Al Sur

Reisezeit: Oktober 2009 - Oktober 2010  |  von Dirk Weisenstein

Der kleine große Süden: Carreterra Austral

Patagonien
Das Land am Ende der Welt.
Der Name pure Magie.
Träume und Sehnsucht nach Weite und Einsamkeit.
Ein Mythos?
Endlich bin ich da. Ich weiß nicht wie lange ich schon davon geträumt habe, wie sehr ich die Bilder von der Landschaft in mich ein gesogen habe, was ich mir vorgestellt habe.
Und auf einmal ist man wirklich da. Kein Traum. Keine Illusion. Sondern Realität.
Brutale Realität.
Zuerst einmal empfängt mich der Süden mit Regen. Graue Wolken hängen tief. Bis fast auf den Boden herunter. Und ein Ende des Regens ist nicht abzusehen. Aus dem geplanten Besuch des Nationalparkes wurde nichts, da die wege total verschlammt waren.

Da muß ich nicht durchfahren!

Da muß ich nicht durchfahren!

[/f] Ich traf in Hornopieren Leute, die dort gewandert waren. Der eine hat völlig entnervt sein nasses Zelt weggeworfen, während er durch den Schienenbeintiefen Matsch watete, und der andere hatte Kniehohe Gummistiefel. Platsch Platsch Platsch, damit macht das laufen auch keinen Spaß, aber man hat wenigstens trockene Füße. Auf beides hatte ich kein Verlangen. Also verbrachte ich hier ein geruhsames Sylvester. Am Morgen waren die Straßen wie ausgestorben. Meine Hotelwirtin hatte gestern gesagt, dass sie nach Puerto Montt fährt, und ich das Haus für mich alleine habe. Ich sollte gut darauf aufpassen!
Neujahrsmorgen. Die Kühe gehen schon mal selbstständig auf der weide, und auch die Pferde liegen mal so faul herum.

[fAm Tag drauf fährt dann endlich die Fähre los. Aber je länger sie unterwegs ist, desto schlechter wird das Wetter. Desto tiefer hängen die Wolken über der See. Nach 9 mehr oder weniger Langweiligen Stunden verlassen wir die Fähre in Chaiten. Bei leichten Nieselregen.

Wir, dass sind zwei Schweizer und ich, die sich alle zufällig in Hornopieren getroffen hatten. Der Junge war froh eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen. Denn zu unsicher war die Situation in Chaiten. Der Vulkanausbruch von 2008, und dann noch 2009 hatte alles durcheinander gebracht. Das Dorf war verlassen. Zumindest offiziell. Und er sorgte sich, wie er von dort aus weiterkommen sollte. Das Mädel war froh Gesellschaft zu haben, denn mit ihren Kleinstwagen war sie sich nicht so sicher auf der Careterra Austral, sie fragte den jungen, ob er auch Reifen wechseln könnte. Er konnte. Noch lachten wir darüber. Und auch ich war froh über ein bisschen Gesellschaft. Obwohl wir zwar alle drei eher Einzelgänger waren, freuten wir uns darauf nicht alleine unterwegs sein zu müssen. Der Mythos Carreterra wirft seinen Schatten voraus.
Nach 9 Stunden Fähre von Hornbopieren erreichten wir Chaiten. Je länger wir unzterwegs waren, desto tiefer hingen die Wolken über den Bergen, und schließlich fast auf den Boden. Es nieselte leicht, aber stetig. Grau und Trist.
Für ein verlassenes Städtchen war es ziemlich geschäftig in Chaiten. Aber die folgen des Vulkanausbruchs ließen sich nicht verleugnen. Überall lag graue Asche herum. An manchen Stellen Meter dick. Der Fluß, voll mit grauer Asche, hatte die Stadt überschwemmt.

Einige Häuser hatten verwehte, Fenster im ersten Stock.

