Neuseeland
Christchurch
Samstag hatte mich Terence zum Flughafen gebracht und dann ging's auf die Südinsel nach Christchurch.
Nachdem ich meinen Van abgeholt hatte bin ich mit einem Zwischenstopp am Supermarkt direkt zum Campingplatz gefahren. Klingt leichter als es wirklich war. Es gibt zwar Straßenschilder, aber nicht überall oder sie sind sehr oft von Bäumen verdeckt oder einfach nur von einer Richtung kommend... Im Endeffekt habe ich mich mit dem für mich noch ungewohnten Van, im Linksverkehr, Manuelgangschaltung und der Straßenkarte von Christchurch auf dem Lenkgrad durchgekämpft
Nach dem Auspacken meines Rucksacks und einer eiskalten Dusche zur Abkühlung bin ich dann Richtung Stadt losgelaufen. Hier fand abends das sog. Coca-Cola Christmas in the Park- Festival statt und ich hatte mich mit einem Mädel aus Couchsurfing und zwei Kerlen aus meinem Englischkurs (haben derzeit Volunteer-Projekte in Lyttleton) verabredet.
Das Konzert bestand aus vielen nationalen Künstlern und Tänzern und wir haben keinen einzigen davon gekannt. War trotzdem lustig
Das Festival wurde mit einer Schweigeminute für die 29 Minenopfer eröffnet (für alle, die es nicht mitbekommen haben: An der Westküste der Südinsel - in Greymouth- waren seit letzten Freitag Abend 29 Minenarbeiter in der Mine verschüttet. 5 Tage lang waren sie eingeschlossen, es ist Gas eingeströmt und am letzten Mittwoch gab es zwei große Explosionen. Alle 29 Arbeiter sind dabei ums Leben gekommen. Da NZ ein sehr kleines Land ist, hat dieses Unglück eine wesentlich höhere Bedeutung als in Deutschland)
Nach dem Konzert sind wir dann noch in ein Irish-Pub gegangen, da ich aber von dem sehr langen und aufregenden Tag einfach nur fertig war, bin ich gegen 24 Uhr gegangen (musste ja auch noch den Weg von knapp 2km zum Campingplatz zurücklaufen...)
Dieser Herr war natülich auch dabei (und hat wahrscheinlich mächtig geschwitzt )
Die weissen Luftballoons hat man zu Ehren der 29 Minenopfer (ein Balloon für jedes Lebensjahr der 29 Opfer) steigen lassen
Der Sonntag hat für mich mit einem Gottesdienstbesuch in Christchurch gestartet. Wir sind ja in Wellington immer sonntags in die Kirche gegangen und da ich dem dortigen Pfarrer von meinen Reiseplänen erzählt hatte, hatte er für mich die Kirche in Christchurch kontaktiert. Sheila und Matt von der Kirche dort hatten mich eingeladen, meinen Van in deren Garten zu parken und dann entsprechend den Abend bei und mit Ihnen zu verbringen
Nach dem Gottesdienst sind wir zu Sheila und Matt nach Hause gefahren. Und ich muss zugeben; ich war geschockt. Zum Einen weil mich ein riesiges Haus (die beiden haben 4 Kinder) erwartete, das eigentlich wirklich sehr schön ist, aber zum Anderen weil das Haus einiges vom Erdbeben Anfang September abbekommen hat.
In jedem Zimmer, an den Decken, auf den Fußböden waren kleine Post-its geheftet, die zeigen wo das Haus Risse hat. Man könnte auch sagen, das komplette Haus hat Risse...
Sheila hat mir dann erzählt, wie die 45 Sekunden des Erdbebens verlaufen sind, was sehr interessant aber auch teilweise einfach unglaublich war. Da es ja um 04:35 Uhr nachts passiert ist, war jeder im Bett als das Erdbeben losging. Es hat wahnsinnig gerüttelt, der Lärm war extrem laut, es sind Fensterscheiben zerbrochen, die beiden Schornsteine des Hauses sind runtergekracht und haben teilweise Dächer mitgerissen, alle Schränke und der Kühlschrank sind umgekippt etc...
Mit diesen Informationen haben wir dann eine Stadtbesichtigung gemacht. Natürlich haben wir die Kathedrale angeschaut (leider nur von außen, da drinnen ein 3 stündiges Konzert war), sind im Botanischen Garten gewesen und haben noch anderen Touristenziele gesehen. Besonders interessant waren aber natürlich die Informationen, die man als Tourist eben nicht hat und die in keinem Reiseführer stehen
Der Turm rechts war beim Erdbeben eingestürzt und wurde wieder aufgerichtet (wird derzeit noch mit Holz gestützt)
Auch in der Innenstadt hat das Erdbeben extreme Spuren hinterlassen. Ganze Stadtgebiete sind bis heute aufgrund der Einsturzgefahr von Gebäuden gesperrt, die meisten Kirchen haben keinen Kirchturm mehr (oder er wurde nach dem Einsturz inzwischen wieder errichtet), viele Häuser stehen einfach offen, da die Wände eingestürzt sind.
Nach dem Stadtrundgang sind wir noch auf einen nahegelegenen Berg gefahren, von dem man eine super Aussicht auf Christchurch hat.
Wieder zu Hause angekommen hat mir Sheila einen Bildband mit Fotos von einem Tag nach dem Erdbeben gezeigt. Wäre ich nicht sowieso schon geschockt gewesen... mir wäre spätestens jetzt die Kinnlade runtergefallen- ich sah Straßen, die bis zu 1meter Risse hatten, Autos die einfach in die Risse reingefallen sind.
Häuser, die komplett eingestürzt sind oder bei denen eine Hauswand fehlt (diese Häuser sind inzwischen fast alle abgerissen worden), Bahnlininen die nun einen Zick-Zack-Schnitt haben, Stadtteile die nach dem Erdbeben auch noch von Wassermassen überflutet wurden und und und...
Mal ganz zu schweigen, dass die Menschen mehrere Tage keine Elektrizität, Wasser oder Einkaufsmöglichkeiten hatten. Einfach unglaublich, wie 45 Sekunden alles verändern kann...
Abends haben wir dann mit der ganzen Familie (wie gesagt die Eltern und 4 Kinder) gegrillt und den Abend zusammen verbracht.
Aufbruch: | 10.09.2010 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 26.03.2011 |
Australien
Fidschi
Vereinigte Staaten
Deutschland