USA - Kanada 2010
40./41./42. Tag-Gardiner-Greybull-Miles City
Helene, die Hauptstadt Montanas, ist immer wieder eine Reise wert. Gegenüber dem Capitol gibt es einen schönen schattigen Stadtpark mit Bänken. Hier kann man relaxen und die Menschen beobachten.
Wir fahren durch Montana - "Big Sky". Unterwegs sehen wir die Skulptur von "Thunder Jack". 2006 geschaffen als Erinnerung an viele Männer des alten wilden Westens der USA.
Begegnung der unheimlichen Art: Eine Herde von mehr als 20 Büffeln blockiert die Straße. Erst nach längerem Verweilen, trotten sie auf die Seite. Ich hab mich nicht so besonders wohl gefühlt, diese riesigen Tiere so nah am Motorrad zu sehen.
Gestern Abend war im Fernsehen zu sehen, wie Büffel Auto und Menschen attackierten, die wohl zu nah an sie heran kamen. So schön diese Tiere sind, ich seh sie lieber aus weiter Entfernung.
Beartooth Highway - "the most beautiful drive in America", besonders bei Motorradfahrern sehr beliebt. Wir sind ihn öfter gefahren, meist bei Regen, Schnee und Eis!
Chief Joseph Highway - Wyoming HW 296 - folgt der Route der Nez Perce, die sie auf ihrer Flucht nach Kanada nahmen.
"Deadman Pass", 2.453 m, Chief Joseph Highway.
Die Nez Perce ließen hier auf ihrer Flucht vor der Armee einen verwundeten Indianer zurück. Er wurde von den nachrückenden Soldaten ermordet.
In Greybull, vor dem Antlers Inn - hier könnt ihr sehen, wie wir Picknick machen - alles Nötige ist vorhanden.
Helena-Yellowstone-Beartooth/Chief Joseph HW-Big Horn Scenic Byway
Donnerstag, 22. Juli 2010 40. Tag Gardiner, Montana, USA
Nach einem superguten Frühstück mit Omelett und anderen schönen Sachen machen wir uns auf zu einer Stadtrundfahrt. Erst schauen wir uns das Capitol an. Ein wunderbarer Park umgibt das Capitol, welches eine Nachbildung der Freiheitsstatue aufweist. Als nächstes sehen wir uns das alte Wohnhaus des Gouverneurs an und die schöne alte Saint Helena Kathedrale. Helena, die Hauptstadt Montanas, liegt inmitten des Prickley Pear Valleys, einer Region, in der sowohl Landwirtschaft als auch der Bergbau von großer Bedeutung sind. Die Stadt ist ein wichtiges Handels- und Verwaltungszentrum. Sie wurde 1864 gegründet, von 4 Goldsuchern aus Georgia. Während der Zeit des Goldrausches wurde in dieser Gegend Gold im Gegenwert von mehr als 3,6 Milliarden heutiger US-Dollar gefördert. Die Stadt wuchs rasch. 1864 wurde Montana US-Territorium und Virginia City seine Hauptstadt. Im Jahr 1875 entschied man sich jedoch, den Sitz zu wechseln und das rasch wachsende Helena zur neuen Hauptstadt z u machen. Dies war eine schicksalhafte Entscheidung: Virginia City verkraftete die Aufgabe der Minen nicht, ist heute nur noch eine Stadt mit 130 Einwohnern, Helena hingegen konnte sich als Hauptstadt behaupten. Wir waren schon mal in Helena und lieben diese kleine Stadt, mit wenig Verkehr, vielen schattigen Baumalleen, kleinen Häusern im viktorianischen Stil. Doch wir wollen weiter und so verlassen wir Helena, fahren am Canyon Ferry Lake entlang, weiter auf der 50 Richtung White Sulphur Springs, später auf der 89 South nach Livingston. Leider können wir die historische Altstadt nicht besichtigen, da es eine riesige Baustelle gibt. Unterwegs sehen wir eine kunstvolle Skulptur - "Thunder Jack". 2006 geschaffen als Erinnerung an viele Männer des alten wilden Westens. Die Fahrt geht durch einen wunderbaren Canyon, oberhalb des Yellowstone Rivers. Dann folgt eine unendlich weite Hochebene - Big Sky. Hier empfindet man wirklich die grandiose Weite des Himmels und des Landes. Einzelne Rinder verlieren sich in der Weite der Felder. Der Yankee Jim Canyon ist auch eine traumhafte Landschaft. Lange Zeit müssen wir später in einer großen Baustelle verbringen, ätzend bei der Hitze. Anschließend fahren wir mehr als ¾ Stunde durch losen Kies. Wir sehen hervorragend aus! Am Yellowstone River wollen wir Pause machen, doch wir werden fast aufgefressen - von Mücken und Ameisen. Gegen 14.30 Uhr sind wir in Gardiner, nach 195 Meilen = 314 km. Wir müssen hier übernachten, denn es droht schlechtes Wetter und der Yellowstone liegt vor uns. Die Hotels sind alle sauteuer und voll. Im Comfort Inn bekommen wir das letzte freie Zimmer des Ortes, für 174 Dollar. Das ist die reinste Räuberei! Wir nehmen es, haben keine Wahl. Müssten sonst 60 Meilen = 96 km zurückfahren, wäre teuer, da un-nützer Sprit für 120 Meilen = 193 km. Wir packen aus und setzen uns dann auf die Veranda vor dem Hotel, um das Treiben im Ort zu beobachten.
