USA - Kanada 2010

Reisezeit: Juni - August 2010  |  von Uschi Agboka

32./33. Tag - Pendleton - Baker City, Oregon

In Council versucht sich Rolf als Dampfmaschinenfahrer. Der kleine Ort hat ein schönes Courthouse und ein großes Gefängnis.

In Council versucht sich Rolf als Dampfmaschinenfahrer. Der kleine Ort hat ein schönes Courthouse und ein großes Gefängnis.

Brownlee-Stausee - hier wurde der Snake River gestaut, ein Teil des Hells Canyon Projektes, welches auch den Oxbow Damm und den Hells Canyon Damm einschließt.

Brownlee-Stausee - hier wurde der Snake River gestaut, ein Teil des Hells Canyon Projektes, welches auch den Oxbow Damm und den Hells Canyon Damm einschließt.

Im National Historic Oregon Trail Interpretive Center wird die Geschichte des Oregon Trails wahrheitsgetreu und kritisch dargestellt.

Im National Historic Oregon Trail Interpretive Center wird die Geschichte des Oregon Trails wahrheitsgetreu und kritisch dargestellt.

Blick vom Interpretive Center auf Baker City.

Blick vom Interpretive Center auf Baker City.

Mainstreet in Pendleton - Schon Nachmittags waren - bis auf eines - alle Geschäfte geschlossen.

Mainstreet in Pendleton - Schon Nachmittags waren - bis auf eines - alle Geschäfte geschlossen.

