auf den Dächern Afrikas
Fahrt nach Dire Dawa: Harar - die muslemische Stadt
Heute steht 'nur' Harar auf dem Programm, Die 50 km entfernt liegende Stadt liegt zwar fast auf gleicher Höhe wie Dire Dawa , aber man muss über den Höhenrücken, den wir gestern befahren haben. Hinter dem Abweig von gestern geht es hinunter auf eine Hochebene mit zwei Regenwasserseen, die die landwirtschaftlich Bewirtschaftung vereinfachen gegenüber den in den Hängen liegenden Terrassenfeldern des Passes. Entsprechend lebhaft ist Arbeit im Gange.
Im folgenden kleinen Ort Alemaya halten wir an, um den Khatverkäufern zuzusehen und laufen ein kleines Stück durch einen Markt mit archaischen landwirtschaftlichen Geräten - ein Verkäufer zeigt mir den Holzpflog mit aufgesetztem Steingewicht. Oder auch die geschnitzten Holzhacken zur Feldbearbeitung. Ein paar Männer sind bereits High und stopfen ein Blatt Khat hinter dem anderen ins Maul.
Danach versuchen wir in ein Institut von Menschen für Menschen zu kommen - nach einigem Hin- und Her gelingt es uns und wir können die wegen Prüfungen leeren Lehrhallen für Elektro, Elektronik, Metallbearbeitung und Maschinenbau anschauen und mit verschiedenen Lehrern und Ausbildern reden. Prinzip zur Aufnahme: arme Familie, gute schulische Leistungen, freie Kost und Logis während der 4jährigen Ausbildung. Ein alter äthiopischer Ausbilder spricht immer vom Herrn Karlheinz.
Im 13./14. Jh. hatte sich eine Reihe muslimischer Sultanate im Osten des äthiopischen Hochlandes herausgebildet, zu denen auch der Handelsplatz Harar gehörte. Wechselvolle Kämpfen zwischen den Sultanaten und dem christlichen Äthiopien folgten. Harar blieb jedoch durch seine Mauern einigermaßen geschützt und wurde der wichtigste Handelsort am Horn von Afrika. Aus dem Inneren des Landes kamen Sklaven, Kaffee, Elfenbein und ein Farbstoff namens 'wars. Importiert wurden vor allem Kleidungsstücke. Die Güter wurden in Harar ausgetauscht und zur Küste oder ins Landesinnere weitertransportiert.
Harar wurde im Laufe der Zeit zum Zentrum islamischer Gelehrsamkeit, das gilt für islamische Gelehrte bis heute. Im 19. Jh. beherbergte die Stadt fünf große Moscheen, 81 Gebetsplätze und zwölf Koranschulen. Ungläubigen Ausländern war das Betreten der sagenhaften Stadt am Horn von Afrika verboten; erst 1855 gelang es dem englischen Entdecker Richard Burton als erstem Europäer, Harar zu betreten - in Verkleidung.
Der Besuch hat Berrekets Tagesplan so gründlich durcheinander gebracht, dass wir nun eine gute Stunde auf den lokalen Führer warten müssen. Daher starten wir direkt nach Stadtplan vom zentralen Feres Megala allein einen Rundgang, nachdem wir vergeblich versucht haben in die Erlöserkirche zu kommen.
der 8-eckige Bau der Medhane Alem - unter Menelik II. nach den Plänen der Georgskirhe in Addis erbaut
An der Hauptstraße stehen viele zweistöckige Häuser, ein in Äthiopien seltener Haustyp, der gegar genannt wird. Die Balkone sind aber in der Regel erheblich restaurierungsbedürftig.
Die spanische Botschaft ist im restaurierten Palast der Tochter des letzten Herrschers untergebracht, dagegen sieht das Stadtmuseum recht ramponiert aus.
Stadtmuseum
An der großen Moschee - eine von 80 in Harar - biegen wir zum Pferdemarkt ab, auf dem sich viele eigenartige Pfeiler befinden, deren Bedeutung wir nicht eruieren können.
Pferdemarkt
Danach geht es gefühlsmäßig zurück durch die 'Schneider'strasse - Singernähmaschinen u.a.
