USA - Kanada 2010
46. Tag - Spearfish, South Dakota
Devils Tower
Mittwoch, 28. Juli 2010 46. Tag Spearfish, South Dakota
In der Nacht haben wir sehr gut geschlafen. Heute steht eine Fahrt zum Devils Tower National Monument auf dem Programm. In diesen grandiosen Felsformationen spürt man, warum dieser Platz so wichtig ist für die Indianer. Ein heiliger Platz für ihre verschiedenen Zeremonien. Theodor Roosevelt ernannte Devils Tower 1906 als erstes National Monument. Zunächst machen wir Stopp am neu erbauten Wyoming Information Center. Sehr viele interessante Informationen in Bildern, Filmen, Videos und Geschichten, sehr gut dargestellt und auch für Kinder sicherlich sehenswert. In diesem Center kann man kostenlos telefonieren und den Computer benutzen. Ich freue mich, dass es hier so viel zu sehen gibt, was meine Neugier befriedigt. Wir fahren weiter. Über den Black Hills ziehen dunkle Wolken auf.
Die Black Hills (Schwarze Berg - "Paha Sapa" in Lakota) sind eine Bergkette im westlichen Gebiet von South Dakota, die bis ins nordöstliche Wyoming hineinreicht. Die Kette ist 160 km lang und bis zu 96 km breit. Sie bildet die Fortsetzung des von den Rocky Mountains ausgehenden Bighorn- und Snow-Gebirges. Der höchste Punkt ist der Harney Peak mit 2.350 m. Im 19. Jahrhundert wurden beträchtliche Goldvorkommen entdeckt, auch Blei, Kohle, Eisen, Salz, Erdöl und Uran kommen in diesen Gebieten vor. Die Black Hills gelten den Lakota-Sioux als heilige Berge. In ihnen spielen viele ihrer Mythen und spirituelle Orte in den Bergen werden bis heute für religiöse Handlungen aufgesucht. Im Vertrag von Fort Laramie, den die US-Regierung im Jahre 1868 mit den Lakota-, Cheyenne- und Arapaho-Indianern abschloss, wurden den drei Völkern das Sioux-Reservat zugesprochen und die Black Hills den Lakota als exklusives Jagdgebiet zugesichert. Eine illegale Expedition unter Custer erkundete 1874 die Black Hills und fand Gold. Nach den Goldfunden versuchte die Regierung die Lakota zu einer Abtretung der Bergkette zu bewegen, allerdings ohne Erfolg. Goldsucher drangen rechtswidrig in das Gebiet ein, es entwickelte sich ein Goldrausch. Nach der Niederlage der Indianer wurden 1877 das große Sioux-Reservat zerschlagen und den Lakota die Black Hills entzogen. Ein Prozess der Lakota aus dem Jahr 1921 dauerte bis 1980, als der Supreme Court die Maßnahme als Enteignung einstufte und den Lakota 105 Millionen Dollar als Entschädigung zusprach. Obwohl das Lakota-Reservat zu den ärmsten Regionen der USA gehört, nahm die Vertretung des Volkes die Zahlung nicht an, sondern verlangt bis heute die Rückgabe der Berge. Die Gelder waren bis 2007 durch Zinsen auf über $ 750 Millionen angewachsen. Bekannte Attraktion in den Black Hills sind die vier Präsidentenköpfe, die im Mount Rushmore National Memorial eingemeißelt wurden. Ein ähnliches Projekt, das Crazy Horse Memorial, ist noch in Arbeit. Beide Projekte zogen den Zorn der Lakota auf sich, entweihen sie doch die ihnen heiligen Black Hills. In den Black Hills liegen weiterhin der Wind-Cave-National Park. Das Monolith Devils Tower National Monument liegt im Nordwesten des Gebirges.
Es bleibt nicht bei den dunklen Wolken, Blitz und Donner folgen und es regnet stark. Bevor es richtig losgeht, kommen wir am Devils Tower an. Es ist 10.30 Uhr und wir können uns auf einer Veranda unterstellen bzw. sitzen gemütlich im Trockenen. Begleitet von hübscher Musik können wir die schöne Aussicht genießen. Die Landschaft der Black Hills ist einfach schön. Ich hab noch vergessen zu erwähnen, dass Rolf gestern im Casino einen Dollar verspielt hat! Und heute ist er wieder im Kaufrausch: Er kauft zwei weitere Shirts. Damit ist die Zahl seiner Shirts auf 11 gestiegen, 4 bekam er geschenkt, 7 hat er gekauft. Ich erstehe zwei Pins und Mitbringsel für Corinna, die Tochter unserer Haushüterin, dazu ein Handtuch für die Küche und ein Shirt für Junis, unseren Enkelsohn. Der Regen hört auf, die Sonne scheint, es ist warm und der Devils Tower erstrahlt in der Sonne. Rolf macht sich auf einen längeren Rundweg, während ich auf der Bank sitze, auf unsere Sachen aufpasse und schreibe.
