USA - Kanada 2010
47./48./49. Tag - Lusk-Greeley-Loveland, Co.
Lusk - Wyoming
Hier finden die Rawhide - Parade und Festspiele statt, die auf einer Legende beruhen - siehe Reisebericht.
Fort Laramie - früher ein wichtiger Handelsposten für Trapper und verschiedene Indianer-Stämme. Später wurde Fort Laramie Militärstützpunkt für die Siedler, die gen Westen zogen. Kämpfe um Fort Laramie gab es jedoch nicht.
Fort Laramie - Haus eines Offiziers. Hier läßt sich gut leben. Das Innere des Hauses ist restauriert und original eingerichtet.
Trail Ridge Road im Rocky Mountains National Park. Man nennt diese schöne Straße auch "Highway to the Sky".
Black Hills / Wind Cave NP / Fort Laramie / Cheyenne / Rocky Mountain NP
Donnerstag, 29. Juli 2010 47. Tag Lusk, Wyoming
In den frühen Morgenstunden gab es ein heftiges Gewitter mit Massen von Wasser. Doch als wir um 7.30 Uhr aufstehen, hat die Sonne die Straßen schon abgetrocknet. Zum selbst gebastelten Frühstück gibt es Kaffee (vom Hotel), Brot und Bananen. Um 9 Uhr verlassen wir Spearfish. Wir fahren nochmals durch das historische Deadwood mit vielen schönen alten Gebäuden. Deadwood, gegründet 1876, entstand aus einen Zeltlager von Goldgräbern, die während des Goldrausches in die Black Hills kamen. Bekannte Bürger der Stadt waren der Revolverheld Wild Bill Hickock und die Western-Heldin Calamity Jane. Wild Bill Hickock führte ein wildes Leben. Er war Sheriff, Soldat, Spieler. In Deadwood wurde er am 2. August 1876 von Jack McCall im Saloon No. 10 ermordet. Er starb mit einer Dame, zwei Assen (oder zwei Buben) und zwei Achten in der Hand, ein Blatt, das seither "Dead Man's Hand" genannt wird. McCall wurde für diesen Mord hingerichtet. Die Legende besagt, dass Bill Hickok als er erschossen wurde, entgegen seiner normalen Vorgehensweise nicht mit dem Rücken zur Wand saß, was ihm zum Verhängnis wurde. Bill Hickok liegt auf dem Mount Moriah Friedhof in Deadwood begraben. Calamity Jane war das älteste von sechs Kindern einer Predigerfamilie. Als die Eltern starben, versuchte sie, die Geschwister über Wasser zu halten. In Männerkleidern reiste sie durch die westlichen US-Staaten und ging Gelegenheitsjobs nach. Sie war u. a. Postkutschenfahrerin, Saloondame, Krankenschwester, Goldgräberin und Scout für General Custers Truppen. Sie schaffte es, sich unter den Männern des wilden Westens Respekt zu verschaffen. Sie rauchte, trank, kaute Tabak, fluchte. Bald wurde sie zur Legende. Bis heute ist unklar, ob alle Geschichten über sie wahr sind. Man weiß bis heute nicht, ob es stimmt, dass sie mit Bill Hickok verheiratet war und mit ihm eine Tochter hatte. In ihrer Autobiografie baute Calamity Jane eine Art Liebeskult um ihn auf. Eine zeitlang trat sie in Buffalo Bills Wildwest-Show auf, sie war Reiterin und Kunstschützin. 1900 nahm sie an der Pan American Exposition teil. Zu dieser Zeit war sie bereits depressiv und Alkoholikerin. Im Alter von 51 Jahren starb sie vereinsamt und krank. Sie wurde auf dem Mount Moriah Friedhof neben Bill Hickok beerdigt.
