Frankreich - Spanien 2014
Teil II - Perigord - Limousin - Streckenverlauf: Fahrt durch das Perigord Vert
7.09.2014 - 10. Tag - Fahrt durch das Perigord Vert
7. September 2014 - Sonntag - 10. Tag
Fahrt durch das Perigord Vert
La Chapelle Faucher: Kirche Notre Dame de l'Assomption - Chateau de Lasfond
St. Jean de Cole: Kirche Saint Jean Baptiste - Chateau de la Marthonie
Chateau du Puyguilhem - Abbaye de Boschaud
Vieux-Mareuil: Kirche Saint-Laurent von Mareuil- Chateau de Mareuil
Verteillac - La Tour Blanche: Herrenhaus Nanchapt
Lisle - Campingplatz Municipal du Pont, Platz 1
Fahrzeit: 5 Stunden - 164 km
In der Nacht haben wir gut geschlafen, trotz der Hochzeitsfeier auf dem Campingplatz. Die beiden Besitzer haben geheiratet. Unser Stellplatz ist wirklich ideal für uns, ruhig, groß genug für unseren Fuhrpark und mit schönem Blick auf den Fluss Dronne und die Umgebung. Nachts ist es sehr ruhig, nur hin und wieder hört man ein Käuzchen.
Nach dem Frühstück starten wir um 10 Uhr, durch das Perigord Vert.
Das Perigord Vert liegt im hügeligen, waldreichen Norden, der bereits klimatische Ähnlichkeit mit dem raueren, feuchten Klima des angrenzenden Limousin hat. Der Landstrich gehört noch zum Limousin. Er wird von einem Netz kleiner Flüsse, Bäche und Seen durchzogen, gesäumt von dichtem Unterholz, durch den der Westwind rauscht. In dieser Gegend, wo Misch-kultur und Milchproduktion vorherrschen, findet man eine Vielzahl von einsam gelegenen Höfen und Weilern.
Unser erster Halt in La Chapelle Faucher. Das Flüsschen Cole wird hier von einer Burgruine überragt, die 1916 von einem Blitzschlag getroffen wurde und in Flammen aufging. Der Eingang, Ställe und Nebengebäude sind noch in Teilen erhalten. Die Ställe wurden von der Familie, die das Anwesen seit 500 Jahren besitzt, in eine Halle umgebaut, in der ca. 280 Personen Platz finden. Man kann es von Mai bis September buchen, für Hochzeiten etc. Besichtigen kann man das Anwesen nur nach telefonischer Absprache.
Die Cole verläuft im Departement Dordogne, in der Region Aquitanien. Sie entspricht im Regionalen Naturpark Perigord-Limousin und mündet nach 52 km bei Brantome als linker Nebenfluss in die Dronne.
In dem kleinen Ort findet auf dem Platz vor der Kirche ein Flohmarkt statt. Wir müssen uns arg zurück halten, denn es gibt viele nette Dinge, die auch in unser Hexenhaus passen würden. Da die Kirche geöffnet ist, können wir sie auch von Innen anschauen.
La Chapelle Faucher ist eine Gemeinde mit ca. 400 Einwohnern, im Norden des Departements Dordogne in der Region Aquitanien. Im 12. Jh. gründet der Mönch Fulchurius eine Kapelle.
Wenig später errichten die Benediktiner eine Prioratskirche im romanischen Stil. Die Kirche Notre Dame de l'Assomption ist seit 1938 Monument historique.
Die Kirche Notre Dame de Puymartin im Ortskern, im gotischen Stil erbaut, ist ebenfalls aus dem 12. Jh. Daneben befand sich im 13. Jh. ein Gebäude der Hospitaliter.
Das Chateau de Lasfond geht auf das 13. Jh. zurück. Im Jahr 1369 wurde La Chapelle Faucher mitsamt dem Schloss vom Schwarzen Prinzen (Richard II.), Sohn des englischen Königs Edward III., zerstört. Das Schloss wurde Ende des 15. Jh. wieder aufgebaut. Im Jahr 1569 ließ belagerte Coligny während der Religionskriege mit 3.000 Mann die Burg und ließ 260 katholische Bauern später dort hinrichten.
Gaspard II. de Coligny, Comte de Coligny, Pair von Frankreich, (1519 bis 1572) war ein französischer Adeliger, Admiral und Hugenottenführer. Er war eines der ersten Opfer der Bartholomäusnacht.
Während der Fronde (Aufstände und Bürgerkriege zwischen 1648 und 1653) wurde das Schloss von königlichen Truppen belagert. 1653 wurden auf Anweisung des Marquis de Chabans die Befestigungen zwecks Umbauarbeiten geschleift.
Wir verlassen den schönen kleinen Ort und fahren weiter, D 78, nach St. Jean de Cole.
Dank zahlreicher historischer Bauten wurde der Ort, der nur ca. 360 Einwohner hat, zu einem der schönsten Dörfer Frankreich erkoren. Die Einwohner nennen sich "Jean-Colois" oder "Jean-Coloises".