Nat. H. Oregon Trail Interpretive Center / John Day Fossils Bed NM

Mittwoch, 14. Juli 2010 32. Tag Pendleton, Oregon, USA

In dem schönen Hotel bekommen wir Frühstück, so lassen wir uns Zeit. Wir treffen 3 Biker, aus West-Virginia bzw. Shanghai, die zu einer BWM-Rallye nach Oregon wollen. Nach einer interessanten Unterhaltung fahren wir auf der schönen Straße gen Süden. Die Landschaft ist weiterhin sehr schön. Wir kommen durch New Meadows und machen Halt in Council. Ein uriger kleiner Ort, mit einem schönen Courthouse und Gefängnis. Die Häftlinge arbeiten in schwarz-weiß-geringelten Anzügen in den Gartenanlagen des Ortes. Das Wetter ist wieder sehr schön. In Cambridge biegen wir auf den HW 71 ab. Wir kommen durch ein trockenes Tal, fahren durch den Payette National Forest und machen Teepause am Stausee Brownlee. Der wunderschöne Snake-River wurde hier gestaut. Eine nette Dame, die ihren Hund spazieren führt, spricht uns an. Sie kommt aus Portland und macht mit ihrem Mann auf dem nahe gelegenen Campingplatz Urlaub. Sie besitzen ein Boot, mit dem sie den See unsicher machen. Da sie auch Motorrad fahren, hat sie uns angesprochen. So lernt man immer wieder nette Menschen kennen. Weiter geht die Fahrt, am Snake River entlang, bis zum Oxbow Dam. Auch dieser Damm ist ein Teil des Hells Canyon Projektes, welches den Hells Canyon Dam und Brownlee Dam einschließt, gebaut und betrieben von der Idaho Power Company. Auf dem Hells Canyon Oregon Scenic Drive fahren wir Richtung Oregon. Die Landschaft wandelt sich langsam in Wüste. Fast nur noch Sagebrush, so weit das Auge reicht. Kurz vor Baker City besuchen wir das National Historic Oregon Trail Interpretive Center. Hier wird die Geschichte des Oregon Trails im 19. Jh. wahrheitsgetreu und kritisch dargestellt, in Worten, Bildern, Filmen. Zwar waren wir schon einmal in dem Zentrum, doch ist es für uns immer wieder ein wichtiger Haltepunkt. Über den Oregon Trail verlief die erste Siedlerroute über die Rocky Mountains im Rahmen der Besiedelung des Westens der USA. Um die Mitte des 19. Jh. zogen Pioniere - mehr als 250.000 - aus dem Osten und der Mitte der USA ca. 3.500 km in Planwagen durch die Steppen, Wüsten und Berge, um neue Regionen im Nordwesten zu besiedeln. Über einen Teil dieses Trails zogen auch die Goldsucher, als 1849 der kalifornische Goldrausch ausbrach. Die Zeit der Trecks und des Oregon Trails endete schlagartig, als 1869 die erste transkontinentale Eisenbahnverbindung vollendet wurde. Die Informationen sind gigantisch, man kann es kaum alles aufnehmen. Besonders ich bin immer wieder tief berührt über das Unrecht, was den Indianern angetan und bis heute nicht wirklich wieder gut gemacht wurde. Später folgen wir der Interstate 84 gen Westen. Die Wüste verlässt uns, Bäume (Pinien und Wacholder) und Felsen säumen die Straße. Es ist warm. Wir überqueren den Blue Mountain Pass, 1.278 m. Viele Sheriffs sind heute auf der Jagd, sie verpassen einigen Rasern "Speed-Tickets". Um 17 Uhr erreichen wir Pendleton, nach 303 Meilen = 488 km. Es ist sehr heiß geworden, mehr als 30 Grad. Nach dem Auspacken und Duschen machen wir einen Stadtspaziergang. Für uns ist das enttäuschend, hier schließen alle Geschäfte bereits vor 17 Uhr. Mir gefällt die Stadt ganz und gar nicht. Der einzige Lichtblick: Ein Westerngeschäft, fast so schön wie ein Museum. Es gibt herrliche Einzelteile, Stiefel, Lederanzüge etc. - alles vom Inhaber selbst gearbeitet. Einfach phantastisch. Kevin Costner trug von ihm angefertigte Kleidung in seinem Film "Der mit dem Wolf tanzt". Vor vielen Jahren lernte der Inhaber, ein riesiger Mann namens Ron, John Wayne durch Zufall kennen, malte ein Bild für ihn und war seither mit ihm befreundet, weil er kein Geld für das Bild haben wollte. Die Bekanntschaft mit John Wayne war ihm Bezahlung und Ehre genug. Im Laufe der Jahre entwickelte sich zwischen den beiden Männern eine richtige Freundschaft und John Wayne verschaffte Ron einige kleine Statistenrollen (Ron war früher bei der Navy), u. a. in Star Wars. Die Maske und die Waffe, die er trug, kann man in dem schönen Geschäft bewundern. Dieser Mann ist wirklich ein Riese. Rolf sieht mit seinen 1,84 m klein neben ihm aus. Ron erzählt uns weiter, dass sein Vater ein Schloss in Deutschland geschenkt bekam. Der Vater rettete einst dem deutschen Schlossherrn im Krieg das Leben. Da der Schlossherr keine Nachkommen hatte, schenkte er das kleine Schloss in der Nähe von München seinem Lebensretter und Freund. Rons Vater befindet sich zurzeit in diesem Schloss, um Renovierungsarbeiten durchzuführen. Seltsame Geschichten schreibt das Leben. In dem Geschäft findet man u. a. seltenen und erlesenen Indianerschmuck. Wir glauben, Ron ist Indianer, zumindest zum Teil. Wir sind hier in der Nähe des Umabilla Reservates. Nach langer Zeit verlassen wir Ron und den wundervollen Laden und machen uns auf die Suche nach einem Restaurant. Wegen der Zeitverschiebung hat mir Rolf heute nachmittag bereits zu meinem 60. Geburtstag gratuliert. Aber die Restaurants sind nicht besonders schön, nur sehr teuer, so gehen wir ins Hotel zurück. Schade, wir wollten meinen Geburtstag eigentlich ein bisschen feiern.

