Wir sind dann mal weg...!
Bolivien: Altiplano-Tour
Tag 1
Wie geplant standen wir mit gepackten Taschen am Freitag puenktlich um 08:00 Uhr (wir Deutsche haben in Sachen Puenktlichkeit wirklich einen Ruf zu verlieren!) vor unserem Hostel. Als nach 40 Minuten noch immer niemand gekommen war, um uns abzuholen, versuchten wir, die Agentur telefonisch zu erreichen...niemand war im Buero. Da die Tour offiziell um halb neun (puenktlich!!, wie man uns eingeschaerft hatte) starten sollte, wurden wir trotz fuenf Monaten Suedamerikaerfahrung langsam unruhig, ob man uns nicht vielleicht doch vergessen hatte? Nein, fuenfzig Minuten nach der vereinbarten Zeit tauchte dann doch der Kleinbus auf, und der Fahrer scheuchte uns mit missgelauntem "Vamos, vamos" (als haetten wir ihn fast eine Stunde warten lassen) ins Auto. Komisch war nur, dass er die falsche Richtung einschlug, schliesslich mussten wir noch unsere Wasserkanister abholen und Geld wechseln. Auf vorsichtiges Nachfragen liess sich der Fahrer entlocken, dass wir auch dort drueben im Kiosk Geld wechseln koennten, aber nein, von unserem Wasser wisse er nichts, wir sollten uns eben neue Kanister kaufen. Pff! Nach einigem Hin und Her rueckte er dann zumindest einen Kanister kostenlos heraus, nach einer weiteren Viertelstunde gab er dann bekannt, dass wir uns jetzt sowieso erstmal an der Zollstation anstellen muessten, um unsere Ausreisestempel zu bekommen, und er in der Zeit die (vielleicht 500m) zum Buero fahren und unser Wasser holen koennte. Na also, geht doch! Und Zeit genug hatte er auch, insgesamt warteten wir fast zwei Stunden in der Schlange, bis zumindest Julia ihren Stempel hatte. Andis freundlicher Grenzbeamter hatte leider vergessen, dass er den ganzen Tag am Schalter sitzt, um Ausreisestempel zu verteilen, und Andi den Pass einfach mal ungestempelt zurueckgegeben. Zum Glueck fiel das noch rechtzeitig auf und Andi konnte, dank einer freundlich-resoluten Busfahrerin, die die ganze Zeit ueber kurz hinter uns gewartet hatte, schnell noch einmal ins Buero schluepfen.
Jetzt (kurz nach elf statt halb neun, was solls?) starteten wir im Kleinbus Richtung bolivianischer Grenze. Hoffentlich wartet dort nicht die gleiche Prozedur auf uns!? Nein, nicht wirklich: der Grenzposten, eine Huette mitten im Nichts, war das absolute Gegenteil, nach drei Minuten waren alle Formalitaeten erledigt und wir mussten nur noch unser Gepaeck auf dem Jeepdach verstauen (schon jetzt merkten wir die Auswirkungen der duennen Hoehenluft deutlich), bevor es endlich losgehen konnte.
Unser erster Stop war die "Laguna Verde", die gruene Lagune auf 4300m - "Springfotos" wie die mit Tabletten gegen die Hoehenkrankheit ausgestatteten Neuseelaenderinnen waren da schon nicht mehr drin. Danach gings dann aber erstmal zum Mittagessen. Das Auessere des Gebaudes (und die uebelsten Toiletten der Welt) liessen erstmal nichts Gutes erwarten, letztendlich war das Essen aber wirklich lecker - Nudeln, vielviel verschiedenes Gemuese und zum Nachtisch Orangen.
Anschliessend ging es weiter, erst zu heissen vulkanischen Quellen, dann immer hoeher hinauf bis zu einem Geysirfeld auf ueber 4800m. Hier war fuer uns auch wirklich die Grenze erreicht! Der Abstieg auf etwa 4200 m zur Laguna Colorada, unserem Schlafplatz, war erstmal eine wirkliche Erleichterung. Allerdings machten sich auch hier, vor allem nachts, die Auswirkungen der duennen Luft ziemlich bemerkbar: Kurzatmigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen hielten die Meisten von uns die halbe Nacht wach.
Die "Laguna Verde", die Farbe entsteht durch den hohen Anteil an kupferhaltigen Sedimentstoffen im Wasser
Laguna Colorada (hier sind uebrigens neben Mineralstoffen (Eisen?) bestimmte Algen fuer die knallrote Farbe verantwortlich)
Tag 2
Nach dem Hallo-Wach-Waschen mit eiskaltem Wasser und einem kleinen Fruehstueck ging es tiefer in die Hochebene (Altiplano) zwischen zwei Andenkordillieren. Stop 1 war am "Arbol de Piedra", am versteinerten Baum. Am coolsten war hier aber eigentlich der Weg zur Toilette...
Weiter ging es zum Teufelsberg (mit angeblich grossen Goldfeldern), in dem den indigenen Sagen nach der Teufel lebt und alle Abenteurer, die auf der Suche nach den sagenhaften Goldfeldern den Aufstieg wagen, nicht mehr zurueckkehren laesst. Vielleicht liegt der Ursprung der Sage aber auch daran, dass der Berg in absolut lebensfeindlicher Umgebung liegt...
Vorbei an verschiedenen weiteren Lagunen mit Unmengen an Flamingos ("Hat eigentlich irgendwer ein Flamingo-Foto?!") und durch unwirkliche Wuestenlandschaften ging es bis zum Mittagessen.
Danach aenderte sich die Landschaft, wir fuhren durch ein Tal (mit Unmengen an Lamas..."Hat irgendwer vielleicht ein Lama-Foto gemacht?") und kamen irgendwann in das erste Dorf seit San Pedro. Hier stoppten wir vor einem kleinen Kramladen und waren sofort die Attraktion fuer alle Kinder, die wohl nicht so oft Auslaender zu Gesicht bekommen. Anschliessend fuhren wir noch in ein anderes Dorf, das an einer unterirdischen Quelle liegt und fast ausschliesslich besteht, um Zuege mit Wasser nach Uyuni und Richtung Chile zu schicken. Auch hier bekamen wir nur Kinder zu sehen, die an einer grossen Pfuetze spielten. Ansonsten glich das 20-Einwohner-Dorf einer Geisterstadt...irgendwie unheimlich!
Die Fahrt zu unserer zweiten Unterkunft fuehrte bereits durch die ersten Auslaeufer der Salzwueste, die wir am naechsten Tag durchqueren wuerden. Nachdem uns der Fahrer von Strom (zumindest fuer ein paar Stunden) und warmen Wasser vorgeschwaermt hatte, waren wir doch enttaeuscht, als es beides erstmal nicht gab. Und dabei waere eine Dusche nach zwei staubigen Tagen wirklich mal noetig gewesen =) Dafuer gabs zum dritten Mal in Folge Kinua-Kohlsuppe als Vorspeise, bis auf die beiden Japanerinnen scheinen sie auch alle gern gegessen zu haben...und vor allem waermt sie schoen durch, nicht zu verachten auf 4000m (alle Geographen denken jetzt mal an den trockenadiabatischen Temperaturgradienten)!
Aufbruch: | 15.06.2011 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 01.12.2011 |
Uruguay
Chile
Bolivien
Peru