Wir sind dann mal weg...!
Cordoba: Chau, Córdoba!
Die Schmach von Cordoba
11.09.2011
Heute haben wir es endlich mal geschafft, suedamerikanischen Fussball en vivo zu schauen. Im Mario Kempes-Stadion von Cordoba - genau, WM 1978, 2:3 gegen Oesterreich - gab es das Spiel Belgrano gegen Independiente zu sehen. Bemerkenswert war schon die Hinfahrt im Bus: fast eine 3/4 Stunde Zeit, um Fangesaenge zu lernen und die anderen "Fanbusse", die die gleiche Strecke fuhren, an Lautstaerke zu uebertrumpfen. Am Stadion angekommen, tauchten wir ein in das Meer aus Celeste (das Hellblau der Flagge Argentiniens, das auch die Farbe der Pirates von Belgrano ist). Die gegnerischen Fans von Independiente bekamen wir nur von weitem auf der Fantribuene zu Gesicht, anscheinend werden sie seperat vor dem Spiel ins Stadion geleitet und hinterher irgendwann spaeter wieder zurueck. In der zweiten Liga sind gegnerische Fans sogar erst seit diesem Jahr wieder erlaubt, eine rein zufaellige Entscheidung, die natuerlich nichts mit dem Abstieg des Traditionsclubs Riverplate zu tun hat. (Kurzfristig hat man nach diesem Abstieg (den uebrigens Belgrano Cordoba mit den Siegen in den Relegationsspielen besiegelt hat und nach dem die schweren Ausschreitungen in Buenes Aires stattfanden) sogar darueber nachgedacht, gerade mal die beiden ersten Ligen zu einer 36 Mannschaften umfassenden Liga zusammenzufuehren, mit der Begruendung, dass dann endlich im ganzen Land Erstligafussball zu sehen waere...).
Das Spiel an sich war nicht soo der Knaller, aber die Stimmung im Stadion war super und liess sich auch von der auf die Tribuene knallenden Sonne nicht trueben. Achso: "wir" haben uebrigens gewonnen, 2:0. Que alegria, alegria!
Ein erneutes wunderschoenes Beispiel der argentinischen Organisationskunst gabs dann nach Spielende zu bewundern. Ins Stadion gehen 65.000 Menschen, es war zwar nicht voll, aber doch gut gefuellt, und der Grossteil dieser Menschenmasse wollte anscheinend mit dem Bus zurueck in die Stadt (das Stadion liegt etwa 60 Blocks von unserer Residencia in der Innenstadt entfernt). Es bildete sich eine - zugebenermassen einwandfrei geordnete - Megaschlange vor dem Platz, an dem "die Busse" abfuhren. Interessant war nur, dass die Busse gesammelt auf einem riesigen Feld standen, aber immer nur einer (!!!) vorfuhr, um in Seelenruhe gefuellt zu werden (erstmal hinten den Rollstuhl einladen...dann vorn die Tuer auf...die ersten Passagiere durchwinken...ein paar passen schon noch rein..."Wer von Ihnen moechte dort oder dort aussteigen?"..."Ach, dann steigen Sie doch auch noch ein!"...). Wenn der Busfahrer dann seinen Plausch mit den Ordnungskraeften beendet hatte, machte er sich auf den Weg, und der naechste Bus fuhr gemaechlich vor. Und das Wunderbare daran ist: niemand beschwert sich, es bekommt noch nichtmal jemand heimlich schlechte Laune, glaube ich. Man steht halt da und schnackt ein bisschen.
Santa Rosa?
Fast hätten wir doch noch Regen in Córdoba erlebt. Heute war es wahnsinnig heiss und schwül, gegen Nachmittag sind dichte Wolken aufgezogen und den Weg vom Supermarkt nach Hause sind wir sogar gelaufen, weil plötzlich alles stockdunkel wurde...aber alles nur falscher Alarm, seit sechs Monaten hat es hier keinen wirklichen Regen gegeben und noch nichtmal diese typische Wetterlage (Santa Rosa: es wird immer wärmer, bis die Temperaturen über 30°C steigen (wir haben Winter!) , dazu kommt ein trockener, warmer Wind), die normalerweise immer Regen bringt, hat diesmal etwas bewirkt. Ich glaube, so langsam macht man sich hier doch Gedanken, wann der Regen wohl kommt.
Abschied im Kindergarten
Jetzt ist die Zeit im Kindergarten schon um, eine Woche werde ich (Julia) noch in die Sprachschule gehen. Insgesamt war es wirklich eine schoene Zeit, auch wenn ich ehrlich sagen muss, dass ich alle Kindergaertnerinnen fuer ihre Geduld bewundere...so kleine Zwerge sind doch nochmal was anderes als Schueler.
Zum Abschied gab es ein schoenes Fest im Kindergarten, vormittags haben wir mit den Kindern Obstsalat gemacht, danach haben wir Seños noch zusammen Lomo gegessen, ein (wie ich gerade erfahren habe) typisch cordobesisches Riesensandwich mit Rindfleisch, Schinken, Kaese, Ei, Salat. Geschenke habe ich auch bekommen...einmal "gesammelte Werke" aus meiner Gruppe, also 20 Bilder. Die kriege ich mit. Die Frage ist bisher nur, wie ich das (schoene!!) Geschenk von den Seños einpacken soll...es ist doch ein kleines bisschen unpraktisch...ein Windspiel, ungefaehr so gross wie mein Rucksack und dazu noch supersperrig, weil zu allem Überfluss auch noch ein ziemlich grosser Vogel obendrauf sitzt. Mal sehen, er kriegt erstmal Asyl in der WG von Lisa, und vielleicht darf er dann spaeter in ihrem Handgepaeck nach Deutschland reisen.