Unser Weg führt uns über die 385 gen Süden. Am Pactola Reservoir, aufgestaut durch den Rapid Creek, machen wir Halt. Ein herrlicher Stausee, der viele Menschen im Jahr mit Wasser versorgt. Weiter geht es nach Hill City, der ältesten existierenden Stadt in South Dakota. Einwohner ca. 780, doch mindestens drei mal so viele Gästebetten. Hill City, "heart of the hills", ist aufgrund von Mount Rushmore, Custer State Park und der Sturgis Motorcycle-Rallye ein bekannter Touristenort geworden, mit vielen kleinen Geschäften, Kunststudios und Festivals. Ein Bummel über die Mainstreet mit den restaurierten hübschen Läden, geschmückt mit Blumen, ist unbedingt lohnenswert. Das Wetter spielt auch mit, 27 Grad. Wir fahren weiter, sehen in der Ferne die Needles. Da zu viel Verkehr herrscht, fahren wir den bekannten Needles HW je-doch heute nicht, Stopp and Go ist für Motorradfahrer nicht so prickelnd. Die Crazy Horse Mountains, ein herrlicher Anblick, auch wenn nur aus der Ferne. Und weiter geht die Tour über Custer, Pringle (180 Einwohner) - bekannt als die Heimat der Kirche der Heiligen der letzten Tage. Wir erreichen den Wind Cave National Park. Wilde Büffel in der Prärie sind ein schöner Anblick, aus sicherer Entfernung. Zunächst ist Pause im Park angesagt. Das Visitor Center bietet eine umfassende und ausführliche Information über die in der Prärie lebenden Tiere, u. a. mehr als 200.000 wilde Bisons, Elk, Antilopen und Prärie Dogs. Diese so niedlich anzusehenden Tiere sind ein wichtiger Faktor zum Überleben anderer Tiere in der Prärie. Diese anderen Tiere, u. a. Klapperschlangen, Hasen, Spinnen etc., leben in den von den Prärie Dogs gebauten unterirdischen Gängen und Höhlen. Ohne diese Höhlen könnten sie in der heißen Prärie nicht überleben. Seit 2007 wird versucht, den Schwarzfußiltis, der bereits als ausgestorben galt, in Gefangenschaft aufzuziehen und hier auszuwildern. Mich begeistern die Visitor Center mit ihren Informationen immer wieder. Die Höhle "Wind Cave" zählt mit den 202 km erforschten Wegen zu den längsten Höhlen der Welt. Sie ist bekannt durch die Kalzium-Formationen, die sich wie Bienenwaben an den Wänden ausbreiten. Unsere Tour geht weiter, nach Lusk, Wyoming. Die Fahrt an sich ist ziemlich öde, nur flache Prärie, hin und wieder mal ein Rind, viele Antilopen. Kurz vor Lusk gab es einige bizarre Felsformationen zu bestaunen. Wir erreichen Lusk gegen 14 Uhr, nach 208 Meilen = 335 km. Wir trinken Kaffee und informieren uns über die Zimmerpreise in dem kleinen Ort im Nirgendwo - 1.780 Einwohner. Doch es gibt 4 Hotels, ein Best Western, 119 Dollar und ein Americas Best Value, 88 Dollar. Die Hotels sind fast leer in dem Kuhdorf, aber mit dem Preis wollen sie nicht runtergehen. Lieber verzichten sie auf Kunden. Rolf fährt herum und findet schließlich ein schönes und günstiges Hotel für 58 Dollar, einschl. Frühstück. Wir haben sogar einen kleinen Balkon mit Stühlen und Grill. Rolf fährt nach dem Abladen noch zum Liquer-Shop, um alkoholfreies Bier zu kaufen. Das ist wirklich zum Lachen in USA. In jedem Staat und manchmal in jedem County gibt es andere Gesetze. In North und South Dakota, Montana wimmelt es mittlerweile von Casinos in jedem noch so kleinen Nest. An den Tankstellen, in den Restaurants oder Hotels, überall Casinos. Diese sind angeblich alle in Indianerhand, denn nur die Indianer dürfen die Casinos besitzen. Wie überall ist auch hier Betrug am Werk durch sog. Strohmänner. Die Casinos sind der Ruin vieler Menschen. Wir sitzen bei fast 40 Grad auf unserem Balkon und beobachten das Treiben auf der Mainstreet. Lusk ist bekannt für seine Rawhide-Festspiele und Parade. Die Legende erzählt, dass Pioniere auf dem Weg nach Kalifornien, Platz zum Übernachten suchten. Clyde Picket, einer von ihnen, war in Kate Farley verliebt. Er hasste Indianer, versprach, den ersten Indianer, den er sehen würde, ihr zuliebe zu töten. Am Morgen, als er Wache hatte, tötete er kaltblütig eine junge unbewaffnete Indianerin. Die umherziehenden Indianer verlangten die Auslieferung von Picket für diesen brutalen Mord. Sie wollten ihm bei lebendigem Leib die Haut abziehen. Die Siedler weigerten sich, Picket auszuliefern. So griffen die Indianer an und viele Siedler starben. Clyde Picket sah seine Liebste Kate um ihr Leben kämpfen und er begriff, dass er sie retten musste und auch die anderen Siedler, die er durch seinen Mord in Gefahr gebracht hatte. So ergab er sich den Indianern. Jedes 2. Wochenende im Juli wird die Geschichte in Lusk nachgespielt.
