Frankreich - Spanien 2014

Reisezeit: August - Oktober 2014  |  von Uschi Agboka

Teil IV - Picos de Europa - Streckenverlauf: Picos de Europa - Puentenansa

27.09.2014 - 30- Tag - Picos de Europa - Puentenansa

27. September 2014 - Samstag - 30. Tag
Mirador de el Jabali - Mirador de el Zorro - Mirador de la Cruz Cabezuela - Embalse de la Cohilla - Rio Nansa - Sierra Pena Sagra - Picos de la Astilla - Embalse de la Lastra - Tudanca - Valle de Nansa - Puentenansa - Mirador de la Piquere - Collado de Alba - Collado de Hoz - La Fuente - Iglesia de Santa Juliana
Campingplatz La Viorna, Potes - Liebana - Kantabrien (Spanien)
Fahrzeit: 4 Stunden, 113 km

Wie immer schellt der Wecker um 8 Uhr. Nach dem gemütlichen Frühstück geht es zunächst nach Potes. Dort habe ich um 10 Uhr einen Friseurtermin. Es dauert normalerweise nicht lange, Haare waschen, bisschen fönen und Zöpfe flechten. Doch die junge Frau, die mich bedient, gibt sich besonders viel Mühe, so dass Rolf fast eine Stunde auf mich warten muss. Er hat es sich auf einer Bank gemütlich gemacht und beobachtet das Treiben in dem kleinen Ort.

Gegen 11 Uhr starten wir endlich. Die Picos de Europa zeigen sich heute Morgen in ihrer ganzen Schönheit. Zunächst N 621, dann CA 184 bis Cueva, Schafe wandern umher und Rinder überqueren die Straße. Sie haben hier "Vorfahrt". CA 281, kommen an verschiedenen Miradors vorbei, u. a. Mirador de el Ja-bali, Mirador de el Zorro, Mirador de la Cruz Cabezuela. Vor dort haben wir einfach phantastische Überblicke über die prächtige Gebirgswelt.

Auch heute stellen wir fest, dass die Straße, die durch Kastillien-Leon führt, sehr schlecht ist. Sobald wir wieder in Kantabrien unterwegs sind, ist die Straße hervorragend. Manchmal ist mir bei den vielen Rindern mit ihren mächtigen Hörnern doch recht mulmig auf dem Motorrad. Doch ich bin froh, einige Bilder machen zu können, denn Rolf kann ja nicht überall halten.

Hin und wieder passieren wir ein kleines Bergdorf und dann erreichen wir den Embalse de la Cohilla, der vom Rio Nansa gespeist wird, im Gebirge Sierra Pena Sagra. Die toten Bäume, die aus dem Wasser ragen, sehen makaber aus. Die Berglandschaft, die uns begleitet ist einfach wunderbar - Picos de la Astilla, mit traumhaften Tälern. Schön sind auch die natürlichen Felsentunnel, die wir durchfahren. Die enge kurvige Straße CA 281 ist eine Wucht für jeden Motorradfahrer und was besonders schön ist, fast kein Verkehr. Überall blühen gelbe Blumen. Mich begeistert aber vor allem das bunte Heidekraut. Wir können uns gar nicht satt sehen, so schön ist es. Ein weiterer Stausee, Embalse de la Lastra, in der Nähe von dem kleinen Ort Tudanca (48 Einwohner), im Valle de Nansa.

Das Valle de Nansa liegt zwischen den Tälern Liebana und Saja und wird von der Sierra del Escudo im Norden und der Sierra de Pena Labra im Süden beherrscht. Der Rio Nansa hat dieses schöne Tal geschaffen. Es gibt wenige kleine Orte, deren Einwohner in der Landwirtschaft tätig sind. Das Tal ist bekannt u. a. für die gute Qualität der Rinder. Während des späten Mittel-alters gehörte die Region zu der Herrschaft des Hauses des Marquis de Aguilar de Campo. Dieser spanische Adelstitel wurde von den Katholischen Königen 1484 geschaffen. Im Laufe der Geschichte nahmen die Marquis de Aguilar de Campo immer wichtige Positionen im Dienst des spanischen Volkes ein (Vizekönige, Minister, Mitglieder der Staatsräte, Botschafter). Heute ist Maria del Pilar von Moray und Travesedo im Besitz des Titels.

Der Rio Nansa entspringt auf 1.800 m Höhe, am Fuß des Gebirges Pena Labra, fließt dann nach Norden, Richtung Meer, speist den Stausee de la Cohilla, fließt weiter nach Puentenansa, durch Gebirgstäler, bis er in den Rio Tina Mayor bei San Vicente in den Golf von Biskaya mündet.

Der Golf von Biskaya ist eine Bucht des Atlantischen Ozeans, die sich von Galicien bis zur Bretagne entlang der Nordküste Spaniens und der Westküste Frankreichs erstreckt. Dieses Seegebiet ist für schlechtes Wetter, starke Stürme und extremen Seegang bekannt.

