Asien 2005: Der Weg BLEIBT das Ziel
VIETNAM: Der wundersame Reissverschluss
Nha Trang, 18. Februar
[Transportmittel: Moped von Bootsanlegestelle zum Hotel]
Der regierungsamtliche Name ist Ho Chi Minh City, im allgemeinen Sprachgebrauch aber weiterhin Saigon
Saigon: was soll man schreiben ueber eine Stadt mit mindestens 10 Millionen Einwohnern und der ungefaehren Ausdehnung des Saarlands, in der man gerade einmal 2 Tage zugebracht hat? Vielleicht, was einem am besten gefallen hat: seine unbeschreibliche Betriebssamkeit. Oder was einen am meisten genervt hat: seine unbeschreibliche Betriebssamkeit.
>>Kauf' mein Buch, stell' Dich auf meine Waage, fahr' hintendrauf auf meinem Moped, schwing' Dich in mein Cyclo, schlepp' ab heute mein geschnitztes Segelboot (von der Groesse eines ausgestopften Rehs) durch Asien, rauch' meine Zigaretten, kau' meinen Kaugummi.<< Thank you, but no, we really don't want to ...
Unsere Eindrucke in Saigon sind zwiespaeltig. Die wenigen Prozent der Stadtflaeche, die wir gesehen haben, waren durchaus angenehm. Gepflegtes Stadtbild, durchsetzt mit Gebaeuden ansehnlicher Architektur, Alleen. Offensichtlich sind die aelteren Stadtteile Ergebnis eines zielgerichteten staedtebaulichen Unterfangens (keinesfalls die Norm in suedostasiatischen Staedten, z.B. Bangkok!!!). Dennoch ist Saigon ein bisschen wie Athen: hast Du eine Strasse gesehen, hast Du sie alle gesehen. Saigon hat -obschon ausgestattet mit einem Fluss- keine markante Topografie, die Stadt ist flach und endlos. Es ist eine Stadt, deren Eigenheit und (zweifellos existenter) Charme sich dem nur kurz verweilenden Besucher kaum erschliesst.
Auch beherbergt diese Stadt offensichtlich in grosser Anzahl Vertreter einer unappetitlichen Missbildung der Spezies Tourist: der schmierbaeuchige alleinreisende Mann fortgeschrittenen Alters in kurzen Hosen. Die Angemessenheit seines Benehmens ist meist umgekehrt proportional zum Umfang seines Pilsgeschwueres. Haeufig sieht man ihn in Begleitung junger einheimischer Damen. Oft hat er um 10 Uhr morgens erst 2 Liter Bier gefruehstueckt.
Wer bis hierhin gelesen hat, wird den Eindruck gewinnen muessen, uns habe die Stadt nichts gegeben: Nein, stimmt nicht! Wir haben einige sehr schoene alte chinesische Tempel besucht, die -unscheinbar von aussen- sich im Innern als praechtige Juwelen offenbaren.
Atemberaubend auch der Verkehr dieser Stadt, der im Wesentlichen aus motorisierten Zweiraedern besteht. Schon unsere erste Beruehrung mit ihm ist nichts fuer schwache Nerven. Aus der Stille und Beschaulichkeit unserer abschliessenden Bootsfahrt durch das Mekong-Delta (siehe Kapitel "Adieu Mekong") werden wir mit Mopeds in den Wahnsinn Saigons und unserem Hotel entgegen katapultiert. Mit einem schweren Rucksack auf dem Ruecksitz sitzend bleibt einem nur das nackte Vertrauen in die Fahrkuenste des Fahrers und die vage Hoffnung, das der Rucksack bei einem Unfall wie eine Art Landekissen funktioniert und man wie ein Kaefer auf dem Ruecken zum Liegen kommt.
Besonders faszinierend ist die Verkehrsfuehrung an Strassenkreuzungen. Aus allen Fahrtrichtungen prallt x-spuriger Verkehr in der Kreuzung aufeinander und wird wie von Geisterhand durch ein multidimemsionales dynamisches Reissverschlussverfahren kollisionsfrei miteinander verknuepft. Zum Linksabbiegen wechselt man vor der Kreuzung (durch den entgegenkommenden Verkehr!) auf die aeussere Seite der Gegenfahrbahn, biegt nach links ab und quert erneut gegen den Verkehr die Fahrbahn bis man endlich und gluecklich wieder mit den anderen Fahrzeugen die Fahrtrichtung gemeinsam hat. Dagegen ist der Kreisverkehr um den Arc de Triomphe in Paris ein Verkehrskindergarten.
Wie man solche Strassen als Fussgaenger ueberquert? Mit einer Mischung aus Verwegenheit, gleichmaessigem Schritttempo und ... Gottvertrauen.
Aufbruch: | 01.01.2005 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 23.06.2005 |
Bangkok
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