Freitag, 23. Juli 2010 41. Tag Greybull, Wyoming, USA
7 Uhr schellt der Wecker. Wir sind gespannt auf das Frühstück in dem teuren Hotel. Doch schon der Frühstücksraum ist eine Enttäuschung. Keine rustikalen Möbel, sondern billige Plastiktische und Stühle. Kaffee, Saft und Löffel fehlen. Erst auf Nachfrage wird alles gebracht. Das Hotel ist groß. Viele Menschen wollen frühstücken, doch es gibt nur einen Toaster, ein Waffeleisen, daher bilden sich überall lange Warteschlangen. Und die Leute im Service sind nicht gerade freundlich. So sind wir froh, dass wir um 9 Uhr diesen teuren Ort verlassen können. Wir fahren in den Yellowstone National Park. Gleich am Parkeingang lagern unzählige Rehe und Hirsche auf einer Wiese, unbeeindruckt von den vielen Menschen. Irgendwie unnatürlich und unwirklich. Rolf hat eine Straße durch den Park gewählt, auf der wenig Verkehr ist. Es geht nach Cooke City. Unterwegs sehen wir von weitem - Gott sei Dank - mehrere Büffelherden. Gestern haben wir im Fernsehen gesehen, wie Büffel Autos und Menschen attackierten. Diese waren den Büffel zu nah gekommen. Ich sehe sie auch lieber aus sicherer Entfernung. Wir waren schon öfter im Yellowstone, daher ist das heute nur ein Durchfahren bzw. eine Stippvisite für uns. In Cooke City wird ge-tankt und Kaffee getrunken. Auf der Weiterfahrt haben wir eine Begegnung der besonderen Art. Eine Herde von mehr als 20 Büffeln blockiert die komplette Straße. Wir halten hinter einem Truck. Rolf hält das für die sicherste Stelle. Ich sterbe fast vor Angst, als die riesigen Tiere, einschl. ihrer Jungtiere, direkt an uns vorbei ziehen. Rolf fotografiert und lacht mich aus. Nun fahren wir ein Stück über den Beartooth Highway. Diese Strecke ist besonders bei Motorradfahrern sehr beliebt. Man nennt sie "the most beautiful drive in America". Auf jeden Fall gehört dieser Highway zu den spektakulärsten alpinen Straßen Nordamerikas. Es ist die höchste Straße in den nördlichen Rockies mit einer einmaligen Aussicht auf schneebedeckte Berge und viele Bergseen. Die Beartooth Mountains sind Teil der 900.000 acres großen Absaroka Beartooth Wil-derness. Der Granite Peak ist der höchste Berg, 3.904 m. Durch diese Berge verläuft der Beartooth Highway (US 212) mit der höchsten Erhebung, dem Beartooth Pass, 3.345 m. Wir sind schon mehrfach hier gefahren, meist bei Regen und Schnee. Doch leider ist heute vor dem Pass eine große Baustelle mit Wartezeiten von 30 bis 60 Minuten. Das wollen wir uns nicht antun, so wird nur fotografiert und wir fahren zurück. Wir nehmen den Chief Joseph Highway, den wir kennen und der auch wunderschön ist. Der Chief Joseph HW, auch Wyoming HW 296, folgt der Route, die die Nez Perce auf ihrer Flucht nach Kanada nahmen. Die 47 Meilen (76 km) lange Straße windet sich durch den Shoshone National Forest. Wir haben herrliche Ausblick auf die umliegenden Berge. Am Deadman Pass halten wir. Die Nez Perce ließen hier einen verwundeten Indianer auf ihrer Flucht nach Kanada zurück. Er wurde von den nachfolgenden US-Soldaten ermordet. Eine von vielen traurigen Geschichten des wilden Westens. Das Wetter ist sehr schön, ca. 30 Grad. Aber es geht ein orkanartiger Wind, der uns fast von der Straße weht. So erreichen wir Cody, die Westernstadt schlechthin - die Stadt Buffalo Bills. Aber in diesem Jahr sind wir enttäuscht von Cody. Alles so groß geworden, so laut, so teuer, viel zu viele Menschen. So machen wir nur eine Teepause im Park am Visitor Center und fahren weiter. Wir kommen in das O-regon Basin, weites offenes Land, nur Sagebrush, Wüste. Kein Haus, kein Rind, kein Mensch - fast 35 Meilen = 56 km lang. Es kommt eine kleine Ortschaft mit riesigen Zuckerrübenplantagen. Dann folgt wieder Wüste, 20 Meilen (32 km) - Painted Desert - bis Greybull, wo wir um 16 Uhr, nach 220 Meilen = 354 km ankommen. Die Hotels in diesem Kaff sind leider alle überteuert. Doch nach langer Suche finden wir das Antlers Inn, welches gerade preislich noch so geht. Rolf lädt ab und geht zum Einkaufen. Das Hotel ist liebevoll und geschmackvoll innen eingerichtet, was man von außen nicht sieht und auch nicht so erwartet. Bilder und Skulpturen des wilden Westens schmücken Wände und Schränke, selbst das Bad ist sehr schön. Wir können draußen sitzen und zu Abend essen. Wir gehen früh schlafen.
