USA - Kanada 2010
5./6. Tag - Las Cruces / Hannagan Meadows, NM
In den Organ Mountains - einem Teil der San Andreas Mountains, New Mexico - auf dem Weg zu White Sands Missile Range.
Elina, die Besitzerin des Americas Best Value in Las Cruces, und Uschi
beim Barbecue im Garten. Dieses Hotel können wir nur empfehlen.
White Sands Missile Range/Clifton/Coronado Trail/Hannagan Meadows
Donnerstag, 17. Juni 2010 5. Tag Las Cruces, New Mexico
Wir schlafen lange, bis 7 Uhr. Gemütlich frühstücken wir und schauen ins Internet. Und immer wieder begeistern wir uns an dem schönen Garten, der von Elina mit viel Liebe gepflegt wird. Um 10 Uhr fahren wir zum Harley-Dealer und erstehen dort ein T-Shirt für Rolf, div. Aufkleber und einen Pin. Viele tolle Motorräder gibt es in dem Geschäft zu sehen. Unsere Fahrt geht heute durch die Organ Mountains, die ihre Entstehung vor 32 Mio. Jahren hatten, eine schier unfassbare Zahl. Es gibt einen "Zuckerhut" Berg, einen "Nadel" Berg und andere schöne Formationen. Auf dem Augustin-Pass (1.750 m) machen wir einen Stopp und genießen die phantastische Aussicht auf die Berge, die von der Chihuahua-Wüste (Gesamtfläche 360.000 km²) umgeben sind. Die Chihuahua-Wüste ist geprägt durch typische Wüstenvegetation, bestehend aus Agave, Lechuguilla, Mesquite, Yucca, Sotol und verschiedenen Gräsern. Es ist bereits sehr warm. Unser Ziel ist "White Sands Missile Range" im Gebiet von White Sands, dem ungewöhnlichsten Teil der Chihuahua-Wüste. Bei dem "weißen Sand" handelt es sich um Gips. Dieser gelangt aus den umliegenden Bergen durch Niederschlag in den Lake Lucern, der keinen Abfluss hat. In den Sommermonaten mit zum Teil extremer Hitze trocknet der See aus und es bleiben Gipskristalle zurück, die von den Südwestwinden zu Dünen aufgeworfen werden und mit ca. 700 km² die größte Gipswüste der Welt bilden. In früheren Jahren haben wir White Sands National Monument öfter besucht, niemals jedoch die Missile Range. Es fehlte an Zeit. White Sands Missile Range ist ein Raketen-Testgelände der US-Armee, auf dem 1945 die erste Atombombenexplosion stattfand. Die Basis war auch einmal Ausweichlandeplatz für das Space-Shuttle 1982. Die NASA nennt daher diesen Ort "White Sands Space Harbour".
Am Ende des 2. Weltkrieges kamen die in Peenemünde tätigen deutschen Wissenschaftler, unter ihnen Wernher von Braun, nach Los Alamos und weiter zur White Missile Range. Die erbeuteten V1 und V2 Raketen wurden nachgebaut und weiterentwickelt. Neben zahlreichen militärischen Raketen wurden hier u. a. von der NASA die Rettungsraketen der Apollo-Raumschiffe getestet. Heute wird auf dem Gelände an neuen Raketentypen geforscht, ebenso an nuklearen und anderen Waffen. Ein System wird erprobt, Laser zur Abwehr von Geschossen zu verwenden. Außerdem ist ein weiterer Schwerpunkt die Entwicklung und Erprobung von Drohnen für Aufklärungs- und Kampfzwecke. Natürlich ist das meiste Gebiet auf der White Sands Missile Range militärisches Sperrgebiet und für uns nicht zu besichtigen. Doch das Museum ist äußerst interessant und beeindruckend. Es enthält eine Sammlung von Exponaten aller Raketentypen, die je auf dem Testgelände erprobt wurden, von der V1 bis zum Patriot-Flugabwehrraketensystem. Beeindruckend, aber auch erschreckend, wenn man an den Tod der Menschen denkt, den diese Waffen verursacht haben. Und mit dem Geld, was hier ausgegeben bzw. meiner Meinung nach verschwendet wird, könnte viel Gutes und Nützliches in der Welt getan werden. Wir schauen uns die V2 an, die man als Kriegsbeute her brachte. V heißt "Vergeltungswaffe". Interessant ist auch die ganze Geschichte an den Wänden zu lesen. Von dem einen oder anderen hat man zwar schon gehört, aber nie so richtig gewusst, um was es sich wirklich handelt. Ich bin fasziniert