Mit dem Rucksack "einmal" um die Welt -- unser Traum wird wahr!
Auf Wiedersehen Heimat .. Bienvenidos al Sur: Sonderausgabe "Reisen für Fortgeschrittene"
Zur besseren Orientierung. Diese Mördertour bestritten wir in über 30 Std. Von Pto. Madryn nach Ushuaia. Stopp in Rio Gallegos -- 2 Grenzen -- Überquerung der Straße von Magellan -- Stopp in Rio Grande -- Ankunft in Ushuaia nach ca. 1.800 Kilometer Fahrt.
Zwischen den Zeilen
Liebe Leser und Innen,
nach dem kurzen aber genialen Aufenthalt in Puerto Madryn zieht es uns zu unserem ursprünglich geplanten Ziel. Tja wo ist das nur? Irgendjemand hat mal behauptet, dass die Erde "rund" sei und das wollen wir überprüfen und so nehmen wir den dreißig Stundenmarathon in Angriff und fahren zu einem der südlichsten Punkte der Welt und schauen kurz mal nach ob die Erde "rund" ist oder doch einer Scheibe gleicht!
Richtig, es geht nach Ushuaia dem ersten geplanten Highlight (die Wale waren ungeplant dafür umso genialer) auf der Reise. Um dort hinzukommen mussten wir jedoch wie zuvor erwähnt dreißig Stunden Busfahrt über uns ergehen lassen. Um gleich die Frage, die vermutlich grad vielen durch den Kopf geht zu beantworten, ja wir könnten auch fliegen ..... aber das kann ja jeder
Ja, da wir schön langsam wie Südamerikaner ticken und so ein Gefühl wie Stress für uns quasi ein spanisches Dorf ist haha haben wir wieder mal nix gebucht (uns aber übers Internet alles angesehen und abgecheckt) und gingen einfach in der Früh nach dem Frühstück los Richtung Busbahnhof und kauften uns die beiden letzten Tickets.
Erste Strecke geht ca. 18 Stunden nach Rio Gallegos und dann geht es weiter nach Ushuaia für weiter 11 Stunden. Leider gibt es nach Ushuaia keine Nachtbusse und so mussten wir uns in der verbleibenden halben Stunde auch noch ein Hostel organisieren und haben eines bekommen gg. Nicht unsere erste Wahl aber passt.
Kaum haben wir die Vorbereitungen abgeschlossen, fuhren wir auch schon pünktlich eine halbe Stunde zu spät los. Dieses mal fuhren wir mit der Linie Tramat, da es bei Andesmar keine offertas especiales gab und die andere Linie pro Person 100 Peso günstiger war. Gebucht haben wir cama (Business Class) und wir waren echt zufrieden, leider war der Bus der gerade von Buenos Aires ankam total versaut, doch der Stewart sagte uns, dass wir gleich umsteigen und einen frischen Bus bekommen. So kann es einem gehen - vom Regen in die Traufe - der Bus war zwar sauber aber uralt grml. Was solls, die Sitze waren echt fett und super gemütlich und somit perfekt die Fahrt zu verschlafen. Das war auch schon das Stichwort, kaum 5 Kilometer absolviert, schon standen wir mit einer Panne am Straßenrand. Es waren lediglich ein paar Keilriemen gerissen und wurden gleich repariert, jedoch kam Diesel auch aus dem Unterboden. Die Crew und die Leute welche sich gemütlich eine Zigarette um die Diesellake stehend genehmigten, habe ich Gernot-freundlich darauf hingewiesen (wir wissen ja von den Simpsons, wie sowas ausgehen kann), aber es passierte nichts dergleichen. Ich wurde ignoriert und wir fuhren einfach so weiter, lustig oder?
Danach verlief die Fahrt ruhig und die Landschaft wurde ihrem Namen absolut gerecht "Raues Patagonien". Wir fahren entlang der Küste und im Landesinneren, vorbei an tausenden Kilometern von Zäunen die bis an den Horizont reichen und immer der Straße entlang verlaufen. Wir haben uns vor unserer Abreise wochenlang intensivst mit dem Thema "Zauninstandhaltung" auseinandergesetzt und fragen uns deshalb ständig, wer diese elendslangen Zäune baut und in Schuss hält. Einfach unvorstellbar. Die Vegetation ändert nur langsam von saftigem Grün, übergehend in steppenartige Landschaft bis hin zu dürren Halden. Das Wetter ist schön, die Sonne scheint, draußen hat es wenig über Null °C. Entlang der Strecke sehen wir unzählige Tiere, Schafe, Rinder und Guanakos, es ist einfach nicht in Worte zu fassen. Die Landschaft hat nichts zu bieten und dennoch ist es genial.
Die sich langsam verändernde Landschaft. Beim genauen Hinsehen kann man auch den Zaun sehen, welcher sich über tausende Kilometer erstreckt.
Auf dem Weg nach Ushuaia überquert man zwei mal die Grenze - raus aus Argentinien und rein nach Chile. Das heißt raus aus dem Bus, ein paar Amtshandlungen über sich ergehen lassen, danach zu Fuß über die Grenze rein in den Bus und weiter geht's. Und dann fing es an: für ein paar Stunden fuhren wir über Schotterpisten. Nach ca. 2 Stunden - gut geschüttelt, nicht gerührt - kamen wir ans Meer und mussten mit einer Fähre die Straße von Magellan überqueren. Während der Überfahrt sahen wir Schwarzrückendelfine (Commerson-Delfin) und Pinguine, danach ging es eine weitere Stunde über die Schotterpiste weiter zur nächsten Grenze. Wieder das selbe Spiel. Vor der Grenze raus, ins Grenzhäuschen rein, Stempel holen, zu Fuß über die Grenze drüber, rein in den Bus und weiter geht's, endlich wieder auf einer asphaltierten Straße.