Samstag, 24. Juli 2010 42. Tag Miles City, Montana, USA
Um 7 Uhr heißt es aufstehen. Wir frühstücken draußen vor dem Zimmer. Und dann machen wir uns auf den Big Horn Scenic Byway (US 14). Dieses ist eine landschaftliche herrliche Strecke, insbesondere natürlich auch für Motorradfahrer aufgrund schöner Kurven und Aussichten. Wir passieren Devil's Kitchen, den Eulenfelsen, kommen in den Shells Canyon. Der Shell Creek hat den Canyon über einen Zeitraum von Millionen von Jahren geformt. Das Wasser der Shell Falls - 3.600 Gallonen/Sekunde = 148 Duschen/Sekunde -fällt aus 36 m Höhe. Ein mit vielen Informationen versehener Fußpfad entlang der Wasserfälle bietet immer wieder faszinierende Blicke auf dieses Naturschauspiel. Als wir vor Jahren durch diese tolle Gegend fuhren, haben wir in den Bergen Big Horn Schafe gesehen. Leider ist dieses Glück uns dieses Jahr nicht hold. Vorbei am Copman Felsen geht die Tour weiter. Copman war so begeistert von der Landschaft, dass er den Wunsch äußerte, nach seinem Tod seine Asche hier zu verstreuen. Im Sommer, wenn es unten im Tal warm ist, verziehen sich die Wildtiere, Big Horn Schafe, Elk etc. oben ins Gebirge, nur im Winter kommen sie in die Niederungen, über den so genannten Beef Trail. Heute machen es sich Rinder direkt vor uns auf der Straße bequem, später hält uns eine riesige Schafherde auf. Wir sind befinden uns im Big Horn National Forest. Und dann das Highlight überhaupt: Ein riesiger Elch mit mächtigem Geweih, gut sichtbar zum Fotografieren. Noch nie haben wir so ein großes Tier auf relativ nahe Entfer-nung gesehen. Sehr beeindruckend. Nun geht es über den Granite-Pass, 2.727 m, und auch hier ist mal wieder eine Baustelle eingerichtet. Es wird merklich kühler. Wir kommen bei wieder heißen Temperaturen in Dayton an, wo gerade eine Parade stattfindet. Wir schauen uns die Pferde, Trucks und alten Autos eine Weile an, ehe wir weiterfahren. In Sheridan ist Kaffeepause angesagt, während ich in einem riesigen Laden herumstöbere: Indianische Kunst, authentisch und sehr schön, Schmuck, Cowboy-Kleidung und Zubehör kann man hier erstehen, mit dem passenden Geldbeutel versteht sich. Um 12 Uhr geht es weiter. Wir kommen nach Montana und zum Little Bighorn Battlefield. Das Visitor Center bietet jede Menge Informationen über die Schlacht von 1876, wo Custer sein Glück und sein Leben verlor. Auch die interessante Lebensgeschichte des berühmten Sitting Bull ist hier nachzulesen. Schon 2 x waren wir hier, aber dieser Ort ist uns immer wieder einen Halt wert. Es ist sehr heiß geworden.
Little Bighorn Battlefield National Monument ist eine Gedenkstätte. Sie erinnert an die Schlacht am Little Bighorn, in der am 25. Juni 1876 das siebte US-Kavallerieregiment unter George A. Custer von Indianern der Lakota-Sioux, Arapaho und Cheyenne unter ihren Führern Sitting Bull und Crazy Horse am Little Bighorn River vernichtend geschlagen wurde. Es liegt im Reservat der Crow-Indianer.