Andis Projekt
Nachdem Julia bereits einiges von ihrer Projektzeit berichtet hat, wird es nun auch Zeit, ein paar Fotos von meinem Alltag zu posten. Meine Hauptaufgabe bestand darin sich mit zwei Jungen (Santiago und Benja) gemeinsam durch die Hausgaben (meistens Mathe) zu kämpfen. Da die Beiden vormittags immer zur Schule mussten, hatte ich immer genügend Zeit zum Ausschlafen und stieg erst gegen 12 Uhr in meinen Bus nach Mendiolaza. Neben den beiden Großen waren im "TaTeTi" auch noch andere Kinder. Der Knirps der Bande war "Guada" (von Guadalupe). Die ist echt ziemlich niedlich.
Wenn die Hausaufgaben einmal schneller als gedacht erledigt waren, wurde die restliche Zeit bis zum Feierabend meist mit Fussball überbrückt. Gegen 17 Uhr ging dann mein Bus zurück nach Cordoba. Die Fahrt dauerte immer ein gute Stunde, so dass ich gegen 18.15 Uhr wieder zurück bei uns in der Casa war.
Santiago und Benja...nachdem alle Mathehürden des Tages genommen wurden, durfte auch etwas TV geschaut werden, hier war es Cars 2, auf Spanisch unmöglich zu verstehen.
Kulturwochenende
Dieses Wochenende haben wir ein ausgesprochenes Kulturprogramm durchgefuehrt: erst gab es die Fuehrung durch den historischen Jesuitenblock mit seiner alten Bibliothek, der Kirche und - am beeindruckensten fuer uns Fast-Studenten - der Pruefungsraum der Uniabsolventen. Waehrend bei unseren Abschlusspruefungen zwei oder drei Dozenten anwesend sind, waren damals nicht nur alle Professoren, sondern z.B. auch der Unipraesident, der Bischof, der Buergermeister sowie der Governeur anwesend...plus einem Saal gefuellt mit interessierten Zuhoerern aus der Stadt. Uff!
Nach der Fuehrung sind wir mit Javi und Lisa zur Buchmesse auf dem Marktplatz gegangen und durch die Zelte geschlendert, anschliessend haben wir bei Javi statt Auflauf mal argentinisch gekocht, Gemuesetarta, und den Sonntag haben wir alle zusammen mit Mate im Park verbracht.
Fruehlingsbeginn
Endlich mal wieder ein Feiertag! Heute ist der Tag des Fruehlingsbeginn und der Studenten (schoene Kombi, oder?). Erstmal gabs in der Sprachschule ein Picknick, wobei ich glaube, dass das eher an Sprachlehrer Jose liegt, der zu jeder Gelegenheit Kuchen organisiert , allerdings habe ich davon nicht viel mitgekriegt, weil wir endlich unser Visum verlaengern mussten. Dazu muss man hier einen kurzen Behoerdengang erledigen, der ungefaehr drei bis vier Stunden Zeit in Anspruch nimmt und in etwa so ablaeuft:
Zuerst gehts zur Behoerde (Migraciónes). Man kaempft sich durch den total ueberfuellten unteren Raum, findet irgendwann jemanden, den man fragen kann, und wird in den ersten Stock geschickt. Das ist schonmal gut, hier sitzen nur noch ein paar andere Antragssteller. Was aber nicht heisst, das es jetzt schneller geht: so ein argentinischer Visumsbeauftragter schafft schaetzungsweise fuenf Antraege pro Stunde. Wenn man dann irgendwann ins Zimmer darf, fuellt man das Formular aus, das Eingetragene wird in aller Seelenruhe in den PC uebertragen, ausgedruckt, gegengelesen und unterschrieben. Dann bekommt man einen Zettel, mit dem man zur Hauptbank in der Innenstadt muss, dort zahlt man 300A$ ein, bekommt dies bestaetigt. Daaaann darf man zurueck zum Amt, wo man wieder ein bisschen Zeit hat, um Regionalfernsehen zu schauen, bis der Beamte irgendwann fertig telefoniert hat und die Quittung entgegennimmt. Jetzt hat mans fast geschafft! Hoechstens noch fuenfzehn, zwanzig Minuten, dann ist der Stempel, fuer den man das ganze Theater veranstaltet hat, im Pass. War ja einfach. Darauf erstmal ein Eis!
Das letzte Mal...
Jetzt waren wir zum letzten Mal in der Sprachschule, zum letzten Mal auf dem Kunstmarkt, am Buen Pastor, im Parque Sarmiento. Das letzte Mal Mittag gab es auch schon hier in Córdoba, mit unserem Sprachlehrer Juan...langsam, aber sicher geht es ans Verabschieden. Heute Abend gibt es noch ein kleines Asado im Casa Colon, und morgen früh brechen wir auf!
| Aufbruch: | 15.06.2011 |
| Dauer: | 6 Monate |
| Heimkehr: | 01.12.2011 |
Uruguay
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Bolivien
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