Römer und wir im Saarland
T2 Saarbrücken
Saarbrücken wurde erstmals im Jahre 999 als Castellum Sarabucca erwähnt. Aus der Burg entwickelte sich im 17. Jh. ein Renaisssanceschloss, von dem heute noch unterirdische Anlagen vorbanden sind. Nach dessen Zerstörung ließ Fürst Wilhelm Heinrich im 18. Jh. durch seinen Baumeister Stengel eine neue barocke Residenz errichten. Zwischenzeitlich mehrfach in Mitleidenschaft gezogen, erstrahlt das Schloss seit 1989 in neuem Glanz. Das Schloss ist heute VerwaItungssitz, Kulturplatz und Veranstaltungsstätte.
Architekt Gottfried Böhm entwarf einen zeitgenössischen Mittelbau aus Glas und Stahl, der sich gut in das Gesamtensemble einpasst
Wir suchen im Verwaltungsgebäude vergebns nach einem Eingang ins historische Museum, da wir dort vor allem die unterirdischen Relikte der alten Burg sehen wollen.
Die Bollwerke und Kasematten lagen über Jahrhunderte unter der Erde verborgen und sind nun ins Museum integriert. Heute liegen sie vierzehn Meter unter dem Saarbrücker Schlossplatz.
Wir kommen mit einem sehr netten älteren Museumsführer ist Gespräch, der uns vieles erklärt und ans Herz legt. In der großen Halle zeigen Virdeopräsentationen die verschiedenen Baustufen des Saarbrücker Schlosses.
Ein Wasserstollen führte durch den Felsen zu einer Zisterne vor dem Rathaus (1614)
Um 1610 ließ Graf Ludwig von Nassau-Saarbrücken im Burggraben ein überdachtes Haus für Ballspiele (Ballhaus) errichten. Das Spielfeld war mit Bodenplatten ausgelegt. Im Ballhaus wurde das ‚Jeu de paume‘, ein Vorläufer des heutigen Tennis. gespielt.
Kasematten
1563-1569
Die Kasematten waren Teil der Befestigungsanlagen. Im Verteidigungsfall wurden hier Soldaten mit schweren Hakenbüchsen stationiert. Belüftungsschächte dienten als Rauchabzüge für die Schwarzpulverwaffen.
Falkonett
1598
Es handelt sich hier um den Nachbau eines frühneuzeitlichen Falkonetts, das von vorne beladen und mittels einer Lunte gezündet wurde.
Solche Geschütze standen normalerweise auf Plattformen, die sich über den Kasematten befanden. Von dort konnte man Angreifer außerhalb des Burggrabens unter Feuer nehmen.
Der moderne Mittelrisalit des restaurierten Schlosses stört in keiner Weise, obwohl im Inneren die unterschiedlichen Geschoßhöhen durch gewollte Integration von alten Elementen sichtbar gemacht wurden.
Von April 1990 bis Mai 1993 schuf der Künstler und damalige Gastprofessor der Hochschule der Bildenden Künste Saar Jochen Gerz mit einer Gruppe von Studenten auf dem Saarbrücker Schlossplatz das „Unsichtbare Mahnmal". Zunächst wurden zum ersten Mal die Namen aller jüdischen Friedhöfe in Deutschland zusammengetragen, die vor 1933 I existierten. Es waren 2.146.
Ab Juli 1990 entfernten die Studenten heimlich Pflastersteine aus der Auffahrt zum Saarbrücker Schloss, dem Sitz der Gestapo während des Dritten Reichs. In jeden Stein wurde der Name eines Friedhofs eingemeißelt, dann wurden die Steine - mit der bearbeiteten Seite nach unten - wieder eingesetzt.
Ab August 1991 wurden die Arbeiten mit Unterstützung des Stadtverbandes und der Landesregierung fortgesetzt. Jetzt sind 2.146 Pflastersteine im gepflasterten Teil der Auffahrt des Schlosses mit den Namen der jüdischen Friedhöfe versehen. Sie sind von den anderen Steinen nicht zu unterscheiden. Am 23. Mai 1993 wurde „2.146 Steine - Mahnmal gegen Rassismus" der Öffentlichkeit übergeben.
