Frankreich - Spanien 2014
Teil III - Baskenland - Streckenverlauf: Navarrenx - Oloron Sainte Marie
15.09.2014 - 18. Tag - Navarrenx - Oloron Sainte Marie
15. September 2014 - Montag - 18. Tag
Navarrenx: Bastide - Zitadelle - Kirche Saint Germanin d'Auxerre - Tor Saint Antoine - Brücke über den Gave d'Oloron - Bastion "Contre Mines"
Oloron Sainte Marie: Kirche Notre Dame, Pont Osseau, Pont Sainte Claire
Campingplatz Du Pont d'Abense, Abense de Haut, Tardets, Pyrenees-Atlantiques, Aquitanien
Fahrzeit: 5 Stunden - 121 km
Am Morgen als wir aufwachen, haben wir schönes Wetter, doch über den Bergen sind dunkle Wolken zu sehen. Rolf fährt mit Fahrrad ins Dorf, um Baguette zu holen. Doch hier ist das Baguette nicht so gut gebacken wie wir es gewohnt sind.
Die Satellitenschüssel wird richtig eingestellt und einige andere Arbeiten werden erledigt. Wir werden sicher einige Tage auf dem ruhigen Campingplatz bleiben.
Gegen 11 Uhr starten wir. Auf den kleinen Straßen laufen Schafe, Kühe und andere Viecher frei herum. Falken sitzen auf den Türmchen der Häuser.
D 918, D 25, vorbei an einer schönen Abteikirche, L'Hospital St. Blaise, D 936 bis Navarrenx, wo wir gegen 12 Uhr eintreffen. Das Wetter ist warm, sonnig, nur über den Bergen sind Wolken zu sehen. Wir schauen uns die erhaltenen Mauern der Zitadelle an und parken unser Motorrad auf dem ehemaligen Kasernenplatz. Hier entdecken wir ein Zigarrenmuseum, der Eintritt ist kostenlos. Anschaulich wird alles dargestellt und erläutert, vom Anbau der Tabakpflanzen, die Ernte, die Lagerung. Eine jüngere Frau sitzt an einem Tisch und wir können zusehen, wie so eine Zigarre entsteht durch viel Handarbeit entsteht.
Anschließend machen wir uns auf, den kleinen Ort zu erkunden. Ein unfreundlicher deutscher Pilger sitzt auf einer Bank und gibt auf unseren Gruß keine Antwort, wahrscheinlich weil wir uns als Motorrad-fahrer zu erkennen geben. Er hat ja keine Ahnung, dass Rolf jedes Jahr auf einem Camino wandert.
Schöne alte Häuser säumen die Straßen, oft finde ich Infotafeln, die Auskunft geben. Das Arsenal ist geschlossen in der Mittagszeit und daher nur von außen anzuschauen. Wir kommen zum Rathaus und zu der Kirche Saint Germanin d'Auxerre. Auch sie ist geschlossen, schade. Die Straßen sind wie leer gefegt, alle sind wohl beim Essen. In einem Tabaksladen kaufe ich einige Postkarten und dann steigen wir auf die Festungsmauern empor. Von dort oben hat man einen herrlichen Blick auf die Brücke über den Gave d'Oloron, die umliegende Gegend und Navarrenx selbst.
Bevor wir den schönen Ort verlassen, halten wir noch an den Ruinen der Bastion "Contre Mines" und machen auch dort einige Fotos.
Navarrenx ist eine kleine Gemeinde (1.100 Einwohner) im Departement Pyrenees Atlantiques, Region Aquitanien. Durch den Ort führt der Fernwanderweg GR 65, welcher dem historischen Verlauf des französischen Jakobsweges Via Podiensis folgt. Navarrenx liegt am Fuß der Pyrenäen, am Fluss Gave d'Oloron.
