Asien 2005: Der Weg BLEIBT das Ziel
VIETNAM: Adieu Mekong
09.Februar, Mui Ne, Suedvietnam
[Die nackten Fakten: Bus zur Bootsanlegestelle suedlich Phnom Penh, Boot zur kambodschanisch/vietnamesischen Grenze, Boot von Grenze nach Chau Doc, gechartertes Boot von Chau Doc nach Can Tho, gechartertes Boot von Can Tho nach Saigon.]
Der letzte Teil unserer Mekong-Flussreise fuehrt uns ins Mekong-Delta, das in Phnom Penh mit der ersten Teilung des Mekong in Mekong und Bassac ("oberer Fluss") beginnt, aber erst in Suedvietnam zu einem tatsaechlichen Muendungsdelta mit insgesamt neun Armen und unzaehligen Kanaelen wird.
Schon in Phnom Penh begegnen wir ihm wieder, dem widersinnigen Fortschrittsgott, der -obschon der Mekong bis nach Phnom Penh fuer seetaugliche Schiffe befahrbar ist- zunaechst eine 45-minuetige Busfahrt zu irgendeiner Bootanlegestelle suedlich von Phnom Penh fuer geboten haelt. Dort besteigen wir wieder eines der Ex-Borneo-Schnellboote bis zur kambodschanisch/vietnamesischen Grenze. In diesem Abschnitt unterscheidet sich der Mekong nicht von seinem Erscheinungsbild zwischen Kratie und Phnom Penh: kilometerbreit, seine Ufer nur spaerlich besiedelt und landwirtschaftlich genutzt.
Skuriller Grenzuebertritt nach Vietnam. Wir muessen unser Gepaeck auf vietnamesischer Seite wie an einem Flughafen durch ein Roentgengeraet schicken, werden aber zum Ausgleich anschliessend bei einem kurzen Aufenthalt in einem "Restaurant" von insgesamt 6 Kindern mit geschickten Handkantenschlaegen massiert. Dann besteigen wir das naechste Boot, fahren weiter den Mekong herunter, dann durch einen Verbindungskanal zum Bassac und anschliessend diesen suedwaerts bis Chau Doc. Auffallend ist die Veraenderung an den Ufern unmittelbar nachdem wir in Vietnam sind: nun sind die Uferregionen durchgehend intensiv bebaut und genutzt, ueberall markieren Bojen die Fahrrinnen, an den Ufern sind in kurzer Abfolge Beschilderungen zu sehen. Ozeantaugliche Schiffe deuten auf eine sehr auskoemmliche Tiefe der Flusslaeufe hin.
Ankunft in Chau Doc, einer kleineren, aber auffallend quirligen Stadt: Gewusel allerorten, besonders auf und am Fluss. Ueberhaupt ist der erste Eindruck von Vietnam durchaus positiv: Nach einem Kambodscha, das zwar sichtbare Fortschritte macht, aber dennoch die Rote-Khmer-Apokalypse bisher nicht hat kompensieren koennen (waere auch ein Wunder!), nun ein Land, das augenscheinlich gut organisiert ist und dessen Bewohner sehr umtriebig erscheinen. Gepflegte Gruenanlagen, saubere Strassen, konsequente Strassenbenamsung und Hausnummerierung, gepflegte angenehm farbige Gebaeude. Vielleicht ist Sozialismus ja doch machbar, wenn man keinen Dachdecker zum Staatsratsvorsitzenden macht?
Und auch in Vietnam offensichtlich verbesserte Strassenverhaeltnisse, die Bootsfahrten zur romantischen (und kostspieligen) Angelegenheit fuer fortschrittsrenitente Touristen werden lassen: wir muessen ein Boot chartern, um zu unserer naechsten Destination Can Tho zu gelangen. Warum mit dem Bus fahren, wenn es zwanzig mal so teuer in dreifacher Zeit auch mit dem Boot geht? Zu allem Ueberfluss werden wir und unsere Ausruestung so richtig nass.
In Can Tho bewohnen wir ein schoenes Quartier direkt an der sehr lebhaften Uferpromenade des Can Tho Flusses, im Schatten einer riesigen Ho-Chi-Minh-Statue. Can Tho ist die groesste Stadt im Mekong-Delta und Ausgangspunkt unserer Erkundungsfahrten (ratet mal- per Boot) zu den schwimmenden Maerkten und Kanaelen in der Umgebung.
Anders als in Thailand und Burma (Inle-See!) sind die Floating Markets hier noch nicht zur Touristenfassade entartet, aber sicher werden auch hier bald geschnitze Elephanten das bisherige Warenangebot der Maerkte um Wesentliches bereichern.
Zwischen den Hauptarmen des Mekongs besteht ein Netzwerk kleiner und kleinster Kanaele, die abhaengig von den Gezeiten (die Mekong-Arme im Delta sind bereits dem Tidenhub des suedchinesischen Meeres unterworfen) mit kleinen Booten befahrbar sind. Der Rueckweg von den Floating Markets fuehrt weg von breiten Hauptkanaelen durch immer feinere Veraestelungen, einer atemberaubenden Landschaft entgegen. Zunaechst nuechtern und hektisch bemueht, die entgegentreibende Schoenheit fotografisch zu fassen, gibt man allmaehlich dieses Unterfangen ob seiner Vergeblichkeit auf und wird ganz ruhig. Und dann ueberwaeltigt es einen, man empfindet so etwas wie Demut, das irgend Etwas diese Zauberlandschaft geschaffen hat und seine Zerstoerung durch Menschenhand bis zu dem Tage nicht zugelassen hat, an dem man selbst hindurchfahren darf.
Irgendwann muss sie kommen. Die letzte Etappe einer langen Flussreise, die bisher wohl in dieser Form von nicht allzu vielen unternommen worden ist. Auch nach Saigon am oestlichen Rand des Mekong-Deltas gibt es (angeblich) keine regulaere Bootsverbindung mehr und wieder heisst es ein Boot zu chartern um einen sehr heftigen Preis. Sei's drum, dieses letzte Stueck Konsequenz lassen wir uns nicht nehmen. Wieder fahren wir noch vor Sonnenaufgang los, ein Boot fuer uns alleine, und das ganze Kaleidoskop der Wasserstrassen des Mekong-Deltas -vom schmalsten Kanal bis zum breitesten Muendungsarm- entfaltet sich ein letztes Mal vor unseren Augen, die nicht muede werden zu schauen. Nach Sonnenuntergang erreichen wir schliesslich Saigon ueber den Saigon-Fluss, dessen Wasser nicht wie alle Wasser, die wir seit Pakse in Suedlaos befahren haben, als Mekong in Tibet entspringen.
Adieu Mekong, wir sehen uns wieder, noch gibt es schiffbare Teile von Dir, auf denen wir noch nicht dem Fortschrittsgott getrotzt haben ...
Aufbruch: | 01.01.2005 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 23.06.2005 |
Bangkok
Laos
Kambodscha
Vietnam
Indien
Nepal