Donnerstag, 15. Juli 2010 33. Tag Baker City, Oregon, USA

Das Bett war sehr schlecht, habe daher schlecht geschlafen und bin schon um 6 Uhr aufgestanden. Heute ist für mich mein eigentlicher Geburtstag. Mal schauen, was der Tag bringt. Das Frühstück war schlecht, alles ungepflegt und der Kaffee schmeckte nach Reinigungsmitteln. So verlassen wir um 8 Uhr den ungastlichen Ort, auf der 395 nach Süden, Richtung John Day. In Ukiah machen wir Stopp. Das urige Schild, welches wir vor Jahren dort sahen, gibt es noch, aber Cafe und Geschäft sind ziemlich heruntergekommen. Wir ziehen unsere Jacken aus, trinken etwas, es ist sehr warm. Die Tour geht weiter, über den Battle Mountain, 1.302 m, auf dem Blue Mountain Oregon Scenic Byway. Auf dem Battle Mountain fand der letzte Krieg zwischen Indianern und USA Army in Oregon statt. Eine tolle Fahrt ist das, durch eine wildromantische Schlucht, entlang an einem wilden Fluss. Es folgen Hochebenen mit blühenden Wildblumenwiesen. Weitere Pässe folgen: Meadowbrook, 954 m, und River Butte, 1.217 m. Und immer wieder begegnet uns der John Day River. In dem kleinen Nest Monument machen wir um 11.15 Uhr eine Teepause. Gegen 12 Uhr sind wir am Sheep Rock Unit, John Day Fossils Beds National Monument. Alle drei Teile des National Monuments liegen östlich der Kaskadenkette im Tal des John Day Rivers, der ein Zufluss des Columbia Rivers ist. Hier herrschen trockene, heiße Sommer (wir merken das!) und kalte Winter. John Day war Pelzhändler. Überfallen und ausgeraubt von den Indianern, überlebte er. Nach ihm ist das National Monument benannt. Wunderschöne Felsformationen schillern in der Sonne. Es ist sehr heiß. Rolf lässt es sich trotz-dem nicht nehmen, einen längeren Rundgang durch die Felslandschaft zu unternehmen. Im Schatten sitzend, schreibe ich an meinen Notizen. Wir sind die einzigen Besucher. Geschützt werden in dieser Gegend Fundstätten mit Fossilien von Lebewesen mit einem Alter von etwa 44 bis 5 Millionen Jahren. Eine unvorstellbare Zahl. In Picture Gorge, einer Schlucht des John Day Rivers, wurden unzählige Petroglyphen der indianischen Urbevölkerung gefunden. Die Blue Mountain Region um den Sheep Rock wurde schon vor mehr mehr als 10.000 Jahren zur Heimat der Tenino und der nördlichen Paiute Indianer. Sie siedelten in dieser Region, bebauten das Land, jagten und fischten. Ab 1800 siedelten europäische Amerikaner in den Blue Mountains. 1823 stellte der US Supreme Court fest, dass die Indianer "Nomaden" seien und damit niemals Besitzer des Bodens sein könnten. Man nahm den siedelnden Indianer ihr Land weg und verschenkte es 1862 großzügig an die europäischen Siedler. Wieder mal ein großes Unrecht in der amerikanischen Geschichte. Obwohl die Gegend reich an Farmland ist, ist sie nur dünn besiedelt. Landschaftlich ist es sehr schön hier, doch uns wäre das zu einsam bzw. zu weit abseits einer größeren Siedlung. Wir befinden uns auf dem "Journey trough the time" Oregon Scenic Byway. Überall finden sich Hinweise auf den Oregon Trail. Es ist tatsächlich eine Reise durch die Zeit. Wir halten am Visitor Center Cant Ranch. 1910 kauften James und Elizabeth Cant, schottische Einwanderer, ca. 700 acres Land (1 acre = 4.047 m²) am John Day River von der Officer Familie, die als erste 1881 im Tal eine Ranch in Betrieb nahmen. 1917 bauten sie das große Cant Haus, da sie mehr Platz für ihre 4 Kinder und Angestellten benötigten. Das alte kleine Cant Haus ist heute Visitor Center und Museum. Viele Räume sind original erhalten und kostenlos zu besichtigen. Auch das ist eine Reise, aber durch die Geschichte einer Familie. Die Cants waren eine gesellige und offene Familie. Sie besaßen große Gemüse- und Obstgärten, hielten Hühner nahe am Haus und besaßen große Schafherden (mehr als 4.000 Stck.). Diese mussten vor Feinden wie Adler und Coyoten bewacht werden. Es war eine sehr arbeitsintensive Tätigkeit. Nach und nach erweiterten sie ihren Grundbesitz bis auf 6.000 acres. Um 1946 stellten die Cants ihre Herden von Schafen auf Rinder um. Sie folgten dem Trend der Zeit. Bis in die frühen 1970er Jahre wurde die Ranch von der Cant Familie bewohnt und betrieben. 1975 wurde John Day Fossils Beds National Monument gegründet. Der Park Service kaufte das Cant Ranch Haus und ca. 849 acres Land von der Cant Family und machte daraus ein Museum. In vielen Gebäuden kann man nachempfinden, wie die Menschen damals gelebt und gearbeitet haben. Ein mehr als interessanter Ort und auf jeden Fall einen Stopp wert. Nachdem wir einen informativen Rundgang mit einem Ranger durch die verschiedenen Gebäude gemacht haben, dabei viel erfahren haben, fahren wir weiter zum Thomas Condon Paleontology Center, welches 2004 eröffnet wurde. Unter einem Dach sind Besucherinformation, Fossilienausstellung und das Forschungszentrum des Parks untergebracht. Es ist möglich, die Forscher bei ihrer Arbeit zu beobachten. Faszinierend. Thomas Condon, 1822 - 1907, Pfarrer und Missionar, kam nach Oregon und hörte um 1862 von Goldsuchern, dass sie versteinerte Knochen gefunden hätten. 1865 brach er auf, um nach den Fundstätten zu suchen. Die besten Fossil-Funde machte er am John Day River. Condon war Autodidakt. Über Literatur, naturkundliche Zeitschriften baute er sich eine Sammlung von Wissen auf. Er traf sich mit Wissenschaftlern. Ende der 1860er Jahre kam er mit Feldgeologen zusammen, die erkannten, dass seine Sammlung außergewöhnlich war. 1869 schickte Condon einige Fundstücke an Museen an der Ostküste, die begeistert waren und mehr Material von ihm wollten. 1871 unternahm die Yale Universität die erste Exkursion an den John Day River, angeführt wurde sie von Condon. Weitere Universitäten folgten diesem Beispiel. 1872 wurde der Theologe Condon als Geologieprofessor an die Staatsuniversität Oregons in Eugene berufen. Eine erstaunliche Karriere eines "Laien". Ich bin ganz ehrlich, mich interessiert die Geschichte dieses Mannes mehr als die Fossilien. Unsere Tour geht weiter, auf der traumhaften Straße, durch den Wallowa Whiteman National Forest, bei 40 Grad bis Baker City, wo wir um 17 Uhr, nach 273 Meilen = 440 km ankommen. Die Hitze macht einen fertig. So wird erst einmal geduscht, relaxed. Anschließend wollen wir in die Stadt, meinen Geburtstag ein bisschen feiern. Die Hotelmanagerin empfiehlt uns ein mexikanisches Restaurant und wir sind damit mehr als zufrieden. Die Einrichtung des Restaurants ist sehr schön, einfach kitschig, aber das passt und der Service ist super, das Essen sehr gut. Und das alles zu einem günstigen Preis. Ein schöner Abschluss eines schönen Tages. Später sitzen wir auf der Main Street und beobachten die Leute. Baker City war früher Zentrum der Goldgräber. Die hatten eine harte Arbeit, mussten viel Geld für Essen und Wohnen bezahlen, so dass ihnen nicht viel blieb. Man sieht, Menschen wurden und werden oft von anderen ausgebeutet. In Baker City findet man mehr als 100 historische Häuser, die restauriert wurden. Es gibt schöne Restaurants, Hotels, kleine Wohnhäuser mit schönen Gärten. Alles wirkt sehr gepflegt und die Preise sind zivil. Schon vor Jahren hat uns die Stadt sehr gefallen. Als wir ins Hotel zurückkommen, läutet das Telefon. Es ist der Rückruf des Hotels aus Idaho City. Wir bekommen wieder ein Zimmer in dem schönen alten Hotel, preislich kaum teurer als vor Jahren, als wir dort waren. Idaho City ist ein uriger kleiner Ort von Aussteigern und Künstlern.