Der Name Navarrenx bezieht sich auf das Königreich Navarra, an dessen Grenze sich die Ansiedlung am Fluss Gave d'Oloron befand. Die erste schriftliche Erwähnung findet der Ort 1078. Im Jahre 1188 wird eine steinerne Brücke über den Gave d'Oloron gebaut und der Ort erhält das Marktrecht. Die heute noch vorhandene Brücke stammt aus dem 13. Jh., allerdings ist der damals entstandene Wehrturm über der Brücke nicht mehr vorhanden. Anfang des 14. Jh. wurde Navarrenx zur Bastide ausgebaut, was noch heute an den schachbrettartigen Straßenverläufen und dem zentralen Platz zu erkennen ist.
Bastide ist die Bezeichnung für die im Mittelalter gegründeten und in einem Zug erbauten Städte Okzitaniens, d. h. im Südwesten Frankreichs. Ihre Gründung folgte wirtschaftlichen, politischen oder militärischen Überlegungen.
1523 wurde die Stadt durch die Truppen Philibert de Chalons eingenommen und die Befestigungsanlagen wurden zerstört. Im 16. Jh. ließ der König von Navarra die Stadt neu gestalten und nach dem Vorbild der toskanischen Stadt Lucca zu einer Zitadelle ausbauen. Diese Mauern sind noch heute erhalten und umschließen den gesamten Stadtkern.
Im Jahr 1569 bewies die Zitadelle ihre Wirksamkeit, denn in ihr verteidigten sich die Hugenotten von März bis Juli gegen französische Truppen, bis das Heer des Grafen Montgomery eintrifft.
1620 besucht Louis XIII. den Ort anlässlich der Vereinigung des Königreichs von Navarra und dem Béarn unter französischer Hoheit. In der Kirche wurde zu diesem Anlass eine römisch-katholische Messe zelebriert. Es ist der gleiche Ort, an dem sich die Großmutter des Königs, Jeanne d'Albret, am Ostersonntag 1563 öffentlich zum Calvinismus bekannte. Der König nutzte diesen Besuch, um die verbliebenen Schätze der Könige von Navarra an sich zu bringen.
1814 verteidigen napoleonische Truppen unter General Soult die Zitadelle gegen Truppen von Arthur Wellesley.
1871 wird die Zitadelle außer Dienst gestellt und die Garnison aufgelöst.
Vor dem Bau der Brücke in Navarrenx konnte der Gave d'Oloron von den Jakobspilgern nur mit dem Boot oder bei günstigem Wasserstand durch eine Furt bei Charre überwunden werden. Lange Zeit gab es in der Nähe der Süd-Kommandantur ein Hospiz zur Betreuung der Pilger. Heute befindet sich im ehemaligen Arsenal eine Pilgerherberge.
Die Kirche Saint Germanin d'Auxerre stammt aus dem 16. Jh. Die beiden Seitenschiffe wurden erst 1862 hinzugefügt.
In der Kirche findet täglich eine Pilgermesse statt, nach der die Gemeinde zum gemeinsamen Zusammensein bei einem Glas Wein einlädt.
Der GR 65 verlässt Navarrenx durch das Tor Saint Antoine (1645) und die Brücke über den Gave d'Oloron.
Die Kernstadt ist noch heute mit den Festungsmauern aus dem 16. Jh. umgeben. Erst im späten 19. Jahrhundert wurde die Festung aufgegeben und die beiden Tore Porte de France und des Mousquetaires konnten abgetragen werden, um einen freien Zugang zur Stadt zu erhalten.
Weitere erhaltene Bauwerke der Festung sind der Pulverturm, der Kasernenplatz, der militärische Brunnen, gotische Häuser am Rathausplatz und das Arsenal.
Ein großer Teil der Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft, in der Vieh- und Pferdezucht, sowie im Tourismus. Bei den landwirtschaftlichen Produkten dominiert der Tabak- und Maisanbau. Die wenigen vorhandenen Industriebetriebe mussten in den letzten Jahren aufgeben.
Über die D 936 fahren wir nun nach Oloron Sainte Marie, eine Stadt mit ca. 11.000 Einwohnern, im Departement Pyrenees-Atlantiques, Region Aquitanien.
