auf den Dächern Afrikas
über Land nach Bahir Dar
Unser heutiges Ziel ist der 565 km entfernte Tana-See. Wir nehmen wieder die Straße nach Entoto nordwärts aus Addis heraus - wie schon gestern geht kontinuierlich bergauf auf eine Hochebene. Sie erscheint recht fruchtbar, denn überall stehen Rundhütten, und man sieht zahlreiche Dreschplätze für das angebaute Tef - ein Getreide -vielleicht eher eine Grassorte - dessen winzige Körner aussehen wie Grieß und als Grundnahrungsmittel für Äthiopien gilt. Das hieraus gebackene Sauerteig-Fladenbrot ist etwas gewöhnungsbedürftig, läßt sich aber gut essen.
Am Straßenrand der recht dicht besiedelten Hochebene sieht man immer mal wieder sogenannte Strassenkirchen, häufig unscheinbare Bauten mit einem Kreuz auf dem Dach. Wir stoppen an einer solchen wegen des riesigen Raubvogels auf dem Kreuz.
Immer wieder sieht man Gruppen von Menschen, die schier unendliche Wegstrecken über die Strasse oder auch über das freie Land zurücklegen.
Debre Libanos
Nach etwa 100 km auf der recht befahrenen Hauptstraße geht rechts ein markierter Abzweig ab, der zum berühmten Kloster Debre Libanos führt. Das Kloster liegt auf einem Plateau über einer steil abfallenden Schlucht.
Das Kloster soll im 13. Jh. unter dem Namen Debre Azbo vom Heiligen Tekle Haymanot gegründet worden sein.
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Die alten Klostergebäude waren von den italienischen Besatzern 1937 im Rahmen der Vergeltungsmaßnahmen nach dem mißglückten Attentat auf den ilalienischen Vizekönig Marschall Graziani niedergebrannt worden. 320 Mönche in Debre Libanos - alle, die man im Kloster fand - wurden auf Befehl vom 24. Mai 1937 erschossen.
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Die heutige achteckige Kirche mit der silbernen Kuppel und dem Kreuz auf einer Stange wurde erst in den fünfziger Jahren errichtet.
Die Malereien und Glasfenster wurden von Afework Tekle entworfen, der auch die Fenster der Africa Hall in der Hauptstadt gestaltete.
Im angeschlossenen kleinen Museum wird strengstens darauf geachtet, dass niemand fotografiert. Ausgestellt sind toll ornamentierte Handkreuze mit fast archaischen Schnitzereien, solche in groß für Stöcke und in klein für die Hand, Bücherständer, die englischen Gegenständen alle Ehre machen würden, Bucheinbände (meist mit Tuch bespannte Holzdeckel), Trommeln, Schriften und natürlich Gewänder. Leider sind die Gegenstände z.T. recht unansehnlich präsentiert.
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Vor dem Kloster sind eine ganze Reihe von Pilgern, die andächtig und betend die Zeit verbringen.
Im Dorf Debre Libanos ist der Teufel los. Alle Menschen scheinen auf der Strasse zu sein - wie geschäftig es dort ist, zeigt ein kleiner Videoclip.
Am Abzweig zum Kloster hatten wir schon einen Blick in die tiefeingegrabene Schlucht geworfen. Nun machen wir an einen kleinen Hotel (deutsch?) mit fantastischen Ausblicken einen kurzen Stop. Die Zeit von hier zu einer portugiesischen Brücke aus dem 16. Jh. mit hohem Wasserfall hinunterzulaufen haben wir leider nicht.
Die fünfeckigen Basaltblöcke, die wir am Steilhang von Debre Libanos gesehen haben, liegen hier als Bodenbelag.
Auf der Fahrt von Debre Libanos Richtung Norden erreicht man nach ca. 100 km die mehr als 1500 m tiefe Schlucht des Abay (Blauer Nil). Dieser Fluss, der über etwa 800 km (von insgesamt ca. 1450 km) innerhalb Äthiopiens verläuft, markiert die Grenze zwischen den historischen Provinzen Shoa und Gojam.
Die Strasse windet sich von Süden etwa 1000m hinab - gott sei Dank ist sie geteert - trotzdem quälen sich entgegenkommende Fahrzeuge mühsam die Steigung hinauf.
Am Wegesrand beobachten die ersten Affen den Verkehr
Im Tal überspannnt eine neue Brücke den blauen Nil - direkt neben der alten aus Heile Selassies Zeiten. Eigentlich darf man sie nicht fotografieren (strategisch?!
In dieser Gegend wachsen zahlreiche baumartige Sträucher, die Früchte tragen - es sind aber keine Mangos wie man meinen könnte, sondern hochgiftige Judasäpfel. Sie sind vollständig hohl, die Sträucher haben wunderschöne Blüten.
Nach dem mühsamen Aufstieg auf der nördlichen Seite machen wir kurz Rast in Dejen, nicht ohne Moschee und Kirche zu bewundern.
Die Nord-Süd-Achse ist stark frequentiert vor allem von Lastern. Die 'restlichen' gut 300 km ziehen sich unendlich lang hin und es wird allmählich dämmerig. Es bleibt nur auf die Strasse starren und ab und zu Besonderheiten festzuhalten.
Schließlich halten wir noch einen Sonnenuntergang fest (18.30 Uhr) und erreichen wohlbehalten in der Dunkelheit den Ort Bahir Dar am Tanasee.
Aufbruch: | Februar 2014 |
Dauer: | unbekannt |
Heimkehr: | Februar 2014 |