Die eigentümliche Kirche Saint Jean Baptiste, deren Bau im 11. Jh. begonnen wurde und das Chateau de la Marthonie, im 12 Jh. erbaut, im 15./16. und 17. Jh. neu aufgebaut, verleihen dem Ort einen besonderen altertümlichen Reiz.
Das Touristenbüro hat geöffnet und ich kann mir wieder mal einige Infos holen. Eine Fremdenführerin begleitet eine Gruppe älterer Italiener und so erfahren wir, dass außen an der Kirche mehrere Kindergräber gefunden wurden. Die alten Markthallen vor der Kirche finden wir besonders schön. Das Chateau ist in Privatbesitz und nach Absprache zu besichtigen.
St. Jean de Cole - hier wird 1083 von Raynaud de Thiviers, Erzbischof von Perigueux, ein Augustinerpriorat gegründet. Um das geistliche Zentrum entwickelte sich der kleine Ort. Auch das Chateau de la Marthonie wurde um diese Zeit errichtet.
Die Ortskirche St. Jean Baptiste gehörte damals zum Priorat.
Während des 100jährigen Krieges plündern und zerstören die Engländer im Jahr 1394 das Priorat und das Schloss, die Mönche werden vertrieben. Die Engländer besetzen den Ort bis 1404. 1436 wird durch Papst Eugen IV. der Wiederaufbau des Priorats in die Wege geleitet.
Unter den Hugenottenkriegen leider St. Jean de Cole ebenfalls sehr. Truppen verwüsten den Ort und die Protestanten verkaufen den Besitz der Geistlichen.
1669 werden Wiederaufbauarbeiten in Angriff genommen, auf Anordnung des Erzbischofs von Perigueux. Die Geistlichen werden gezwungen, sich der Congregation de France anzuschließen. Diese Congregation wird im Verlauf der Französischen Revolution aufgelöst, die Ordensleute vertrieben, die Gebäude verkauft und die Bücher und Manuskripte verbrannt.
Die Congregation de France war eine Kongregation (Kongregation nennt man einen Zusammenschluss selbständiger Klöster in der römisch-katholischen Kirche) französischer Klöster, in denen nach der Augustinerregel gelebt wurde. Sie wurde von Kardinal Francois de La Rochefoucauld, im Auftrag Königs Ludwig XIII. und mit einer Urkunde des Papstes Gregor XV. in 1622 gegründet.
Nach der ausführlichen Besichtigung geht es weiter, D 707, D 82.
Von weitem erblicken wir das Chateau du Puyguilhem. Dieses Renaissance-Schloss, Anfang des 16. Jh. erbaut, weist die gleichen Merkmale wie die Loireschlösser zur Zeit Franz I. auf. Aus Gründen der Wahrung des öffentlichen Interesses wurde das Schloss 1938 vom französischen Staat enteignet, denn der Be-sitzer hatte es verfallen lassen. Es wurde nach dem Zweiten Weltkrieg völlig restauriert und neu eingerichtet. Heute wird das Baudenkmal von einem privaten Unternehmen verwaltet, in dessen Eigentum sich noch diverse andere Sehenswürdigkeiten der Region befinden.
Da wir - laut Rolf - nicht alles anschauen können, verzichten wir auf eine Besichtigung und fahren weiter, D 3, zur Abbaye de Boschaud.
Diese Zisterzienser-Abtei wurde 1163 in einem kleinen bewaldeten Tal, dem Bosco Cavo (Hohler Wald) gegründet, dem sie ihren Namen verdankt. Die Abtei wurde während des 100jährigen Krieges und in den Religionskriegen zerstört und Ende des 17. Jh. teilweise wieder aufgebaut.
1950 wurde begonnen, die Ruinen freizulegen und abzusichern. Anhand der Überreste kann man den ursprünglichen Grundriss der Abtei rekonstruieren. Die sehr schlicht gestaltete Kirche ist die einzig bekannte Zisterzienserkirche, deren Schiff mit einer Kuppelfolge überspannt war - heute fast vollständig zerstört.
Wir sind hier ganz allein und können die Ruinen und ihre Geschichte auf uns wirken lassen. Mir gefällt der Ort sehr gut. Nur hin und wieder werden wir gestört von Gewehrschüssen der Jäger, die heute am Sonntag überall unterwegs sind. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht erschossen werden!
Über D 98, D 939 erreichen wir Mareuil. Der Ort scheint wie ausgestorben. Es ist Mittagszeit, die Franzosen sitzen beim Essen. Rolf muss die Karte studieren und so machen wir eine kleine Pause auf einer Bank im Schatten unter großen Bäumen, an der Kirche Saint Laurent. Diese ist geöffnet und so können wir sie anschauen. Anschließend verlassen wir den Ortskern, wir sind auf der Suche nach einer Tankstelle, doch nirgendwo eine zu entdecken. Also geht es weiter, D 939. Ein kurzer Halt am Chateau de Mareuil. Während Rolf Bilder macht, sammle ich dicke Kastanien, die ich mit nach Hause nehmen werde.