Schlammige Straßen, aber auch einen Supermarkt, Restaurants und Cabanas. Dazu dann noch das tropfen des Regens aus dem tiefen grauen Himmel. Trist. Es roch nach Asche.
Schnell fuhren wir weiter. Wollten wir doch heute bei den heißen Quellen übernachten. Aber unterwegs hatte das Mädel tatsächlich einen Platten. Und in der kleinen Keksdose (Chevrolet) war nur ein Notrad. Damit wollten wir auf keinen Fall weiterfahren. Und somit begann eine kleine Odyssee.
Zurück nach Chaiten. Die erste Autobude hatte zu. An der zweiten bekamen wir einen Tip. Doch der Besitzer war zur zeit in Puerto Montt, und keiner weiß, wann er wieder kommt. Beim Nachfragen an den Häusern bekamen wir den nächsten Tip. Weiter unten sollte es einen Laden geben, wo sie Reifen haben. Also fuhren wir wieder gen Süden. Der Mechaniker war ziemlich betrunken, so dass seine Frau die Sache managte. Sie gab uns den Namen einen Multitalentes in Chaiten. Nach ihn sollten wir fragen. Bei der Ortseinfahrt in Chaiten trafen wir dann auf ziemlich gelangweilte Carabinieros. Sie hielten uns an, und es dauerte Ewigkeiten, bis sie unsere Daten in ihr Buch geschrieben hatten. Es wurde immer später, aber was sollten wir machen. Einfach ruhig bleiben. Was wir denn hier machen fragten sie am Ende. Wir haben eine Reifenpanne, und suchen einen Mechaniker. Und das war das Zauberwort. Jetzt hatten sie eine Sinnvolle Beschäftigung, und diese Aufgabe nahmen sie an. Mit einer Begeisterung und unglaublicher Hilfsbereitschaft, dass ich nie wieder etwas schlechtes über sie sagen möchte.
Der ältere funkte die Zentrale an. Die gab ihn eine Telefonnummer, die rief er dann an. Er deutete auf das Mädel, und sagte: "Komm mit!" Und dann brausten sie davon. Nach 20 Minuten kamen sie mit zwei Nagelneuen reifen wieder. Damit ging es dann zur Kapazität von Chaiten. Sie fassten sogar selbst mit an, beim Reifen herunter hebeln.

Natürlich auf die alt deutsche Variante. Montierhebel, Hammer und Fußtritte. Ruck zuck waren wir fertig. Dann sagte der Carabineri zu uns, wir sollen ja vorsichtig fahren, denn nachts sei es Irre gefährlich. Wir wollten eigentlich hier bleiben. Ob er denn etwas wüsste? Er schaute uns an, und sagte dann die berühmten Worte. "Okay, Sigan me" Und so brachten sie uns noch zu einer Cabana. Dort heizten wir den Ofen an, und trockneten unsere Klamotten.

Die neue Schuhmode. wer gehört wohl zu welchen Schuhen?

Die neue Schuhmode. wer gehört wohl zu welchen Schuhen?

Interessanter Tag. Und verdammt lang.

Patagonien also
Immer noch am Ende der Welt.
Der Name pure Magie.
Träume und Sehnsucht nach Sonnenschein.
Mitten in der Wildnis.
Der Morgen begann bewölkt, aber während wir in den heißen Wasser einer Thermalquelle lagen wurde es immer besser. Der nächste Stopp war der Gletscher Yelcho.
Auf einen abenteuerlichen Wanderweg, zuerst war er schlammig,

führte durch einen Wunderschönen Wald, dessen Bäume dicht mit Moosen bedeckt waren

, rote Blüten, innen Blau mit einer weißen Spitze wuchsen an kleinen Ranke-pflanzen, die überall hinauf wuchsen.

Neben uns der reißende Fluss. Knöchel tiefer Schlamm, nötigte uns zu ziemlich gewagten Springaktionen. Rechts links rechts. Wir balancierten über rutschige Äste oder Holzplanken.

Teilweise war der Weg ein Bach, oder der Bach ein Weg. Aus dem Wald hinaus in die Nalca Pflanzen. Das sind Pflanzen, die unseren Rhabarber sehr ähnlich sind, deren Blätter aber die Größe eines Sonnenschirmes erreichen können, und dann auch so Schulter bis Kopfhoch sind.

Sie sind mit kleinen Dornen übersät. Sich an ihnen festzuhalten war nicht die schlauste Aktion, aber auf den schlammig schleimiger Untergrund die einzige Möglichkeit nicht längs in den Schlamm einzuschlagen. Als nächste Schwierigkeit kam ein dichtes Unterholz mit einen Durchgang von etwa 80 cm Höhe.

