Asien 2005: Der Weg BLEIBT das Ziel
THAILAND: It's Loove!
7.-9. April, Ko Tao, Suedthailand
[Die nackten Fakten: Tuk-Tuk von Vientiane zur Friendship-Bridge (Grenzuebergang Laos-Thailand), Bus ueber die Bruecke zur thailaendischen Seite, Tuk-Tuk zum Guest House in Nong Khai, Tuk-Tuk zum Bahnhof Nong Khai, Nachtzug nach Bangkok, Tuk-Tuk ins Guest House, Tuk-Tuk zum Bahnhof Bangkok, Nachtzug nach Chumporn, Songthaews zum Bootspier, Katamaran-Faehre nach Ko Tao, Taxi-Boot zum "Sai Thong-Resort"]
Nach all dem Abenteuer lechzen wir nach Erholung, Nichtstun, purer Bequemlichkeit. Bevor wir uns aber hemmungslosem Hedonismus hingeben koennen, ist unser Intermezzo in einem der exotischsten und wundersamsten Orte dieser Erde -Monaco di Bavarese (manche sagen auch Muenchen)- vorzubereiten. Daraus folgt, dass wir in sehr naher Zukunft nach Bangkok muessen, um Fluege fuer unseren einwoechigen Zwischenaufenthalt in Muenchen zu buchen. Um nicht sofort in den feuchtheissen Wahnsinn Bangkoks gesogen zu werden, gehen wir zunaechst in Klausur: das "Mut Mee-Guest House" in Nong Khai, unmittelbar am thailaendischen Ufer des Mekongs wenige Kilometer von Vientiane entfernt gelegen, verlassen wir in fuenf Tagen nur, um Zugtickets nach Bangkok zu kaufen und Geld aus der Wand zu ziehen. Pure Entspannung ist es dennoch nicht, denn die reiseberichttechnische Erfassung unseres Laosaufenthaltes (-> "Easy Cruising Laos") artet ob der Fuelle des Berichtenswerten in arge Arbeit aus.
Infolgedessen erreichen wir eines Freitagsmorgens den "Hualampong"-Bahnhof in Bangkok nur halbwegs entspannt im Hier und Jetzt. Umso angenehmer, dass wir wieder im "Villa Guest House", unserem herrlichen Quartier vom Beginn unserer Reise, Unterschlupf finden. Nicht dass Bangkok im Januar nicht bereits hinreichend heiss gewesen waere, sind es nun teuflische 35 Grad bei einer relativen Luftfeuchtigkeit nahe dem Saettigungsgrad. Jede Koerperaktivitaet (Atmung inbegriffen) fuehrt unweigerlich zum Schweissausbruch, man ist immerzu klebrig-nass.
Bangkok ist das heisse Herz des Rucksacktourismus in Asien zwischen Pakistan und Japan, Flugdrehscheibe, Einkaufsparadies, Asiens laengste Amuesiermeile. Die innerste Herzkammer ist das Viertel um die Khao San Road im Stadtteil Banglampu, durch das taeglich tausende Reisende gepumpt werden. Alle haben nahezu identische Beduerfnisse: neben den primaeren (Schlafen, Essen, Trinken) weitere wie das Arrangement naechster Reiseetappen, Vervollstaendigung oder Ersatz der Ausruestung, Souvenirkauf, und nicht zuletzt Amusement. Zur Befriedigung all dieser Bedarfe hat sich um Khao San (einer Strasse von max. zweihundert Meter Laenge und bescheidener Breite) eine lupenreine Monokultur entwickelt, in der es nicht einen Quadratmillimeter gibt, der nicht dem Reisenden geweiht waere. Rund um die Uhr herrscht eine Szenerie zwischen Brueghel und Bosch, und wir sind ein weiteres Mal teils angewiderte, teils belustigte, aber selten gelangweilte Flanneure.