Vom Blue Mountain Oregon Scenic Byway machen wir einen Abstecher nach Ukiah, um zu schauen, ob das urige Schild noch existiert. Es ist noch da.

Vom Blue Mountain Oregon Scenic Byway machen wir einen Abstecher nach Ukiah, um zu schauen, ob das urige Schild noch existiert. Es ist noch da.

Blick von Long Creek auf die Blue Mountains.

Blick von Long Creek auf die Blue Mountains.

Wir begeben uns auf eine Reise durch die Zeit.

Wir begeben uns auf eine Reise durch die Zeit.

John Day Fossils Bed National Monument - hier Sheep Rock Unit.
In dieser Gegend werden weltweit die meisten Fossilien gefunden.

John Day Fossils Bed National Monument - hier Sheep Rock Unit.
In dieser Gegend werden weltweit die meisten Fossilien gefunden.

Die Farben der bizarren Felsformationen schillern in der Sonne.

Die Farben der bizarren Felsformationen schillern in der Sonne.

Das alte kleine Cant Haus ist Visitor Center und Museum.

Das alte kleine Cant Haus ist Visitor Center und Museum.

Im Cant Haus ist alles original hergerichtet.

Im Cant Haus ist alles original hergerichtet.

Interessant ist auch das Thomas Condon Paleontology Center - Visitor Center, Fossilienausstellung und Forschungszentrum unter einem Dach.

Interessant ist auch das Thomas Condon Paleontology Center - Visitor Center, Fossilienausstellung und Forschungszentrum unter einem Dach.

In Baker City haben wir in einem schönen mexikanischen Restaurant gut gegessen.

In Baker City haben wir in einem schönen mexikanischen Restaurant gut gegessen.

Mainstreet Baker City - immer einen Besuch wert.

Mainstreet Baker City - immer einen Besuch wert.

© Uschi Agboka, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Reise mit dem Motorrad zwei Monate durch den Westen der USA und Kanada - British Columbia und Alberta.
Details:
Aufbruch: 13.06.2010
Dauer: 9 Wochen
Heimkehr: 14.08.2010
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Kanada
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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