Also tief gebückt hindurch, durch den Schlamm wollte keiner krabbeln. So stelle ich mir eine Trainingsstrecke beim Bund vor. Wo ich doch nie da war. Dann erreichten wir das Ende des normalen Weges!
Am Ende des Tales lockten zwei Gletscher. Das Eis schimmerte tiefblau im Sonnenlicht. Und so beschlossen wir zu den näheren von den beiden Gletschern zu gehen.
Wir sprangen also von Stein zu Stein über den Fluß, hangelten uns am Uferrand, nur an den Ästen festgekrallt entlang, unser Hintern über den ziemlich tiefen und stark strömenden Fluss.

Wir schlitterten durch einen Nalca Urwald, dessen Boden eine einzige Sumpflandschaft war, nur um auf hügeliges loses Geröll zu gelangen. Fluchend und rutschend kletterten wir über die wellige Gegend. Einen mit Erde und Schlamm bedeckten Gletscher mußten wir überqueren. Weiter auf rutschigen Geröll nach oben. Nicht an den Nalcas festzuhalten, auch die Steine sind zu lose. Auf so einen Geläuf war ich auch noch nicht unterwegs. Alle mit Geröll übersäten Hänge, die ich bisher überquert habe waren nicht so rutschig wie dieses hier. Sehr ekelhaft. Wir waren nur am rutschen, und lösten lauter kleine Geröll Lawinen aus.

Und dann waren wir tatsächlich da. Direkt am Gletscher. Und die Sonne schien auch ein wenig. Das Eis sah Blau aus. Das perfekte Blau. Wir machten viele Fotos, und genossen die Aussicht.

[/f]Und dann ging es den ganzen weg zurück. Schlamm, Fluß, Nalca und Geröll. Wir sahen aus, wie die Schweine. Ziemlich schmutzig, die Klamotten standen vor Dreck, die Schuhe versüfft, ich hatte den halben Wald in meinen Haaren, aber gleichzeitig waren wir auch unglaublich befriedigt und glücklich. Zum ersten Mal seit langer Zeit wieder schönes Wetter.
Zum Ende des Tages begann es aber wieder zu Regnen. Die gerade getrockneten Klamotten wurden wieder nass. Super. Eine Cabana zu finden gestaltete sich etwas schwierig. Mehrere Kilometer vorher haben sie Schilder. Aber dann nichts mehr. Also fuhren wir bis in den späten Abend hinein. Wie gut, dass es gegen 22:00 noch halbwegs hell ist. Zwei Cabanas waren voll besetzt. Wir fanden aber noch eine Dritte. 50 US-$ die Nacht pro Person! Uff, Egal. Duschen, Essen, und vor allen Dingen unsere Sachen trocknen. Die nassen Kleider zischten als wir sie auf den heißen Ofen legten, und Dampf stieg auf.

Der nächste Tag begann mit Regen. Und so blieb es auch den ganzen Tag. Gerade hier war die Carreterra Austral sehr schön, da sie schmal war, und sehr dicht bewachsene Straßenränder hatte. Aber bei den Regen nutzte das nix. Ich war faul, und fuhr einfach hinter den Auto her. Es war gemein die beiden während der Fahrt Essen und trinken zu sehen, während unser einer auf seinen Moped saß, dick eingemummelt als Schutz gegen Kälte und Hunger. Aber bei einen Stopp versorgten sie mich doch mit Keksen. Zum Wandern in PN Quelat war uns allen nicht zu Mut. Wir beschlossen zur Küste nach Puerto Cisnes zu fahren. Vielleicht ist das Wetter ja dort besser. Auf dem Weg dort hin, wurde die Straße gerade neu gemacht. Schön tiefer Schotter. Superscheiße zu fahren. Zumal ich kaum noch etwas sah. Alles war nass und klamm. Und dann endlich in Puerto Cisnes kam die Sonne durch. Endlich. Heute hatte ich den Kamin für mich alleine. Im Auto wird man halt nicht nass. Wieder zischte und Dampfte es. Aber egal. Raus an die frische Luft. Und durch den Ort spazieren. Schöne Häuser, bunt angemalt, im Hafen lagen die Holzboote vertäut.