Bevor es endgültig nach Ushuaia ging stoppte der Bus jedoch noch mal in Rio Grande. Der "Reiseleiter" teilte uns mit, dass wir hier raus müssen und in einen anderen Bus umsteigen müssen (das können wir mittlerweile ganz gut). Bemerkung Kathi: ich hoffe wir fahren jetzt nicht mit der Pferdekutsche weiter.
Kurze Erläuterung: Ab Rio Gallegos hatten wir keinen super Bus mehr, sondern einen normalen uralten Linienbus mit vergitterten Fenstern (Schutz vor Steinen auf der Schotterstraße)! Bei der Abfahrt in Pto. Madryn lernten wir zwei Jungs aus Germanien kennen, und einer konnte perfekt spanisch, was sich noch als nützlich erweisen sollte.
Man beachte die liebevoll vergitterte Frontscheibe gg. Das alte Ding war für 8 Stunden unser zu Hause, aber gegen den Bus mit dem wir dann endgültig nach Ushuaia gefahren sind, war der quasi neu gg.
Wir also raus aus dem Bus und geschaut wo der nächste ist. Da kam ein Minibus daher und uns wurde gesagt da müsst ihr rein, gesagt getan und als wir uns setzen wollten meinte der Fahrer, dass er aber erst in eineinhalb Stunden los fährt. Das hieß für uns, Ankunft in Ushuaia erst um 21:30, wenn alles gut geht. Naja was solls, ist eben so. Nicht optimal aber könnte schlimmer sein. Unser Spanischkünstler aus dem Norden Europas ging noch mal zu dem Ticketschalter um zu fragen was da los sei und da stellte sich heraus, dass wir einer Fehlinformation zum Opfer gefallen sind und der richtige Bus mehr oder weniger nur noch auf uns warte. So Taschen wieder raus aus dem falschen Bus rein in den Richtigen noch schnell in Kooperation mit den Jungs die Ladeklappe am Bus ruiniert, vom Fahrer böse beschimpft worden und los ging die Reise abermals gen Süden.
Und so vergehen dreißig Stunden wie im Flug, obwohl man gefahren ist und zurück bleiben ein paar echt coole Erinnerungen sowie Bekanntschaften, die einem keiner mehr nehmen kann. Und jetzt sitzen wir Vier hier im Bus von der langen Reise gezeichnet, die letzten Minuten zum Ziel, ans "Ende" der Welt. Die ersten mit Schnee bedeckten Berge sind bereits zu erkennen umgeben vom Meer, eingehüllt in ein sanftes Rot der untergehenden Sonne, es wirkt so surreal, unglaublich. Die erste Dusche nach über dreißig Stunden wird noch etwas dauern, aber wir bereuen nichts. Im Gegenteil, wir sind dankbar für diese Erfahrung und die Bekanntschaft mit den Jungs. Danke für eure Gesellschaft und Hilfe. Stellt euch vor wir wären mit dem Flieger gestartet, dann würde der Bericht so aussehen:
Sind heute von A nach B geflogen, sind hier und das wars. Lg aus Ushuaia.
Dies ist auch der Grund für das ausführliche Sonderkapitel, damit jeder mal sehen kann, was es bedeutet so zu reisen. Sicher haben wir viel Komfort im Vergleich zu älteren Semestern, die vor zig Jahren eine solche Reise in Angriff genommen haben. Trotzdem ist es ein Entdecken und ein Erleben und hat recht wenig mit Urlaub oder Erholung zu tun. Immer organisiert sein, das Budget immer im Auge behalten und Kompromisse eingehen. Trotzdem genießen wir jede Minute und hoffen, das Sonderkapitel hat euch so viel Spaß gemacht wie uns die Reise in den tiefsten Süden Südamerikas.
Was erwarten wir von Ushuaia ............ puh das ist schwierig. Gar nichts. Was könnten wir sehen?
Pinguine, Seelöwen, echt mörder Sonnenuntergänge, Gletscher, sehr sehr viel Natur und Nationalparks und wenn wir Glück haben Anna Fenninger (die trainiert gerade da) , achja und was wir sicher sehen, wie unser Budget schrumpft, denn Ushuaia ist richtig teuer gg.
So aber jetzt ist genug, ich habe nur noch eins für euch Lieben.
Wenn ihr den letzten Satz gelesen habt, macht es mir gleich. Ruft euch die gerade gesehenen und erklärten Bilder in Erinnerung, legt Musik auf und schließt die Augen.
Es ist abends, wir sind etwa 14.000 oder 15.000 Kilometer von unserer wunderschönen Heimat entfernt, ich höre gerade Xavier Naidoo (Bei meiner Seele) und lasse dieses atemberaubende Land einfach auf mich wirken.
Endlose Weite unglaublich. Das weiße sind alles Schafe die hatten auf dem Bild gar nicht alle Platz.
Aufbruch: | August 2013 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | Juni 2014 |
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