Römer und wir im Saarland
T3 Litermont-Gipfel
Sonnenschein verleiht uns die Möglichkeit mit einer kleinen Wanderung auf den Litermont einem Bericht aus dem Fernsehen über einen speziellen optischen Telegraphen zu folgen.
Auf dem Weg dorthin stoppen wir kurz an einem vorbildlich restaurierten alten Bahnhof in Beckingen.
Nach langer Internetsuche gelingt es mir die Position eines Waldparkplatzes 'Grauer Stein' zu finden, von dem wir starten können.
Der Litermont ist ein Höhenzug von bis zu 414,2 m ü. NN, auf dem zahlreiche Wege zum Eandern einladen, da es von manchen Positionen tolle Weitblicke auf die umliegenden Landschaft gibt.
Im Mittelalter stand nach örtlicher Überlieferung eine Burg auf dem Litermont. Eine urkundliche Erwähnung fehlt allerdings.
Die erste urkundlich erwähnte Wallfahrt auf den Litermont ist für das Jahr 1552 belegt. Mitte des 19. Jahrhunderts hat man Margarete vom Litermont zu Ehren auf dem Gipfel des Litermontes ein großes, weit sichtbares Kreuz aufgerichtet. Es trägt die Inschrift: „Erinnerung an Margaretha von Lidermont. Hanc Crucem anno 1852 erexit et anno 1902 renovavit parochia Nalbach“ (Dieses Kreuz errichtete im Jahr 1852 die Pfarrei Nalbach und erneuerte es im Jahr 1902.)
Eigentlich wollten wir ja gar nicht zum Gipfelkreuz, sondern zu unserem optischen Telegraphen.
Unter dem Begriff optische Telegrafie versteht man im Allgemeinen die Telegrafie über große Entfernungen mit Hilfe optischer oder einer Kombination von optischen mit akustischen Vorrichtungen. Mittel hierfür sind z. B. einfache Blinkspiegel (Blinker) und komplexere Spiegeltelegrafen (Heliographen), Morselampen, Winkzeichen („WigWag“ bzw. nautisch) sowie Flaggensignale.
Mit optischen Telegrafen wird im Speziellen das von Claude Chappe gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich installierte System optisch-mechanischer Telegrafenlinien bezeichnet, das bis zum Aufkommen der elektrischen Telegrafie über die Mitte des 19. Jahrhunderts hinaus in ganz Europa Verwendung fand.
In Sichtweite des Gipfelkreuzes steht ein seltenes, weil frühes Technisches Denkmal, der Original-Nachbau eines Optischen Telegrafen, er gehörte einst zur ersten optischen Staats-Telegraphenlinie Deutschlands (Strecke Metz-Mainz, Linienlänge 225 km) nach dem System von Claude Chappe, die 1813 im Auftrag Kaiser Napoleons errichtet wurde. Die benachbarten Stationen waren der Siersberg und der Hoxberg. Mit der Eroberung der Rheinlande durch Preußen wurde die überaus innovative Anlage aber schon 1814 nicht mehr genutzt und ging langsam in Verfall über.
Erst dem französischen Techniker Claude Chappe gelang zur Zeit der französischen Revolution eine technisch praktikable, optische Telegrafie-Vorrichtung, basierend auf der Zeichenübermittlung mit Hilfe von schwenkbaren Signalarmen (auch Flügeltelegraf oder Semaphor). An einem hohen Mast waren zwei schwenkbare Querbalken mit zwei weiteren schwenkbaren Balken an jedem Ende angebracht, womit je nach Position anhand eines Codes unterschiedliche Buchstaben signalisiert werden konnten.
Die Telegrafenstationen standen je nach Geländebeschaffenheit und Sichtverhältnissen zwischen neun und zwölf Kilometer weit auseinander, so dass man mit einem Fernrohr die Zeichen der Nachbarstation noch zweifelsfrei erkennen konnte. In jeder Station arbeiteten zwei „Telegraphisten“, welche die Zeichen von einer der beiden Nachbarstationen ablasen, diese an ihrer Station gleich selbst einstellten und dadurch wiederum an die Nachbarstation weitergaben.
Bei der Nachrichtenübertragung musste der Querbalken horizontal, vertikal oder diagonal stehen. Die Signalarme konnten je im Winkel von 45°, 90°, 135°, 225°, 270° und 315° abstehen oder auf den Querbalken zurückgefaltet sein. Insgesamt ergab das 7 · 7 · 4 = 196 Signale. Von diesen dienten 104 der Übertragungskontrolle und 92 der Nachrichtenübermittlung. Ein Codewort bestand aus zwei aufeinanderfolgenden Signalen, sodass 92 · 92 = 8464 Codewörter zur Verfügung standen.
Aus 100 Weiden und 200 Birkenstämmen wurde eine künstliche Kuppelkonstruktion mit einer Höhe von 7 m und einem Durchmesser von 10 Metern geschaffen; sie stellt das größte lebende Bauwerk im Saarland dar. Im Sommer finden hier Trauungen statt. ,
In der Ferne sieht man das Saarpolygon, das uns während vieler Ausflüge immer wieder begegnet. Einen Aufstieg auf die Halde haben wir allerdings nicht geschafft.
Aufbruch: | 12.05.2024 |
Dauer: | circa 1 Woche |
Heimkehr: | Mai 2024 |