An den Blütenübersäten Büschen summten die Hummeln, und schwirrten die Kolibris. Herrlich die Sonne auf der Haut zu spüren. Wir spazierten noch einen kleinen schlammigen Pfad nach oben, und hatten eine nette Aussicht.

Die Sonne schien durch Wolken am Horizont, und es war eine schöne Lichtstimmung.

Am nächsten Tag regnete es erst einmal nicht. Später fing es an zu nieseln. Erst einmal zurück, und dann weiter nach Puerto Aysen. Die Landschaft wurde jetzt zahmer, und die Straße war geteert. In Puerto Aysen stieg der junge Mann aus. Wir fuhren nach Puerto Chacabuco. Fragten dort nach Touren zur Laguna san Raffael. Aber leider starteten sie erst am Wochenende. Das war zu spät. Und die Preise die sie dafür aufrufen. So um 680 US-$, für einen Tagesausflug. Die Wahnsinnigen. Damit war das Thema auch für mich gestorben. So beschlossen wir morgen zusammen mit ihren Mietwagen zum Lago General Carrera zu fahren. Ich als Beifahrer, kann dann endlich mal die Landschaft anschauen, und muß nicht auf die Straße schauen. Und wir hatten Glück mit dem Wetter. Blumen blühten am Wegesrand.

Der Himmel war weit und abgesehen von einigen Cumulanten klar und blau. Die Straße stieg an, und führte durch ein Tal hoch zum Pass. Kurz nach dem Pass war ein Aussichtspunkt auf den Cerro Castillo. Die filigranen Felsspitzen des Cerro Castillo waren wolkenfrei.

An diesen Aussichtspunkt trafen wir auch wieder auf Leute die mit uns auf der Fähre waren. Es gibt halt nur diesen einen Weg nach Süden. Und weit hinten am Horizont konnten wir die Berge am jenseitigen Ufer des Lago General Carrera sehen.

Schneebedeckt und weit entfernt. Aber der Wind war brutal. Beim aussteigen mußten wir uns gegen die Kraft des Windes stemmen. Heftig blies er, und zerzauste unser Haar. Spät fuhren wir zurück. Wieder hinein in die Wolken, die sich drohend am Horizont zusammenballten.

In Coyhaique wetterte ich ein paar Tage schlechtes Wetter ab. Dort traf ich auch alte Bekannte mit ihrer BMW wieder.

Bei diesen Ambiete läßt es sich doch Aushalten, oder?

Bei diesen Ambiete läßt es sich doch Aushalten, oder?

Dann fuhr ich auch weiter. Zum Lago General Carrera. Dort machte ich eine Bootstour, und schaute mir die Marmorhöhlen an.

Es ist erstaunlich wie hoch die Wellen auf einen See werden können. Es muß bloß genug winden. Danach fuhr ich ins Valle de los Exploradores. An einer von deutschen geführten Herberge hielt ich an.

Dort traf ich meine Schweizer Freunde wieder. Die letzten Kilometer waren mal wieder im Regen. Aber zum Glück brannte innen schon ein Feuer, und trockene Hausschuhe warteten auf mich. Auch gab es noch was zu Essen. Mein Kommen war angekündigt. Und so ließ sich der Abend dann doch noch ganz nett gestalten.
Der nächste tag war leider nicht viel Besser. Nur von zeit zu Zeit schaute einmal die Sonne hervor, um uns hinaus zu locken. Kurz darauf begann es dann auch wieder zu regnen. Am Nachmittag blieb es dann etwas länger schön. Ich fuhr zum Gletscher, und wanderte auf den Viewpoint. Leider hingen die Wolken ziemlich tief. Aber die gegend war recht schön, so daß sich die Fahrt gelohnt hat. Zur einen Seite der see, mit steilen Felswänden und Wasserfällen dahinter, und auf meiner Seite die schmale Straße, mit steilen Felswänden und vielen Wasserfällen.

Weiter oben floß der Gletscherfluß in den See. Eisbrocken trieben darauf. Sehr zur Freude der Einheimischen Scotchtrinker, oder was auch immer. Sie holten sich die Brocken aus dem Wasser, und nahmen es mit nach Hause.