Falken sitzen auf den Schneestecken oder den Masten der Stromleitungen und beäugen uns. Hin und wieder segelt einer am Himmel. Rinder werden über die Straße getrieben. Am Rio Nansa entlang kommen wir nach Puentenansa. Dort spielen Musiker auf Dudelsäcken, wir wollen zuhören und finden ein Plätz-chen in einer kleinen Bar, mitten im Geschehen. 1 Glas Rotwein 0,60 Euro, 1 alkoholfreies Bier 1,30 Euro, 1 Stück Tortilla 1,20 Euro. Für uns immer kaum fassbar. Der Hund des Besitzer hat irgendwie Gefallen an mir gefunden. Er springt mich an und lässt sich kraulen.

Die Rinder werden mitten durch das Dorf getrieben, begleitet von der Dudelsackmusik. Wir freuen uns, dass wir das hautnah miterleben können.
Während wir der Musik lauschen, beobachte ich einen Schäferhund, der auf einer hohen Mauer hin und her rennt. Keine Ahnung, nach was er Ausschau hält.

Ein Spanier spricht uns auf Deutsch an. Er lebt seit 42 Jahren in Köln, ist inzwischen Rentner und kommt 3 Monate im Jahr zurück nach Hause, um seine 91-jährige Mutter zu besuchen. Solche Begegnungen sind immer sehr schön.

Puentenansa, 180 Einwohner, liegt auf 200 m Höhe. Der Name des Ortes kommt von Brücke (Puente) über den Rio Nansa, der die Stadt durchquert. Ein besonderes Fest ist am 29. September, Feria de Ganado en San Miguel Archangel. Zu diesem Fest werden über 1.200 Rinder, 500 Pferde, 400 Schafe und 200 Ziegen in den Ort gebracht. Es finden verschiedene Wettbewerbe statt, es gibt viel Musik, gutes Essen, eine Prozession - als ein richtiges Volksfest. Der kleine Bergort verwandelt sich an diesem Tag in einen Hexenkessel.

Unsere Tour geht weiter, CA 282, Richtung La Hermida. Über den Mirador de la Piquere, Collado de Alba, 580 m, Collado de Hoz, 658 m. Eidechsen sonnen sich auf den warmen Felsen. Ein mächtiger Tudanca-Stier animiert uns zum Halten und Fotografieren. Er sieht einfach wunderschön aus. Hier sind mehr Menschen unterwegs.

Grundstücke sind wie z. B. auf Sardinien durch kleine Steinmauern getrennt. Es gibt hier viel Land- und Viehwirtschaft, Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde. Sie leben frei auf den Weiden, es gibt keine riesigen Ställe wie bei uns. Viele junge Menschen scheuen dieses Leben und wandern ab, in die Städte.

Wir kommen nach La Fuente (40 Einwohner). Bei dem schönen Wetter sitzen die Menschen in ihren Gärten und essen. Einige winken uns zu. In La Fuente gibt es eine kleine romanische Kirche, Iglesia de Santa Juliana (12./13. Jh.), die ich im Vorbeifahren fotografieren kann. Die Kirche wurde im Jahr 1983 zum Kulturdenkmal erklärt.

Ab La Hermida, N 621, durch die schöne Schlucht. Doch heute macht es hier keine Freude, zu fahren. Es herrscht ein Wahnsinnsverkehr. Besonders schlimm sind die rasenden Motorradfahrer. Wir wundern uns, dass nichts passiert. Es ist herrliches Wetter, Sonnenschein und ziemlich warm. Wunderbar immer wieder der Blick auf die Berge.

An "unserer" Tankstelle entdecke ich ein Schild, dass die Reiter, die sich heute dort treffen, eine Reitertour unternehmen, in Erinnerung an einen verstorbenen Freund namens Javi. Rolf meint zwar, das interessiere niemanden, aber mich eben doch!

Gegen 15 Uhr sind wir zurück am Campingplatz, nach 4 Stunden und 113 km. Doch wir haben unendlich viel Schönes heute gesehen.

Rolf macht Servicetag, d. h. Abwasser, Toilette leeren, Wasser nachfüllen. Doch vorher gibt es noch schnell einen Cappuccino und ein süßes Teilchen. Später genießen wir unseren herrlichen Blick auf die Picos de Europa.

Zum Dinner haben wir Huhn, Austernpilze, Salat, Baguette, Rotwein und Trauben. Später treffen wir uns wieder mit Edith und Marius. Wir erzählen uns, was wir heute auf unseren Touren erlebt haben. Die Beiden wollen morgen unsere Tour von heute nachfahren. Rolf zeigt ihnen auf der Karte, wie wir gefahren sind. Ein weiterer schöner Tag geht zu Ende.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrt durch die Auvergne, Perigord, Limousin, Aquitanien, das Baskenland und Besuch der Picos de Europa.
Details:
Aufbruch: 29.08.2014
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 08.10.2014
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Deutschland
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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