Schlossplatz - das barocke Ensemble
Auch das barocke Ensemble um den Schlossplatz trägt die Handschrift Stengels. So entstand auch das sogenannt« Erbprinzenpalais, das der Fürst für seinen Sohn erbauen ließ*
Das Kreisständehaus beherbergt das Saarlandmuseum mit der Alten Sammlung und das Museum für Vor- und Frühgeschichte. Ein moderner gläserner Anbau verbindet zudem das Kreisständehaus mit dem Museum in der Schlosskirche. Sehenswert ist auch die Treppenanlage mit einem reich geschmückten Geländer.
Im Segmentgiebel des Alten Rathauses sind das Baujahr MDCCL (1750) und das Saarbrücker Stadtwappen abgebildet. Der Uhrenturm wird von einer barocken Zwiebelhaube gekrönt. 1909 zog die Stadtverwaltung in das Rathaus St. Johann um. Heute ist hier der Sitz der Volkshochschule.
Von der Schlossmauer, die beim Bau der Autobahn um 16 m zurückversetzt wurde, hat man den vielleicht schönsten Ausblick auf Saarbrücken.
Die spätgotische Schlosskirche aus dem 15. Jh. erhielt 1743 von Stengel eine barocke Turmhaube. Nach der starken Beschädigung im 2. Weltkrieg wurde sie in den 50er Jahren wieder aufgebaut und mit kunstvollen Meistermannfenstern ausgeschmückt. Im Chorraum befinden sich die Grabmäler der letzten Saarbrücker Fürsten. Museum in der Schlosskirche
Ludwigsplatz mit Ludwigskirche
Die Ludwigskirche, als Hauptstück einer „Place-Royale"- Architektur, ist die Krönung des unermüdlichen Schaffens von Baumeister Stengel, Sie gilt als eine der stilreinsten und schönsten evangelischen Barockkirchen in Deutschland, vergleichbar mit dem Michel in Hamburg oder der Frauenkirche in Dresden. Zusammen mit dem Ludwigsplatz, den umliegenden Palais und Beamtenhäusern bildet sie ein einzigartiges Barockensemble, das 1775 fertig gestellt wurde. Nach völliger Zerstörung im 2. Weltkrieg wurden Kirche und Palais originalgetreu wieder aufgebaut. Durch die von Stengel angelegte Wilhelm-Heinrich-Straße hat man einen Blick auf das andere Saarufer - eine weitere Sichtachse der Stengelschen Bauordnung.
Leider befindet sich die Kirche z.Zt. in Restauration, so dass man das Innere nicht besichtigen kann.
Direkt gegenüber liegt die Friedenskirche. Sie ist der erste Sakralbau, den Stengel 1743 für die reformierte Gemeinde in Saarbrücken gebaut hat. 1892 erwarb sie die alt-katholische Gemeinde und nutzt sie seitdem als ihre Pfarrkirche. Von 2016 - 2021 wurde die Quersaalkirche u. a. mit Hilfe des Städtebauprojekts „Barock trifft Moderne" umfangreich saniert.
Bevor wir die Treppen zum Parkplatz hinabsteigen, schauen wir uns noch im im kleinen Garten um.
Wir wechseln den Standort, da der Hunger andere Besichtigungen erfordert.
Nach dem Essen bleiben noch zwei wesentliche Gebäude anzuschauen:
Das Saarbrücker Rathaus wurde 1897 bis 1900 im neugotischen Stil von Georg Joseph von Hauberrisser gebaut, dem gleichen Architekten, der auch die Rathäuser in München und Wiesbaden entworfen hat. Im Mittelpunkt steht der 54 m hohe Turm, von dem aus täglich um 15J5 Uhr und 19.19 Uhr ein Glockenspiel ertönt. Die original erhaltene Frontseite ist geschmückt durch Sandsteinfiguren, die die alten Handwerksstände darstellen. Man findet dort einen Bergmann, einen Hüttenarbeiter, einen Bauern, einen Bierbrauer, einen Kaufmann und einen Gerber. Sehenswert im Rathaus ist der Festsaal. Hier finden in festlich geschmückter Umgebung jährlich etwa 1.000 Trauungen statt.
Die neugotische Johanneskirche (1894-1898 erbaut) ist in jüngster Zeit auch Treffpunkt für Kundgebungen und Friedensgottesdienste. Als Teil des Projekrs "City Kirche" finden hier regelmäßig Konzerte, Performances und Diskussionsrunden stott.
Aufbruch: | 12.05.2024 |
Dauer: | circa 1 Woche |
Heimkehr: | Mai 2024 |