Freitag, 30. Juli 2010 48. Tag Greeley, Colorado
Da gestern im Fernsehen einige Unwetterwarnungen für den heu-tigen Tag angekündigt wurden, sind wir früh auf, schon um 7 Uhr beim Frühstück und um 7.30 Uhr fahren wir los, gen Süden nach Fort Laramie, früher ein wichtiger Handelsplatz zwischen den Trappern, die oft mit indianischen Frauen verheiratet waren und den verschiedenen Indianerstämmen. Fort Laramie liegt im Südwesten Wyoming, hier fließen der Laramie und der North Platte River. In den Anfangszeiten waren es friedliche Zeiten. Doch dann kamen die Siedler und schlimmer noch, die Goldsucher. Und mehr und mehr kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Die eine Gruppe der Weißen wollte das Land nutzen, aber nicht besitzen. Die andere Gruppe wollte das Land besitzen, es sich untertan machen. So kam es zwischen den Weißen zu heftigen Auseinandersetzungen. Fort Laramie wurde Militärstützpunkt für die Siedler, die gen Westen zogen, hauptsächlich Mormonen. Kämpfe um und in Fort Laramie gab es nicht. Nach der Schlacht am Little Big Horn verlor das Fort 1876 seine strategische Bedeutung. Die sorg-sam restaurierten und original wieder eingerichteten Gebäude vermitteln uns einen Einblick in das Leben in einem Fort zur Western-Zeit. Und wie immer bietet das Visitor Center, welches übrigens auch Tornado-Zufluchtsort ist, viele zusätzliche Informationen. Es ist sehr heiß, schwül und westlich von uns braut sich ein Unwetter zusammen. Wir beschließen, weiterzufahren. Die Fahrt heute Morgen von Lusk bis Lingle durch die Prärie war einigermaßen interessant. Hin und wieder Rinder, mal ein paar Felsen. Lingle, ein schöner kleiner Ort, hat kein Hotel. Und die Weiterfahrt bis zur Autobahn 25 ist auch sehr schön. Wir sehen Cowboys, die eine Rinderherde treiben. Rolf muss mal wieder Striptease machen, da ihn eine Biene gestochen hat. Doch Dank seiner Wundersalbe verläuft alles gutartig. Wir kommen nach Cheyenne, der Hauptstadt Wyomings. Es gibt ca. 54.000 Einwohner, trotzdem er-scheint die schöne Stadt winzig im endlosen Grasland unter dem weiten Big Sky des Westens. Die breiten Straßen der Stadt sind meist menschenleer, bis auf die Wochenenden, wenn die Cowboys der nahen Ranches kommen. 1867 wurde Cheyenne gegründet, als die Union Pacific Railroad hier einen Bahnhof einrichtete. Mit der Eisenbahn kamen neben Siedlern auch viele Revolverhelden. Die Stadt besaß mehr als 60 Bordelle und Saloons. Später, als die Revolverhelden weiterzogen, gewann die Stadt durch die Landwirtschaft mehr und mehr an Reichtum. Sie wurde "Paris der Prärie" genannt. Im harten Winter von 1887 verlor die Stadt stark an Bedeutung. Jedoch heute noch ist Cheyenne ein Zentrum der Viehzucht - Cowboy Capital. Im Moment finden in Cheyenne die Frontier Days statt, 9 Tage Ende Juli, das größte Rodeo der Welt, Tickets 12 - 26 Dollar. Seit 1897 werden diese Spiele veranstaltet, zu der jedes Jahr bis zu 300.000 Besucher die Stadt überschwemmen. Wir machen einen Stopp am Visitor Center, Teepause und statten dem Harley-Dealer einen kurzen Besuch ab. Und dann gibt Rolf Gas, aber wie, denn es braut sich ein Tornado zusammen. Wir fliegen mehr als wir fahren und so entkommen wir dem Tornado, erreichen um 14 Uhr Greeley, nach 262 Meilen = 422 km. Zunächst geht es zu Rolfs Garage. Wir laden die vielen gekauften Sachen ab, packen sie in unsere Koffer und halten einen Plausch mit Jim, der die Garagen versorgt, bewacht etc. Es fängt an zu regnen, so fahren wir zum HarleyDealer, trinken dort Kaffee, schwätzen mit Donna, Ryan und Steve. Die Zeit vergeht so wie im Fluge. Als der Regen nachlässt, gehen wir zum Texas Road House, gute Steaks essen. Es wird schnell wieder dunkel, so suchen wir uns ein günstiges Hotel und gehen früh schlafen.