Da wir noch etwas Zeit haben, laufen wir vom Feres Megala noch einmal nordwärts zum Stadttor Fallana Ber
hier scheint die ganze Stadt auf den Beinen zu sein
nur die älteren Herren sitzen an den Häuserwänden
interessante VW-Bulli Variante
die Damen wollen erstmals nicht fotografiert werden - aber es ist zu spät
an der doch recht verfallen(d)en Satdtmauer müssen wir umkehren, da wir den lokalen Guide treffen sollen.
Der lokale Guide ist da und fährt mit uns zunächst aus der Stadt heraus, um uns einen schönen Blick auf die 'weiße Stadt' zu bieten, die eigentlich grün-weiß ist.
Ein Mädchen mit einer kleinen Ziege auf dem Arm hilft uns, Distelsamen zu ernten, den ich zu Hause züchten möchte. Leider habe ich im Moment keinen einzelnen Birr.
Danach geht es mit dem Führer in den 'Vergessen Sie alle bisher gesehenen Märkte'-Markt. Total verwinkelt unter Zeltplanen hindurch wuseln wir uns durch - wir sind für die Menschen hier genauso interessant wie sie für uns.
Kanister werden zu allem benutzt!
das hier ist Teff oder Zwerghirse (eragrostis tef) - eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Süßgräser - zum Vergleich der Größe der Körner liegt eine Bohne obenauf!
die Damen sieben (dreschen) das/den Teff
zwischen aller Arbeit gönnt man sich aber auch ein Spielchen - Dame mit Kronkorken
Wir kaufen den ersten Rohkaffee (100 Birr/kg), Chilis und Kicherbsenmehl mit Sesamöl.
Rohkaffee
Chili (vorne) - Kichererbsenmehl mit Sesam (hinten)
Weihrauch kaufen wir keinen - es gibt noch Vorräte aus dem Oman
Durch das Buda Ber betreten wir wieder die Altstadt
Stadttor buda ber
Etwas weiter: Zwei Jungens stellen sich in Pose, ein drittes Kind kommt hinzu und auf einmal sind es fünf.
Der Besuch - durch den lokalen Stadtführer ermöglicht - in einem Privathaus 'höherer' Schicht zeigt uns den Aufbau eines gegar: Wichtigster Raum ist der Empfangsraum, in dem auf verschiedenen Diwanen (Plattformen) die Mitglieder des Haushaltes entsprechend ihrer sozialen Position Platz nehmen. Die Wände sind mit Ocker bemalt und mit Teppichen behängt, in Nischen (im Idealfall elf) werden Porzellane ausgestellt.
Empfangsraum
Nischen
Abtrennung zum Schlafgemach
Schließlich nähern wir uns wieder dem Ausgangspunkt. Früher gab es wohl im Rimbaud-Haus Kaffee, den wir inzwischen schmerzlich vermissen. Aber die tolle indische Architektur des Hauses läßt uns auch dies wieder schnell vergessen.
Der prächtige Bau wurde für einen indischen Händler in der Zeit nach der äthiopischen Besetzung der Stadt errichtet und ist es wert, durch den Namen des Dichters geschützt, erhalten zu bleiben, da es sich nicht um den eigentlichen Wohnsitz des Dichters Arthur Rimbaud handelt, sondern heute nur als solcher 'vermarktet' wird. .
Skizze aus dem Privathaus
Rimbaud Haus
Hausinneres
Zurück im Hotel in Dire Dawa sitzen wir dann nach einer kalten Dusche bei einem Gintonic an der Bar - da ist der Strom weg, niemand regt sich auf, jeder zückt sein Handy o.ä.. An der Bar hat man Taschenlampen und bald geht das Licht wieder, aber der Generator bricht einige Male wieder zusammen, da wohl in den Zimmern noch so viele Lichter eingeschaltet sind. Wir werden wohl nach dem Abendessen mit leckerem Zicklein den Weg ins Zimmer im 3. Stock lieber über die Treppe nehmen.
Aufbruch: | Februar 2014 |
Dauer: | unbekannt |
Heimkehr: | Februar 2014 |