Die Geschichte des Devils Tower, wie ihn die Kiowa erzählen:
8 Kinder spielten, 7 Schwestern und ihr Bruder. Plötzlich verwandelte sich der Junge, ihm wuchs Fell und seine Hände wurden zu Klauen. Er wurde zum Bären. Die Schwestern fürchteten sich und rannten davon, doch der Bär verfolgte sie. Sie kamen zu einem Baumstumpf und dieser sprach zu ihnen. Er befahl ihnen, auf ihn zu klettern und während sie das taten, wuchs der Baum in die Höhe, so dass der Bär die Kinder nicht erreichen konnte. Der Bär wetzte seine Krallen vergeblich an dem Baum, der zu Devils Tower wurde. Die Spuren der Krallen sind in dem Felsen noch heute zu sehen. Die Schwestern waren gerettet, sie stiegen hinauf in den Himmel und wurden die Sterne des "Siebengestirn". Die Legende besagt auch, dass ein Buffalo die Kinder auf ihrer Flucht begleitete, den Bären ablenkte und die Kinder zu dem Baum brachte, der sie rettete.
Es gibt noch unzählige andere indianische Legenden zu der Ent-stehung des Devil Towers, die mir alle sehr gefallen. Die Lakota- und Dakota-Indianer aus der Familie der Sioux bringen Devils Tower mit White Buffalo Woman in Verbindung. Sie soll ihnen an die-sem Ort die Heilige Pfeife und die Sieben Riten der Völker übergeben haben. Die Pfeife soll in einer geheimen Höhle auf der Südseite des Berges liegen. Für die Cheyenne ist Devils Tower der Ort, an dem ihr legendärer Held Sweet Medizine die vier heiligen Pfeile in einer geheimen Höhle auf der Nordseite des Berges hinterlegt hat. Er sei am Berg gestorben, weshalb die Cheyenne ihn hier in Zeremonien ehren.
Der Devils Tower, ein Basalt-Monolith, Zeuge vulkanischer Tätigkeit, der am Rande der Bear Lodge Mountains und der Black Hills liegt, hat eine Höhe von 265 Metern und einen Durchmesser von fast 150 Metern. Er wird von den Indianern als Wohnsitz der Grizzlybären - Mateo Tepee - angesehen und als heiliger Ort verehrt. Im Visitor Center sind einige der Geschichten zu lesen und die geologische Erklärung über die Entstehung des Devil Towers gut erklärt. Aber die sind nicht halb so interessant wie die indianischen Geschichten. Im Juni ist der Berg gesperrt für Besucher, da dann verschiedene Indianerstämme hier ihre heiligen Zeremonien abhalten. Kletterer müssen sich registrieren und beim erstmaligen Besuch im Gebiet einen Einführungsfilm über die kulturelle Bedeutung des Berges für die Indianer ansehen. International bekannt wurde Devils Tower durch den Film "Unheimliche Begegnung der dritten Art" aus dem Jahr 1977. Das Finale des Spielfilms von Steven Spielberg wurde hier aufgenommen. Devils Tower dient als Landebasis für Raumschiffe von Außerirdischen. Unterhalb des Berges spielen putzige Prärie Dogs. Stundenlang kann man diesen possierlichen Tierchen zusehen. Heute hat uns der schöne Belle Fourche River uns den ganzen Tag begleitet. Eine herrliche Landschaft ist das hier. Außer dem Prärie Dogs haben wir noch Rehe und verschiedene Vögel beobachten können. Unsere Fahrt geht über Sundance und durch den Spearfish Canyon zurück nach Spearfish. Wir bleiben noch eine weitere Nacht in dem schönen Hotel. Während des Regens haben wir einen deutschen Motorradfahrer kennen gelernt, der vor 25 Jahren eine Kanadierin kennen- und lieben lernte. Von Beruf Dreher wanderte er nach Kanada aus. Es geht ihm gut und er hat es nie bereut, Deutschland verlassen zu haben. Seine Frau ist mit dabei, sie spricht Deutsch und wir haben eine lange Unterhaltung mit dem sympathischen Bikerpaar. Es sind 27 Grad, ein leichter Wind weht und so ist die Fahrt auf dem Motorrad sehr angenehm. In Sundance halten wir. Rolf will die Luft am Hinterreifen prüfen. Der Wind bläst inzwischen ganz schön ordentlich heftig. Antilopen mit z. T. prächtigen Geweihen haben wir auf dem Weg nach Sundance gesehen. Der Kampf zweier Bullen war auch interessant anzuschauen. Immer wieder gibt es Neues zu sehen und zu entdecken. Es wird einem nie langweilig. Wir erleben wirklich eine schöne Zeit. Wir fahren weiter, durch den Black Hill National Forest, über den O'Neill Pass, 2.104 m. Am Spearfish Creek blühen Vergissmeinnicht, ein Meer von blauen Blüten. Zauberhaft. Wir erreichen Savoy und die Spearfish Lodge, wo es wieder ein alkoholfreies Bier für Rolf und für mich ein Glas Chardonnay gibt. Wir genießen noch einmal den Blick von der Veranda der Lodge auf die wunderbare Landschaft. Rolf macht sich auf, die Spearfish Falls zu erkunden, die auch sehr schön, aber den meisten völlig unbekannt sind. Es ist 16 Uhr, bewölkt, sehr warm. Die paar Tropfen Regen am Morgen waren nicht der Rede wert. Auf dem Rückweg wird noch beim Safeway eingekauft. Wir sind heute 178 Meilen = 287 km gefahren. Beim Abendessen lassen wir den schönen Tag heute noch einmal Revue passieren.
Aufbruch: | 13.06.2010 |
Dauer: | 9 Wochen |
Heimkehr: | 14.08.2010 |
Kanada