Samstag, 31. Juli 2010 49. Tag Loveland, Colorado
Um 6.30 Uhr schellt der Wecker, um 8 Uhr starten wir. Das Wetter ist herrlich. Zunächst geht es durch den spektakulären 40 km langen Big Thompson Canyon, entlang am Big Thompson River. Dieser ist ein Nebenfluss des South Platte Rivers, ca. 123 km lang. Der Canyon ist dicht bewaldet, mit schroffen Felsen und hohen Berge oberhalb des Flusses. Die schöne Straße folgt dem Fluss und windet sich durch die Felswände aus Granit. Wir können uns nie satt sehen an dieser majestätischen Landschaft, die jedoch auch ihre Schattenseiten hat. Am 31. Juli 1976 rieß eine riesige Flutwelle, mehr als 6 m hoch, im Canyon 143 Leute in den Tod, zerstörte 400 Autos und 418 Häuser. Wir kommen nach Estes Park, eine schöne Touristenstadt. Doch für uns gibt es hier zu viele Menschen. Es geht daher weiter in den Rocky Mountains National Park. Das Wetter ist toll. Die Sonne scheint. Über die Trail Ridge Road - Highway to the Sky - bis hinauf auf 3.713 m - fahren wir nach Grand Lake, gelegen am gleichnamigen See. Durch dunklen Wald, subalpine Landschaften und alpine Tundra, es ist eine herrliche, immer wieder schöne Gegend. Der Grand Lake ist der größte natürliche See in Colorado, gebildet durch die Aufstauung von Bächen durch eine eiszeitliche Endmoräne. Der Indianerstamm der Ute nennt den See "Spirit Lake". Sie glauben, dass das kalte Wasser des Sees die Wohnung verstorbener Seelen ist. Die Indianer meiden daher diesen Ort. In der kleinen Touristenstadt Grand Lake stellt Rolf fest, dass wir mal wieder einen Nagel im Reifen haben. Er ist zwar klein, aber der Reifen verliert Luft. Rolf scheint der Nägelsammler des wilden Westens zu sein. Wir trinken Kaffee und Rolf beschließt, nach Greeley zurückzufahren zu unserem Dealer. Er hat mit ihm telefoniert. Man wird in der Werkstatt auf uns warten und uns neuen Reifen montieren. Für uns bedeutet das, zurück durch den Rocky Mountains National Park, auf der schönen Trail Ridge Road, über Estes Park, durch den Big Thomp-son Canyon bis nach Greeley. Leider können wir die Fahrt nicht wirklich genießen, die Angst, dass der Nagel nicht hält und wir nicht weiterfahren können, fährt mit uns. Doch wir kommen heil bis nach Loveland, wo wir im Jade Inn für teure 85 Dollar unterkommen. Aber das Hotel ist schön, urig, mit vielem Schnick-Schnack und sauber. So laden wir alles ab und Rolf fährt allein weiter nach Greeley, wo der Reifen gewechselt wird. Es ist 14.45 Uhr, heute sind es 234 Meilen = 377 km. Wir haben mal wieder Glück im Unglück gehabt. Zwar hatten wir einen abgebrochenen Spiralbohrer im Reifen, doch uns ist nichts passiert. So hoffen wir, dass das auch für den Rest der Reise so bleibt. Gegen 18.15 Uhr kommt Rolf zurück, mit zwei neuen Reifen. Endlich können wir abschalten, relaxen und unser Abendessen draußen genießen.
Aufbruch: | 13.06.2010 |
Dauer: | 9 Wochen |
Heimkehr: | 14.08.2010 |
Kanada