Vorgeschichte der Schlacht:
Die Sioux sollten zum Verkauf der ihnen heiligen Black Hills, einer Bergkette am Rand der Rocky Mountains, gezwungen werden. Das Gebiet lag westlich ihres Reservates und war ihnen 1868 im Vertrag von Fort Laramie als exklusives Jagdgebiet zugesichert worden. Eine vertragswidrige Expedition der US Army unter Lt. Col. George A. Custer berichtete 1874 von Gold-Vorkommen in den Bergen und tausende Goldsucher strömten in das Gebiet. Dort lebten und jagten einige Gruppen der Sioux und der Cheyenne, die den Vertrag von 1868 und das Reservat nie anerkannt hatten. Ihre Häuptlinge Sitting Bull, Crazy Horse und Gall leisteten Widerstand gegen die eindringenden Weißen und wurden vom Bureau of Indian Affairs als feindlich gesinnt erklärt. Im Juni 1876 rückten Einheiten der US Army von drei Seiten in einer Zangenbewegung auf das Gebiet vor. George A. Custer führte etwa 600 Mann als Vorhut auf eine Erkundungsmission. Er hatte Befehl, gefundene Indianer nicht anzugreifen, und führte keine schweren Waffen, insbesondere keine Gatling Guns, mit. Seine Kundschafter fanden am 25. Juni 1876 das Indianerdorf im Tal des Little Bighorn Rivers. Man nimmt an, dass sich dort ca. 1.000 bis 2.500 Krieger befan-den. Trotz der Übermacht und seiner Befehle griff Custer an, wahr-scheinlich aufgrund seiner Überheblichkeit aufgrund früherer Erfolge. Der Angriff misslang, die Hunkpapa-Sioux unter Häuptling Gall konnten eine Flügeloperation abwehren und die Truppen aufrollen. Diese flüchteten sich zu den Klippen am Fluss. Die Hauptwelle unter Custer wurde zwischen den ersten Zelten zum Stehen gebracht und fünf Kompanien der Kavalleristen mussten sich auf einen Hügel zurückziehen. Den Sioux und Cheyenne gelang es, den Hügel zu umgehen und der Armee den Rückzug abzuschneiden. Alle Soldaten dieser Einheiten wurden getötet. Die Überlebenden der Operation unter Major Reno sowie drei weitere Kompanien unter Hauptmann Benteen sammelten sich auf Klippen am Fluss, wurden dorthin zurückgeschlagen, als sie sich dem Schlachtfeld näherten. Insgesamt starben 268 Soldaten, 55 Soldaten blieben vermisst. Die Indianer hatten zwischen 64 und 300 Opfer zu beklagen. Die Schlacht am Little Bighorn River war die größte militärische Niederlage der US-Armee während der Indianerkriege. Erst 1991 wurde auf Veranlassung von Präsident George H. W. Bush die Gedenkstätte in Little Bighorn Battlefield National Monument umbenannt und veranlasst, dass in gleichem Maße auch der indianischen Opfer gedacht werden und deren Rolle und Kultur stärker gewürdigt werden solle. Es wurde das Indian Memorial errichtet, ein Denkmal mit drei Drahtgitterfiguren, die an die drei beteiligten Völker Sioux, Cheyenne und Arapaho erinnern. Ranger halten Vorträge, die den Ablauf der Schlacht erzählen und viel Wissenswertes über die Indianer-Kultur enthalten. Erst nach 15 Uhr geht es weiter, auf der Interstate 94 gen Osten, nach Miles City, wo wir übernachten wollen. Wir befinden uns im Yellowstone County, wunderschön sind die gelben Hügel, bewachsen mit grünem Wald. Gegen 17 Uhr erreichen wir Miles City, nach 322 Meilen = 518 km. Ich bin mal wieder von der Hitze geschafft und erwache erst nach einer kühlen Dusche wieder zum Leben. Rolf lädt ab und fährt zum Einkaufen. Heute Abend gibt es Hühnchen und Erdbeeren, dazu Baguette, Bier und Weißwein.
Shell Falls - hier fallen aus 36 m Höhe 3.600 Gallonen Wasser pro Sekunde in die Tiefe (= Wasser von 148 Duschen/Sekunde).
Es ist nicht erwünscht, nah an die Wildtiere heranzugehen, um zu fotografieren. Aber wir haben uns gefreut, überhaupt einmal ein so schönes Tier zu sehen.
Little Bighorn Battlefield National Monument - Gedenkstätte für die größte Niederlage der US-Armee während der Indianer-Kriege.
Little Bighorn Battlefield National Monument - Indian Memorial
Die drei Drahtgitterfiguren erinnern an die drei Völker der Sioux, Cheyenne und Arapaho, die an der Schlacht beteiligt waren.
Little Bighorn Battlefield National Monument - hier zwei der wenigen Grabsteine für gefallene Indianer.
Aufbruch: | 13.06.2010 |
Dauer: | 9 Wochen |
Heimkehr: | 14.08.2010 |
Kanada