Am nächsten Tag hieß es dann wieder Abschied nehmen. Und endlich war das Wetter super. Noch einmal hoch zum Gletscher. Diesmal hingen die Wolken nicht ganz so tief, und die langgezogene Zunge des Gletschers war zu erkennen.

Auf der Fahrt hinunter ins Tal fuhr ich an blühenden Wegesrändern entlang. Der See leuchtete in einen Unnatürlichen Türkisblau.

Auch hier an den Hängen blühten die Blumen. Endlich schönes Wetter. Das galt es zu nutzen. So fuhr ich dann weiter nach Süden. Am See entlang, über eine Brücke, und immer weiter. In der Klaren Luft waren die hohen Berge mit ihren Schneebedeckten Gipfeln am Horizont zu sehen. Vor Cochrane änderte sich die Landschaft. Eher trockene grasbedeckte Hügel, und an der linken Straßenseite der Rio Baker, mit seinen türkisfarbenen Wasser. Superschön.

Aber ich wollte weiter nach Caleta Tortell. Und zum Abend fing es auch wieder an zu regnen. Also wieder nichts mit campen. In ein Hostal, und dann versucht eine Bootstour zum Gletscher zu bekommen. Wurde aber nichts draus, da der Wind so stark war. Also schaute ich mir am nächsten Tag Caleta Tortell an. Oben am Dorfeingang ist ein riesiger Parkplatz. Dort läßt man das Fahrzeug stehen, und geht dann auf Holzwegen durch das ganze Dorf.

Treppen rauf und Treppen runter. Ziemlich ungewohnt, aber dafür auch garantiert Schlammfrei. Mal was völlig neues. Auch am nächsten Tag war der Wind zu stark. Also beschloß ich nach Villa O Higgins weiter zu fahren. Dem Ende der Carreterra Austral.
Und es war mit eines der schönsten Streckenabschnitte. Einsamer. Weniger Häuser, keine Zäune am Straßenrand. Die Straße klettert einen Berg hinauf und herunter.

Es folgt eine kostenlose Fährfahrt, um dann das letzte Stück Straße in Angriff nehmen zu können. Es zog sich wieder immer mehr zu. Und bald darauf fing es auch schon an zu nieseln. Auch hier führte die Straße auf einen Pass hinauf. Und von hier oben hatte ich einen weiten Blick auf wilde Natur. Unten schlängelte sich ein Fluß durch die Wälder. Oben waren kahle Felshänge. Die Straße wand sich in Kurven bergab, und führte ziemlich eben durch weite Wälder, und an Seen vorbei. Bis ich dann schließlich in Villa O Higgins ankam. Dem Ende der Carreterra Austral.

Das Boot fuhr erst übermorgen, so dass ich noch einen Tag Zeit hatte um mir die Umgebung anzuschauen. Und das Wetter spielte mit. Strahlender Sonnenschein empfing mich ab den nächsten Mittag. Der im Laufe des Vormittages immer stärker werdende Wind hatte alle Wolken einfach davon geblasen. Ein Wetter zum Wandern. Und so ging ich zuerst hoch zum Aussichtspunkt über das Dorf,

und dann weiter durch einen verdammt dichten Stangenwald zu einen Viewpoint mit Blick auf einen Gletscher.

DAs ist der Blick zurück auf das Tal. Hinten erkennt man den Lago O`Higgins.

DAs ist der Blick zurück auf das Tal. Hinten erkennt man den Lago O`Higgins.

Den oberen teil des Gletschers konnte ich schon von der Straße aus sehen, und das machte Lust auf Mehr.
Es ging über eine Wiese, und einen Hügel hinauf. Die sicht wurde immer schöner. Doch die patagonischen Wanderwege schlugen wieder zu.

Wenn der Weg ein Bach ist, oder der Bach ein Weg. Hoch und runter, über 3 kleinere Bäche hinweg, durch dunklen dichten Wald, durch lichten Wald mir Moosbewachsenen Bäumen, und blühenden Blumen, zog sich der schlammige Pfad.

Am vierten Fluß war für mich Schluß. Er war tief, und ziemlich reißend, und ich hatte keine Lust meine Kamera zu versenken, oder völlig patschnass zu sein. Also kehrte ich notgedrungen um. Vielleicht eine halbe Stunde vor den Gletscher.

