Asien 2005: Der Weg BLEIBT das Ziel
INTERMEZZO: Im Land der Schoenheitskoenigin
25.April, Bangkok, Thailand
[Die nackten Fakten: Taxiboot von Sai Thong Resort/Ko Tao nach Mae Haad/Ko Tao, Katamaranfaehre von Ko Tao nach Chumporn, Bus von Chumporn nach Bangkok, zu Fuss ins Villa Guest House, zu Fuss zu einem Taxi, Taxi zum Flughafen Bangkok, Flug von Bangkok nach Dubai, Flug von Dubai nach Muenchen, PKW vom Flughafen Muenchen zur Baldurstrasse, PKW von Muenchen nach Westendorf/Tirol und zurueck, PKW von Baldurstrasse zum Flughafen Muenchen, Flug nach Dubai, Flug von Dubai nach Bangkok]
Ciao, Ko Tao, die Heimat ruft. Wir kehren zurueck nach Bangkok, um von dort unseren einwoechigen Aufenthalt in Deutschland anzutreten. Der Abflugtag wird zum feucht-froehlichen Vergnuegen. Das "Songkran"-Fest ("Wasserfest") markiert das Ende der Trockenzeit und den Beginn eines neuen Jahres nach buddhistischer Zeitrechnung (2548). Traditionell bespritzt man seine Mitmenschen mit Wasser und beschmiert sie mit weisser Farbe. Die ganze Stadt ist mit gigantischen Wasserpistolen, Eimern und Schoepfkellen bewaffnet. Eine Szenerie wie bei der Love-Parade, nur nasser. Unmoeglich trocken und unbefleckt zu bleiben, insbesondere als Tourist. Das Viertel um unser Guest House ist von dem Trubel umzingelt, kein Fahrzeug, ergo auch kein Taxi, kommt hinein. Wie sollen wir trockenen Fusses und Gepaecks zum Flughafen kommen? Bleibt nur, die Rucksaecke wasserfest zu verpacken und mit den sowieso nassen Klamotten zu Fuss aufzubrechen. Gluecklicherweise finden wir relativ rasch ein Taxi und steigen schweissgebadet in die Kaelte des klimatisierten Fahrzeuges. Am Flughafen dann Garderobenwechsel, schliesslich wollen wir doch als serioese Passagiere angesehen sein.
Zwischenlandung in Dubai, Arabien der Zukunft. Nach Versiegen der Oelquellen, was dann? Eine Antwort: Touristen-Disneyland der Extra-Luxusklasse. Das Burj-al-Arab, einziges Sechs-Sterne-Hotel der Welt und nicht zuletzt wegen seiner Architektur zu Recht bekannt, ist erst der Anfang. Kuenstliche Rieseninseln im Persischen Golf ("The World" in Form der Weltkarte und "The Palm") erweitern das winzige Emirat um lukrativen Grund fuer luxurioese Villen, Golfanlagen und Yachthaefen. Wenn aufgespritzte Lippen und Silikonbusen en vogue sind, dann sicher auch vollsynthetische Meeresbuchten. Als kleines Appetithaeppchen sehen wir den Dubai International Airport mit seinem beruehmten Duty-Free-Shop, angeblich der groesste der Welt und der einzige, wo man einen Porsche fuers Handgepaeck erstehen kann. Damit die Leute nicht nutzlos herumsitzen sondern kraeftig konsumieren hat man leider an Sesseln gespart. Uns reichen die wenigen Stunden im Arabien von morgen.
Zurueck in Deutschland nach dreieinhalb Monaten. Wie fuehlt es sich an? Exakt wie immer, so, als waeren wir nicht einen Tag fort gewesen. Heimat bleibt halt Heimat. Strahlendstes Fruehlingswetter empfaengt uns, und wir geniessen die bluehenden Baeume, das Vogelgezwitscher und das Tageslicht noch um acht Uhr. Asien hat viel zu bieten, nicht aber ausgepraegte Wechsel der Jahreszeiten, stark variierende Tageslaengen und dieses unvergleichliche Gefuehl des Wiedererwachens nach grausamen Monaten voller Grau, Kaelte und Schneematsch. Am angenehmsten aber ist die Nachtkuehle. Schon mal in schwuelheissen dreissig Grad geschlafen? Wenn man, mit Nichts zugedeckt, wie ein Hampelmann ausgestreckt da liegt, nackt und folglich nichts mehr ausziehen kann? Haut an Haut: Schweiss! Wenn der Ventilator Linderung nicht mehr zu liefern vermag, sondern nur noch Hysterie verhindert? Ein weit geoeffnetes Fenster, durch das des Nachts kalte Luft hineinstroemt, kann vor solchem Erlebnishintergrund gar herrlich sein!