Eines Abends machen wir Bekanntschaft mit einem Kuenstler aus Belgien, nennen wir ihn Arie, der seit vielen Jahren staendig in Asien vagabundiert und seine Gemaelde (hoechst interessante Hybride zwischen Fotografie und Malerei) hauptsaechlich in Japan verkauft. Unterstuetzt durch einige und noch mehr Biere entzuendet sich eine aeusserst anregende Unterhaltung, in deren Verlauf Arie sein Herz ausschuettet und uns die gar tragische Seite eines immer wieder in Asien zu beobachtenden Phaenomens offenbart: der meist aeltere Herr aus dem Fluessigen Westen in Begleitung der deutlich juengeren Dame aus dem Fernen Osten. Auch Aries Vater spuerte, als er seinen Sohn eines Tages in Thailand besuchte, seinen dritten Fruehling heraufziehen und hat von diesem vermeintlichen Jungbrunnen gekostet. Es folgten Jahre eines unentschlossenen Hin und Hers, waehrend dessen Aries Mutter erhebliche Toleranz bewies und Aries Vater einen guten Teil der gemeinsam ueber Jahrzehnte kumulierten Ersparnisse mit einer Thai verprasste. Die Toleranz der Mutter fand ihr Ende bevor alles Geld verjubelt war, und der Vater, vor die ultimative Wahl gestellt, zog faltenlose braune Haut der unwiederbringlichen Vertrautheit eines langen Lebens Seite an Seite vor. Mittlerweile ist, vom Vater verschaemt nicht eingestanden, deutliche Ernuechterung in den Orient eingekehrt, denn Vater und seine neue Perle haben keine gemeinsame Sprache, das thailaendische Klima ist aelteren Herren auf Dauer abtraeglich, und Vater fristet ein Leben als Farang (thailaendisch fuer Auslaender) und Sugar Daddy, all seiner gewohnten sozialen Kontakte beraubt und fast einzig auf seine alimentierende Funktion (Perle hat grosse Familie) reduziert. Die Rueckkehr zum Status Quo Ante waere, wenn ueberhaupt die um ihr Leben betrogene Mutter es zuliesse, eine aeusserst schmachvolle Option. Soweit, so schlecht. Was Arie aber voellig in Rage bringt -so sehr, dass er jeden Kontakt zu seinem Vater abgebrochen hat- ist dessen offensichtlichst unwahre Einlassung, alles sei die Grosse, die Wahre Liebe (It's Loove, mit unendlich gedehntem "o") und kein Stueck symbiotische Beziehung zur gegenseitigen Mehrung der (verbleibenden) Lebensfreude. Wann immer wir nach dem Abend mit Arie nun einen aelteren Farang mit einer juengeren Thai sehen, raunen wir uns zu "It's Loove", aber ein bitterer Beigeschmack verbleibt.
Bangkok bietet uns nicht nur Einsicht in familiaere Tragoedien, sondern auch breite Basis fuer notwendige Geschaeftigkeit: Fluege gebucht binnen Stunden, verschollenes durch ein identisches Handy ersetzt (gebraucht, ca. 30 Euro!), Zweitakku fuer Zweitkamera erstanden, neue Brille und Sonnenbrille fuer Petra in Auftrag gegeben, Fehl- und Wunschbestaende an Kleidung und Toilettenartikeln aufgefuellt, erste Geschenke und Mitbringsel erstanden, Berge von Waesche in Muenzmaschinen am Strassenrand gewaschen. Gleichzeitig gut gegessen, geliebtes Zimmer Nr. 4 im "Villa-Guest House" ausgiebigst genossen, sich mit Bustling Bangkok bestens arrangiert.
Dann ist der Weg frei. Strand, Meer, Ko Tao. Schon nach wenigen Minuten auf der Insel ist unabweisbar, welch Notbehelf der Strand in Mui Ne in Vietnam war. Hier endlich umfaengt uns wieder der Zauber tropischer Palmenstraende, giftig-tuerkisfarbenen Wassers und surrealer Unterwasserwelten, durchsetzt mit sehr entspannt gestalteten Resorts, Bars und Restaurants, wie man es in Asien ausser in Thailand vielleicht noch auf den Philippinen finden kann. Wisse Reisender, suchst Du am Meer gewisses Flair, komm' aus Vietnam gleich nach Thailand her. Ko Tao, die "Schildkroeteninsel", ist (wie die allermeisten der nicht so zahlreichen thailaendischen Inseln) keine einsame Insel mit der einsamen Huette am Strand mehr und hat den Status eines Geheimtips lange verloren. Vielmehr ist die durch bizarre Ueber- und Unterwasserfelsformationen chararkterisierte Insel mittlerweile ein stark frequentiertes Ziel des Tauchtourismus. Waere allerdings auch ein Wunder, bliebe solch Schoenheit und Atmosphaere unentdeckt. Dennoch ist, zumindestens jetzt im sehr heissen Maerz und April, die Besucherdichte moderat und jeder kann, so Gespuer und ein kleines bisschen Glueck vorhanden, einen Traumplatz finden. Wir landen, wie so manches Mal durch unsichtbare Hand gelenkt, im israelisch gefuehrten "Sai Thong-Resort", beziehen eine voluminoese "Sea-View"-Huette, schwimmen in kristallklarem Wasser von Fischen umzingelt, schnorcheln (und sehen Haie!), doesen, lesen, lernen sehr nette Leute aus Deutschland, Kanada und Israel kennen, werden unweigerlich knackig braun und lassen unsere bisherige Reise Revue passieren.
Mag die Zeit im wenig wohligen Deutschland auch gerast sein in den letzten drei Monaten, in unserer Wahrnehmung erscheint sie dank der ungeheuren Erlebnisdichte unseres bisherigen Trips gedehnt wie ein langes, langes "o". It's True Loove! Definitely!!
Aufbruch: | 01.01.2005 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 23.06.2005 |
Bangkok
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