Asien 2005: Der Weg BLEIBT das Ziel
VIETNAM: Verbotene Stadt am Parfuemfluss
01. Maerz, Hanoi, Vietnam
[Die nackten Fakten: Bus von Hoi An nach Hue]
Und die Karawane zieht weiter. Nach Norden in die alte Kaiserstadt Hue. (Schreib- und Sprechweise tatsaechlich H-u-e, nicht also wie der Marschbefehl fuer ein Pferd). Wieder obsiegt die Busbequemlichkeit, und ein weiteres Genoehle ueber die Widernisse vietnamesischer Busreisen erscheint langsam nicht mehr angebracht, sind wir doch selbst schuld an der Wahl unserer Fortbewegungsmittel.
Auf dem Weg nach Hue Zwischenstopp in den "Marble Mountains". Dort eine riesige Hoehle, in der vietnamesische Kumpels irgendwelches Gestein klopfen (Marmor war es nicht!) und sich nur wundern koennen ueber die einfallenden Besucher, die durch die Hoehle hetzen und hektisch Blitze abschiessen. Wagemutig werden schmale Gaenge erkundet und eine steile Eisenleiter zu einer ausserhalb der Hoehle gelegenen Aussichtsplattformen bestiegen, nur um schweissgebadet und ernuechtert auf den Busparkplatz zu blicken.
Ueber steile Paesse, die der Bus nur erklimmen kann, wenn die Klimaanlage ausgeschaltet ist (so glaubt zumindestens der Fahrer) geht es weiter. Vietnamesische Busfahrer muessen ueber einen sechsten Sinn verfuegen, der es ihnen ermoeglicht, entgegenkommende Fahrzeuge vor uneinsehbaren Kurven und Strassenkuppen zu erspueren. Die Ueberholmanoever auf National Highway No. 1 sind jedenfalls gar nichts fuer schwache Nerven, obwohl wir seit unserer Abfahrt in Saigon nun sicherlich 1.000 km auf dieser Strasse zurueckgelegt haben ohne einen einzigen Unfall zu sehen. Dabei haben wir echte Horrorstories gelesen ueber diese Strasse, die dem Autoput in Ehemals-Jugoslawien in Nichts nachstehen duerfte.
Horror sind in jedem Fall die zahlreichen Busse, deren Frontaufschrift "Hanoi - Saigon" von einer der letzten wahren Herausforderungen dieser Erde kuenden: einer mindestens 40-stuendigen nur durch kurze Rasten unterbrochenen Tortour. Drei Fahrer wechseln sich ab und geben Gummi. Aus der offenen vorderen Bustuer haengt ein Todesmutiger heraus, der wild gestikulierend alle anderen Verkehrsteilnehmer zum sofortigen Verlassen der Fahrspur noetigt, unterstuetzt dabei durch staendiges markerschuetterndes Hupen des Fahrers. Auf entgegenkommende Zweiraeder wird beim Ueberholen keinerlei Ruecksicht genommen, sie werden einfach auf die Standspur (oder darueber hinaus) gehupt. Im Businneren Sitzreihen dicht an dicht, zwischen denen bemitleidenswerte Passagiere in Schreckstarre eingeklemmt sind. Lebhaft wird es dort nur waehrend der wenigen kurzen Stops, wenn fliegende Haendler Nahrung und Getraenke durch die Fenster reichen und innen eine Art Metabolismus ausloesen, dessen Abfallprodukte wiederum durch die Fenster ausgeschieden werden. Um rastende Busse entsteht so in kuerzester Zeit ein Kranz aus Muell.
Unsere Easy-Rider Hong und Sinh (-> "Easy-Riding Vietnam") haben uns erzaehlt, dass eine Busfahrt von Hanoi nach Saigon vor nicht allzu langer Zeit wegen unsaeglicher Strassenverhaeltnisse und des staendigen Zusammenbrechens der Busse 5 (fuenf!) ununterbrochene Tage dauern konnte. Manche Passagiere waren danach tatsaechlich bewegungsunfaehig und mussten aus dem Bus getragen werden. Und wir beschweren uns schon, wenn die Beinfreiheit nicht der DIN 4711 entspricht ...
Unser Kultour-Kurzaufenthalt in Hue ist schnell erzaehlt. Hotel gut. Wetter auch. Hue ist die drittgroesste Stadt Vietnams und war waehrend des Vietnamkrieges wegen der Naehe zur Demarkationslinie zwischen Nord- und Suedvietnam Schauplatz heftigster Kaempfe, Zerstoerungen und unermesslichen menschlichen Leidens. Einst war Hue die Hauptstadt Suedvietnams und beherbergte den Kaiser in einer gewaltigen Zitadelle am Ufer des Parfuemflusses (heisst wirklich so), genauer gesagt in einer Zitadelle innerhalb der Zitadelle, der Verbotenen Rosafarbenen Stadt. Dorthin radeln wir fruehnachmittags und sind entzueckt. Ob der leicht vorgerueckten Stunde verfluechtigen sich die Besuchermassen allmaehlich und ueberlassen uns eine friedliche Atmosphaere in bestem Fotolicht (wisse Reisender: kommst Du nach Hue, geh' in die Zitadelle nach dem Nachmittagstee). Auch gefaellt uns, was von der Kaiserstadt uebrig geblieben ist, ganz besonders aber die "Dien Tho"-Residenz der Kaisermutter.
Anschliessend beschliessen wir unsere Kultour, in dem wir dem Sonnenuntergang entgegen am Parfuem-Fluss entlang zur "Thien Mu"-Pagoda radeln. Auch dort so gut wie niemand mehr. (wisse Reisender: willst Du zur Thien Mu, fahr' dorthin gegen Abend zu). Dann zurueck Richtung Hotel, beschwingt durch ein unterwegs eingenommenes "Huda"-Bier (lokales Gebraeu) in einem skurrilen "Night-Club" fuer Jugendliche.
Fuer die Weiterfahrt nach Hanoi haben wir ... echt wahr ... nicht den Bus sondern den Zug gebucht.
Hoi An und Hue beginnen beide mit H und haben uns gut gefallen. Gutes Omen fuer Hanoi, oder?
Aufbruch: | 01.01.2005 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 23.06.2005 |
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