Mareuil hat ca. 1.000 Einwohner und liegt im Departement Dordogne, in der Region Aquitanien. Das Gemeindegebiet gehört zum Regionalen Naturpark Perigord-Limousin.
Die ältesten geschichtlichen Zeugnisse in Mareuil gehen ins Mittelalter zurück. Im Jahr 1099 wird erstmals der Adelige Guillaume I. von Mareuil dokumentarisch erwähnt.
Zu den ältesten Bauwerken im Gemeindegebiet von Mareuil zählt die Kirche Saint-Laurent von Mareuil (12. Jh.). Die im gotischen Stil erbaute Kirche wurde im 15. und 16. Jh. erweitert. Die angefügten Zinnen verleihen dem Gotteshaus das Ausse-hen einer Burg. Das Eingangsportal stammt aus der Renaissance.
Das Chateau de Mareuil wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Es diente der Verteidigung einer der drei Baronate des Perigord. Aus der Zeit der Lehnsherren sind der Wassergraben, die Umfassungsmauer und die zwei Rundtürme am Tor erhalten geblieben. Das Chateau wurde im Laufe der Zeit wiederholt zerstört und wieder aufgebaut, als Klink benutzt und in einen Bauernhof verwandelt. Im Jahr 1963 wurde das Schloss von den Ducs de Montebello gekauft, restauriert, renoviert. Es beherbergt heute in einem der Säle ein Museum des Marschalls Jean Lannes, Herzog von Montebello, der ein Vorfahre der heutigen Besitzer war. Das Chateau kann nach Absprache besichtigt werden.
Da Rolf langsam nervös wird - ohne Benzin fährt es sich so schlecht - geht es erst einmal Richtung Ribarac. Wir kommen durch den schön geschmückten Ort Verteillac, dort gibt es einen riesigen Flohmarkt. Doch wir halten nicht, wir brauchen erst einmal Benzin. Mit dem letzten Tropfen erreichen wir einen Intermarche in Ribarac. Dort können wir tanken, endlich.
Und dann geht es gemütlich zurück nach Verteillac. Wir finden einen günstigen Parkplatz und laufen über den großen Flohmarkt. Auch hier müssen wir uns arg zurück halten, um nicht einem Kaufrausch zu verfallen. Der Ort ist mit Girlanden aus Plastikblumen geschmückt, mir gefällt das sehr, Rolf weniger. Auf jeden Fall sieht das alles sehr bunt und beeindruckend aus.
Verteillac liegt im Departement Dordogne, Region Aquitanien und hat ca. 700 Einwohner. Schön ist die Kirche in Verteillac.
Nachdem wir unseren Rundgang beendet haben, fahren wir weiter. Nächster Halt in La Tour Blanche. Hier finden sich einige schöne alte Renaissance-Häuser und das Herrenhaus Nanchapt. La Tour Blanche ist ein kleiner Ort mit ca. 450 Einwohnern in dem Departement Dordogne, Region Aquitanien.
Das Chateau de Nanchapt wurde im 16./17. Jh. erbaut und im 18. Jh. restauriert. Das schöne Haus liegt im Ortszentrum, in der Nähe der Markthallen. Es wird auch als "Maison du Marche Dieu" bezeichnet.
Seit 1948 steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Es besteht aus zwei Hauptgebäuden im rechten Winkel, mit spitzen Dächern und einem Turm, der die beiden Gebäude mit einer Wendeltreppe verbindet. Wir können es kostenlos besichtigen und es ist ja klar, dass Rolf auch den Turm besteigt, während ich lieber alles von unten bestaune. Die Fassaden sind mit Skulpturen verziert. Man kann die Räumlichkeiten für Feiern anmieten, wie ich auf einem Schild lesen kann.
Wir verlassen den kleinen Ort und fahren Richtung Campingplatz, durch eine herrliche Wald- und Wiesenlandschaft. Riesige Sonnenblumenfelder - wie müssen die leuchten, wenn sie alle in Blüte stehen. Es ist sehr warm, 30 Grad. Rolf fährt mal wieder durch die Pampa, auf kleinen Feldwegen, kaum Straßen zu nennen, so eng sind sie. Viele hübsche kleine Orte sehen wir, mit schönen Häusern.
Gegen 15 Uhr sind wir zurück, nach 164 km und 5 Stunden. Es gibt Cappuccino und Apfelstrudel. Wir ruhen uns aus und beobachten das Treiben im gegenüberliegenden Schwimmbad.
Zum Abendessen haben wir frische Sardinen, Zucchini, Baguette, Salat, Pfirsiche, Trauben und Rosewein.
Wir genießen den schönen Abend und gehen erst spät schlafen.
Aufbruch: | 29.08.2014 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 08.10.2014 |
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