und abgeschreckt zugleich von diesem Ort. Für Junis, Enkelsohn, erstehe ich einen kleinen Skorpion, sicher eingeschweißt in Plastik. Nachdem wir mehr als 2 Stunden uns alles angesehen haben, einen Film anschauten, gehen wir zurück zum Motorrad. Es sind inzwischen 40 Grad. Die Lederhose klebt. Wir fahren zurück über den Augustin-Pass nach Las Cruces. Die riesige San Augustin-Ranch, seit 1800 im Besitz der Cox-Familie, grenzt an White Sands Missile Range an. Die Familie besaß hier 150.000 acres (1 acre = 4.047 m²) Land, nach ihrer Flucht aus Texas. Sie züchteten Schafe. 90 % des Landes (135.000 acres) verkaufte die Familie vor Jahren an den Staat, der dort die Missile Range einrichtete. Die Ranch wird weiter von der Cox Familie bewohnt, die zu Viehzüchtern wurden. Auf unserer Fahrt durch die Organ Mountains nach Las Cruces sehen wir einige sehr schöne Anwesen, die majestätisch in den Bergen liegen. Bevor wir ins Hotel fahren, statten wir noch dem Albertson einen Einkaufsbesuch ab. Wir kaufen 2 Flaschen Wein, alkoholfreies Bier, ital. Salami, Fisch, Erdbeeren, Trauben, Bananen, Baguette und Zitronenlimonade. Außerdem erstehen wir noch eine schöne Pflanze für Elina. Unser Überleben für die nächsten Tage ist gesichert. Obst und Limonade gibt es zum Mittagessen in der schattigen Laube im Garten des Hotels. Abends will Elina Steaks für uns alle grillen, dazu gibt es verschiedenes Gemüse und Wein. Im Supermarkt haben wir einen pensionierten Armeeangehörigen der Luftwaffe kennen gelernt, der eigentlich von Beruf Archäologe war. Er berichtet uns von Funden in der Nähe des Rio Grande: Fußspuren eines gigantischen Sauriers. Nach längerem Schwatz (ich liebe solche Unterhaltungen, man erfährt so viel Interessantes) fahren wir ins Hotel, ziehen uns um und sitzen im schattigen Pavillon. Rolf genießt ein Zigarillo und plant die Route für die nächsten Tage, während ich schreibe. Es ist 14.30 Uhr. Wir sind heute nur 68 Meilen = 109 km gefahren. Es ist ja "Ruhetag" nach den beiden ersten anstrengenden Tagen. Wir faulenzen den ganzen Nachmittag, lesen und genießen einfach den Tag. Gegen 19.30 Uhr fangen wir mit dem Barbecue an. Abenteuerlich. Es gibt Schweinesteaks, Kartoffeln, Zwiebeln, Chilis und Ananas. Dazu schmeckt der australische Rot- und Weißwein hervorragend. Elinas Tochter Monique (7) und ihr Sohn Matthew leisten uns Gesellschaft. Heute Abend wird es spät. Wir haben so viel zu erzählen. Erst um 23.30 Uhr gehen wir schlafen.
Freitag, 18. Juni 2010 6. Tag Hannagan Meadows, Arizona
Um 7 Uhr stehen wir auf, frühstücken und Emails checken. Rolf wartet auf eine Straßenkarte von Phoenix. Wir wollen dort Pete und Ginny besuchen. Bekannte, die wir in Hannagan Meadows kennen gelernt haben. Hannagan Meadows heißt heute unser Ziel. Nachdem wir uns von Elina und den Kindern verabschiedet haben, mit vielen Umarmungen und guten Wünschen, verlassen wir diesen schönen Ort. Unsere Fahrt geht durch die Wüste. Bis auf einige weniger Rinder ist kein Lebewesen zu sehen. In Lordsburg, Hidalgo County, machen wir eine kurze Rast. Es lohnt sich, das Hidalgo County Courthouse anzuschauen. Um 12 Uhr passieren wir die Grenze nach Arizona. Nach Duncan wird die Landschaft interessanter, hügeliger. Es finden sich kleine und größere Farmen, manchmal ein schönes Haus auf einem Hügel mit traumhaftem Blick in die Landschaft. Um 12.45 Uhr sind wir in Clifton, ein riesiger Kupferabbauplatz. Der Ort selbst hat nur ca. 3.000 Einwohner, aber mehr als 10.000 Minenarbeiter. Die Stadt wurde 1865 von mexikanischen Erzbergmännern gegründet. 