auf den Dächern Afrikas
Fahrt nach Gondar: der Gemp in Gondar
Der Gemp ist Weltkulturerbe und steht als erstes auf dem Programm.
Ein zwar älterer aber trotzdem aktueller und interessanter Bericht aus dem Jahre 2004 in der Neuen Züricher Zeitung beschreibt Pracht und Zerfall der Hauptstadt Gondar.
Wir betreten das Gelände entgegen der Angabe aus KnowHow (Westen) von Süden durch das Tor der Richter. Zunächst macht das Gelände den Eindruck als wären so ein paar Paläste in der Gegend verstreut. Ursprünglich muss man sich das Innere des Gemp sehr viel dichter bebaut vorstellen; eine ganze Reihe von Bauten sind zerstört, denn sie waren nicht alle aus Stein.
Der ganze Komplex umfasst etwa 7000 qm, umgeben von einer starken Umfassungsmauer mit zwölf Toren, in deren Bereich noch sieben größere Gebäude der Gondar-Kaiser stehen.
der erste Blick fällt auf die Bibliothek und rechts daneben
auf den Palast des Kaisers Fassilidas
Unter Kaiser Fasilidas (1632-1667) wurde der Palastbezirk erstmals bebaut. Über hundert Jahre wurde dann bis in die Zeit der Kaiserin Mentewab (1730-1755) Bauwerk um Bauwerk hinzugefügt.
Der Stil wurde u.a. portugiesischen Einflüssen zugeschrieben, andere meinen jemenitische Einflüsse zu sehen. Auch indische Einflüsse sollen eine Rolle gespielt haben, da der Architekt ein Inder gewesen sein soll.
Jedenfalls wurden im Stil der Gondar-Paläste vor allem lokale Traditionen umgesetzt. Der Grundriss folgt ganz der Tradition eines äthiopischen Fürstensitzes. (große Halle für festliche Bankette (addarash) im Erdgeschoß sowie meist kleine Privatgemächer) Dazu kommen Türme und Versorgungsanlagen, wie Zisternen und Verwaltungsbauten.
Der Palast hat einen annähernd quadratischen Grundriss (ca. 25 x 25 m) mit vier runden Ecktürmen und einem rechteckigen Hauptturm (s.o.).
Im Palast führt eine Treppe zur "Hochparterre", dessen Säle heute gelegentlich zu offiziellen Ereignis genutzt werden.
Die frühen Bauten sind noch schlicht und nur durch Gurtbänder und Zinnen gegeliedert.
Halle in der Hochparterre
Blick vom hölzernen Balkon
Ruinen des Palastes des Kaisers lyasu I. (1682-1708)
Die Ruine des Palastes des Kaisers lyasu I. befindet sich nördlich des Fassilidaspalastes.
Der Palast des Iyasu I. war ebenfalls zweistöckig und wird nach der Form des Daches des nordwestlichen Turms "Sattelschloss" genannt. Der Palast ist 24 m breit und 40m lang und wird insgesamt von drei Türmen bewehrt. Dieser Bau wurde im II: Weltkrieg zerstört; man kann aber im Inneren einen Eindruck der hohen, gewölbten Halle gewinnen und die Art der aufwändigen Dachkonstruktion bewundern.
die Architektur ist bereits ausgefeilter und mit mehr Zierelementen versehen
aufwändige Dachkonstruktion
Ein wenig vor den beiden Palästen befindet sich die Bibliothek des Kaisers Yohannes. Der kleine zweistöckige Bau ist gelb verputzt. Zum Obergeschoss gelangt man über eine Treppe an der Außenseite. Heute ist in dem Gebäude die Verwaltung des Gemp untergebracht.
Blick vom Palast des Fassilidas auf die Bibliothek
In dem weitläufigen Gelände blühen die Jacarandabäume, von denen ich auch Samenhülsen einsammle - wie immer wenn wir auf Reisen sind, kann ich mich dabei nicht beherrschen. Ob zu Hause das Gewächshaus bei der Anzucht hilft?
Jacarandabäume in Blüte
Unter Kaiser Bakaffa (1721-1730) wurde die kaiserliche Macht ein letztes Mal gefestigt. Der 50 m lange, zweiflügelige Palast des Bakaffa entlang der nördlichen Mauer wurde für ihn errichtet. Der große Mittelhof war bei Empfängen mit einem Zeltdach überdeckt. Neben Privatgemächern umfasste dieser nüchterne, einstöckige Palast auch die Ställe.
Palast des Kaisers Bakaffa
Kaiserin Mentewab regierte die meiste Zeit für ihren Sohn lyasu II. ("den Kleinen", 1730-1755). Einer letzten Blüte der höfischen Kultur verdanken wir den schönen Palast der Kaiserin (8) und die Anlage in Kusqam (s. späteres Kapitel). Der zweistöckige Palast liegt in einem Graben, in das Obergeschoss gelangt man über eine Brücke, wenn es denn geöffnet wäre. Der kleine Turm wirkt ebenso wie die Zinnen eher schmückend als wehrhaft. Auch die Bauornamentik zeigt diese Tendenz zur Verspieltheit: Tür- und Fenstereinfassungen sind schön gegliedert und die Wände mit kleinen Reliefs geschmückt.
Palast der Kaiserin Mentewab
Aufbruch: | Februar 2014 |
Dauer: | unbekannt |
Heimkehr: | Februar 2014 |