Das ist der dritte Fluß, nur falls sich jemand wundert.

Das ist der dritte Fluß, nur falls sich jemand wundert.

Abends zog es sich ein wenig zu, dafür leuchteten die Wolken im Licht der untergehenden Sonne. Ein schöner Sonnenuntergang. So viele habe ich ja noch nicht gesehen. Entweder waren Berge im weg, oder Wolken vor der Sonne.
Nach ein wenig Regen am frühen Morgen schien die Sonne, und es war keine Wolke am Himmel zu sehen. Ideale Bedingungen für eine Bootsfahrt. Und zuerst war es auch Herrlich. Wir fuhren auf dem See O`Higgins, der der tiefste See beider Amerikas ist. Mit 836 Metern tiefe nahe des Gletschers. Malerisch eingerahmt von steil emporragenden Hügeln. Ab und an kann man durch ein Tal auf die dahinter liegenden Schneebedeckten Berge erhaschen. Wasserfälle stürzten in den See. Unten waren die Hänge mit Wald bewachsen, während weiter oben nackter Fels vorherrschte. Dieser war auch tief eingefurcht, von den Kräften des Wassers, bzw. Eises. Weit hinter dem anderen Ende des Sees erhoben sich hohe Eis bedeckte Gipfel. Sie bilden die östliche Grenze des zwischen Chile und Argentinien liegenden Continental Hielo als Sur. Dabei handelt es sich um das zweitgrößte Eisfeld außerhalb der Pole. Es ist der letzte Rest des Eises, das während der letzten Eiszeit den südlichen Teil von Südamerika bedeckte. Nun ist es auf den Rückzug. Und wir schipperten gerade durch die Hinterlassenschaften dieser Vergangenheit. Das ausgeschnittene Tal, und der See sind nun die letzten Zeugen der früheren Ausdehnung des Eisflusses. Aber je weiter wir kamen desto stärker wurde der Wind, und desto mehr Wolken kamen auf. Die Wellen schlugen gegen das Boot, und die aufspritzende Gischt wurde vom Wind über das Schiff geweht, und prasselte gegen die Regenjacken, und ins Gesicht. Es wurde ziemlich ungemütlich. Wir fuhren dichter unter Land, und waren geschützt vor dem Wind. Dort luden wir die Wandere und Fahrradfahrer aus, die auf diesen Weg weiter wollten nach El Chalten in Argentinien. Sie haben sich damit eine ganz schöne Strapaze erspart. Die Ruta 40 ist nicht wirklich toll. Weder fürs Motorrad, noch fürs Fahrrad. Und die Landschaft ist auch nicht so wirklich spannend. Von da her haben sie alles richtig gemacht.

Aber danach fuhren wir weiter zum Gletscher. Zuerst wieder raus aus der Bucht. Diesmal kam der Wind von hinten, aber bald darauf drehten wir ein, und bekamen wieder volle Breitseite. Erst kurz vor dem Gletscher beruhigte sich der Wind wieder. Eisberge schwammen auf dem See, die hohen Berge zur linken hatten Gletscher bedeckte Flanken. Diese Gletscher mündeten alle in diesen See. Und dann war der Glaciar O`Higgins vor uns. Jetzt begann der typische Kram. Wir dampften auf und ab, und warteten auf den großen Crash, aber der Gletscher tat uns nicht den Gefallen. Wir fischten Eis aus dem Wasser für den obligatorischen Pisco Sour, bzw. für die Fanta. Zum Teil kam die Sonne heraus, und ihre Strahlen ließen das Eis tiefblau leuchten. Auch konnte ich dir Struktur des Gletschers viel besser erkennen. Zwei tief eingeschnittene Kanäle waren in der Mitte. Und tief zerfurcht war das Eis. Dann machten wir uns so langsam wieder auf den Rückweg. Wir sammelten noch einmal Leute ein, die sich verspäteten. So kamen wir erst mitten in der Nacht zurück nach Villa O`Higgins.
Am nächsten Tag zeigte sich das Wetter wieder von seiner normalen Seite. Es regnete leicht. Also fuhr ich eine schöne Strecke ab. Ich fuhr an Caleta Tortell vorbei, tankte nur kurz in Cochrane. Das Wetter war hier wesentlich besser. Zum Glück. Am Lago Bernard suchte ich mir eine Unterkunft. Ich aß noch kurz etwas, und ging dann ins Bett.
Damit ich am nächsten Morgen früh loskomme. Und auch heute war es am frühen morgen ziemlich bewölkt. Aber es regnete nicht. Das ist ja schon einmal ein Fortschritt. An der Abzweigung nach Chile Chico traf ich ein paar Franzosen. Sie waren auf ihrer Hochzeitsreise von Houston nach hier unten unterwegs. Mit einer BMW 1200 Straßenversion. Wir beschlossen ein Stückchen zusammen zu fahren. Und die Strecke war wunderschön. Im Sonnenlicht erstrahlte der Lagop General Carerra in einen unwirklich türkisblau. Darüber fluffige Cumulanten. Die Strecke führte durch weite ebenen zwischen den Bergen, und schließlich wand sie sich in Serpentinen die Hänge hinauf, und direkt am See entlang. Mal ein paar Meter über den Wasser, mal aber auch viel höher. In Chile Chico aßen wir in einen Restaurant. Wir saßen auf der Dachterasse. Doch leider war der Wind so stark, das er leere Flaschen und Gläser einfach vom Tisch pustete. Eines rollte dann auch noch vom Balkon, und schlug dicht neben einen Passanten ein. Uff. Also lieber etwas aufpassen.