1872 entdeckten Jim und Bob Metcalf Kupfer nahe dem Dorf. Noch im gleichen Jahr unterzeichneten sie einen Friedensvertrag mit den Apachen. Der Vertrag erlaubte den Zugang zu den Orten, wo Kupfer gefunden wurde. Die Morenci Mine ist die größte Kupfermine Nordamerikas und eine der größten der Welt. Der Minenbereich hat einen Durchmesser von etwa 5 km und eine Tiefe von über 400 m. In der übertage und untertage fördernden Mine werden hauptsächlich Kupfer, Gold, Silber, Blei, Zink und Uran abgebaut. Die jährliche Produktion liegt bei ca. 4 Mio. Tonnen. William Church, ein Minenspekulant aus Denver, gründete die Stadt Morenci, um den Minenarbeitern Häuser und Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen. Das Unternehmen beschäftigte damals meist mexikanische Arbeiter, denen nur die Hälfte dessen gezahlt wurde, was US-amerikanische Arbeiter verdienten. Als sich die Bergbauaktivitäten ausweiteten, wurde Clifton gegründet, um die Unterkunft der Arbeiter zu sichern. Wir trinken Kaffee in Clifton und sehen uns den historischen Kern des Ortes an. Nun fahren wir in die Berge, eine herrliche Motorradstrecke. Der Highway 191, als National Scenic Byway ausgewiesen, trägt hier den Namen Coronado Trail, da dieser Abschnitt in etwa dem Weg entspricht, den Francisco Coronado zwischen 1540 und 1542 genommen hat. Auf diesem Abschnitt ist die Straße eine gefährliche Bergstrecke mit scharfen Kurven und schmalen oder fehlenden Seitenstreifen und sie führt an steilen Abhängen entlang. Motorradfahrer aller Nationen lieben diese Strecke. Heute können wir die Straße mit den traumhaften Ausblicken richtig genießen. Als wir sie vor Jahren fuhren, war es kalt, wurde dunkel und wir wussten nicht, wo wir schlafen würden. Heute ist das anders. Wir sind früh dran (in Arizona müssen wir die Uhr 1 Std. zurückstellen), 13.15 Uhr. An einem schönen Picknickplatz in den Bergen machen wir Pause. Es ist sehr warm, aber windig. Wir fahren durch den Apache National Forest, vorbei am Rose Peak, 2.681 m. Eine herrliche Fahrt, die Sonne lacht vom Himmel. Am "Blue Vista Point" machen wir Halt. Ein phantastischer Ausblick in die Traumlandschaft bietet sich uns dar. Leider sehen wir keinen der Wölfe, die hier neu ausgesiedelt wurden. Um 16 Uhr treffen wir nach 264 Meilen = 425 km in Hannagan Meadows ein, bei strahlendem Sonnenschein. Es ist das erste Mal, dass wir Hannagan Meadows bei schönem Wetter erleben dürfen. Sonst hat es immer geregnet oder geschneit. Um 18 Uhr werden wir im Restaurant zum Dinner gehen, ausnahmsweise. Wir treffen Bill wieder, der die Pferde in Hannagan Meadows betreut, mit Gästen oder allein auf die Jagd geht und ein Unikum ist. Für uns ist Hannagan Meadows ein Ort, um die Seele baumeln zu lassen, mitten in der Wildnis. Es sind kaum Gäste da, so hat Bill Zeit, sich zu uns zu setzen und wir quatschen über Gott und die Welt. Er erzählt uns über sein Leben, zeigt Bilder seiner schönen italienischen Frau, die selbst auch auf die Jagd geht. Und wir sehen Bilder von 6 Kindern, vielen Enkeln. Die ganze Familie liebt die Natur, Pferde und die Jagd. Für ihn ist es seine Arbeit und sein Broterwerb, aber auch sein Vergnügen. Rolf schenkt ihm zwei Zigarren und Bill hat Freude daran, in uns so interessierte Zuhörer zu finden. In dem urigen Lokal essen wir zu Abend: Hackbraten, Kartoffeln, Gemüse, dazu Cola und Wein. Sehr lecker und reichlich, aber überteuert. Der Pächter des Lokals hat gewechselt. Als einzige Gäste sitzen wir später noch draußen, sehen den Rehen zu, die aus dem Dickicht des Waldes kommen und genießen die himmlische Ruhe in einer fast unberührten Natur. Um 21.30 Uhr gehen wir schlafen.
In der Nähe von Clifton - Blick in den Bauch der Erde - die größte Kupfermine Nordamerikas und eine der größten der Welt.
BLick von der Veranda in Hannagan Meadows auf die Wiesen - abends traten Rehe aus dem Dickicht - ein Ort, um zur Ruhe zu kommen.
Aufbruch: | 13.06.2010 |
Dauer: | 9 Wochen |
Heimkehr: | 14.08.2010 |
Kanada