Oloron ist der Hauptort von Bearn, einer alten französischen Provinz an der Grenze zum Baskenland. Der Ort liegt am Fluss Gave d'Oloron, der hier durch den Zusammenfluss des Gave d'Aspe und Gave d'Osseau entsteht. Durch Oloron führt die Via Tolosana, einer der französischen Teile des Jakobsweges nach Santiago de Compostela. Sie wendet sich hier nach Süden in die Pyrenäen, führt entlang des Gave d'Aspe hinauf zum Col du Somport.
Auch hier finden wir einen günstig gelegenen Parkplatz und machen uns auf zur Stadtbesichtigung der Altstadt von Oloron Sainte Marie. Von der Pont d'Osseau hat man einen herrlichen Blick auf schöne alte Häuser, direkt am Fluss gelegen. Doch wir sehen auch, dass einige Gebäude dem Verfall preisgegeben sind. Viele Schilder weisen zudem auf den Verkauf der Häuser hin.
Auch von der Pont Sainte Claire hat man einen guten Blick auf einige schöne alte Häuser am Fluss.
Wir kommen an dem Fontaine de la Place Henri vorbei und erreichen die neoromanische Kirche Notre Dame aus dem 19. Jh. mit ihrem 52 m hohen Kirchenturm. Rolf findet die Kirche scheußlich und weigert sich, sie zu besichtigen. Er wartet auf den Stufen der Kirche auf mich, während ich hinein gehe und sie mir anschaue. Leider sind meine Bilder mit meiner kleinen Camera von schlechter Qualität, doch ich zeige sie Euch trotzdem.
Mir ist diese Kirche in früheren Jahren immer aufgefallen, wenn wir durch Oloron nur durchgefahren sind. Darum bin ich froh, in diesem Jahr auch innen eine Besichtigung machen zu können. Einige Jakokspilger haben ihre Rucksäcke in der Nähe des Kircheneinganges abgelegt. Ganz schön vertrauensselig.
Oloron ist eine römische Gründung, erstmals im 3. Jh. erwähnt. 506 nimmt an der Synode von Agde ein Bischof von Oloron teil. Danach wird ein Bischof erst 1058 wieder erwähnt. Möglicherweise war die Stadt in der Zwischenzeit verlassen.
1080 wird unter dem Namen Saint Croix der Bau von Stadtbefestigungen und einer Kirche auf der Landzunge zwischen Gave d'Aspe und Gave d'Osseau begonnen. Dort lag auch die Burg des Vicomte von Bearn.
Ab 1102 erbaute Gaston IV. de Bearne am linken Flussufer die Kirche und spätere Kathedrale Ste Marie d'Oloron als Sitz des Bischofs.
1214 musste Vicomte Gaston VI., der sich den Katharern angeschlossen hatte, als Folge des Albigenserkreuzzuges seinen Grundbesitz in Sainte Marie an den Bischof abtreten.
1802 wurde das Bistum Oloron aufgelöst. 1858 erfolgte die Vereinigung der beiden Orte Sainte Marie und Oloron.
In Oloron ist eine Schokoladenfabrik von Lindt ansässig. Besonders bekannt sind die Manufakturen in Oloron, in denen die hier heimischen Baskenmützen und Espadrilles gefertigt werden.
Wir wandern zurück zum Motorrad. Rolf fährt auf kleinen Wegen, die man kaum Straße benennen kann, zurück zum Campingplatz. Dort treffen wir um 16 Uhr ein, nach 5 Stunden, 121 km. Unterwegs habe ich an einem Wegkreuz einen Jesus gesehen, dem man eine leere Bierflasche in die Hand gedrückt hat. Leider konnte ich diese Geschmacklosigkeit nicht fotografieren.
Das Wetter ist herrlich. Wir genießen die Wärme.
Zum Abendessen gibt es Huhn in Curry (fertig gewürzt gekauft), was uns beiden gar nicht schmeckt, dazu Salat, Baguette, Trauben und Rotwein.
Wir sitzen lange draußen und genießen die Ruhe auf dem schönen Campingplatz. Nur drei Camper sind auf dem Platz. Nachdem wir noch einen Film angeschaut haben, gehen wir schlafen.
Aufbruch: | 29.08.2014 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 08.10.2014 |
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