerade wegen seiner Bedeutung regt er immer wieder Forscher zu phantasievollen Interpretationen und lebhaften Deutungsversuchen über Sinn und Zweck seines Daseins an.
Die Zeit der Errichtung dieses Monolithen wird von der jüngeren Forschung fast ausschließlich auf ca. 3000 v. Chr. datiert, dies ist der Übergang von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit. Den Gollenstein mit dem keltischen Begriff „Menhir" zu benennen, wird jedoch mittlerweile von Fachleuten widerlegt. Denn als die Kelten in die Gegend um Blieskastel kamen, stand der Stein schon tausend Jahre. Heute neigen die Wissenschaftler dazu, im Gollenstein einen Zeugen mit religiösem oder kultischem Hintergrund zu sehen. Wie bei anderen heidnischen Kultstätten ging auch am Gollenstein die Christianisierung nicht spurlos vorüber in der Höhe des unteren Drittels wurde ein kleiner Altar in Nischenform eingemeißelt und mit dem Christus-Monogramm versehen.
Witterung und Menschenhand haben an dem Stein unübersehbare Spuren hinterlassen. Sein Ende schien unwiderruflich zu Kriegsbeginn im Herbst 1939 gekommen. Aufgrund seiner exponierten Steljung sah man die Gefahr, dass er als "Richtpunkt für die französische Artillerie" genutzt werden könne. Der Gollenstein wurde daher umgelegt. Bei dieser Aktion zerbrach er in vier Teile. Es dauerte schließlich bis zum November 1951, als der Stein wieder zusammengesetzt und aufgerichtet wurde. Die ausgesplitterten Teile ergänzte man durch Beton.
Da es etwas weniger regnet können wir noch eine Station besichtigen - die Orangerie mit Barockgarten.
Das im Volksmund „Orangerie", ursprünglich „Langer Bau" genannte Gebäude ist ein noch erhaltener Teil der einst weitläufigen Schlossanlage der Grafen von der Leyen. Es zählt zu den bemerkenswertesten Relikten deutscher Baukunst des 17. Jahrhunderts im Saarland. Seine Fertigstellung erfolgte im Jahre 1670. Der „Lange Bau" bildete den nördlichen Abschluss des oberen Lustgartens der barocken Schlossanlage. Von dem ursprünglich zwölf Achsen langen Gebäude haben sich nur die östlichen fünf Achsen erhalten. Das Erdgeschoss diente laut neueren Forschungen während der Residenzzeit als Winteraufenthalt für Orangenbäume und andere Südfrüchte. Heute sind die Arkaden verglast, früher waren sie offen und nur im Winter mit Holz zugeschlagen. In einer Häuseraufnahme von 1792 wird es als das „Orangerie Gebäud" bezeichnet. Der ursprüngliche Zweck des Gebäudes als „Langer Bau" bei der Entstehung im 17. Jahrhundert war eine Nutzung als Spiel- und Wandelhalle im Erdgeschoss für die Leyen-schen Familienmitglieder und deren Gäste. Im Zusammenhang mit der grundlegenden Sanierung dieses im Saarland einzigartigen Gebäudes von 1982 bis .1986, wurde auch der Garten seinen barocken Vorläufern entsprechend gestaltet. Er wurde in vier gleich große Felder eingeteilt. Heute spiegelt der Garten eine im Barock beliebte und für das Ende des 18. Jahrhunderts typische Art der Gartengestaltung wieder. Die „Orangerie" bildet heute einen festlichen Rahmen für Vorträge, Ausstellungen und Konzerte. Besonders beliebt sind auch Trauungen und familiäre Feste in diesem barocken Ambiente.
Aber zu mehr reicht es beim heutigen Wetter nicht: wir treten die Heimfahrt nach Merzig an.
Aufbruch: | 12.05.2024 |
Dauer: | circa 1 Woche |
Heimkehr: | Mai 2024 |