Zurueck in Deutschland. Realsatire. Eva Herrmann hat einen neuen Liebhaber. Gracia hat betrogen, um beim Grand Prix de la Chanson dabei zu sein. Die Gesichtscreme von Uschi Glas ist gerichtlich bestaetigt mangelhaft und kann zu Hautirritationen fuehren. Bombenstimmung und Sekt im Konklave (sagt ein rotgewandeter Kardinal) und auf dem Petersplatz eine Atmosphaere wie bei Konzerten von Howard Howie Carpendale, so ergreifend, so harmonisch, so schoen (sinngemaess eine ZDF-Reporterin). Wenn man ueber Monate Nachrichten aus Deutschland nur durch das feinmaschige Sieb auslaendischer Medien gefiltert konsumiert hat, verursachen die Schlagzeilen in deutschen Zeitungen und die Beitraege in Fernseh-"Brennpunkten" betraechtliche Magenschmerzen. Wie tief kann Niveau sinken?
Dann ist es soweit. Das grosse Fest, eigentlicher Grund unseres Bayern-Intermezzos, beginnt und Tracht ist Trump. Gefeiert wird der 70. Geburtstag von Waldi, unserer Mutter bzw. Schwiegermutter. Verwandte und Freunde versammeln sich in einen kleinen Saal im "Pelkoven Schloesschen" in Muenchen-Moosach. Bald ist der Raum gefuellt mit Menschen, die zumeist einen guten Teil ihres Lebens gemeinsam verbracht haben, die gegenseitig ihre Kinder haben erwachsen werden sehen, die Hoehen und Tiefen des Lebens gemeinsam erlebt haben. Ueber die Spleens und Eigenheiten des jeweils Anderen lacht man gern und aus diesem Fundus schoepft man in hoechst amuesanten und ebenso geistreichen Laudatios und Gesangseinlagen. Es tut gut, als leicht exotische Ehrengaeste aus dem Orient eine ungetruebte Herzlichkeit, Vertrautheit und gegenseitigen Achtung zu spueren, wie sie vielleicht nur herrschen kann zwischen Menschen, die sich seit ewigen Zeiten kennen. Als humoristischer Hoehepunkt des Abends bringt eine Schoenheitskoenigin den Saal zum Toben. Welch Liebreiz, welch dezentes Kostuem, welch zarte Gesichtszuege, dieser verfuehrerische Schmollmund. Alle maennlichen Zuschauer sind derart verzaubert, dass der eigene Vater die "Interpretin" nicht erkennt.
Vor unserer Rueckkehr nach Asien besuchen wir das "schoenste Dorf Europas", Westendorf in Tirol, wo in einer Almhuette seit vielen Jahren schon unsere Eltern/Schwiegereltern und wir mindestens einmal im Jahr zusammen kommen. Das Wetter ist mittlerweile miserabel, Dauerregen, kalt. Tut der Huettengemuetlichkeit aber keinerlei Abbruch, im Gegenteil. Die Oefen muessen kraeftig eingeheizt werden, nachts brauchen wir dicke Decken und schlafen paradisisch. Ein klimatisch krasses Kontrastprogramm zu den letzten Monaten im bestaendig sich aufheizenden Suedostasien. Einstimmung auch auf den zweiten Teil unserer Reise, der uns auf der Flucht vor der nun unertraeglichen Hitze in die Berge fuehren wird (mehr wird hier nicht verraten ... ). Zwei leider viel zu kurze Tage verbringen wir mit unseren Liebsten auf der Huette, essen wie immer zu viel und schnapseln, bis es schnaggelt.
Unser heimatliches Zwischenspiel geht zu Ende und wir besteigen den Flieger zurueck nach Bangkok. Im Flugzeug finden wir eine "Sueddeutsche" und eine grosse Sorge weicht endlich von unseren Schultern. Irgendwann unterwegs im Januar hatten wir erfahren muessen, dass eine der bedeutendsten Persoenlichkeiten Deutschlands (wenn nicht des Abendlandes) einem grausamen und niedertraechtigen Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen war: Rudolf Mooshammer, eine Reinkarnation Koenig Ludwigs II. Was aber wird aus seiner liebsten Gefaehrtin werden, Daisy, der treuen Yorkshire-Dame, so hatten wir uns damals sogleich tief betroffen gefragt. Dank des Zeitungsartikel nun wissen wir, dass Daisy nicht nur Erbin eines stattlichen Vermoegens ist, sondern mittlerweile in einer RTL-Fernsehserie mitwirkt, stuermisch gefeierter Ehrengast so mancher Grossveranstaltung ist und einen eigenen Pressesprecher hat. Bravo Deutschland, gut gemacht, wenigstens die wirklich wichtigen Probleme werden angepackt.
Aufbruch: | 01.01.2005 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 23.06.2005 |
Bangkok
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