Die beiden fuhren dann weiter nach Argentinien, und ich fuhr dieselbe Strecke zurück. Der Wind hatte zwar zugenommen, aber dafür hatte ich auch viel mehr Sonnenschein, und außerdem fuhr ich jetzt genau mit Blickrichtung auf die hinter dem See am Horizont aufragenden schneebedeckten Berge. Die Schatten der Wolken rasten über den See. Es war richtig schön.
Vor Villa Castillo ging die Sonne unter, und eine Nachtfahrt begann. Im Licht der Untergehenden Sonne erstrahlten die Wolken, die die filigranen Spitzen des Gipfels umhüllten. Aber ab hier begann die Asphaltstraße nach Coyhaique. Also fuhr ich einfach nur etwas langsamer um die eingeschränkte Sicht auszugleichen. Auch heute nur noch ins Hostal, essen und ins Bett.
Am nächsten Tag, die nächste Mammutetappe. Zuerst auf Asphalt, in Richtung Puyuhuapi. Aber auf dieser superschönen Strecke fing es wieder an zu regnen. Eigentlich wollte ich im Nationalpark wandern, aber nicht bei diesen Wetter. Die Strecke war hier besonders eng, und war an den Seiten mit saftig grünen Pflanzen überwuchert. In vielen Kurven, die man nicht einsehen konnte führte die Strecke über den Pass. In Puyuhuapi tankte ich, und der Tankwart sprach ein astreines Deutsch. Er sah auch deutsch aus. Seine Eltern waren auch deutsche, und zu Hause wird nur deutsch gesprochen, obwohl er hier geboren ist. In einer Stadt waren sie fleißig dabei die Straße auf zubaggern. Und dieser ganze Dreck legte sich dann wie eine Patima auf mich, meine Klamotten und das Motorrad. Super. Dreck konserviert. Danach hörte dann natürlich auch der regen auf, und ich folgte den Verlauf eines Flusses nach Futaleufu. Dort suchte ich mir eine Unterkunft, um am nächsten Tag über die Grenze nach Argentinien zu fahren. Das war jetzt die Carreterra Austral. Runter hat sie etwas länger gedauert, aber hoch fuhr ich sie in drei Tagen. Wenn das Wetter besser gewesen wäre, dann hätte ich mir auch etwas mehr Zeit gelassen, aber dem war nicht so. Außerdem warten drüben am Atlantik ein paar Pinguine auf mich. Es wird Zeit sich diesen Kunffigen Tierchen zu nähern.
Und vielleicht werde ich ja endlich diesen Regen los. Er geht langsam aufs Gemüt.

© Dirk Weisenstein, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
1 Jahr Südamerika. Mein Moped und ich!
Details:
Aufbruch: 08.10.2009
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 07.10.2010
Reiseziele: Chile
Argentinien
Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln
Großbritannien
Brasilien
Der Autor
 
Dirk Weisenstein berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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